Der 23-jährige Point Guard Derrick Walton Jr. soll bei ALBA helfen, die Verletzung von Stefan Peno zu kompensieren. Leider kam der 1,84 Meter große US-Amerikaner, der in der vergangenen Saison zwischen NBA (Miami Heat) und G-League (Sioux Falls) pendelte, vor drei Wochen erst nach dem Ablauf der EuroCup-Wechselfrist von Zalgiris Kaunas zu ALBA und konnte den Berlinern deshalb im europäischen Wettbewerb nicht mehr helfen. Umso mehr sind wir jetzt auf sein Heimdebüt in der easyCredit BBL gegen Oldenburg gespannt.

Spielerprofil Derrick Walton Jr.

Derrick, du bis jetzt drei Wochen bei ALBA. Hast du schon alle Systeme drauf?

DW: Ich bin immer noch dabei, meinen Platz im Team zu finden. Natürlich sieht das Basketballfeld hier genauso aus wie in Litauen oder in den USA und die Körbe hängen an derselben Stelle. Aber meine neuen Mitspieler kennenzulernen, braucht etwas Zeit.

Du hast die erste Saisonhälfte für Zalgiris Kaunas gespielt. Wie kam es zur Trennung?

DW: Das war eine einvernehmliche Entscheidung. Zalgiris hatte mich zu Saisonbeginn geholt, nachdem sich Stammspieler in der Preseason verletzt hatten. Als sich die Personalsituation dort normalisiert hat, ergab sich bei Zalgiris und auch bei mir das Bedürfnis, nach einer anderen Lösung zu suchen. Ich bin Zalgiris sehr dankbar, dass wir das so reibungslos über die Bühne gebracht haben.

Mit Aito hast du hier jetzt einen Trainer, der sich total vom exzentrischen Sarunas Jasikevicius bei Zalgiris unterscheidet.

DW: Das stimmt, das sind vom Temperament her zwei sehr unterschiedliche Coaches, aber beide Herangehensweisen sind mir vertraut. In der Schule wurde ich von meinem Vater gecoacht, der ein sehr direkter und auch lauter Trainer war. Später habe ich dann auch Trainer kennengelernt, die mehr geduldige Lehrer wie Aito waren. Ich kann mit beidem umgehen und könnte nicht einmal sagen, was mir lieber ist.

Journalisten in Litauen vermuteten, dass die strengen Regeln, die Jasikevicius aufstellt, dir nicht so gelegen haben?

DW: Das kann man so nicht sagen. Coach Jasikievicius hat mir schon viel Vertrauen und auch Freiheiten gegeben. Dass das mit mir und Zalgiris nicht so funktioniert hat, wie beide Seiten sich das gewünscht haben, hatte nichts mit dem Trainer oder seiner Art zu tun, sondern das hing mit der Spielweise der Mannschaft zusammen. Ich bin nach meinen ersten Eindrücken sehr zuversichtlich, dass ALBAs Spielweise besser zu mir passt.
 

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Du kennst mit Moritz Wagner (spielte am College zusammen mit Derrick) und Marius Grigonis (jetzt Zalgiris) zwei ALBA-Insider. Hast du sie vorher über ALBA ausgefragt?

DW: Natürlich habe ich mich bei beiden über ALBA informiert und sowohl Mo als auch Marius haben mir viele interessante Einsichten über den Klub gegeben. Ich will da jetzt nicht ins Detail gehen, aber sie haben viel Gutes über ALBA gesagt – sonst wäre ich ja jetzt auch nicht hier.  

Du bist bei ALBA der Ersatz für den verletzten Stefan Peno, bist aber ein ganz anderer Spielertyp. Du bist kleiner und ein besserer Schütze als Stefan. Wie willst du ALBA helfen?

DW: Das müssen wir natürlich noch herausfinden. Ich kann und will Stefan nicht ersetzen und nachahmen, sondern will das, was ich am besten kann, in den Dienst der Mannschaft stellen. Ich denke, dass ich ALBA am besten helfen kann, indem ich ich selbst bin und nicht krampfhaft versuche, das zu kopieren, was Stefan gemacht hat.

Bist du schon einmal mitten in der Saison zu einem neuen Team gewechselt?

DW: Nein, das ist für mich eine neue Erfahrung. Ich hatte früher oft von anderen Spielern gehört, dass es schwierig sei, mitten in der Saison in ein neues Team zu kommen. Aber nach meinen ersten Erfahrungen hier kann ich das nicht bestätigen. Alle bemühen sich in großartiger Weise, mir den Einstieg so leicht wie möglich zu machen. Ich hatte mir das schwieriger vorgestellt.

Hattest du auch schon Gelegenheit, dir Berlin etwas anzugucken?

DW: Ja, ein wenig. Auf den ersten Blick erinnert mich Berlin an Chicago. Im Vergleich zu Kaunas ist Berlin eine richtig große Stadt, in der sehr viel angeboten wird. Berlin kommt dem, was ich aus den USA gewohnt war, schon sehr viel näher als Kaunas. Ich bin ein Großstadtmensch und finde es angenehm, wenn man auf der Straße nicht sofort als Spieler des lokalen Basketballclubs erkannt wird. Deshalb bin ich auch froh, dass ich kein Center bin.

Kannst du dir vorstellen, deine Karriere in Europa fortzusetzen, oder anders gefragt: Wie groß ist dein NBA-Traum noch?

DW: Das ist natürlich die klassische Frage, die einem amerikanischen Basketballer immer gestellt wird. Ich bin nicht der große Zukunftsplaner, sondern habe immer versucht, mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Natürlich ist die NBA der Traum eines jeden Basketballers, aber träumen bringt dich ja nicht weiter. Jetzt freue ich mich erst mal auf den Rest der Saison mit ALBA und werde alles daran setzen, mit ALBA die Bundesliga zu gewinnen. Alles andere ist viel zu weit weg.