Basketball im 3x3-Format, das ist superschnell, superintensiv und derzeit eine große Nummer, weil bei den Spielen in Tokio die Premiere als olympische Disziplin ansteht. Für die Spielerinnen von ALBA BERLIN ist die Freiplatz-Variante jedoch vor allem die Chance, nach sieben langen Monaten und einer Saison, die den Namen Spielzeit nicht verdient hat, endlich wieder einmal unter Wettbewerbsbedingungen auf dem Feld zu stehen – und das sogar direkt vor der Haustür: Bei der "3x3 Champions Trophy" im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark geht es mit Beginn an diesem Freitag (15 Uhr) um nichts weniger als den Deutschen Pokal. Mit Nika van der Brock, Hilke Feldrappe, Lena Gohlisch, Johanna Hirmke, Leoni Kreyenfeld, Leyla Öztürk, Lucy Reuß, Clara Wilke und Fee Zimmermann nehmen insgesamt neun ALBA-Spielerinnen an dem Turnier teil.

Auf dem Titelfoto (v.l.n.r.): Hilke Feldrappe, Leoni Kreyenfeld, Lena Gohlisch, Magdalena Winter (WNBL-Spielerin aus der aktuellen Trainingsgruppe), Nika van der Brock, Clara Wilke, Leyla Öztürk.

Gleich 140 nationale Titel verschiedenster Sportarten werden an diesem Wochenende in Berlin, Braunschweig und Nordrhein-Westfalen vergeben, ARD und ZDF übertragen die Entscheidungen im Rahmen "Die Finals" live. Publikum vor Ort ist beim 3x3-Event auf den Freiplätzen im Jahn-Sportpark zwar noch nicht zugelassen, aber das verringert die Vorfreude und Motivation der ALBA-Spielerinnen kaum. Viel wichtiger: Endlich wieder Competition, endlich wieder ein echtes Ziel vor Augen.

„Vorher hat es sich teilweise angefühlt wie eine nicht enden wollende Saisonvorbereitung“, sagt Lena Gohlisch. „Wir haben nach dieser langen Zeit jetzt einfach alle Bock, wieder zu spielen.“ Die 27-jährige Kapitänin des Teams in der Toyota 2. Damen Basketball Bundesliga (DBBL) führt nun auch ALBAs vierköpfige Vertretung an, die als "Team Berlin 1" beim 3x3-Event an den Start geht. „Das Turnier hat nach einer Saison ohne Wettbewerb eine besondere Bedeutung für uns“, betont auch Headcoach Cristo Cabrera. „Wir haben die Möglichkeit, uns mit Spielerinnen auf dem höchsten Level zu messen.“

In den vergangenen Monaten konnte sein Team nur sehr begrenzt trainieren – in Kleingruppen, einzeln, teilweise auch nur zuhause. Nach dem vorzeitigen Saisonende kam das 3x3-Turnier da gerade recht: „Es hat uns geholfen, dass wir dadurch wieder ein Ziel hatten“, erklärt Gohlisch. „Das hat man im Training gleich gemerkt.“ Dort ist die Gruppe auch jetzt dezimiert. Für das Turnier ist das allerdings gar nicht so tragisch, meint Gohlisch: „Dadurch haben wir sowieso sehr viel 3x3 gespielt. Deshalb passt das eigentlich perfekt.“

Im Gegensatz zu den teilweise bunt zusammengewürfelten 20 Konkurrenzteams musste sich die ALBA-Crew also nicht erst neu finden und hat auch keine anstrengende Saison in den Knochen stecken. „Wir haben uns jetzt fast einen Monat lang explizit auf das Turnier vorbereitet und auch in dieser Konstellation zusammen trainiert“, sagt Gohlisch. Und die besondere Verbindung des Teams geht sogar so weit, dass am Wochenende tatsächlich vier gebürtige Berlinerinnen die Farben ihrer Heimatstadt im ALBA-Trikot vertreten werden.

An der Seite von Lena Gohlisch werden dabei drei sehr junge Spielerinnen aus ALBAs Nachwuchsprogramm, dem deutschlandweit größten für Mädchen, ins Rennen gehen: Spielmacherin Clara Wilke ist mit 17 Jahren die Jüngste und hat sich nach einer widerspenstigen Fußverletzung wieder herangearbeitet. Nun findet sie es „wirklich cool, für meine Stadt bei einem so großen Event auflaufen zu dürfen“ und sagt: „Als wir die Einladung bekommen haben, wollte ich dort gleich gerne mitmachen.“

Ihrer Aufbaukollegin Nika van der Brock geht es da ganz ähnlich. Sie spielt bereits seit 14 Jahren für ALBA – und das obwohl sie in diesem Jahr selbst erst 18 geworden ist. Auch deshalb ist sie nun „sehr stolz, meine Heimatstadt und meinen Verein in diesem Turnier vertreten zu dürfen“. Obendrein ist sie angetan vom „schnellen und intensiven Spiel innerhalb kurzer Zeit“ beim 3x3 – für das es aber bei drei Aufbauspielerinnen optimalerweise auch noch eine etwas längere Mitspielerin braucht.

Da traf es sich prima, dass Leyla Öztürk derzeit in Berlin weilt. Die 1,86 Meter große Flügelspielerin spielte bis zum vergangenen Sommer für ALBA, ehe sie an die Northeastern University nach Boston wechselte. Die Verbindung zum Klub und ihrer Heimatstadt ist aber selbstverständlich geblieben. Deshalb war es für sie gar keine Frage, als Headcoach Cabrera ihr ein Kurzcomeback während des Sommerbesuchs anbot. Nach einem durch die Corona-Pandemie nicht ganz einfachen erstem College-Jahr, in dem die 19-Jährige sich an der Uni aber „sehr wohlgefühlt“ hat, freut sie sich nun umso mehr auf das Wiedersehen. „So kann ich noch mal in die Zeit vor einem Jahr zurückblicken“, sagt sie, und vor allem: „Basketball spielen – was ja während der Pandemie immer ein bisschen schwierig ist.“

Öztürks Rückkehr ist auch deshalb so wertvoll, weil das Team auf zwei andere Spielerinnen verzichten muss, die sonst fest dazugehören – aus guten Gründen jedoch: Leoni Kreyenfeld und Hilke Feldrappe sammelten mit 16 bzw. 17 Jahren zu Beginn der Saison bei ALBA bereits DBBL-Erfahrung und sind nun auch zu Lehrgängen des U18-Nationalteams eingeladen worden. Beim 3x3-Turnier am Wochenende könnten sie deshalb nun auf ihre ALBA-Teamkolleginnen treffen, denn: Auch der Deutsche Basketball-Bund (DBB) schickt seine Auswahlteams ins Rennen. Im Sommer findet die U17-EM im 3x3 statt, für die sich Feldrappe (Team Frankfurt), Kreyenfeld (Team Konstanz) sowie ihre DBB-Kolleginnen im Jahn-Sportpark schon einmal Wettkampfhärte holen sollen – und zwar nicht im U18-Wettbewerb, der ebenfalls am Wochenende bei den Finals stattfindet, sondern direkt im Erwachsenenbereich.

„Das wird schwieriger, aber bringt uns mehr“, sagt Hilke Feldrappe. Sie erwartet „mehr Competition“ sowie „härtere Gegnerinnen“. Und Leoni Kreyenfeld ergänzt: „Es wird deutlich körperlicher als Spiele in der U18.“ Die beiden ALBA-Talente wissen, wovon sie sprechen: Während ihres ersten 3x3-Lehrgangs waren sie direkt in einem Trainingsspiel gegen das A-Nationalteam gefordert, das am vergangenen Wochenende noch um die Olympia-Qualifikation spielte. „Das war wirklich anstrengend, aber hat echt Spaß gemacht“, berichtet Feldrappe. Ihren erfahrenen Gegnerinnen trotzten sie immerhin ein 10:13 ab. „Und wenn wir jetzt gegen die eine Revanche spielen könnten – da hätte ich auf jeden Fall Bock drauf!“

Es ist der große Reiz des Turniers: Vom A-Nationalteam über die Nachwuchsauswahlen über gestandene Erst- und Zweitligateams bis hin zu bunt gemischten Kombos sind alle möglichen Crews beim Turnier vertreten. So gehen mit Johanna Hirmke (Team Nürnberg), Lucy Reuß (Team Wyk auf Föhr) und Fee Zimmermann (Team Berlin 3) noch drei weitere Spielerinnen aus dem ALBA-Kader der vergangenen Saison im Jahn-Sportpark an den Start. Gut möglich also, dass es das eine oder andere ALBA-interne Duell gibt. „Das fänd ich so cool“, sagt Leoni Kreyenfeld: „Die Stimmung im Trainingsspiel ist schon was anderes als bei einem Turnier.“ Denn es gibt da einfach diesen einen elementaren Unterschied: die Competition.

Links zu den 3x3 Finals:
Website DBB: http://dbb3x3.com/ing-3x3-tour-2021/3x3-champions-trophy-2021/
Website Finals: https://diefinals.de/sportarten/3x3-basketball/
Spielplan: https://play.fiba3x3.com/events/310c07fd-d125-4af4-8bdb-3165b7cadf3f/schedule
ARD: https://www.sportschau.de/die-finals/videostream---die-finals--im-ersten-ab--uhr-102.html
ZDF: https://www.zdf.de/sport/die-finals