Himar Ojeda hat in den vergangenen Jahren nicht nur sehr erfolgreich die ALBA-Mannschaft aufgebaut, der Sportdirektor zieht auch hinter den Kulissen viele Fäden und hat großen Anteil daran, dass das größte Nachwuchsprogramm Deutschlands exzellent mit dem ALBA-Profiteam verzahnt ist.

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Himar, der Sieg im letzten Punktspiel in Ludwigsburg war bedeutungslos, aber sorgte am Ende doch noch für ein gutes Gefühl?

HO: Das Spiel war erstaunlich physisch, so dass ich erst in Sorge war, dass sich jemand verletzten könnte. Aber das Team hat Charakter gezeigt, indem es die Gangart angenommen und das Spiel mit einer Energieleistung noch gedreht hat. So war es am Ende doch noch eine wertvolle Erfahrung, die uns auf die Playoffs eingestimmt hat.

Wird das Team bis zu den Playoffs die stressigen letzten Wochen hinter sich lassen können?

HO: Natürlich hoffen wir alle, dass es uns gelingt. Das EuroCup-Finale war mit großen Emotionen und Belastungen verbunden. Anschließend noch so viele Bundesligaspiele, oft im Zweitagesrhythmus, zu spielen, war eine große Herausforderung. Das müssen wir jetzt abhaken und in den Playoff-Modus wechseln. Zumindest die hohe Taktung von Spielen in den Playoffs kann uns jetzt nicht mehr schocken.

Viertelfinalgegner Ulm hat eine Saison mit vielen Höhen und Tiefen gespielt, wurde zuletzt aber immer stärker.

HO: Mein Eindruck von außen ist auch, dass sie gerade in einem guten Moment angekommen sind und dass sie uns im Viertelfinale sehr stark fordern werden. Aber es sind Playoffs! Da kann man keine leichten Gegner erwarten – auch nicht im Viertelfinale.

Zum Glück ist ALBA pünktlich zur entscheidenden Saisonphase komplett.

HO: Wir hatten bisher nur zwei Wochen, in denen niemand verletzt war. Dass wir jetzt zu den Playoffs – bis auf Stefan Peno, der durch Derrick Walton ersetzt wird – alle dabei haben, ist sehr erfreulich. Ich klopfe mal schnell aufs Holz, damit das auch so bleibt. Wir haben über die Saison so oft improvisieren müssen, dass wir es jetzt auch mal verdient haben, komplett zu sein.

Viele Spieler sind schon im zweiten Jahr bei ALBA. Ist diese Kontinuität auch in den Playoffs noch ein Vorteil?

HO: Dass ein Kern der Mannschaft schon die zweite Saison zusammenspielt, ist sicher auch in den Playoffs ein Vorteil. Das ist die Idee hinter unserem Konzept. Wir wollen Spieler mit mehrjährigen Verträgen an uns binden. Unsere jetzige Saison war bis hierhin schon erfolgreicher als die vergangene. Aber es gibt keine Garantie dafür, dass wir in den Playoffs genauso gut - oder sogar besser - abschneiden als im Vorjahr. Auch eingespielte Teams können in ein Leistungsloch fallen und die Konkurrenz in der BBL-Spitze ist extrem stark.

Auch du sorgst für Kontinuität bei ALBA, denn du hast gerade deinen Vertrag um vier Jahre verlängert.

HO: Mit gefällt es sehr in Berlin. Ich mag die Stadt und mag den Club. Aber vor allem mag ich an diesem Job, dass das ALBA-Projekt mit seiner Kombination aus Nachwuchsarbeit und Leistungssport auf höchstem Niveau genau meiner Basketball-Philosophie entspricht. Mir gefällt, wie ambitioniert ALBA versucht, sich weiterzuentwickeln und immer noch besser zu werden.

Wo siehst du ALBA in vier Jahren?

HO: Ich sehe ALBA als einen Club, der auf dem höchstmöglichen Niveau wettbewerbsfähig ist, gleichzeitig Spieler entwickelt und den Basketballsport in Deutschland und speziell in Berlin voranbringt. Daran arbeiten wir kontinuierlich und bauen Berlins Status als Basketballhochburg durch unsere sportlichen und sozialen Projekte im Breiten- und Profisport immer weiter aus. Mit unserer Nachwuchsarbeit wollen wir Berliner Talente wie Franz Wagner, Jonas Mattisseck, Bennett Hundt oder Tim Schneider, aber auch von außen kommende wie Stefan Peno, zu Profibasketballern ausbilden. Und natürlich wollen wir auch Titel gewinnen und im höchstmöglichen europäischen Wettbewerb spielen.

Die EuroLeague hat die Tür für ein zweites deutsches Team geöffnet.

HO: Die EuroLeague ist das Topniveau im europäischen Basketball und ALBA gehört genau dorthin. Es gibt in der EuroLeague nur wenige Clubs, die nur von dem leben, was sie über Zuschauer- und TV-Einnahmen und Marketing-Erlöse einnehmen, so wie ALBA das tut. Bei vielen europäischen Topclubs steht nur ein Mäzen oder ein großes Unternehmen hinter dem Projekt. Sicher sind einige damit momentan erfolgreich, aber wir wollen beweisen, dass man auch auf unsere Weise auf diesem Niveau wettbewerbsfähig sein kann. Deshalb wollen wir in die EuroLeague.

Würde eine EuroLeague-Teilnahme helfen, unser ALBA-Team auch für die nächste Saison zusammenzuhalten?

HO: Wir leben heute in einer globalisierten Basketballwelt, in der die Spieler aus allen Ecken der Welt interessante Angebote erhalten, was das Wechselkarussell in jedem Sommer immer schneller macht. Wenn wir einem Spieler nicht das bieten können, was seinem Level entspricht, dann wird er es woanders suchen. Das Wichtigste für unsere Spielerakquise ist unser Entwicklungsprogramm mit unseren Coaches und unserer breiten Infrastruktur. Aber als Europaligist hätten wir noch ein zusätzliches Argument in der Hand.

Am Samstag wirst du sicher in der Mercedes-Benz Arena sein. Aber was machst du am übernächsten Sonntag, wenn die Profis das dritte Viertelfinale in Berlin spielen und ALBAs U16 und U19 in Jena beim NBBL- und JBBL-TOP4 um die Meisterschaft kämpfen?

HO: Ich bin auf jeden Fall zu den Halbfinals am Samstag in Jena. Wenn unsere Jungs wie im Vorjahr das Finale erreichen, werde ich wohl dort bleiben. Es geht uns zwar in der JBBL und der NBBL nicht vorrangig darum, Titel zu gewinnen. Wichtiger ist, eine gute Umgebung zu schaffen, in der die jungen Spieler sich optimal entwickeln können. Aber wenn man einen Titel gewinnt, ist das natürlich ein weiterer, schöner Beleg dafür, dass man gut gearbeitet hat.