In den kommenden Tagen nimmt die EuroLeague-Saison so richtig Fahrt auf. Vier Tage nach dem Spiel gegen den Titelverteidiger ZSKA Moskau empfangen die Albatrosse am Dienstag (20 Uhr) mit Armani Mailand den nächsten hochkarätigen Gegner in der Mercedes-Benz Arena. Die im Sommer auf allen Positionen enorm verstärkten Italiener sind am Freitag mit einem 87:74-Sieg über Fenerbahce und nunmehr 3:1 Siegen auf den fünften Tabellenplatz vorgerückt.

Tickets ALBA - Mailand (Di. 29.10. 20 Uhr)

25 Jahre nach dem Korac Cup wieder gegen Mailand

Das Gastspiel der Milanesen weckt bei ALBA natürlich Erinnerungen an den Gewinn des Korac Cups 1995, der sich in dieser Saison zum 25. Mal jährt und der letztlich die Weichen dafür gestellt hat, dass ALBA heute überhaupt in der EuroLeague mitspielt. Gegner in jenem Finale um den Korac Cup war nämlich Mailand, das damals schon mit 24 Meistertiteln Italiens erfolgreichster Basketballclub war. Mittlerweile sind noch vier italienische Meistertrophäen hinzugekommen, aber die acht europäischen Titel, die Mailand von 1966 bis 1993 gewonnen hat, haben keinen Zuwachs bekommen.

Zwar greift mittlerweile (seit 2008) der Modezar Giorgio Armani, der in Mailand kaum ein EuroLeague-Spiel verpasst, dem Club finanziell großzügig unter die Arme. Doch die von den großen Investitionen geschürten Erwartungen wurden nur selten erfüllt. 2014 wurden immerhin die EuroLeague-Playoffs erreicht, in den folgenden Jahren aber nicht einmal das. Nachdem Mailand im Vorjahr trotz einer hochkarätigen Besetzung überraschend sogar den nationalen Titel verpasste, beschloss Armani, alles auf eine Karte zu setzen und holte mit Ettore Messina die große italienische Trainerlegende aus der NBA zurück in die Heimat.

Sergio Rodriguez ist der verlängerte Arm von Trainer Messina

Der ehemalige italienische Nationaltrainer, der in der Europaliga bereits mit Bologna, Treviso, Real Madrid und ZSKA Moskau zehnmal das Final Four erreicht hat, dieses je zweimal mit Bologna und ZSKA gewonnen hat und zweimal (2006 und 2008) als EuroLeague-Trainer des Jahres ausgezeichnet wurde, fungierte in den letzten fünf Jahren in der NBA bei den San Antonio Spurs als die rechte Hand der Trainerlegende Gregg Popovic. Manche sahen Messina bei den Spurs schon als möglichen Popovic-Nachfolger, aber jetzt stellt sich der italienische Startrainer der Herausforderung, Mailand in der EuroLeague zu Ruhm und Ehre zu verhelfen.

Ganz oben auf Messinas Wunschzettel stand Spielmacher Sergio Rodriguez, den er schon vor neun Jahren bei Real Madrid in seinem Team hatte. Der spanische Nationalspieler bringt eine riesige Erfahrung aus Moskau mit nach Mailand. Er spielte vier Jahre in der NBA, wurde mit Spanien Welt- und Europameister, war 2014 MVP der EuroLeague, die er 2015 mit Madrid und im Vorjahr mit ZSKA Moskau gewann. Die geniale Spielübersicht, mit der „El Chacho“, wie er in seiner Heimat gerufen wird, seine Teams dirigiert, und die Lässigkeit, mit der er Spiele entscheidet, machen Rodriguez zum Vorbild für viele junge Aufbauspieler in Europa.

Vladimir Micov ist der zuverlässigste Scorer auf dem Flügel

Gegen ALBA erhält Rodriguez Unterstützung von zwei weiteren starken Spielmachern, denn nicht nur der in den letzten drei Wochen verletzt fehlende US-Amerikaner Shelvin Mack ist wieder fit. Auch der serbische Nationalspieler Nemanja Nedovic kehrt nach einer Knie-OP aufs Parkett zurück. Der kräftige Mack, der in den letzten acht Jahren fast 500 Spiele in der NBA absolviert hat, ist nicht nur ein kluger Passgeber und guter Werfer. Er gilt auch als harter Verteidiger. Der schnelle und athletische Nedovic zählte bis zum Auftreten seiner Knieprobleme im Vorjahr als einer der schnellsten und korbgefährlichen Combo Guards in Europa.

Große Korbgefahr strahlen bei Mailand die drei Außenspieler Vladimir Micov, Michael Roll und Amedeo Della Valle aus. Der mental starke Serbe Vladimir Micov trifft mit einer versierten Wurftechnik schon in der dritten Mailänder Saison jeden zweiten Dreier, tankt sich mit großer Physis aber auch stark zum Korb durch und ist damit Mailands zuverlässigster Scorer. Aber auch Michael Roll und Amedeo Della Valle  können jederzeit gefährlich heiß laufen. Der US-Amerikaner und der schnelle italienische Nationalspieler sind dabei mehr als exzellente Schützen. Sie lesen auch gut die gegnerische Verteidigung und kreieren für ihre Mitspieler.

WM-Star Luis Scola ist Mailands Trumpf im Frontcourt

Als Armani im Sommer Aaron White verpflichtete, spekulierte man darüber, ob der für spektakuläre Flugeinlagen bekannte agile US-Power Forward wohl den erfahrenen Jeff Brooks aus der ersten Fünf verdrängen könne. Das erübrigte sich aber, als Mailand Anfang Oktober seinen letzten Transfer-Kracher bekanntgab: Luis Scola, der Publikumsliebling der letzten WM! Als der extrem vielseitige und NBA-erfahrene 39-jährige Argentinier in China bekannt gab, dass er seine Karriere mit einer Olympia-Teilnahme beenden und sich dafür in der EuroLeague fithalten will, hagelte es Angebote. Den Zuschlag bekam – wohl auch wegen Trainer Messina – Mailand.

Auch auf der Centerposition ist Mailand mit einem starken Trio tief besetzt. Der lange US-Center Kaleb Tarczewski und der kräftige litauische Nationalspieler Arturas Gudaitis spielen dabei schon ihre dritte gemeinsame Saison im Armani-Dress. Beide konzentrieren sich darauf, Räume in der Zone zu schaffen und effektiv am Brett abzuschließen. Aus der Distanz werfen sie praktisch nie, denn dafür gibt es schließlich – siehe oben - genug andere im Team, die das besser können. Der vom Meister Venedig nach Mailand gekommene Nationalspieler Paul Biligha bringt eine athletische Note ein, die Mailands Innenspiel im Vorjahr fehlte.

Gut zu wissen:


Als damaliger Assistant Coach der San Antonio Spurs saß Trainer Ettore Messina vor fünf Jahren an der Seite von Gregg Popovic in der Mercedes-Benz Arena (damals noch o2 World) auf der Bank, als die Albatrosse den NBA Champion im Rahmen der NBA Global Games mit dem legendären Buzzerbeater von Jamel McLean 94:93 bezwangen. 2009 unterlag das von Messina gecoachte ZSKA Moskau in derselben Halle im EuroLeague-Finale Panathinaikos 71:73. Seinen bisher einzigen Sieg in der Mercedes-Benz Arena feierte der italienische Trainer 2013 mit ZSKA in der EuroLeague gegen ALBA (75:57).

Trotz der schwachen Ausbeute gegen ZSKA Moskau hat ALBA BERLIN in der EuroLeague-Statistik seinen zweiten Platz in der Dreier-Statistik mit nunmehr 48 Treffern hinter ZSKA (55) behaupten können. Aber Khimki und Real Madrid sind mit je 43 Dreiern näher gerückt. Bei den Assists ist ALBA mit jetzt 23 pro Spiel weiterhin Spitzenreiter in der EuroLeague.

Mailands litauischer Nationalcenter Arturas Gudaitis spielte von 2015 bis 2017 zusammen mit Rokas Giedraitis für Rytas Vilnius. 2016 spielten beide mit Rytas im EuroCup in Berlin. Gudaitis machte gegen ALBA 15 Punkte, Rokas nur drei und  ALBA gewann nach zwei Verlängerungen 124:115.

AX Armani Exchange Mailand (Statistik EuroLeague 2019/2020)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

EL

Pkt/Sp

Rb/Sp

As/Sp

00

Amedeo Della Valle

2

26

193

ITA

1 J.

8,0

1,5

0,3

1

Shelvin Mack

1

29

191

USA

---

6,0

4,0

3,0

5

Vladimir Micov

3

34

201

SRB

8 J.

12,7

2,7

2,7

6

Paul Biligha

5

29

200

ITA

---

3,5

3,5

0,0

7

Arturas Gudaitis

5

26

208

LTU

4 J.

17,0

5,0

2,0

9

Riccardo Moraschini

1/2

28

194

ITA

1 J.

1,0

2,0

1,3

10

Michael Roll

2/3

32

198

USA

2 J.

7,5

2,3

1,0

13

Sergio Rodriguez

1

33

191

ESP

10 J.

15,8

2,0

5,5

15

Kaleb Tarczewski

5

26

213

USA

2 J.

6,3

7,5

0,3

16

Nemanja Nedovic

2

28

191

SRB

4 J.

 

 

 

20

Andrea Cinciarini

1

33

193

ITA

5 J.

0,3

1,0

1,3

23

Christian Burns

4

34

203

US/IT

1 J.

0,0

1,0

0,0

30

Aaron White

4

27

206

USA

2 J.

3,0

1,3

0,0

32

Jeff Brooks

4

30

203

US/IT

4 J.

7,3

4,3

1,7

40

Luis Scola

4

39

206

ARG

8 J.

12,8

6,0

1,5

Head Coach: Ettore Messina (60, ITA, 18. Europaliga-Saison, die erste mit Mailand)
Ass. Coaches: Tom Bialaszewski (USA), Mario Fioretti, Marco Esposito, Stefano Bizzozero (ITA)

ALBA-Bilanz gegen Mailand: 3-1-2
3 Siege – 1 Unentschieden - 2 Niederlagen (in Berlin 2-1)
Korac Cup: 1-1-0 / EuroLeague: 1-1 / EuroCup: 1:1
Höchster Sieg: 83:67 am 6. Januar 2016 in Berlin (EuroCup)
Höchste Niederlage: 78:91 am 3. Februar 2016 in Mailand (EuroCup)