Gegründet 1994, hat sich dieser relativ junge Club in Litauen in nur wenigen Jahren zur dritten Kraft hinter den beiden Topteams Zalgiris (Kaunas) und Lietuvos Rytas (Vilnius) gemausert und wagt in dieser Saison erstmals den Start im ULEB Cup – ermöglicht durch die Einweihung einer nagelneuen, 5.500 Zuschauer fassenden Heimarena. Siauliais alte Heimspielstätte erfüllte nicht die in diesem Wettbewerb gestellten Anforderungen.

Das Debüt am letzten Wochenende ging jedoch daneben: Siauliai unterlag Türk Telekom Ankara vor 4.200 Zuschauern 90:97. Allerdings hatten auch nur wenige notorische Optimisten mit einem Erfolg gegen die Türken gerechnet, die zusammen mit Joventut Badalona eine klare Favoritenrolle in der Gruppe A einnehmen. Umso motivierter werden die Litauer am Dienstag in Berlin den Kampf um den so wichtigen dritten Gruppenplatz (hinter Badalona und Ankara) eröffnen – ungeachtet der Verletzungssorgen, die Siauliai mit den Albatrossen in den letzten Wochen teilte.

Mannschaftskapitän Vaidas Pauliukenas verletzte sich Ende Oktober an der Achillessehne und Forward Donatas Zavackas, neben den beiden Amerikanern der beste Scorer im Team, brach sich einen Finger. Um diese Ausfälle wenigstens ein wenig zu kompensieren, lieh sich Siauliai für den ULEB Cup kurzfristig Nerijus Valeris vom Liga-Konkurrenten Alytus aus, der aber in der letzten Woche gegen Ankara noch nicht zum Einsatz kam – wohl auch, weil Siauliais Neuner-Rotation genügte, um dem Favoriten das Siegen schwerer als erwartet zu machen.

Angetrieben vom A2-Nationalspieler Gediminas Maceina, der seine Rolle als Spielmacher nicht nur mit klugen Pässen, sondern auch als gefährlicher Scorer ausfüllt, hielt Siauliai die Partie bis zum 83:83 vier Minuten vor Schluss offen und wusste sich auch zu helfen, wenn die Türken ein von ihnen bevorzugtes langsameres Spieltempo durchsetzten. Über bereits gut eingespielte Kombinationen wurde der Weg zum Korb gefunden oder einer der vielen Dreierschützen schlug von außen zu. Mit dem zweiten Spielmacher Tomas Rinkevicius, dem talentierten Shooting Guard Mantas Ruikis (U20-Vizeeuropameister 2005) und dem flinken US-Guard Jose Olivero (mit im Schnitt 17 Punkten Siauliais Topscorer in litauischer und baltischer Liga) hat Siauliai gleich drei Akteure im Team, die mehr als 40 Prozent ihrer Dreierversuche treffen.

Auf dem Flügel dominiert mit den beiden ältesten Spielern im Team, dem 32-jährigen Rolandas Vaiciunas (spielt schon seine zehnte Saison für Siauliai) und dem im Sommer vom französischen Erstligisten Cholet nach Siauliai gewechselten athletischen 30-jährigen US-Amerikaner Antonio Grant (neben Olivera der korbgefährlichste Spieler Siauliais) die Routine. Viel internationale Erfahrung bringen auch Power Forward Aurimas Kieza, ein auch aus der Distanz korbgefährlicher A2-Nationalspieler, sowie die beiden Center Arturas Masiulis und Saulius Kuzminskas mit, die mit Ljubljana bzw. Zalgiris Kaunas sogar schon Europaligaluft geschnuppert haben.