Das erste Interview der neuen Saison gehört traditionell einem Mitglied der ALBA-Clubführung. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats von ALBA BERLIN, Dr. Axel Schweitzer:

Herr Schweitzer, Sie haben das neue ALBA-Basketballteam beim Turnier in Belgrad schon ausgiebig beobachten können. Was war ihr Eindruck?

 

AS: Mir hat das Auftreten der Mannschaft in Belgrad sehr gut gefallen. Vor allem die Intensität, mit der sie in den Testspielen zu Werke ging, lässt mein Sportlerherz höher schlagen. Ob die Spiele dann gewonnen oder verloren werden, ist im Prinzip zweitrangig. Zumal Luka Pavicevic ja auch noch das eine oder andere ausprobiert hat und mit Femerling, Herber und Subotic gleich drei Spieler erst auf der Reise zum Team gestoßen sind. Dass ihm außerdem auch noch mit Goran Jeretin sein verlängerter Arm auf dem Spielfeld fehlt, davon will ich gar nicht erst groß reden.

 

Sie freuen sich also auf die neue Saison?

 

AS: Natürlich ist die Vorfreude groß! Wir haben in den vergangenen Monaten einige Entscheidungen getroffen, die menschlich nicht immer leicht gefallen sind. Gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass wir den richtigen Weg gehen. Luka Pavicevic ist ein Glücksfall für uns: Wir haben mit ihm einen Trainer gewonnen, der schon als Spieler Großes erreicht und unglaubliche Erfahrung gesammelt hat. Er hat dreimal hintereinander die Europaliga gewonnen, das kann höchstens eine Handvoll Spieler von sich behaupten. Er arbeitet höchst strukturiert, weiß genau was er will und lässt sich von seinem Weg nicht abbringen. Gleichermaßen ist aber auch ALBA ein Glücksfall für Luka: Er hat bisher als Trainer seine Teams unter mittelmäßigen bis schwierigen Umständen zu Leistungen getrieben, die man so nicht erwarten konnte. Jetzt kommt er zu einer Organisation, die er selbst als bestorganisierten Club außerhalb der NBA bezeichnet. Er hat bei uns die Chance, Titel zu gewinnen. Und ich bin mir sicher, das wird er tun.

 

Henrik Rödl sehen wir in einer neuen Funktion wieder ...

 

AS: Ich freue mich, dass wir Henrik Rödl weiter in den Reihen der ALBA-Familie wissen. Er ist ein Mensch mit ganz besonderen Qualitäten, der seine gesamte Karriere bei ALBA verbracht und sehr viel für den Club getan hat. Der Misserfolg in der vergangenen Saison ändert daran überhaupt nichts, vielmehr wird er als Mensch daran noch weiter wachsen. Mit ihm als sportlichen Leiter für unsere Jugendarbeit, Matej Mamic als Trainer bei TuSLi und Henning Harnisch als konzeptionellen Vater haben wir eine Qualität in unserem Nachwuchsprogramm, die in Deutschland, wenn nicht in Europa einzigartig ist.

 

Welche Vorgaben hat Luka Pavicevic von der Clubführung erhalten? Woran werden Sie das neue Team messen?

 

AS: Wir wollten, dass Luka bei der Zusammenstellung des Teams keine Kompromisse eingehen muss. Er sollte seine Vorstellungen – natürlich in enger Abstimmung mit Marco Baldi - umsetzen können. Für uns ist nicht der schnelle Erfolg entscheidend, wir orientieren uns mittel- bis langfristig. Darauf beruht auch unsere Entscheidung, Luka Pavicevic für mindestens die nächsten drei Jahre zu unserem Head Coach zu machen. Wir arbeiten mit ihm strukturiert und intensiv an unserem Ziel: Wir wollen zurück in die Eliteliga Europas. Das bedeutet aber auch, dass es auf dem Weg dahin, besonders am Anfang, durchaus mal holpriger werden kann. Unsere Erwartung ist nicht, die ersten 20 Spiele in Folge zu gewinnen. Aber am Ende der Saison wollen wir ganz oben stehen.

 

Hat das frühe Aus am Ende der letzten Saison ALBA zurückgeworfen?

 

AS: Ein Erlebnis wie das Viertelfinal-Aus gegen Quakenbrück ist nicht nur sehr schmerzlich, es ist natürlich auch nicht förderlich für das Ansehen eines Clubs wie ALBA BERLIN. Umso mehr freut es mich, dass wir in der Situation sind, auch in der neuen Saison wieder angreifen zu können. Wir sind auf einem festen Fundament gebaut und können dadurch auch mit so einer Situation umgehen. Denn ALBA BERLIN ist mehr als das Ergebnis der jeweils letzten Saison: Wir investieren Kraft, Energie und hohe Geldbeträge in die Jugend, fördern den Spitzen- wie den Breitensport und arbeiten auf vielen Kanälen an der Verankerung von ALBA BERLIN in der Gesellschaft. Nicht zuletzt deshalb erfahren wir eine sehr erfreuliche bleibende Unterstützung von unseren Partnern und Fans, die auch nach einem solchen Misserfolg weiter an uns glauben.

 

Berlin erhält eine neue Großarena. Könnte der Umzug aus der Max-Schmeling-Halle für ALBA irgendwann ein Thema werden?

 

AS: Zunächst einmal freut es mich sehr, dass die O2 World durch eine private Initiative gebaut wird. Sie bietet der Hauptstadt Möglichkeiten bei der Durchführung von Großveranstaltungen, die bisher gefehlt haben. Natürlich ist die Verpackung aber auch immer nur so gut wie der Inhalt: Den Betreibern ist daran gelegen, dass die attraktivsten Sportveranstaltungen bei ihnen stattfinden. Deshalb wollen sie die Heimspiele von ALBA dort austragen. Wir befinden uns in guten Gesprächen mit der Anschütz Entertainment Group - ob, wann und in welchem Umfang wir dann wirklich in der O2 World spielen werden, ist heute aber noch nicht abzusehen.

 

An diesem Wochenende wird noch eine ganz andere Halle, die ALBA Jugendhalle in der Knaackstraße, eingeweiht...

 

AS: Das ist ein wirklich hoch erfreuliches Thema. Wir haben eine hohe sechsstellige Summe investiert, um eine abrissreife Schulturnhalle komplett zu sanieren und so unserem rapide wachsenden Nachwuchsprogramm ausreichend Trainingszeiten zur Verfügung stellen zu können. Die ALBA Jugendhalle ist nicht nur eine Trainings- und Spielstätte geworden, sie ist das neue zu Hause unserer Jugendabteilung. Mein Dank gilt allen voran Vereinspräsident Dieter Hauert, der keine Mühen und persönliches Engagement gescheut hat, damit diese Halle rechtzeitig zur neuen Saison fertig wird.