So schnell kann das gehen. Eigentlich sollte der erst 18-jährige Spielmacher Jonas Mattisseck in dieser Saison den Kooperationspartner Lok Bernau in der ProB anführen und nebenbei bei den ALBA-Profis mittrainieren. Doch nach dem großen Verletzungspech steht er plötzlich in der easyCredit BBL und im 7DAYS EuroCup voll im Rampenlicht und macht seine Sache dort wirklich klasse. Am vorigen Mittwoch legte der U18-Nationalspieler gegen Cedevita in 19 Minuten 16 Punkte und vier Assists auf und am Sonntag steuerte er gegen Bamberg in 21 Minuten sechs Punkte und sechs Assists zum 92:88-Sieg bei.
Jonas, Gratulation zu einem tollen Spiel und dem wichtigen Sieg gegen Bamberg. Was hat den Ausschlag gegeben?
JM: Wir hatten uns fest vorgenommen, dieses Spiel besser anzufangen als in den zwei Partien zuvor. Mit mehr Intensität gut ins Spiel zu kommen. Das haben wir sehr gut umgesetzt. Wir haben gleich unsere ersten Würfe getroffen, haben dann aber auch über unsere Ganzfeldpresse viele Steals geholt. Dadurch, dass wir nie einem großen Rückstand hinterherrennen mussten, fiel es uns dann im gesamten Spiel auch leichter, das Niveau hochzuhalten.
Die große Kulisse hat euch dabei geholfen?
JM: Auf jeden Fall. Das ist so geil, wenn die Halle so voll ist. Dass die Fans eine so super Stimmung gemacht haben, hat uns sehr geholfen. Das war von der ersten Minute an ein richtiges Heimspiel für uns.
Du musstest jetzt durch die Verletzung von Peyton recht kurzfristig einspringen. Wie schwer ist das?
JM: Nicht so schwer, denn das kommt ja nicht so plötzlich für mich wie es von außen aussieht. Ich trainiere ja das ganze Jahr zusammen mit den Profis und hatte auch in der letzten Saison und in der Vorbereitung schon einige Einsätze. Das macht es mir leichter, im Ernstfall sofort ins Spiel zu kommen. Ich versuche immer, mit viel Intensität meinem Team zusätzliche Energie zu geben. Das klappt – wie gegen Cedevita – mal besser und – wie gegen Vechta – mal schlechter.
Du hast das auch in der vorigen Saison im Januar schon einmal für ein paar Spiele getan, aber jetzt wirkt dein Spiel schon viel reifer. Wie hast du diesen großen Schritt bewältigt?
JM: Ich bin noch jung und mitten drin in meiner Entwicklung. Da sammelt man über die Monate in der ProB und im Training immer mehr Erfahrungen, die es mir dann leichter machen, im EuroCup und in der Bundesliga ohne Angst aufzutreten. Hinzu kommt, dass Coach Aito uns junge Spieler im Training ja nicht nur zugucken lässt, sondern wir sind da mittendrin. Auch die großen Spieler ermuntern uns, auch mal was zu riskieren, wenn wir den Ball haben. Das gibt dir Selbstvertrauen, das sich dann auch im Spiel auszahlt.
Im Januar hast du mit ALBA gegen Scottie Wilbekin gespielt, jetzt gegen Tyrese Rice. Ist es eine zusätzlich Motivation, gegen solche großen Namen zu spielen?
JM: Das ist eine besondere Motivation, weil du weißt, dass dein Team nur eine Siegchance hat, wenn du diese Spieler ordentlich verteidigst, weil sie ein Spiel sonst auch im Alleingang entscheiden können. Aber das ist nur vor dem Spiel ein Thema. Im Spiel selbst denkst du nicht daran, weil es da soviel andere Sachen gibt, auf die du dich konzentrieren musst. Eine große Sache ist es dann wieder nach dem Spiel, wenn dir als junger Spieler bewusst wird: Ich habe schon gegen den und den gespielt.
Am Mittwoch im EuroCup musst du nochmal gegen Limoges ran, die auch einige noch junge Spieler im Aufgebot haben …
JM: Das Spiel gegen Limoges wird für mich dadurch noch spezieller, auch wenn die jungen Spieler der Franzosen nicht direkt meine Match-ups sind. Doumbouya ist zum Beispiel wirklich ein Riesentalent. Der wird bestimmt irgendwann in der NBA landen. Aber der ist noch genauso jung wie Franz oder ich und macht genauso noch Fehler.
Ist NBA auch ein Stichwort für dich?
JM: Jeder junge Basketballer träumt von der NBA, aber dieser Traum ist für mich in so weiter Ferne, dass ich – wenn ich wach bin – kaum Gedanken daran verschwende. Ich konzentriere mich voll auf diese aktuelle Saison und darauf, jeden Tag besser zu werden.
Nach der Länderspielpause, wenn hoffentlich Peyton, Martin, Joshi und Kenneth wieder gesund sind, wirst du wieder hauptsächlich für Lok Bernau spielen?
JM: Das ist genauso mein Team wie ALBA – nur mit dem Unterschied, dass ich bei Lok noch mehr Verantwortung trage. Das macht mir genauso viel Spaß wie bei ALBA auszuhelfen.