Seit dem Münchener Aufstieg 2011 haben sich die Wege von ALBA BERLIN mit denen der Basketballer des FC Bayern schon fünfzig Mal gekreuzt. Gegen keinen anderen Gegner spielte ALBA in den vergangenen Jahren in allen möglichen Wettbewerben häufiger. Daran ändert sich auch in dieser Saison nichts, denn beide Teams spielen nun auch in der Europaliga gegeneinander. Am Mittwoch (Tipoff 20 Uhr) kommen die Bayern im Rahmen des 14. Spieltags der Turkish Airlines EuroLeague in die Berliner Mercedes-Benz Arena.

Für die Partie wurden bereits über 10.000 Tickets verkauft. Es wird also entsprechend voll in und rund um die Arena und deshalb möchten wir alle Besucher bitten, so frühzeitig wie möglich anzureisen, um lange Wartezeiten am Einlass zu vermeiden.

Tickets ALBA - Bayern (Mi. 20 Uhr)

Verletzungsprobleme machen auch in München große Sorgen

Das EuroLeague-Derby ist der zweite Saisonvergleich nach dem von ALBA am 10. November in München 80:84 verlorenen Bundesligaspiel. Dieses Spiel wurde dabei von großen Verletzungsproblemen überschattet. Bei den Bayern waren vor dem Spiel neben den langzeitverletzten T.J. Bray und Josh Huestis auch noch Nihad Djedovic und Leon Radosevic ausgefallen. Bei ALBA verletzten sich damals nach Stefan Peno und Marcus Eriksson auch noch Peyton Siva und Tyler Cavanaugh. Da war auf beiden Seiten Improvisation gefragt und das gelang den Bayern in Person von Alex King etwas besser, der das Spiel mit 5/6 Dreiern entschied.

Die Verletzungssorgen sind beiden Rivalen leider auch in den folgenden Wochen treu geblieben. Die Bayern, die am fünften EuroLeague-Spieltag noch einen großen 95:86-Sieg gegen Real Madrid feiern konnten, gerieten ohne ihre verletzten Spieler aus der Erfolgsspur und laufen aktuell mit einer Bilanz von nur 5:8 Siegen ihrem nach dem letztjährigen elften Platz in der EuroLeague ausgerufenen Saisonziel, in dieser Saison um die Playoffs mitzuspielen, auf dem 15. Platz mittlerweile hinterher. ALBA folgt gleich dahinter mit 4:9 Siegen und würde die Bayern bei einem Sieg am Mittwoch in der Tabelle sogar überholen.

Maodo Lo blüht in der Rolle des ersten Spielmachers auf

Glücklicherweise beginnen sich die Lazarette in Berlin und München nun allmählich zu lichten. Zwar fallen bei ALBA Stefan Peno und Tyler Cavanaugh weiterhin sicher aus, aber gegen den MBC konnte Tim Schneider nach überstandener Lungenentzündung sein Comeback feiern. Bei Johannes Thiemann heißt es allerdings weiter abzuwarten, bis seine Gehirnerschütterung komplett auskuriert ist. Bei den Bayern konnte der neue US-Forward Josh Huestis nach seiner Genesung am Freitag sein erstes Spiel im Bayern-Trikot absolvieren und auch Nihad Djedovic und Leon Radosevic könnten gegen ALBA wieder dabei sein werden. In dem Fall würde Trainer Dejan Radonjic nur noch T.J. Bray fehlen, der wohl noch bis zum Jahreswechsel pausieren muss.

In Abwesenheit des mit großen Erwartungen nach München geholten T. J. Bray ist Nationalspieler Maodo Lo in dieser Saison bei den Bayern zu großer Form aufgelaufen. Der gebürtige Berliner, für den selbstredend Gastspiele in der Mercedes-Benz Arena ein Highlight sind, spielt die Gegner nicht nur mit seinen Dribblings schwindelig und schockt sie mit einer Dreierquote von 50 Prozent, sondern setzt in dieser Saison mit großer Spielübersicht auch seine Mitspieler gut in Szene. Unterstützt wird der deutsche Nationalspieler auf der Position eins vom defensivstarken US-Amerikaner DeMarcus Nelson, der schon in Belgrad unter Trainer Radonjic gespielt hat.

Forward Vladimir Lucic ist Bayerns effektivster Spieler

Eine ebenfalls tolle Saison spielte bis zu seiner Verletzung Nihad Djedovic, der schon im Vorjahr mit seinen guten Entscheidungen und starker Defense für die Bayern das Bundesliga-Finale gegen ALBA prägte. Der als MVP der Serie ausgezeichnete Guard/Forward fehlte den Bayern in den letzten Wochen sichtlich und konnte auch vom erfahrenen finnischen Nationalspieler Petteri Koponen, der neben Lo der beste Dreierschütze im Münchener Team ist, nicht komplett ersetzt werden. Zuletzt half auch der junge italienische Nationalspieler Diego Flaccadori erfolgreich auf der Position zwei aus.

Auf dem Flügel ist Vladimir Lucic der Anführer der Bayern. Der physisch starke Forward ist auch in der Offensive sehr versiert, spielt mit präzisen Würfen aus allen Lagen seine beste Saison und ist Bayerns effektivster Spieler. Als sein Back-up auf der Position drei knüpft Nationalspieler Paul Zipser in dieser Saison mit großer Vielseitigkeit an die Leistungen an, die ihn bei den Bayern vor drei Jahren in die NBA zu den Chicago Bulls führten. 

NBA-Star Greg Monroe ist der Turm unter dem Bayern-Korb

Danilo Barthel, der bei den Bayern in der vergangenen Saison an der Seite von Derrick Williams verstärkt unter dem Korb agierte, ist in dieser Saison – ohne den zu Fenerbahce Istanbul gewechselten NBA-Star – wieder die erste Option auf der Position vier, wo er seine technischen Stärken voll ausspielen kann. Er trifft den Dreier, kann sich aber in der Zone mit seiner vorbildlichen Fußarbeit, geduldigen Täuschungen und der Fähigkeit, mit beiden Händen am Ring anzuschließen, durchsetzen. Darüber hinaus macht er mit großer Mannschaftsdienlichkeit die vielen kleinen Dinge, die ein Team zusammenhalten.

Unter dem Korb dominiert dafür jetzt Greg Monroe, der auch in EuroLeague-Maßstäben ein echter Topstar ist. Der US-Center spielte in den letzten neun Jahren in der NBA, wo er zumeist ein Starter war und zu den besten Reboundern in der Liga zählte. Als klassischer Brettcenter schließt er kraftvoll direkt am Korb ab, aber er fungiert auch als kluger Ballverteiler. Seinen Back-up, den athletischen französischen Nationalcenter Mathias Lessort, kennen wir noch aus der vergangenen Saison, wo er mit Malaga mit im Schnitt 16 Punkten und sechs Rebounds im EuroCup-Viertelfinale um ein Haar zur Endstation für die Albatrosse geworden wäre.

Bayern nach 77:69 über Zenit am Wochenende spielfrei

Während ALBA am Sonntag mit einem 82:77 über den MBC ins Pokal-Halbfinale einzog, hatten die Bayern, die schon im Pokal-Achtelfinale an Bonn gescheitert waren, am Wochenende spielfrei. Zuvor hatten die Münchener am Freitag mit 77:69 gegen Zenit St. Petersburg ihren fünften EuroLeague-Sieg gelandet. Dabei fehlten den Münchenern noch T.J. Bray, Nihad Djedovic und Leon Radosevic, aber die – ebenfalls ersatzgeschwächten – Russen konnten mit einer schwachen Dreierquote von nur 28 Prozent kein Kapital daraus schlagen. Die von Vladimir Lucic (17 Punkte) angeführten Münchener verwandelten ihre Dreier zu 57 Prozent.

In den letzten Wochen spielten die Bayern in folgender Aufstellung (in Klammern die gerundeten EuroLeague-Stats 2019/20):
PG: Maodo Lo (25 min, 11 p, 3 as), DeMarcus Nelson (13 min, 4 p 2 as), T.J. Bray verletzt
SG: Petteri Koponen (17 min, 7 p, 2 as), Diego Flaccadori (10 min, 3 p), Nihad Djedovic verletzt
SF: Vladimir Lucic (27 min, 12 p, 4 rb), Paul Zipser (21 min, 8 p, 3 rb)
PF: Danilo Barthel (26 min, 8 p, 4 rb), Alex King (11 min, 2 p), Josh Huestis verletzt
C: Greg Monroe (25 min, 13 p, 6 rb), Mathias Lessort (11 min, 5 p), Leon Radosevic verletzt

Gut zu wissen:
 

Drei Bayern-Akteure spielten in früheren Jahren auch schon mit ALBA in der EuroLeague. Nihad Djedovic erreichte 2012/2013 mit ALBA das TOP16. Alex King und Leon Radosevic gehörten 2014/2015 der ALBA-Mannschaft an, die mit dem neunten Platz die bis heute beste deutsche Platzierung in der 2000 gegründeten EuroLeague erzielt hat. Bayerns Assistenztrainer Emir Mutapcic war sowohl in ALBAs letzter Saison in der früheren FIBA-Europaliga 2000/2001 als auch in der ersten Berliner EuroLeague-Saison 2001/2002 ALBAs Cheftrainer.

Der in München geborene Kenneth Ogbe spielte in der Jugend für die Bayern, bevor er auf die für ihr Basketballprogramm bekannte Urspringschule nach Ehingen wechselte. Bogdan Radosavljevic trug das Bayerntrikot von 2010 bis 2013. Peyton Siva spielte in der Saison 2013/2014 zusammen mit Greg Monroe in der NBA für die Detroit Pistons. Luke Sikma spielte 2015/2016 in Spanien zusammen mit Vladimir Lucic für Valencia und Stefan Peno 2016/2017 zusammen mit Petteri Koponen für Barcelona.

Dies ist erst das dritte deutsch-deutsche Duell in der Geschichte der EuroLeague. In der Saison 2012/2013 kreuzten sich die Wege von ALBA und Bamberg im EuroLeague TOP16. Die Berliner gewannen beide Spiele. ALBA ist somit in der EuroLeague gegen deutsche Gegner noch ungeschlagen! Bayern und ALBA stehen sich auf europäischer Bühne zum erst zweiten Mal gegenüber. 2015/2016 genügte den Bayern im EuroCup-Achtelfinale nach einem 84:75 in München ein 82:82 in Berlin zum Einzug ins Viertelfinale.

FC Bayern München (Statistik Turkish Airlines EuroLeague 2019/2020)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

EL

Pkt/Sp

Rb/Sp

As/Sp

1

Jason George

1/2

21

198

GER

---

 

 

 

5

T.J. Bray (verletzt)

1/2

27

196

USA

---

 

 

 

7

Alex King

4

34

200

GER

3 J.

1,8

1,0

0,6

8

Petteri Koponen

1/2

31

194

FIN

5 J.

6,8

1,3

1,7

10

Greg Monroe

5

29

211

USA

---

12,6

5,9

2,8

11

Vladimir Lucic

3/4

30

204

SRB

6 J.

11,9

4,2

1,4

12

Maodo Lo

1/2

27

191

GER

3 J.

11,1

2,5

3,2

14

Nihad Djedovic

2/3

29

199

D/BIH

8 J.

8,8

3,0

1,7

16

Paul Zipser

3

25

203

GER

3 J.

8,1

3,3

0,7

20

DeMarcus Nelson

1

34

193

USA

4 J.

4,2

1,4

1,9

21

Diego Flaccadori

1/2

23

193

ITA

---

2,8

0,5

0,6

22

Danilo Barthel

4/5

28

208

GER

1 J.

7,8

3,8

1,5

26

Mathias Lessort

5

24

206

FRA

1 J.

5,3

2,3

0,4

34

Joshua Huestis

3/4

28

201

USA

---

0,0

1,0

0,0

43

Leon Radosevic

5

29

208

D/CRO

9 J.

2,4

2,3

0,7

44

Sasha Grant

3

17

198

ITA

---

0,0

0,0

0,0

66

Matej Rudan

4

18

205

CRO

---

 

 

 

Head Coach: Dejan Radonjic (49, MNE, sechste EuroLeague-Saison, die zweite mit den Bayern)
Assistenztrainer: Igor Jovovic (MNE), Philipp Köchling (GER), Oliver Kostic (SRB), Emir Mutapcic (BIH)

ALBA-Bilanz gegen Bayern München: 19:1:30
19 Siege – ein Unentschieden - 30 Niederlagen (in Berlin 13:1:10)
BBL: 8:9, Playoffs 6:18, Pokal 4:2, Champions Cup 1:0, EuroCup: 0:1:1
Höchster Sieg: 81:55 am 24. Mai 2015 in Berlin
Höchste Niederlage: 58:97 am 16. Oktober 2016 in München

Stimmen zum Spiel:
 

Aito Garcia Reneses (ALBA-Cheftrainer): „Bayern ist eine sehr erfahrene Mannschaft, die weiß, wie man Spiele kontrolliert und am Ende gewinnt. Dass wir auf den großen Positionen geschwächt sind, ist ein Problem für uns, weil ihr Frontcourt sehr stark ist. Aber jedes Spiel ist anders und wir müssen so oder so versuchen, es in unserem Rhythmus zu spielen.“

Peyton Siva (ALBA-Point Guard): „Das ist für uns ein großes EuroLeague-Spiel, nicht nur weil es das deutsche Derby ist. Beide Teams rangieren dicht beieinander in der Tabelle und mit einem Sieg können wir mit den Bayern gleichziehen. Wir müssen dafür nur rausgehen, hart spielen und unser Heimspiel gewinnen. Natürlich freue ich mich darüber hinaus auch sehr auf das Wiedersehen mit Greg Monroe, den ich seit unserer gemeinsamen Saison bei den Detroit Pistons nicht mehr getroffen habe. Das ist ein sehr versierter Center, der einfach weiß, wie man zum Korb kommt.“