Stefan Peno muss mittlerweile als einziger etatmäßiger Profi-Spielmacher im ALBA-Team viel Verantwortung tragen, was der 21-jährige serbische Nationalspieler aber bislang bravourös löst. Am Mittwoch legte er mit 12 Punkten und 12 Assists gegen Cedevita ein Double-Double auf und mit im Schnitt 5,6 Assists ist er im EuroCup der neuntbeste Passgeber und in der easyCredit BBL der achtbeste mit 6,2.

Spielerprofil Stefan Peno

Stefan, Cedevita-Coach Slaven Rimac sagte am Mittwoch auf der Pressekonferenz auf eine Frage nach den Schiedsrichtern, ein Verlierer habe das Recht, sauer zu sein. Warst du am Mittwoch sauer?

SP: Natürlich waren wir sauer auf vieles am Mittwoch, aber vor allem auf unsere eigene Leistung. Wer verliert schon gerne in eigener Halle – erst recht, wenn er sich dabei an die eigene Nase fassen muss. Wir waren in der ersten Halbzeit schlechter als wir es bei all unserem Verletzungspech hätten sein dürfen. Auch wenn so viele fehlen, müssen wir das besser lösen.

... was ihr ja zumindest in der zweiten Halbzeit getan habt?

SP: Ja, da waren wir physisch viel präsenter und sofort lief auch unser ganzes Spiel besser. Daran müssen wir jetzt anknüpfen und wenn wir das gleich in der ersten Halbzeit tun, dann werden wir auch in dezimierter Aufstellung eine Siegchance haben.

Seit der Verletzung von Peyton Siva spielst du noch besser als vorher – weil du jetzt mehr Verantwortung spürst?

SP: Ich versuche eigentlich, die gleichen Sachen zu tun, die ich auch schon vor Peytons Verletzung gemacht habe und was ich am besten kann, ist nun mal mein Team zu dirigieren und gute Pässe zu geben. Das fällt jetzt vielleicht stärker auf, weil ich mehr Minuten auf dem Parkett stehe. Diese zusätzlichen Minuten gibt Coach Aito mir aber nicht automatisch, weil Peyton verletzt ist. Die Minuten muss ich mir mit energiereichem Spiel in der Offensive und in der Defensive genauso verdienen wie vorher. Das läuft momentan gut, aber wenn wir verlieren, kann ich mich nicht über ein Double-Double freuen. Zu gewinnen macht mir natürlich viel mehr Spaß – selbst wenn ich dabei nur fünf Minuten spiele. Ich mag die Atmosphäre nach Niederlagen in der Kabine überhaupt nicht.

Aber jetzt ist ja zum Glück Dennis Clifford als Stimmungskanone zurück. Der hat es doch drauf, euch wieder aufzumuntern?

SP: Ja, aber das hat er auch während seiner Verletzung gemacht. Da war er immer bei uns und hat uns in der Kabine angefeuert. Er ist einfach ein guter Teamkamerad, der beispielsweise vor dem Spiel zu mir kommt und mir Mut macht oder mich wieder aufbaut, wenn etwas nicht so gut gelaufen ist. Es war schwer für ihn, mehrere Woche lang nur das tun zu können und nicht selber auf dem Parkett helfen zu können. Aber jetzt ist er zum Glück ja wieder voll da.
 

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Gegen Bamberg gibt es für dich ein Wiedersehen mit Tyrese Rice, mit dem du 2016/17 zusammen in Barcelona gespielt hast …

SP: Das war meine beste Saison in Barcelona, weil ich da in der ersten Saisonhälfte zum ersten Mal ein festes Mitglied der ersten Mannschaft war. Ich war durchgängig beim Team, habe alle Trainingsmaßnahmen mit gemacht und dabei auch viel von Tyrese gelernt. Er ist auch abseits des Parketts ein toller Typ und eine große Persönlichkeit. Er hat mich nie als Konkurrent gesehen, sondern hat mich auch im Spiel immer unterstützt. Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen.

Dummerweise ist er nicht Bambergs einziger Spielmacher. Die haben auch noch Nikos Zisis. Wie beurteilst du den?

SP: Wer bin ich, dass ich über Nikos Zisis urteilen soll? Das steht mit nicht zu, dafür bin ich noch viel zu jung und unerfahren, während er schon eine lebende Legende ist. Die Bamberger können stolz sein, solch einen Spieler in ihren Reihen zu haben.

Rice ist mit 1,85 Metern ein kleiner Point Guard, Zisis mit 1,97 Metern ein großer. Wer liegt dir mehr?

SP: Ob ich lieber Rice oder Zisis verteidige? Ich weiß nicht. Das wird auf jeden Fall beides sehr schwer, aber ich mag solche großen Herausforderungen. Die sind es doch, an denen du als junger Spieler wachsen kannst. Ich habe schon als kleiner Junge dafür trainiert, mal gegen die Großen zu spielen und jetzt tue ich das. Das ist doch wunderbar.

Du zählst mit deinen 1,94 Metern zu den größeren Point Guards, die aber gegenüber den kleinen immer Probleme mit der Schnelligkeit haben. Arbeitest du daran?

SP: Ja, natürlich, das war schon immer mein größtes Handicap. Ich habe diesbezüglich schon kleine Fortschritte gemacht, aber ich arbeite mit Athletikcoach Pepe immer noch regelmäßig an meinen Beinen und an meiner Schnelligkeit. Als großer Point Guard musst du in der Lage sein, einen kleineren halbwegs stoppen zu können. Er darf dir nicht weglaufen.

Mit welcher Einstellung gehst du in das Spiel gegen Bamberg?

SP: Die letzten beiden Niederlagen in Vechta und gegen Cedevita haben uns auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Davor sind wir scheinbar mühelos von Sieg zu Sieg geeilt und haben sogar in Krasnodar gewonnen. Aber jetzt wissen wir, wo wir mit all unseren Problemen wirklich stehen. Ich denke, dass es gar nicht so schlecht sein wird, ernüchtert in dieses mit viel Renommee verbundene Spiel zu gehen. Wichtig wird sein, nicht wieder gleich zu Beginn hoch in Rückstand zu geraten.

Ist dir aufgefallen, dass die Fans euch am Mittwoch auch nach der schwachen ersten Halbzeit unvermindert angefeuert haben?

SP: Natürlich, das war für uns alle eine großartige Erfahrung, wie die Fans uns angefeuert haben, obwohl wir in der ersten Halbzeit wirklich schlecht waren. Die haben einfach kapiert, dass wir diese Unterstützung jetzt brauchen und waren wirklich unser sechster Mann auf dem Feld. Und wenn ich jetzt höre, dass am Sonntag mehr als 11.000 in die Halle kommen, steigert das meine Vorfreude auf dieses Spiel noch mehr.