Vor einem Jahr, am 26. November 2005, stand die Welt in der Max-Schmeling-Halle nach dem tragischen Unfall von Matej Mamic still. Aber zum Glück nur für kurze Zeit: Matej Mamic ist schon lange wieder auf den Beinen und hat mit seiner Genesung die Erwartungen der Ärzte weit übertroffen. Er arbeitet weiter fleißig Tag für Tag an seinem Traum: Einem Comeback als Basketballer. Wir haben für euch bei ihm nachgefragt...

Matej, bekommst Du immer noch so viel Post aus ganz Europa?

 

MM: Die Anteilnahme ist immer noch sehr groß. Natürlich bekomme ich jetzt nicht mehr so viele Briefe und Genesungswünsche wie am Anfang. Es ist eine gewisse Normalität eingekehrt, nachdem man sieht, dass es mir schon wieder ganz gut geht. Aber ich freue mich darüber, dass immer noch so viele Leute wissen wollen, wie meine Geschichte weiter geht.

 

Wie ist Deine Gefühlslage ein Jahr nach Deinem Unfall?

 

MM: Die Sache hat zwei Seiten. Angesichts der Schwere meiner Verletzung bin ich natürlich sehr froh, dass ich jetzt wieder normal gehen und auch sonst ein ganz normales Leben führen kann. Trotzdem ist es keine glückliche Situation, in der ich mich befinde. Aber ich muss mich dem stellen und tue das, indem ich meine Situation als Herausforderung begreife, um mein Comeback zu kämpfen. Das tue ich weiterhin mit aller Kraft.

 

Fährst Du immer noch regelmäßig ins Unfallkrankenhaus?

 

MM: Ja, meine Reha geht so weiter wie bisher. Das ist alles koordiniert zwischen den Ärzten, den Physiotherapeuten und den Trainern. Die haben ein detailliertes Programm für mich ausgearbeitet, welches immer wieder den Entwicklungen angepasst wird, was ich in der Therapie und im Training machen soll.

 

Wie sieht denn jetzt Dein normaler Tagesablauf aus?

 

MM: Dreimal in der Woche fahre ich zur Physiotherapie nach Marzahn. Danach habe ich meine Deutschstunde. Anschließend gehe ich zum Training. Manchmal drehen wir die Termine aber auch um.

 

Was hindert Dich daran, wieder Basketball zu spielen?

 

MM: Es gibt immer noch einen Unterschied zwischen meiner rechten und linken Körperhälfte. Links klappt es noch nicht so gut wie rechts. Da muss ich weiter an der Koordination arbeiten. Erst wenn beide Seiten auf dem selben Level sind, ist ein Comeback realistisch.

 

Als Du noch im Krankenhaus lagst, hast Du Dir jedes ALBA-Spiel auf DVD angeguckt. Bist Du immer noch so gut informiert?

 

MM: Ich bin natürlich bei allen Heimspielen von ALBA und gucke mir dazu die wichtigen Auswärtsspiele auf DVD an, wenn sie nicht im Fernsehen übertragen werden. Aber ganz so viel Zeit wie im Krankenhaus habe ich jetzt nicht mehr, schließlich habe ich auch mein eigenes Training zu machen.

 

Und wie schätzt Du das neue ALBA-Team ein?

 

MM: Man hat gesehen, dass die neue Mannschaft ihre Zeit gebraucht hat, um zusammenzuwachsen. Aber zuletzt klappte das schon sehr gut. Der Auswärtssieg in Oostende war sehr wichtig und hat eine gute Grundlage dafür geschaffen, die nächste Runde im ULEB Cup zu erreichen. In der Bundesliga hat die Mannschaft nach der Niederlage gegen Bonn ebenfalls Schritt für Schritt ihren Rhythmus gefunden. Die Mannschaft muss das jetzt weiter ausbauen.

 

Worin unterscheiden sich das neue ALBA-Team von dem der letzten Saison?

 

MM: Für mich ist natürlich der größte Unterschied, dass ich nicht mehr Kapitän dieser Mannschaft bin. Mit dem letztjährigen Team habe ich ja noch bis zu meinem Unfall gespielt und da ist es klar, dass mir dieses Team näher war als das neue. Dem neuen Team fühle ich mich aber auch verbunden, ich fühle mich sogar als Teil der Mannschaft und helfe einzelnen Spielern, wo ich es kann. Aber ich habe eben bisher noch nie mit diesem Team spielen können. Das macht schon einen großen Unterschied aus.

 

Eine Fortführung des Kapitänsamtes stand nicht zur Debatte?

 

MM: Man kann nicht Kapitän sein, wenn man nicht ständig bei der Mannschaft ist und die Auswärtsfahrten mitmacht. Das muss jemand machen, der mit dem Team auf dem Parkett steht. Will Avery macht das in meinen Augen sehr gut.

 

Hast du trotzdem einen Rat an die Mannschaft?

 

MM: Die kommende Woche mit den drei Heimspielen gegen Jerusalem, Bamberg und Siena ist für uns eine ganz entscheidende. Wenn unser Team diese Woche erfolgreich meistert, dann sehe ich sie für den Rest der Saison auf einem sehr guten Weg. Leider kann ich selber momentan nicht viel mehr machen als ALBA die Daumen zu drücken. Aber das tue ich dafür umso fester.