Nach vier Auswärtsspielen in Folge kehren die Albatrosse endlich wieder für ein Heimspiel in die heimische Mercedes-Benz Arena zurück: ALBA spielt am Montag (27.1., 20:30 Uhr) gegen das Überraschungsteam HAKRO Merlins Crailsheim. Die „Zauberer“ aus Süddeutschland, die im Vorjahr erst am letzten Spieltag den drohenden Abstieg abwenden konnten, haben in dieser Saison alle Prognosen über den Haufen geworfen und sich mit ihrem attraktiven Tempospiel zu einem Playoff-Kandidaten gemausert.

Tickets ALBA - Crailsheim (Mo. 27.1. 20:30 Uhr)

Die schnellen Merlins fackeln bei den Dreiern nicht lange

Wer am Montag in die Mercedes-Benz Arena kommt, darf sich auf ein echtes Offensiv-Spektakel freuen, denn mit ALBA und Crailsheim treffen die beiden Teams aufeinander, die in der easyCredit BBL am häufigsten (je fünfmal) hundert oder mehr Punkte erzielt haben. Grundvoraussetzung für solch hohe Scores ist zum einen ein hohes Spieltempo. Außerdem spielt natürlich die Treffsicherheit eine Rolle. Die eher klein aufgestellten Merlins bevorzugen dabei den Dreier. Kein anderes Team in der Liga wirft öfter aus der Distanz als Crailsheim (im Schnitt 32 Mal) und kein anderes Team trifft auch mehr Dreier (zwölf pro Spiel).

Trainer Tuomas Iisalo, der in seiner aktiven Zeit (bis 2014) zu den besten Dreierschützen in der finnischen Liga zählte, hat bei der Teamzusammenstellung offenbar sehr genau darauf geachtet, dass jeder Spieler bis hin zu den Centern auch den Dreier werfen kann. Noch wichtiger war dem Finnen und Sportdirektor Ingo Enskat bei der Rekrutierung der neuen Mannschaft aber die Altersstruktur, nachdem die Merlins im Vorjahr mit dem höchsten Durchschnittsalter der Liga beinahe abgestiegen wären: Im neuen Team ist außer dem im Dezember nachverpflichteten Maurice Stuckey (29) kein Spieler älter als 27 Jahre.

US-Guard DeWayne Russell spielt seine Gegner schwindelig

Diese radikale Verjüngungskur hat sich ausgezahlt, denn viele der überraschenden Crailsheimer Siege in der bisherigen Saison waren darauf zurückzuführen, dass die Merlins ihre Gegner mit ihrer großen Intensität und hohem Tempo auf dem falschen Fuß erwischt und dann regelrecht überrollt haben. Viel Energie investieren die athletischen Merlins dabei auch in die Verteidigung, wo sie mit schnellen Beinen und flinken Fingern mit fast acht Steals pro Spiel die drittbesten Balldiebe in der Bundesliga sind. Die daraus resultierenden vielen Schnellangriffe haben auch ihren Anteil daran, dass die Merlins regelmäßig so viele Punkte erzielen.

Dirigiert wird die von schneller Ballbewegung und vielen Extrapässen geprägte Crailsheimer Offensive, die mehr ist als das den Merlins gerne unterstellte „Run & Gun“, von den sich abwechselnden, zuweilen aber auch nebeneinander agierenden Spielmachern DeWayne Russel und Jan Span. Vor allem der nur 1,80 Meter große US-Amerikaner spielt seine Gegenspieler mit schnellen Dribblings zuweilen auf spektakuläre Weise schwindelig. Außerdem kann er mit Dreiern und Zügen zum Korb heiß laufen. Der slowenische Nationalspieler ist ebenfalls ein guter Schütze, findet aber auch immer seine Mitspieler und bewegt sich gut auch ohne Ball.

JaVontae Hawkins als kleiner Forward Crailsheims Topscorer

Die Sensation bei den Merlins ist der junge Sebastian Herrera. Der deutsch-chilenische Shooting Guard, der trotz seiner erst 22 Jahre auch schon für das chilenische Nationalteam gespielt hat und Kapitän der Merlins ist, kehrte 2014 in die Heimat seiner Mutter zurück, weil er hier (zunächst in Trier und später in Crailsheim) bessere Perspektiven sah. Nach einem unscheinbaren BBL-Debüt im Vorjahr überrascht Sebastian Esteban Herrera Kratzborn in dieser Saison mit einer Dreierquote von 49 Prozent und 13 Punkten/Spiel. Diese Zahlen machen selbst einen Routinier wie den nachverpflichteten Maurice Stuckey zum Bankspieler.

Auf dem Flügel hat sich der US-Amerikaner JaVontae Hawkins  schnell zu einem Schlüsselspieler der Merlins entwickelt. Der 1,96 Meter große Guard startet in der unorthodox kleinen Aufstellung der Merlins auf der Position drei, wo „Hawk“ sich mit großem Einsatz, starker Athletik und viel Finesse in der Verteidigung auch gegen größere Gegenspieler behauptet, vor allem aber mit im Schnitt 17 Zählern als Topscorer glänzt. Vielseitigkeit zeichnet auch seinen Backup Fabian Bleck aus, der die Merlins, wenn er auf der Position drei spielt, größer macht, der aber mit seiner Robustheit auch als Stretch-Four oder notfalls sogar als kleiner Center agieren kann.

US-Center Aaron Jones fungiert als „Turm in der Schlacht“

Mit dem 2,03 Meter großen US-Amerikaner Quincy Ford haben die Merlins auch einen maßgeschneiderten Power Forward im Aufgebot, der sowohl als starker Verteidiger wie auch als exzellenter Dreierschütze großen Anteil an den ersten Crailsheimer Überraschungssiegen hatte, zuletzt jedoch mit Knieproblemen ausgefallen ist. Mittlerweile haben die Merlins aber gelernt, in einer extrem kleinen (aber natürlich sehr schnellen) Aufstellung auch ohne ihn auszukommen. Neben Fabian Bleck geben dann Hawkins oder der ebenfalls vielseitige und athletische Jeremy Morgan mit ihren nur 1,96 Metern im Crailsheimer „Small Ball“ den Power Forward.

Als „Turm in der Schlacht“ ist der 2,06 Meter große Aaron Jones der defensive Anker der Merlins unter dem Korb. Das athletische und bewegliche Kraftpaket holt dabei aber nicht nur Rebounds und blockt gegnerische Würfe spektakulär ab, sondern spielt als sehr guter Pick&Roll-Spieler auch eine wichtige Rolle in der Crailsheimer Offensive. Wenn es sich ergibt, nimmt der US-Center auch den Dreier, den er mit immerhin 31 Prozent gar nicht mal so schlecht trifft. 2018 wurde Jones unter Trainer Joonas Iisalo, der seinen Bruder Tuomas jetzt in Crailsheim als Co-Trainer unterstützt, zusammen mit JaVontae Williams mit Salo finnischer Meister.

Crailsheim geht als Playoff-Kandidat in die Rückrunde

Die mit fünf Siegen in die Saison gestarteten Crailsheimer, die im November und Dezember mit fünf Niederlagen kurzfristig aus der Erfolgsspur geraten waren, haben seit Weihnachten wieder vier Spiele in Folge gewonnen. Einem 115:105 in Braunschweig folgten ein 91:79 gegen Ulm, ein 85:73 gegen Bamberg und am vorigen Wochenende ein 101:98 gegen Hamburg. Egal, wie das Spiel in Berlin und die anderen Begegnungen an diesem Wochenende ausgehen, werden die Merlins die Hinrunde der easyCredit auf den Plätzen vier bis sechs beenden und somit von einem guten Playoff-Platz aus in die Rückrunde gehen.

Im bisherigen Saisonverlauf spielten die Merlins in folgender Aufstellung (in Klammern die gerundeten BBL-Stats 2019/20):
PG: DeWayne Russell (27 min, 12 p, 6 as), Jan Span (23 min, 9 p, 5 as)
SG: Sebastian Herrera (25 min, 13 p, 3 as), Maurice Stuckey (13 min, 7 p, 1 as)
SF: JaVontae Hawkins (28 min, 17 p, 5 rb), Jeremy Morgan (24 min, 12 p, 4 rb)
PF: Quincy Ford (26 min, 11 p, 6 rb), Fabian Bleck (23 min, 5 p, 4 rb)
C: Aaron Jones (27 min, 11 p, 6 rb), Dejan Kovacevic (8 min)

Gut zu wissen:
 

Mit dem Heimspiel gegen die Crailsheim Merlins geht die Hinrunde in der easyCredit BBL zu Ende, in der ALBA aufgrund von Terminschwierigkeiten zwei Spiele verschieben musste. Wann das Heimspiel gegen Gießen (13. Spieltag) und das Auswärtsspiel in Braunschweig (16. Spieltag) nachgeholt werden können, steht noch nicht fest. Die Rückrunde startet für ALBA am folgenden Sonntag mit einem Auswärtsspiel in Oldenburg.

Crailsheims finnischer Trainer Tuomas Iisalo ist zwar erst 37 Jahre alt, aber damit ist er nur der viertjüngste Headcoach in der easyCredit BBL. Frankfurts Sebastian Gleim (35), Vechtas Pedro Calles (36) und Bonns Thomas Päch (37) sind noch jünger. Als Junge hat Iisalo übrigens vier Jahre in Berlin gelebt, weil sein Vater in den achtziger Jahren hier für einen TV-Sender gearbeitet hat. Als Assistenten hat er sich im Sommer seinen 1986 in Berlin geborenen jüngeren Bruder Joonas an die Seite geholt.

HAKRO Merlins Crailsheim (Statistik easyCredit BBL 2019/2020)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

BBL

Pkt/Sp

Rb/Sp

As/Sp

0

DeWayne Russell

1

25

180

USA

1 J.

11,7

2,9

6,1

1

Liam Carpenter

1

23

187

GER

1 J.

1,0

0,0

0,5

3

Maurice Stuckey

2

29

187

GER

10 J.

6,6

1,6

0,8

5

Aleksa Kovacevic

1

17

186

SRB

---

 

 

 

6

Jan Span

1

27

187

SLO

---

9,3

1,6

4,5

7

Sebastian Herrera

2/3

22

193

D/CL

1 J.

13,3

2,5

2,7

9

Fabian Bleck

3/4

26

201

GER

7 J.

5,2

3,7

2,1

12

Quincy Ford

4

27

203

USA

---

10,9

6,0

1,6

20

Jeremy Morgan

3/4

24

196

USA

---

12,3

4,3

1,5

22

Dejan Kovacevic

5

23

208

GER

4 J.

2,8

1,4

0,5

26

JaVontae Hawkins

2/3

26

196

USA

---

17,1

4,5

1,3

34

Aaron Jones

5

26

206

USA

---

11,1

5,8

1,9

41

Benny Moser

4

18

213

GER

---

 

 

 

51

Sören Urbansky

5

19

213

GER

1 J.

0,0

0,0

0,0

Head Coach: Tuomas Iisalo (37, FIN, dritte BBL-Saison mit Crailsheim)
Assistenztrainer: Joonas Iisalo (FIN)

ALBA-Bilanz gegen den Crailsheim: 6:0
6 Siege – 0 Niederlagen (in Berlin 3-0)
alle Spiele in der Bundesliga
Höchster Sieg: 115:76 am 12. Oktober 2018 in Berlin

Stimmen zum Spiel:
 

Aito Garcia Reneses (ALBA-Cheftrainer): „Crailsheim ist mit seinem guard-orientierten Basketball das Überraschungsteam der Saison. Neben dem aus dem Pick&Roll heraus den Ball in den Korb dunkenden Aaron Jones haben sie nahezu kein Innenspiel. Stattdessen werfen sie mehr von außen und nehmen mit Abstand die meisten Dreier in der BBL. Jeder zweite Wurf ist bei ihnen ein Dreier. Das ist so erfolgreich, weil alle Guards und Forwards sehr gute Werfer sind. Außerdem bewegen sie mit exzellentem Stellungsspiel den Ball sehr gut.“

Makai Mason (ALBA-Guard): „Viele Mannschaften in der Bundesliga spielen schneller als in der EuroLeague. Ich mag Spiele gegen solche Gegner, in denen es schnell hin und her geht. ALBA macht das Spiel ja auch gerne schnell. Hoffentlich treffen wir am Montag auch unsere Würfe, dann wird das auch für die Zuschauer ein attraktives Spiel.“