Auch wenn es für das ALBA-Team aktuell mit einem Programm von fünf Spielen in zehn Tagen Schlag auf Schlag geht, ragt doch eine Begegnung aus dem engen Programm heraus. Am Sonntag um 18 Uhr kommt es in der Mercedes-Benz Arena zur Neuauflage des letztjährigen Meisterschaftsfinales gegen den FC Bayern München. Das Duell der beiden deutschen EuroLeague-Vertreter wird über die Grenzen der beiden Fanlager hinaus immer mit großer Spannung erwartet. Die aktuelle Obergrenze von 2.500 Tickets wurde für das Spiel bereits erreicht, aber MagentaSport überträgt wie gewohnt live. Sendungsbeginn ist um 17.30 Uhr.

Israel González (ALBA-Headcoach): „Es wird ein sehr schwieriges Spiel, nur 42 Stunden nachdem wir in Athen gespielt haben. Ich hätte gerne etwas mehr Zeit gehabt, damit wir uns vor dem deutschen Klassiker ausruhen und zumindest einmal trainieren können. Aber so ist es nun mal, wir müssen uns anpassen. Bayern ist ein tolles Team mit sehr starken Spielern. Sie spielen einen sehr guten Basketball und arbeiten sehr hart in der Verteidigung.“

Maodo Lô (ALBA-Guard): „Viel Vorbereitungszeit haben wir nach dem Spiel in Athen nicht: Man fliegt zurück, macht ein bisschen Videoanalyse und spielt. Nichtsdestotrotz sind es immer besondere Spiele gegen Bayern, für beide Teams. Es ist natürlich aufregend, wenn man gegen seine alte Mannschaft und alte Freunde spielt, auch Coach Trinchieri kenne ich ja noch aus Bamberg. Das sind viele bekannte Gesichter, da will man immer gut spielen. Aber in so einem Spiel braucht es für keinen Spieler eine Extra-Motivation. Das sind einfach die besonderen Spiele im Jahr.“

Nachdem ALBA den Münchnern im Finale 2021 den Titel weggeschnappt hat, brennen die Bayern natürlich auf eine erneute Revanche. Mit einem 82:69-Sieg ist ihnen diese Ende Oktober in der EuroLeague bereits einmal gelungen. Aber seither sind sechs Wochen vergangen und in der easyCredit BBL, wo Bayern-Trainer Andrea Trinchieri nur sechs seiner ausländischen Stars einsetzen darf, sah es schon in der vorigen Saison anders aus: Die Bayern gewannen zwar beide EuroLeague-Vergleiche, ALBA jedoch beide BBL-Punktspiele.

Nick Weiler-Babb ist Münchens „Verteidigungsminister“

Mit dem US-Guard Corey Walden, der bereits in Belgrad für Trainer Trinchieri spielte, haben die Bayern einen erfahrenen Spielmacher engagiert. Er passt besser zu Trinchieris teamorientiertem Basketball als Wade Baldwin, der im Sommer nach Vitoria abgewandert ist. Als guter Scorer und Pick-and-Roll-Spieler ist Walden auch ein starker Verteidiger. Der zweite Aufbauspieler, der passstarke Žan Mark Šiško, hat bereits in der vergangenen Saison bewiesen, dass er die Philosophie des italienischen Trainers sehr gut auf dem Spielfeld umsetzt.

Auf der Position zwei ist Nick Weiler-Babb, der den Bayern im letztjährigen Finale mit einer Verletzung fehlte, der Anführer der mit vielen Switches anspruchsvollen, aber auch sehr effektiven Münchener Verteidigung. Der athletische US-Guard war einst bezeichnenderweise von Ludwigsburgs defensivorientiertem John Patrick in die Bundesliga geholt worden. Jetzt kümmert er sich in der Verteidigung hingebungsvoll um die Backcourt-Stars des Gegners und sorgt mit großer Zuverlässigkeit auch in der EuroLeague dafür, dass diese gegen die Bayern unter ihren Möglichkeiten bleiben.

Vladimir Lučić ist als Kopf der Mannschaft wichtiger denn je

Auf dem Flügel haben die Bayern ihren Topscorer Darrun Hiliard wegen einer Knieverletzung verloren. Bis ein Ersatz gefunden ist, müssen andere die Lücke füllen. Nationalspieler Andreas Obst ist aktuell wahrscheinlich der beste deutsche Dreierschütze in der Liga und auch dem schnellen und ballsicheren Serben Ognen Jaramaz bietet sich jetzt die Chance, sein großes Talent zu zeigen. Dass Kapitän Nihad Djedović nach langer Verletzung wieder Tritt fasst, hilft den Bayern ebenfalls, den Ausfall ihres Go-to-Guys zu kompensieren.

Da auch der Nationalspieler Paul Zipser nach seiner Hirnblutung noch längere Zeit pausieren muss, ist Vladimir Lučić, der in der vergangenen Saison als einer der fünf besten EuroLeague-Spieler ausgezeichnet wurde, mehr denn je als Anführer der Münchner Mannschaft gefordert. Speziell in der Crunchtime blüht der serbische Nationalspieler auf, um mit großer Souveränität enge Spiele zugunsten der Bayern zu entscheiden. Hinten kann der Allrounder vom Aufbauspieler bis zum Power Forward alle Gegenspieler verteidigen.

Thomas, Rubit und Hunter: starkes Trio im Frontcourt

Unter dem Korb sind die beiden Münchner Neuzugänge Deshaun Thomas und Augustine Rubit mit zusammen 27 Punkten und neun Rebounds pro Partie auf Anhieb großartig eingeschlagen. Power Forward Deshaun Thomas, der schon für den FC Barcelona, Efes Istanbul, Maccabi Tel Aviv und Panathinaikos spielte, setzt sich mit seinem kräftigen Körper bis zum Korb durch, um mit seinem beidhändigen Hakenwurf zu treffen. Ihm gelingen aber auch Dreierwürfe. Der athletische Augustine Rubit ist dank großer Beweglichkeit ebenfalls ein sehr variabler Big Man, der bis hinter die Dreierlinie korbgefährlich ist.

Solange der frühere ALBA-Spieler Leon Radošević noch verletzt ist, startet Rubit auf der Position fünf. Dort hat er den erfahrenen starken zweiten Center Othello Hunter hinter sich, der von Maccabi Tel Aviv zu den Bayern gekommen ist. Der 35-Jährige hat zwei NBA-Jahre und acht Europaliga-Spielzeiten auf dem Buckel, gewann 2019 mit ZSKA Moskau die EuroLeague und zeigte schon da großes Gespür für die Rebounds – speziell am offensiven Brett.

Am Donnerstag in der EuroLeague 83:71 gegen Efes Istanbul

Mit wettbewerbsübergreifend vier Siegen nach der Länderspielpause haben die Bayern bewiesen, dass mit ihnen auch ohne Darrun Hilliard zu rechnen ist. Am Donnerstag zwangen sie im heimischen Audi Dome sogar den EuroLeague-Champion Anadolu Efes Istanbul mit 83:71 in die Knie. Vor allem Augustine Rubit und Deshaun Thomas glänzten dabei mit je 18 Punkten. Othello Hunter rundete die Überlegenheit des Münchner Frontcourts mit zehn Punkten und sieben Rebounds ab. Vladimir Lucić (18 Punkte) stellte mit 12 Rebounds eine neue Karrierebestleistung auf.

Seit der Verletzung von Darrun Hilliard spielten die Bayern zuletzt in folgender Aufstellung (in Klammern gerundete BBL-Stats):
PG: Corey Walden (17 min, 5 pt 3 as), Žan Mark Šiško (26 min, 4 pt, 4 rb, 4 as)
SG: N. Weiler-Babb (27 min, 7 pt, 5 rb), O. Jaramaz (25 min, 11 pt, 3 as), A. Obst (18 min, 9 pt)
SF: V. Lučić (19 min, 9 pt), N. Djedović (20 min, 11 pt, 3 rb), J. George (12 min, 3 pt)
PF: Deshaun Thomas (26 min, 15 pt, 4 rb), Gavin Schilling (17 min, 6 pt, 6 rb)
C: Augustine Rubit (25 min, 12 pt, 5 rb), Othello Hunter (21 min, 8 pt, 6 rb)

Gut zu wissen:

In dieser Saison gibt es mit Nihad Djedović und dem aktuell verletzten Leon Radošević nur noch zwei ehemalige Albatrosse im aktuellen Spielerkader des FC Bayern. Eine ALBA-Vorgeschichte hat auch Assistenztrainer Demond Greene, der in seiner aktiven Zeit von 2005 bis 2007 das ALBA-Trikot trug. Auf Berliner Seite hat Maodo Lô eine Bayern-Vorgeschichte, denn der gebürtige Berliner wechselte 2018 zusammen mit Leon Radošević aus Bamberg an die Isar und spielte von 2018 bis 2020 für die Münchner.

FC Bayern München (Stats easyCredit BBL 2021/22)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

BBL

Pkt/Sp

Rb/Sp

As/Sp

0

Nick Weiler-Babb

1/2

26

196

USA

2 J.

6,9

4,5

2,1

1

Deshaun Thomas

3/4

30

201

USA

---

14,9

4,2

2.1

2

Corey Walden

1

29

188

USA

---

5,3

1,3

3,0

8

Othello Hunter

5

35

203

USA

---

7,6

6,0

1,2

9

Joshua Obiesie

1/2

21

198

GER

3 J.

0,0

0,0

0,2

10

Ognjen Jaramaz

2

26

193

SRB

---

10,9

1,6

2,5

11

Vladimir Lučić

3/4

32

204

SRB

5 J.

19,0

3,0

1,8

12

Jason George

2

20

198

GER

2 J.

2,6

1,8

0,1

13

Andreas Obst

2

25

191

GER

6 J.

8,9

0,9

1,1

14

Nihad Djedović

2

31

199

D/BiH

9 J.

10,6

3,3

1,1

16

Paul Zipser (Reha)

3/4

27

203

GER

6 J.

 

 

 

21

Augustine Rubit

4/5

32

203

USA

5 J.

12,3

5,1

1,7

26

Marvin Ogunsipe

4/5

25

204

AUT

5 J.

0,6

0,9

0,3

31

Žan Mark Šiško

1

24

190

SLO

2 J.

3,8

3,6

3,8

32

Darrun Hilliard (verletzt)

2/3

28

196

USA

3 J.

11,7

3,2

3,0

34

Gavin Schilling

4/5

26

206

GER

3 J.

6,3

6,4

1,0

43

Leon Radošević (verletzt)

5

31

208

D/CRO

8 J.

 

 

 

Headcoach: Andrea Trinchieri (43, ITA, sechste BBL-Saison, die zweite mit München)

Bayern: Resultate der letzten drei Wochen
21.11. Göttingen – Bayern (easyCredit BBL) 66:80 (S) Thomas 18
25.11. ZSKA Moskau – Bayern (EuroLeague) 77:74 (N) Hilliard 28
02.12. Bayern – ASVEL Villeurbanne (EuroLeague) 73:65 (S) Rubit 19
04.12. MBC – Bayern (easyCredit BBL) 68:82 (S) Jaramaz 14
06.12. Bayern – Heidelberg (easyCredit BBL) 77:71 (S) Lučić 13
09.12. Bayern – Efes Istanbul (EuroLeague) 83:81 (S) Lučić 18

ALBA: Resultate der letzten drei Wochen
19.11. UNICS Kazan – ALBA (EuroLeague) 85:71 (N) Koumadje 12
20.11. Ulm – ALBA (easyCredit BBL) 66:71 (S) Eriksson 20
25.11. ALBA – Maccabi Tel Aviv (EuroLeague) 91:86 (S) Eriksson 19
03.12. ALBA – Armani Mailand (EuroLeague) 81:76 (S) Eriksson 21
05.12. ALBA – Chemnitz (easyCredit BBL) 83:62 (S) Thiemann 14
10.12. Panathinaikos Athen – ALBA (EuroLeague) 82:67 (N) Eriksson 18

ALBA-Bilanz gegen Bayern München: 24:1:36
24 Siege – ein Unentschieden – 36 Niederlagen (in Berlin 15:1:14)
BBL: 10:9, Playoffs 9:19, Pokal 4:3, Champions Cup 1:0, EuroCup: 0:1:1, EuroLeague 0:4
Höchster Sieg: 100:62 am 25. April 2021 in München
Höchste Niederlage: 58:97 am 16. Oktober 2016 in München