Die Rückrunde der Turkish Airlines EuroLeague beginnt am Donnerstag (9. Januar, 20 Uhr) in der Mercedes-Benz Arena gleich mit einem Highlight. Mit Maccabi Tel Aviv kommt ein sechsfacher Europaliga-Gewinner (zuletzt 2014) nach Berlin, der die Hinrunde als Vierter abgeschlossen hat und nicht zuletzt wegen seiner großen und hochkarätigen Tiefe zu den heißesten Kandidaten für das Final Four zählt, das in dieser Saison in Köln stattfindet (22. bis 24. Mai).

Tickets ALBA - Maccabi (Do. 9.1. 20 Uhr)

Sechs Verletzte haben Maccabi aus der Bahn geworfen

Schon im Hinspiel vor neun Wochen in Tel Aviv bekam ALBA einen Eindruck von der Stärke, die Maccabi in dieser Saison aufs Parkett bringt. Mit 78:104 erlitten die von Peyton Siva und Tyler Cavanaugh (je 14 Punkte) angeführten Albatrosse gegen den wie aus einem Guss aufspielenden israelischen Meister ihre höchste Saisonniederlage. Während die US-Center Tarik Black und Othello Hunter abwechselnd unter den Körben mit zusammen 21 Punkten dominierten, kombinierten die Guards John DiBartolomeo (19), Scottie Wilbekin (16) und Tyler Dorsey (12) mit traumwandlerischer Sicherheit 9/13 Dreier.

Auch Verletzungen des NBA-Heimkehrers Omri Casspi, der Guards Nate Wolters und John DiBartolomeo sowie von US-Center Tarik Black warfen das von Trainer Ioannis Sfairopoulos immer wieder neu eingestellte Team nicht aus der Bahn und spätestens, als das dezimierte Team mit großem Siegeswillen Panathinaikos nach 16 Punkten Rückstand noch niedergerungen hatte, waren sich die Fans in Tel Aviv einig: Man hat in dieser Saison das beste Team seit vielen Jahren zusammen. Als indes zu Weihnachten auch noch Topscorer Scottie Wilbekin und der zweite US-Center Othello Hunter verletzt ausfielen, wurde es doch kritisch.

Topscorer Scottie Wilbekin hat auch ein Auge für Mitspieler

Zwar handelte die Vereinsführung schnell und verpflichtete mit US-Guard Aaron Jackson und US-Center Jalen Reynolds zwei starke Ersatzleute, die jedoch ohne Bindung zum Team auf die Schnelle die Lücken nicht schließen konnten. Maccabi verlor „ohne sechs“ bei Efes Istanbul und auch bei Zalgiris Kaunas. Aber Maccabi blieb Vierter und die medizinische Abteilung hat um den Jahreswechsel herum mit Wilbekin, Hunter und Walters zumindest drei der sechs Verletzten wieder fit bekommen, die Maccabi zusammen mit den beiden Neulingen Aaron Jackson und Jalen Reynolds nun wieder auf die vor Weihnachten gezeigte Form bringen sollen.

Für große Erleichterung sorgt bei Maccabi natürlich die Nachricht, dass Spielmacher Scottie Wilbekin sich so schnell von seiner Sprunggelenksverletzung erholt hat. Der US-Guard, der vor zwei Jahren Darüssafaka als MVP zum Gewinn des EuroCups geführt hat, hatte in seiner ersten Saison 2018/2019 für Maccabi einige Durchhänger. Aber in dieser Spielzeit glänzt Wilbekin wieder in der Rolle des kaltschnäuzigen Vollstreckers, der stets auch ein gutes Auge für seine Mitspieler hat. Nate Wolters und der jetzt noch hinzugekommene Aaron Jackson, der von 2013 bis 2017 mit ZSKA viermal das Final Four erreichte, sind natürlich absolut edle Back-ups für den Topscorer.

Große Vielseitigkeit macht Tyler Dorsey zum Schlüsselspieler

Auf der Position zwei hat sich der erst 23-jährige Tyler Dorsey vor allem mit seiner Vielseitigkeit als Schlüsselspieler für Trainer Ioannis Sfairopoulos entpuppt, weil er Gegenspieler auf den Positionen eins bis drei verteidigen kann. Der Combo Guard ist ein guter Dreierschütze, zieht aber genauso gefährlich zum Korb, wo er mit viel Übersicht selbst abschließt oder den Ball zum Mitspieler durchsteckt. Diese Spielmacherqualitäten machten ihn nach den Verletzungen von DiBartolomeo und Wolters zum zweiten Point Guard bei Maccabi. Ähnlich vielseitig veranlagt ist Elijah Bryant, der aber in der Verteidigung nicht ganz so stark ist wie Dorsey.

Auf dem Flügel sind bei Maccabi zwei israelische Nachwuchshoffnungen zu Hause: Yovel Zoosman führte 2018 bei der U20-Europameisterschaft in Chemnitz Israel zum Titel. Deni Avdija tat es ihm ein Jahr später bei der U20-EM in Tel Aviv gleich. Zoosman (2,00 m) ist mit seinen langen Armen auf den Positionen zwei und drei auch in der EuroLeague bereits ein starker Verteidiger und vorne immer für einen Dreier gut. Der gerade 19 gewordene Avdija (2,05 m) ist noch vielseitiger. Es gilt unter Experten als ausgemacht, dass der „Point Guard im Körper eines Power Forwards“ im Sommer gedraftet und der neue israelische NBA-Star wird.

Quincy Acy und Othello Hunter die ersten Optionen im Frontcourt

Auf der Position vier stand bei Maccabi der nach sieben NBA-Jahren in die EuroLeague gekommene US-Routinier Quincy Acy zunächst im Schatten von Omri Casspi. Aber nach der Verletzung des auch aus der NBA heimgekehrten israelischen Nationalspielers wurde schnell deutlich, was Maccabi an dem in der Zone explosiven und auch von außen gefährlichen US-Routinier hat. Die gegnerische Defense mit Dreiern auseinanderzuziehen ist auch eine Spezialität von Angelo Caloiaro. Trainer Sfairopoulos hatte ihn zu Saisonbeginn nicht mehr berücksichtigt, aber durch die vielen Verletzungen kam der Italo-Amerikaner zuletzt wieder zu längeren Einsätzen und stand gegen Zalgiris Kaunas sogar wieder in der ersten Fünf.

Mit dem erfahrenen US-Center Othello Hunter, der im Vorjahr mit ZSKA Moskau die EuroLeague gewann, ist Maccabi auch unter dem Korb trotz der Knieverletzung des letztjährigen ersten Centers Tarik Black noch gut aufgestellt, zumal auch die Ersatzleute, der eingebürgerte lange israelische Nationalcenter Jake Cohen und der vor zwei Wochen nachverpflichtete Jalen Reynolds ihr Handwerk in der Zone verstehen. Hunter ist mit seiner physischen Defense, hoher Spielintelligenz und seiner immer für spektakuläre Dunkings guten Athletik trotz seiner nur 2,03 Meter jetzt aber klar Maccabis erste Option auf der Centerposition.

Mit Rückkehrern Wilbekin und Hunter in Israel ungeschlagen

Nachdem Maccabi vor einer Woche seine Ankündigung, Scottie Wilbekin und Othello Hunter seien wieder fit, vor dem Spiel in Kaunas zurückziehen musste, war die Spannung vor dem Sonntagsspiel in der israelischen Liga gegen Nes Ziona umso größer. Diesmal klappte es mit dem Comeback. Wilbekin spielte schon wieder zwanzig Minuten (sechs Punkte und drei Assists) und Hunter 18 Minuten (15 Punkte und vier Rebounds). Mit 13 Punkten und zwölf Rebounds von Jake Cohen, elf Zählern von Elijah Bryant sowie zehn Punkten und sieben Assists von Tyler Dorsey gewann Maccabi 80:71 und bleibt mit 13:0 Siegen Tabellenführer in Israel.

Da auch Nate Wolters bei Maccabi wieder ins Training eingestiegen ist, kann Trainer Ioannis Sfairopoulos in Berlin auf ein fast schon wieder komplettes Aufgebot zurückgreifen, in dem Caloiaro für Omri Casspi in die Bresche springt, während die kürzlich verpflichteten Neuzugänge Jackson und Reynolds die Plätze von John DiBartolomeo und Tarik Black einnehmen (in Klammern die gerundeten EuroLeague-Stats 2019/20):

PG: Scottie Wilbekin (26 min, 16 p, 3 as), Nate Wolters (22 min, 9 p, 3 as), Aaron Jackson
SG: Tyler Dorsey (18 min, 9 p, 2 as), Elijah Bryant (19 min, 8 p, 2 as)
SF: Yovel Zoosman (19 min, 6 p, 3 rb, 2 as) , Deni Avdija (13 min, 3 rb), Sandy Cohen (5 min)
PF: Quincy Acy (22 min, 5 p, 4 rb), Angelo Caloiaro (20 min, 4 rb)
C: Othello Hunter (23 min, 10 p, 6 rb), Jake Cohen (14 min, 7 p, 3 rb), Jalen Reynolds

Gut zu wissen:
 

Maccabi-Guard Tyler Dorsey und ALBA-Center Tyler Cavanaugh sind nicht nur Namensvettern. Sie teilen auch eine gemeinsame Erfahrung in der NBA. Beide spielten dort 2017/18 für die Atlanta Hawks, allerdings nicht die komplette Saison. Beide wurde vielmehr im Laufe der Saison mehrmals in die G-League zum Farmteam Erie Bay Hawks abkommandiert und wieder zurückgeholt. Dorsey wechselte für 56 Spiele in der NBA und zehn in der G-League insgesamt fünfmal hin und her, Cavanaugh für 39 Einsätze in der NBA und fünf in der G-League sogar siebenmal.

Die Wege der beiden Talente Deni Avdija und Jonas Mattisseck kreuzen sich in der diesjährigen EuroLeague nicht zum ersten Mal. 2018 spielten beide für Israel bzw. Deutschland beim renommierten Albert-Schweitzer-Turnier für Junioren-Nationalteams. Während Deni Avdija mit Israel Sechster wurde, führte Jonas Deutschland als MVP zur Goldmedaille. Ein Jahr später drehte der ein Jahr jüngere Avdija bei der U20-EM in Tel Aviv den Spieß um und führte Israel als MVP zum Gewinn der Europameisterschaft. Jonas und das deutsche Team mussten sich mit Bronze begnügen.

Das letzte Gastspiel von Maccabi Tel Aviv vor fünf Jahren war am letzten TOP16-Spieltag ein Endspiel um den Einzug in die EuroLeague-Playoffs. Maccabi gewann 73:64 und durfte im Viertelfinale gegen Fenerbahce spielen (die Türken gewannen 3:0). ALBA, das das Hinspiel in Tel Aviv noch 66:59 gewonnen hatte, musste sich mit dem neunten Platz im Abschluss-Ranking begnügen, der aber die bis heute beste Platzierung einer deutschen Mannschaft in der EuroLeague ist. Heute ist auf beiden Seiten mit Jake Cohen und Niels Giffey noch je ein Spieler aus jener Saison dabei.

Maccabi Tel Aviv (Statistik Turkish Airlines EuroLeague 2019/2020)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

EL

Pkt/Sp

Rb/Sp

As/Sp

0

Elijah Bryant

2

24

196

USA

---

8,0

2,4

1,9

1

Scottie Wilbekin

1

26

188

US/TUR

3 J.

16,3

2,0

3,1

2

Quincy Acy

4

29

201

USA

---

4,7

4,1

0,8

3

Jalen Reynolds

5

27

207

USA

---

4,0

7,0

0,0

4

Angelo Caloiaro

4

30

203

US/ITA

1 J.

5,4

4,3

1,4

5

Othello Hunter

5

33

203

USA

6 J.

10,4

5,9

0,9

6

Sandy Cohen

3

24

198

USA

---

1,2

0,3

0,3

7

Omri Casspi (verletzt)

4

31

205

ISR

3 J.

12,0

5,3

3,2

8

Deni Avdija

3

19

205

ISR

1 J.

2,8

2,5

1,2

9

Aaron Jackson

1/2

33

190

USA

6 J.

2,0

3,0

0,0

11

Tyler Dorsey

2

23

196

US/GRE

---

9,1

2,8

1,5

12

John DiBartolomeu (verletzt)

1

28

183

US/ISR

2 J.

7,8

1,0

1,7

14

Nate Wolters

1/2

28

193

USA

2 J.

9,0

1,9

2,8

15

Jake Cohen

5

29

210

US/ISR

4 J.

6,6

2,5

1,2

28

Tarik Black (verletzt)

5

28

206

USA

1 J.

9,1

4,8

1,0

50

Yovel Zoosman

2/3

21

200

ISR

3 J.

5,8

3,1

1,8

Head Coach: Ioannis Sfairopoulos (52, GRE, zweite Saison mit Maccabi, die sechste in der EuroLeague)
Assistenztrainer: Vasilis Geragotelis (GRE), Tim Fanning (NZL), Veljko Perovic (CRO), Noam Levi (ISR)

ALBA-Bilanz gegen Maccabi: 2:11
2 Siege – 11 Niederlagen (in Berlin 1-5)
FIBA-Europaliga 1-1 / EuroLeague 1-10
Höchster Sieg: 66:59 am 12. Februar 2015 in Tel Aviv (EuroLeague)
Höchste Niederlage: 65:96 am 29. Januar 2009 in Tel Aviv (EuroLeague)

Stimmen zum Spiel
 

Aito Garcia Reneses (ALBA-Cheftrainer): „Wie befinden uns in einer kritischen Situation, die uns zwingt, mehr auf uns selbst und nicht so viel auf den Gegner zu schauen. Mehrere lange verletzte Spieler kehren jetzt zurück, was auf der einen Seite eine gute Nachricht ist. Aber sie wieder effektiv in die Rotation einzubauen, braucht Zeit und unser Spielrhythmus wird erst einmal darunter leiden. Nicht nur, dass die Rückkehrer ihren Rhythmus und ihre Form wiederfinden müssen. Auch die anderen Spieler, die zuletzt mehr Verantwortung getragen haben, müssen sich wieder an veränderte Rollen gewöhnen. Aber zu diesem Prozess gibt es für uns keine Alternative, weil wir nur so langfristig ein besseres Team werden können.“

Luke Sikma (ALBA-Power Forward): „Maccabi gehört mit vielen guten Spielen zu den gefährlichsten Mannschaften in der EuroLeague. Sie haben Guards, die alle kreieren können. Sie haben Spieler, die alle ihre Rollen kennen. Ihre Innenspieler können alle den Korb attackieren und es an den Brettern krachen lassen. Sie sind gut gecoacht und haben im Hinspiel gegen uns ihren Heimvorteil sehr gut genutzt. Ich bin sicher, dass unsere Fans uns im Rückspiel am Donnerstag genauso gut unterstützen. Hoffentlich hilft uns das, unser bestes Spiel zu spielen. Das wird nämlich nötig sein, um diesen Gegner zu schlagen.“