ALBA-Forward Dijon Thompson führt nach drei Spieltagen die Rangliste der effektivsten Spieler der BBL mit deutlichem Vorsprung an, weil er nicht nur viele Punkte erzielt, sondern auch in anderen Bereichen glänzt. Im Interview erklärt er uns, woher diese Vielseitigkeit kommt und wieso er in Berlin und nicht in der NBA spielt.

Hat Dir das Spiel gegen Göttingen Spaß gemacht?

 

DT: Ich habe mich schon sehr darüber gefreut, dass alle im Team ziemlich gut gespielt haben. Luka predigt uns zwar immer, dass wir uns vor allem auf die Verteidigung konzentrieren sollen und das hat uns letztlich gegen Göttingen auch zum Sieg geführt. Aber wenn es dann offensiv auch noch so gut läuft, macht das schon richtig Spaß.

 

Du hast nicht nur 13 Punkte und 10 Rebounds, sondern auch 5 Assists, 3 Steals erzielt und einen Wurf geblockt. Ist diese Vielseitigkeit typisch für Dein Spiel?

 

DT: Ja, das war schon immer meine größte Stärke, dass ich viele verschiedene Dinge machen kann.

 

Könntest Du vielleicht sogar als heimlicher Point Guard agieren?

 

DT: Weißt Du was? Ich habe tatsächlich auf der High School zwei Jahre als Point Guard gespielt. Ich war da zwar auch schon relativ groß, aber die Coaches haben in mir da zuerst einen dieser damals modernen großen Point Guards gesehen. Auch wenn ich dann später auf den Flügel umgestiegen bin, habe ich in der Zeit viel gelernt, was mich zu dem Spieler gemacht hat, der ich jetzt bin. Da rührt sicher viel von meiner Vielseitigkeit her.

 

Dein Gastspiel in der NBA war trotzdem nicht sehr lang ...

 

DT: In meiner Rookie-Season bei den Phoenix Suns hatte ich eine schwere Knieverletzung. Das war nicht gut für meine NBA-Karriere, deshalb haben sie mich anschließend in die D-League abgeschoben. In diesem Sommer habe ich für Cleveland in der Sommerliga gespielt, aber dort auf Verdacht ins Trainingscamp zu gehen, war mir zu unsicher, da bin ich lieber nach Europa gegangen. Da weiß ich, woran ich bin.

 

Wie bist Du speziell auf ALBA BERLIN gekommen?

 

DT: Nach dem Angebot aus Berlin habe ich mich bei Sharrod Ford erkundigt, den ich kannte. Der hat mir viel Gutes darüber erzählt, wie professionell der Verein arbeitet und wie interessant die Stadt ist. Es war mir auch wichtig, mein Europa-Abenteuer in einer großen Stadt zu beginnen, wo viele Leute englisch sprechen.

 

Wie geht es in der NBDL bzw. der D-League zu?

 

DT: Das Niveau in der D-League ist so ähnlich wie das in Europa. Das ist eben eine Stufe unter der NBA. Der Unterschied ist, dass die Liga in den Staaten ist, wo vielleicht doch noch mehr Leute von der NBA zugucken. Deshalb spielen manche Leute lieber in der D-League, weil sie hoffen, dort eher für die NBA entdeckt zu werden.

 

Wenn sich jeder da vor den Scouts in Szene setzt, leidet darunter nicht das Teamplay?

 

DT: Natürlich, wenn jeder versucht, sich selber nur von seiner besten Seite zu zeigen, ist das nicht gut für das Mannschaftsspiel, keine Frage.

 

Und die Zuschauer finden das gut?

 

DT: Da sind nicht übermäßig viele Zuschauer. Das gefällt mir zum Beispiel hier in Europa viel besser. Da ist mehr los in den Hallen, die Unterstützung durch die Fans ist hier größer.

 

Wer sind Deine Vorbilder?

 

DT: Ich bin aufgewachsen, als Michael Jordan seine große Zeit hatte. Da gab es für einen jungen Basketballspieler keine Alternative. So etwas wie Michael Jordan wird es so schnell nicht wieder geben. Der war einmalig.

 

Aber Du hast Dir hier die Trikotnummer 21 gewählt und nicht die 23 ...

 

DT: Die 21 hatte ich schon in der High School, die habe ich damals gewählt, weil ich da gerade Kevin Garnett bewundert habe. Das ist auch ein sehr vielseitiger Spieler, der wie ich viele verschiedene Dinge machen kann.

 

Siehst Du ALBA auf einem guten Weg, die angepeilten Ziele zu erreichen?

 

DT: Ich sehe uns schon auf einem guten Weg, auch wenn Luka uns immer nur erzählt, was wir alles noch besser machen müssen. Recht hat er aber sicher damit, dass wir uns nicht zu früh auf dem Erreichten ausruhen dürfen, sondern immer weiter an unserem Spiel arbeiten müssen. Denn die wahren Bewährungsproben stehen uns noch bevor.