Kein anderes Duell hat den deutschen Basketball in der letzten Dekade so geprägt wie das Aufeinandertreffen dieser beiden Clubs: Sechzig Mal haben ALBA BERLIN und der FC Bayern Basketball in den vergangenen zehn Jahren schon gegeneinander gespielt. Allein in der letzten Saison kreuzten sich die Wege in EuroLeague, Bundesliga-Hauptrunde, Playoff-Finale und Pokalfinale insgesamt neun Mal. Und auch in dieser Spielzeit werden sich die beiden Rivalen sicherlich wieder viele packende Duelle liefern. Am Donnerstag (28.10., 20 Uhr), am siebten Spieltag der Turkish Airlines EuroLeague, ist es in der Mercedes-Benz Arena zum ersten Mal in dieser Saison so weit.

Für die Partie wurden schon viele Tickets verkauft, aber noch gibt es Plätze in allen Kategorien im ALBA-Onlineshop.

Da die pandemiebedingten Einlasskontrollen zeitaufwändiger sind, werden alle Besucher:innen gebeten, frühzeitig anzureisen, um rechtzeitig zum Spielbeginn in der Arena zu sein. Für den Einlass ist ein 3G-Nachweis erforderlich (geimpft, genesen, PCR-Test nicht älter als 48 Stunden oder tagesaktueller Antigen-Schnelltest). Testmöglichkeiten gibt es auch vor Ort. Das Testzentrum in der East Side Mall ist bis 20 Uhr geöffnet, ein Antigen-Schnelltest kostet 14,90 Euro.

Israel González (ALBA-Headcoach): „Bayern ist gerade gut in Fahrt gekommen. Die letzten beiden Spiele seit dem Comeback von Vladimir Lučić hat München gewonnen. Gegen Mailand haben sie das ganze Spiel über mit sehr viel Energie gespielt. Unsere Herausforderug wird es sein, diese Energie zu kontern und insbesondere in der Verteidigung zu brillieren.

Maodo Lô (ALBA-Guard): „Die Spiele gegen Bayern sind immer etwas Besonderes. Auch deshalb erwarte ich, dass die Partie am Donnerstag intensiv wird. Für mich im Speziellen bedeutet dieses Aufeinandertreffen aber natürlich auch ein Wiedersehen mit alten Weggefährten und Freunden.“

Verstärkung durch bewährte Stars und Trinchieri-Vertraute

Nachdem die Bayern im Vorjahr die Playoffs der EuroLeague erreichten und dort gegen Mailand knapp den Sprung ins Final Four der „Königsklasse“ verpasst haben, ist es logisch, dass sie es in dieser Saison noch besser machen wollen. Im Sommer ermöglichte die Vereinsführung Trainer Trinchieri, sein Team dafür hochkarätig aufzurüsten. Unter den Neuzugängen finden sich Stars, die sich bereits bei anderen europäischen Topteams bewiesen haben, aber auch aufstrebende Spieler, deren Qualität der Trainer in den letzten Jahren bei anderen Clubs selbst kennen und schätzen lernte.

Für die Position des Spielmachers, der per se als der verlängerte Arm des Trainers auf dem Spielfeld gilt, holte Andrea Trinchieri den US-Amerikaner Corey Walden nach München. Der führte bereits 2019/20 bei Partizan Belgrad für den heutigen Bayern-Coach auf dem Parkett die Regie führte und ist bereits mit dem Trinchieri-System vertraut. Als guter Scorer und Pick-and-Roll-Spieler ist der US-Guard auch ein starker Verteidiger. Der zweite Aufbauspieler, der passstarke Žan Mark Šiško, hat in der vergangenen Saison beweisen, dass er die Philosophie des italienischen Trainers sehr gut auf dem Spielfeld umsetzt.

Nick Weiler-Babb führt die switch-intensive Defense an

Eine exzellente Verteidigungsarbeit zeichnet auch Nick Weiler-Babb und Nihad Djedović aus. Auf der Position zwei bilden sie die Speerspitze der ausgeklügelten und switch-intensiven Münchener Verteidigung, die weit über das bloße Übergeben der Gegenspieler im Pick-and-Roll hinausgeht. Der schon auf seiner ersten Profistation in Ludwigsburg von Trainer John Patrick für seine Vielseitigkeit gepriesene Weiler-Babb war in der vergangenen Saison bis zu seiner Verletzung Trinchieris Geheimwaffe. Dass der US-Combo Guard sowie Kapitän Nihad Djedović in den EuroLeague-Playoffs verletzt fehlten, war für die Bayern ein großes Handicap.

Die beiden Neuzugänge auf der kleinen Außenposition bringen große offensive Qualitäten mit. Der 2017 von den New York Knicks gedraftete Ognjen Jaramaz, der wie Corey Walden schon bei Partizan für Andrea Trinchieri spielte, ist ein gefährlicher Fastbreak-Spieler. Mit gutem Ballhandling kann der serbische Nationalspieler, der mit seiner explosiven Schnelligkeit unhaltbar zum Korb zieht, auf den Positionen eins bis drei spielen. Der deutsche Nationalspieler Andreas Obst, der lange vor allem als reiner Dreierspezialist galt, hat in der vergangenen Saison in Ulm sein Repertoire um einige Facetten erweitert und wurde damit auch für die Bayern interessant.

Vladimir Lučić ist auch in dieser Saison der Kopf der Bayern

Mit dem vielseitigen US-Nationalspieler Darrun Hilliard konnten die Münchner im Sommer einen echten Scorer verpflichten, der in der vergangenen Saison noch in der Starting Five von ZSKA Moskau stand. Der 2015 an Nr. 35 von den Detroit Pistons gedraftete Guard/Forward kam 2018 nach drei NBA-Jahren in die EuroLeague, wo er in der ersten Saison für Vitoria in den Playoffs gegen ZSKA so stark aufspielte, dass die Russen ihn umgehend nach Moskau holten. Der Linkshänder zählte in den letzten Jahren stets zu den besten Dreierschützen in der EuroLeague, findet mit großer Kreativität aber auch andere Wege zum Korberfolg.

Der unbestrittene Anführer und Kopf der Münchner Mannschaft bleibt aber Vladimir Lučić, der in der vergangenen Saison als einer der fünf besten EuroLeague-Spieler ausgezeichnet wurde. Speziell in der Crunchtime blüht der serbische Nationalspieler als Go-to-Guy auf, um mit großer Abgebrühtheit enge Spiele zugunsten der Bayern zu entscheiden. Hinten kann der Allrounder vom Aufbauspieler bis zum Power Forward alle Gegenspieler verteidigen. Zumindest in der ersten Saisonhälfte muss Lučić dabei ohne seinen kongenialen Backup Paul Zipser auskommen, der sich nach einer Hirnblutung noch in der Reha befindet.

Neuzugänge im Bayern-Frontcourt sind keine Unbekannten

Unter dem Münchner Korb stehen bis auf den aktuell verletzten Leon Radošević durchweg Neuzugänge, die aber keine Unbekannten in Europa sind. Combo-Forward Deshaun Thomas spielte zum Beispiel schon für den FC Barcelona, Efes Istanbul, Maccabi Tel Aviv und Panathinaikos in der EuroLeague. Mit seinem kräftigen Körper tankt er sich zum Korb durch, trifft aber auch den Dreier. Der mit viel Athletik variabel zwischen den Positionen vier und fünf pendelnde Augustine Rubit kam im Sommer von Zalgiris Kaunas und spielte in der Bundesliga schon für Tübingen, Ulm und (unter Andrea Trinchieri) in Bamberg, sodass dies schon seine sechste Saison in Deutschland ist.

Viel Erfahrung aus acht Jahren in der EuroLeague und zwei Saisons in der NBA bringt US-Center Othello Hunter mit, der im Tausch mit Jalen Reynolds aus Tel Aviv nach München kam und allen anderen Bayern etwas Großes voraus hat. Der 35-Jährige gewann nämlich 2019 mit ZSKA Moskau schon einmal die EuroLeague. Sein gutes Gespür für Offensivrebounds scheint dabei mit der Erfahrung von Jahr zu Jahr zu wachsen. Rebounds sind auch die größte Stärke des zehn Jahre jüngeren Gavin Schilling, der in der vergangenen Saison mit seinem kraftvollen Spiel im Braunschweiger Trikot der zweitbeste Rebounder der easyCredit BBL war.

Knoten platzt ausgerechnet gegen Zalgiris und Niels Giffey

In den ersten Saisonspielen fehlten Trainer Trinchieri wegen diverser Verletzungen und Corona-Infektionen noch eine Handvoll Spieler. Aber nach und nach kehrten alle zurück und es war nur eine Frage der Zeit, wann die Bayern auch in der EuroLeague nach ihrem 0:4-Fehlstart den ersten Sieg einfahren würden. Das geschah in der letzten Woche, als die Bayern ausgerechnet in Kaunas gegen das neue Team von Ex-Albatros Niels Giffey 75:73 gewannen. Zur Halbzeit hatten die Litauer noch 39:27 geführt, aber angeführt von Vladimir Lučić, der mit 17 Punkten ein tolles Saisondebüt hinlegte, drehten die Bayern den Spieß nach dem Seitenwechsel mit starker Verteidigung noch um. Neben Lučić waren Deshaun Thomas (15) und Darrun Hilliard (14) die Topscorer.

Nach der Genesung vieler Akteure fehlen den Bayern von den Leistungsträgern jetzt nur noch Paul Zipser und Leon Radošević. In Kaunas konnten die Münchner bereits in folgender Aufstellung spielen (in Klammern gerundete EuroLeague-Stats):
PG: Corey Walden (26 min, 13 pt, 4 as), Žan Mark Šiško (18 min, 5 pt)
SG: Nick Weiler-Babb (26 min, 3 pt, 4 rb), Andreas Obst (3 min), Nihad Djedović (11 min, 3 pt)
SF: Darrun Hilliard (29 min, 16 pt, 2 st), Ognjen Jaramaz (14 min, 4 pt)
PF: Vladimir Lučić (33 min, 17 pt, 4 rb, 3 st), Deshaun Thomas (28 min, 11 pt, 5 rb)
C: Augustine Rubit (24 min, 8 pt), Othello Hunter (22 min, 7 pt, 4 rb), Gavin Schilling (4 min)

Gut zu wissen:

In dieser Saison gibt nur noch zwei ehemalige Albatrosse im aktuellen Spielerkader des FC Bayern. Nihad Djedović und Leon Radošević sind dabei in ihrer schon zehnten EuroLeague-Saison die Spieler mit der größten Erfahrung. Nihad Djedović spielte 2012/13 mit ALBA in der EuroLeague, Leon Radošević 2014/15. Der kroatische Center fand 2018 über Brose Bamberg den Weg zu den Bayern. Nihad Djedović wechselte im Sommer 2013 direkt nach München. Eine ALBA-Vorgeschichte hat auch Assistenztrainer Demond Greene, der in seiner aktiven Zeit von 2005 bis 2007 das ALBA-Trikot trug.

Auf Berliner Seite hat Maodo Lô eine Bayern-Vorgeschichte: Der gebürtige Berliner wechselte 2018 zusammen mit Leon Radošević aus Bamberg an die Isar und spielte von 2018 bis 2020 für die Münchner. Aus dem damaligen Team sind heute neben Radošević aber nur noch Vladimir Lučić und Nihad Djedović sowie Marvin Ogunsipe übrig. Der Neu-Albatros Oscar da Silva ist ein gebürtiger Münchner, begann seine Basketballkarriere aber beim MTSV Schwabing, bis er ans US-College wechselte.

FC Bayern München (Stats Turkish Airlines EuroLeague 2021/22)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

EL

Pkt/Sp

Rb/Sp

As/Sp

0

Nick Weiler-Babb

1/2

25

196

USA

1 J.

2,7

3,8

1,8

1

Deshaun Thomas

3/4

30

201

USA

6 J.

10,8

4,3

0,7

2

Corey Walden

1

29

188

USA

1 J.

13,7

3,5

0,8

8

Othello Hunter

5

35

203

USA

8 J.

7,2

5,0

0,8

9

Joshua Obiesie

1/2

21

198

GER

---

 

 

 

10

Ognjen Jaramaz

2

26

193

SRB

---

3,0

1,2

0,7

11

Vladimir Lučić

3/4

32

204

SRB

8 J.

18,5

2,5

1,5

12

Jason George

2

21

198

GER

2 J.

0,0

1,0

0,0

13

Andreas Obst

2

25

191

GER

---

0,0

0,0

0,0

14

Nihad Djedović

2

31

199

D/BiH

10 J.

1,5

1,0

0,0

16

Paul Zipser (Reha)

3/4

27

203

GER

3 J.

 

 

 

21

Augustine Rubit

4/5

32

203

USA

3 J.

8,3

3,8

2,0

26

Marvin Ogunsipe

4/5

25

204

AUT

1 J.

 

 

 

31

Žan Mark Šiško

1

24

190

SLO

2 J.

5,2

1,2

2,0

32

Darrun Hilliard

2/3

28

196

USA

3 J.

15,8

3,2

1,8

34

Gavin Schilling

4/5

25

206

GER

---

1,0

0,8

0,0

43

Leon Radošević (verletzt)

5

31

208

D/CRO

10 J.

 

 

 

Headcoach: Andrea Trinchieri (43, ITA, siebte EuroLeague-Saison, die zweite mit München)

Bayern: Resultate der letzten drei Wochen
07.10. Bayern – FC Barçelona (EuroLeague) 72:80 (N) Hilliard 18
10.10. Bayern - Braunschweig (easyCredit BBL) 96:80 (S) Thomas 18
12.10. UNICS Kazan - Bayern (EuroLeague) 73:70 (N) Hilliard 17
14.10. Zenit St. Petersburg – Bayern (EuroLeague) 79:71 (N) Hilliard 24
17.10. Bayern – Gießen (easyCredit BBL) 71:64 (S) Thomas 18
21.10. Zalgiris Kaunas – Bayern (EuroLeague) 73:75 (S) Lucic 17
24.10. Frankfurt – Bayern (easyCredit BBL) 50:78 (S) Hilliard 13
26.10. Bayern – Armani Mailand (EuroLeague) 83:77 (S) Lucic 20

ALBA BERLIN: Resultate der letzten drei Wochen
08.10. ALBA – Villeurbanne (EuroLeague) 67:71 (N) Lô  22
10.10. Ludwigsburg – ALBA (easyCredit BBL) 74:62 (N) Sikma 20
12.10. ALBA – Fenerbahçe (EuroLeague) 84:70 (S) da Silva 22
14.10. ALBA – Baskonia (EuroLeague) 76:80 (N) Sikma 19
17.10. Oldenburg – ALBA (easyCredit BBL) 74:92 (S) da Silva 21
22.10. Roter Stern – ALBA (EuroLeague) 63:78 (S) Lô  17
24.10. ALBA – Göttingen (easyCredit BBL) 59:65 (N) da Silva 17
26.10. Olympiakos Piräus (EuroLeague) 87:83 (N) da Silva 17

ALBA-Bilanz gegen Bayern München: 24:1:35
24 Siege – ein Unentschieden - 35 Niederlagen (in Berlin 15:1:13)
BBL: 10:9, Playoffs 9:19, Pokal 4:3, Champions Cup 1:0, EuroCup: 0:1:1, EuroLeague 0:3
Höchster Sieg: 100:62 am 25. April 2021 in München
Höchste Niederlage: 58:97 am 16. Oktober 2016 in München