Chris Owens wurde von Henrik Rödl bei seiner Verpflichtung als „Wunschspieler“ bezeichnet. Seine Statistiken zeigen, warum: Chris glänzt mit Vielseitigkeit, ist ALBAs zweitbester Rebounder (6,3/Spiel) und Wurfblocker (0,9), drittbester Scorer (13,3) und Balldieb (0,8) sowie viertbester Passgeber (1,4).

Chris, war es schwer, die Frustration über die Niederlage gegen Hapoel bis zum Spiel gegen Bamberg abzuschütteln?

 

CO: Das ist im Basketball wie im ganzen Leben. Mal läuft es gut, dann wieder schlecht. Natürlich habe ich mich am Mittwoch auch sehr geärgert, aber dann habe ich mir gesagt: Am Samstag ist das nächste Spiel gegen Bamberg. Am Dienstag kommt Siena. Da haben wir die Chance, das Momentum auf unsere Seite zurückholen. Noch lange über Niederlagen zu grübeln, wäre doch schrecklich. Ich habe da keine Probleme, eine solche Niederlage wegzustecken. Das ist auch eine Sache der Erfahrung. Ich habe gelernt, mich schnell auf das nächste Spiel zu konzentrieren.

 

Im dritten Viertel drohte das Spiel aber in die gleiche Richtung wie gegen Hapoel abzukippen...

 

CO: Das stimmt, da haben wir kurzfristig den Faden verloren. Manchmal verlieren wir während eines Spiels irgendwie die Aggressivität. Da müssen wir noch lernen, zur richtigen Zeit im Spiel die nötige Härte an den Tag zu legen. Zum Glück kam in dieser Phase Nenad von der Bank und hat mit seinen unglaublichen Würfen das Spiel wieder auf unsere Seite gedreht. Ich sehe ja, wie er diese Würfe immer im Training und beim Warmmachen übt. Aber diese „Big Shots“ dann in einer solch kritischen Spielphase so eiskalt zu verwandeln, das war extrem stark.

 

Danach kamst Du nach langer Pause von der Bank und hast mit acht Punkten in Folge den Sack zugemacht...

 

CO: Bei mir war es vorher nicht so gut gelaufen. Die darauf folgende lange Zeit auf der Bank tat mir ganz gut, um darüber nachzudenken, wie ich meinem Team weiterhelfen könnte. Als ich dann noch einmal die Chance bekommen habe, habe ich das dann zum Glück in die Tat umsetzen können. Das war in meinen Augen eine optimale Arbeitsteilung. Da zahlt es sich aus, wenn man ein echtes Team ist, in dem der eine für den anderen einspringt. Da fängt die Sache an, so richtig Spaß zu machen.

 

Du wurdest 2002 von den Milwaukee Bucks gedraftet, Deine NBA-Karriere währte aber nur ein Spiel?

 

CO: Ich hatte mir im letzten College-Jahr einen Kreuzbandriss zugezogen, was natürlich keine gute Voraussetzung für eine NBA-Karriere war. Aber damals habe ich gelernt, was ich anfangs schon gesagt habe: Nicht lange über Missgeschicke ärgern, sondern den Blick in die Zukunft richten. Ich habe damals nicht lange getrauert, sondern die Karriere in Europa anvisiert und bin jetzt hier in Berlin sehr glücklich.

 

In Europa triffst Du viele, die es genauso machen...

 

CO: Ich finde das sehr lustig, so viele von den Spielern, die ich in den USA kennengelernt habe, hier in Europa wiederzutreffen. Am Dienstag treffe ich gegen Siena zum Beispiel Romain Sato, mit dem ich im Sommer zusammen für die Phoenix Suns in der NBA-Sommerliga gespielt habe, und Lonny Baxter, mit dem ich für die USA bei der Universiade 2001 in Peking gespielt habe. Gegen Bamberg habe ich Derek Zimmermann und Vincent Yarbrough wieder getroffen, von denen ich vorher gar nicht wusste, dass sie in der Bundesliga spielen.

 

Im ALBA-Team sind auch viele US-Amerikaner. Erinnert Dich die Atmosphäre im Team ein wenig an Deine College-Zeit?

 

CO: Überhaupt nicht, die Atmosphäre bei ALBA ist ganz anders als in einem College-Team, viel erwachsener und professioneller. Mir gefällt das sehr gut, wie hier miteinander umgegangen wird. Und je besser wir uns kennenlernen, desto besser werden wir auch zusammen spielen.

 

Du bist ein sehr vielseitiger Spieler, machst viele Punkte, holst Rebounds und blockst viele Würfe. Was davon macht Dir am meisten Spaß?

 

CO: In dieser Saison konzentriere ich mich gerade auf diese Vielseitigkeit. Ich möchte ein möglichst kompletter Spieler werden, der all diese Sachen beherrscht. Ich will kein Spezialist sein, ich möchte in allem gut sein. Momentan arbeite ich speziell an meiner Schnelligkeit, will mich besser bewegen, will dadurch mehr einfache Punkte machen.

 

Worin siehst Du den Schlüssel für einen Sieg gegen Siena?

 

CO: Wir müssen in der Offensive geduldiger spielen. Wir müssen unsere Systeme besser ausspielen und dürfen uns dabei von nichts aus dem Konzept bringen lassen. Im Hinspiel in Siena haben wir uns nur am Anfang an unsere Linie gehalten, haben das aber nicht bis zum Ende durchgehalten. Aber das war vor fünf Wochen. Am Dienstag ist ein ganz neues Spiel und ich denke, wir werden es diesmal besser machen.