Lucy Reuß (25) und Jonas Mattisseck (22) spielen seit ihrer Jugend für ALBA BERLIN. Zuerst in den Nachwuchsteams, jetzt in der Ersten Liga. Beide. Denn seit dieser Saison sind auch die ALBA-Frauen in der höchsten Spielklasse unterwegs. Und dort feiern sie am kommenden Samstag (19.30 Uhr) gegen den GISA LIONS MBC eine ganz besondere Premiere in ihrer eigenen Spielstätte – nämlich dort wo der ALBA-Geist vor über 30 Jahren mit den ersten Bundesliga-Spielen zum Leben erwachte: in der Charlottenburger Sömmeringhalle. Aber worin besteht dieser ALBA-Geist eigentlich heute? Wie verbindet er die beiden Erstliga-Teams? Und wo liegen doch noch Unterschiede? Willkommen zum ALBA-Deeptalk mit Lucy und Jonas!


Tickets für das erste Heimspiel der ALBA-Frauen am Samstag in der Sömmeringhalle gibt es für nur 10 Euro (ermäßigt 6 Euro) hier im Online-Ticketshop. Dort sind auch Tickets für alle weiteren Heimspiele sowie Dauerkarten erhältlich. Seid dabei und supportet unsere Aufsteigerinnen in ihrer allerersten Bundesliga-Saison!

Fotos: Tilo Wiedensohler


Jonas Mattisseck: Ich habe heute bei eurem Teamtraining in der Schützenstraße zugeguckt. Das war richtig interessant.

Lucy Reuß: Ich find’s auch cool, dass jetzt Männer und Frauen in einer Halle trainieren. Da ist noch mehr Austausch zwischen den Teams möglich. Nach dem Aufstieg geht es darum, dass wir wirklich gut trainieren können. Jetzt haben wir nachmittags einen richtig langen Zeitblock und Raum für Individualtraining. Das ist ein Riesenschritt für uns.

Jonas: Man bekommt jetzt mehr mit von euch, das finde ich richtig nice. Und gute Trainingszeiten gehören auf jeden Fall zur Professionalisierung dazu. Geht ja generell um Möglichkeiten und die Ausstattung.

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Lucy: Stimmt. Letzte Saison haben wir zum ersten Mal Sport-BHs bekommen und Tights, die keine Aussparung zwischen den Beinen haben. Zu merken, wir laufen als Frauenteam nicht einfach so mit, sondern da haben sich Leute Gedanken gemacht, ist einfach super. Es gibt kleine Unterschiede, aber im Grunde ist es so, wie immer gesagt wird: Bei ALBA gibt es eine gemeinsame Philosophie, alle im Club ziehen an einem Strang.

Jonas: Mir ist heute bei euch auch aufgefallen, dass ihr teilweise dieselben Spielzüge lauft wie wir. Ist doch cool, dass sich das angleicht. Wenn bei uns mal einer fehlt, kommt eine von euch. Wenn bei euch eine fehlt, kommt einer von uns. (beide lachen)

Lucy: Hast du während der EM Spaniens Zonen-Defense gesehen und die Triangle-Defense? Und wie sie sich aufgestellt haben?

Jonas: Ja, die Next-Defense hat Aíto halt erfunden. Und die meisten, die so in Spanien spielen, waren ja auch irgendwann mal mit ihm verbunden, als Assistent vom Assistenten. Auch in der BBL spielen die Teams inzwischen so, da wird man schon mal stutzig.

Lucy: Das war eins zu eins, was wir auch machen. Da musste ich lachen.

Jonas: Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich eure Spiele nicht so analytisch gucke. Als ihr beim Aufstiegsspiel in der Mercedes-Benz Arena die Gegnerinnen auseinandergenommen habt … Da saß ich als Fan und wollte nur, dass mein Team gewinnt.

Lucy: Wir sind auch oft nach dem Training noch mal zu euch in die Arena gegangen, weil es einfach Spaß macht, ein gutes Basketballspiel zu sehen. Ich hatte auch das Gefühl, dass wir die ganzen Erfolge als ein Club genießen konnten. Es war nicht so, als würde man sich für ein anderes Team freuen, sondern eben für den Verein und die Gemeinschaft.

Jonas: Wir waren auf eurer Aufstiegsfeier, ihr wart auf unserer Meisterschaftsparty. Das fand ich auch richtig cool. Der Vibe war einfach exakt der Gleiche, das war super. Wir hatten bloß am Tag nach eurem Aufstieg ein Auswärtsspiel.

Lucy: Ich weiß noch genau, wie Israel da auf dem Sofa saß und geguckt hat, ob sich auch alle richtig verhalten. (lacht)
 

Jonas: Für ihn und auch für Cristo war das eine sehr aufregende Saison, glaube ich.

Lucy: Klar, sie sind ja beide nicht so alte Hasen wie Aíto, der jede Situation schon mal erlebt hat. Unser Aufstieg hat sehr viel mehr Aufmerksamkeit gebracht, auch für den Coach. Israel wurde zwar ein bisschen sanfter rangeführt als Assistenzcoach. Aber die letzte Saison war für ihn auch Neuland.

Jonas: Auf jeden Fall. Und er hat’s halt ziemlich gut gemacht. (lacht)

Lucy: Er hat’s direkt gecrusht – mit Pokal und Meisterschaft!

Jonas: Ich denke, es war für viele interessant zu beobachten, dass der Assistant Coach übernimmt. Jeder, der ihn kennt, weiß ja, dass er die Qualität dazu hatte. Aber in der Basketballwelt haben viele gedacht: ALBA entwickelt nicht nur Spieler, sondern auch Trainer. Und sie schenken beiden Vertrauen. Das ist eine große Gemeinsamkeit.
 

Lucy: Ja. Ich denke auch, dass Cristo gar nicht als Frauentrainer, sondern als ALBA-Trainer gesehen wird. Er hat doch auch ein bisschen geguckt, wie Aíto es macht. Wie gesagt, wir sind alle Teil eines Ganzen bei ALBA.

Jonas: Und jetzt werden die Verbindungen einfach noch stärker. Früher hatte ich gar nicht so viel zu tun mit Frauenbasketball – eigentlich ja auch ein Quatschwort.

Lucy: Ich finde es gar nicht schlimm, wenn man von Frauensport spricht. Aber man sollte Männer- und Frauensport nicht miteinander vergleichen. Ein Frauenkörper bewegt sich anders als ein Männerkörper, nicht schlechter oder besser. Die Option auf einen Alley-Oop haben wir nicht. Dafür muss man vielleicht ein bisschen besser werfen können, wenn man nicht einfach mit einem muskulösen Körper durchrauscht und am Ende oben das Ding reinstopft. Ich würde sagen, Frauen spielen ein bisschen schlauer. (lacht) Nee, Spaß!

Jonas:(lacht) Kann ja sein!

Lucy: Es ist dieselbe Sportart, aber ein anderer Sport.

Jonas: Das trifft es sehr gut. Ihr habt ja auch teilweise Dreierquoten von 40 Prozent. Es ist dieselbe Dreierlinie, derselbe Korb wie bei uns.

Lucy: Es fühlt sich vor allem für Sportlerinnen einfach richtig gut an, wenn der ganze Verein hinter dir steht. Wie ALBA mit dem Frauenbereich umgeht und ihn präsentiert, ist ein Vorbild für andere Clubs. Man muss allerdings auch ein bisschen aufpassen: Der Frauenbereich sollte sich nicht einfach von den etablierten Männern mitziehen lassen. Aber wenn da eine Plattform ist, auf die man sich gemeinsam nebeneinander stellen kann, sollte man die nutzen.

Jonas: Ich habe auch im Sommer immer auf dem ALBA-Instagram-Account die Neuverpflichtungen eures Teams verfolgt und richtig gemerkt, dass hier jetzt was passiert. Es ist total wichtig, das abzubilden. Um was zu starten und das mit richtig viel Leidenschaft anzugehen, braucht man ja auch als Spielerin oder Spieler einen großen Traum. Und wenn du als junges Mädchen in die Mercedes-Benz Arena gehst und einfach merkst: „Da will ich hin!“, macht das einen riesigen Unterschied.

Lucy: Ja, das motiviert ungemein, im Training richtig Gas zu geben. Die jungen Spielerinnen müssen nicht ins Ausland gehen, um hochklassig Basketball spielen zu können. Berlin ist ein großartiger Standort dafür. Wir wissen zwar, dass man momentan als Frau nicht dauerhaft vom Basketball leben kann. Aber wenn der Verein es ermöglicht, das mit einem Studium oder einer Ausbildung zu vereinbaren, ist das toll. Hier etwas mit aufzubauen, das Vorbilder für Mädchen schafft, ist für mich ein starker Grund, bei ALBA zu bleiben.


Dieses Gespräch stammt aus unserem neuen ALBA-Jahrbuch zur Saison 2022/23. Das Magazin ist hier im Shop erhältlich.