Julius Jenkins eilt vor allem der Ruf voraus, dass er viele Punkte macht. Obwohl die Saison noch jung ist hat er aber schon bewiesen, dass er viel mehr kann: In den ersten fünf Spielen erwies sich Julius als Alternative im Spielaufbau (zwei Assists pro Spiel) und klaute den Gegnern in der Defensive die meisten Bälle (2,4 Steals). Wir haben bei ihm nachgefragt, wie er den bisherigen Saisonverlauf beurteilt.

Julius, den Zahlen nach war das Auswärtsspiel am Freitag in Karlsruhe ein sehr schwieriges Spiel?

 

JJ: Ich würde nicht sagen, dass es ein schwieriges Spiel war. Wir haben unsere Würfe nicht getroffen, haben unsere Offensive nie so richtig in Gang gekriegt, hatten viele Ballverluste. Damit haben wir uns vor allem selber das Leben schwer gemacht. An diesen Ballverlusten müssen wir noch unbedingt arbeiten, das müssen weniger werden. Da können wir uns noch sehr verbessern.

 

Karlsruhe hat viel Zonenverteidigung gespielt. Das werden wir in dieser Saison gegen ALBA sicher noch öfter sehen?

 

JJ: Viele Teams spielen gegen uns Zonenverteidigung, weil sie in einer Verteidigung Mann-Mann gegen ALBA Probleme bekommen. Aber ich denke, dass wir damit langfristig klarkommen werden. Wir brauchen einfach noch etwas Zeit, um unsere Offensive einzuspielen. Im Moment bewegen wir uns ohne Ball noch nicht gut. Wir neigen dazu, einfach zuzuschauen, was derjenige Spieler macht, der den Ball gerade hat.

 

Gegen eine Zone helfen auch gute Werfer. In allen bisherigen Spielen waren entweder Du oder William Avery der Topscorer. Klärt Ihr das vor dem Spiel ab, wer die Punkte macht?

 

JJ: Darüber brauchen wir uns zum Glück überhaupt keine Sorgen zu machen. Wer da nun im einzelnen die Punkte macht, spielt überhaupt keine Rolle. Wir gehen alle ins Spiel, um als Team zu gewinnen. Keiner wirft absichtlich daneben, aber manchmal wollen die Dinger einfach nicht reinfallen. Da muss man dann andere Lösungen finden und im Training darauf hinarbeiten, dass es da besser läuft.

 

Der nächste Gegner Paderborn ist gerade aus der 2. Liga aufgestiegen. Du kennst die deutsche zweite Liga sehr gut. Ist da ein großer Unterschied zur BBL?

 

JJ: Da ist ein riesiger Unterschied. Die Spieler in der ersten Liga sind größer, sind auch versierter. In der 2. Liga zu spielen, war für mich viel einfacher als jetzt in der ersten. Aber natürlich gibt es auch einige sehr gute Spieler in der zweiten Liga und die Paderborner haben, glaube ich, schon hinreichend gezeigt, dass wir sie nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfen. Aber ich denke, generell müssen wir uns im Moment nicht so sehr auf die Gegner, sondern auf uns selber konzentrieren.

 

Stimmt es, dass Du nach den beiden überragenden Jahren in Nürnberg kein einziges Angebot aus der BBL erhalten hast?

 

JJ: Nein, da kam kein Angebot, was mich damals, ehrlich gesagt, auch ein wenig überrascht hat. Aber so war das nun einmal. Ich musste mich dieser Realität stellen und bin dann eben in die belgische Liga gewechselt, als Bree mir ein Angebot unterbreitet hat .

 

Mit Bree hast du unter anderem zwei riesige Spiele gegen ALBA im ULEB Cup gemacht. Danach klopfte ALBA bei Dir an ...

 

JJ: So läuft das mitunter im Basketball-Geschäft. Manchmal kommt man auch auf Umwegen zum Ziel.

 

Du warst Topscorer bei Deinem College-Team, Topscorer der 2. Liga und Topscorer der belgischen Liga. Hast Du jetzt auch vor, Topscorer der BBL zu werden?

 

JJ: Das ist nicht mein eigentliches Ziel. Mein Ziel ist es, mit ALBA Deutscher Meister werden. Wenn ich in dem Zusammenhang auch noch in der Korbjägerliste vorne stehe, dann nehme ich das gerne mit. Aber Priorität hat das für mich nicht. In gewisser Weise genieße ich es sogar, dass man mich bei ALBA nicht auf eine Rolle als Scorer festlegt. Ich habe hier mehr Raum, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Da ich von meiner Natur her aber ein Scorer bin, werde ich trotzdem auch immer wieder Spiele haben, wo ich, 20, 30 Punkte mache – nur eben nicht mehr in jedem Spiel.

 

Also hast Du bei ALBA eine andere Rolle als bei Deinen früheren Vereinen?

 

JJ: Ja, eine total andere. Hier stehen immer vier Leute neben mir auf dem Parkett, die genau das machen können, was ich auch auch kann. In Bree und in Nürnberg musste ich die ganze Last alleine tragen und fühlte die Verpflichtung, in jedem Spiel mindestens 20 Punkte zu machen.

 

Am Montag beginnt in Siena für Euch auch der ULEB-Cup ...

 

JJ: Das ist gleich zum Auftakt ein sehr starker Gegner. Aber auch hier gilt das gleiche wie gegen Paderborn: Wir müssen nicht so sehr darauf schauen, was der Gegner macht, sondern müssen uns auf unser eigenes Spiel konzentrieren.