Auf den EuroLeague-Rekordsieg gegen Fenerbahce folgt für die Albatrosse auch in der easyCredit BBL am Sonntag (Tipoff 18 Uhr) gegen den alten Rivalen Brose Bamberg ein Heimspiel, das in normalen Zeiten für einen großen Zuschauerzuspruch gesorgt hätte. Es ist das 96. Aufeinandertreffen der beiden deutschen Traditionsklubs. Gegen keinen Gegner hat ALBA BERLIN in seiner 31-jährigen Geschichte öfter gespielt. Wegen der weiter geltenden Corona-Schutzmaßnahmen sind aber auch zu diesem Spiel keine Zuschauer erlaubt. MagentaSport überträgt ab 17:45 Uhr live.

Bamberg sucht einen neuen Weg zurück in die Erfolgsspur

Die Geschichte der Rivalität zwischen Berlin und Bamberg ist (fast) so alt wie die Geschichte der Liga, denn auf die große ALBA-Ära als Serienmeister der neunziger und nuller Jahre folgte die große Bamberger Ära mit sieben Meisertiteln von 2010 bis 2017. Unter Trainer Andrea Trinchieri klopfte Bamberg sogar an die Tür zu den EuroLeague-Playoffs, bis Michael Stoschek, Chef des Autozulieferers Brose, müde wurde, immer höhere Summen in den Basketball zu stecken. Seit Brose die Unterstützung heruntergefahren hat, muss Bamberg neue Wege zum Erfolg suchen.

Das ist aber leichter gesagt als getan: Seit der Trennung vom italienischen Star- Trainer Andrea Trinchieri ist der als neuer Headcoach verpflichtete Johan Roijakkers, schon der fünfte Trainer, der den Auftrag hat, das vom Kurs abgekommene Schiff zurück in die Erfolgsspur zu führen. Dass man dem Holländer in Bamberg zutraut, das zu schaffen, was seinen Vorgängern nicht gelungen ist, kommt nicht von ungefähr: Roijakkers führte zuletzt die BG Göttingen nicht nur aus der ProA zurück in die BBL, sondern machte den Außenseiter dort auch zu einem Playoff-Kandidaten.

Trainer Roijakkers nimmt Göttinger Guards mit nach Bamberg

In Bamberg kann Roijakkers zwar nicht so aus dem Vollen schöpfen wie einst Trinchieri, aber gleichwohl findet der Holländer in Bamberg auch finanziell deutlich bessere Rahmenbedingungen vor als in Göttingen. Dabei stieß Roijakkers Plan, den in Göttingen von ihm gepflegten schnellen und risikofreudigen Spielstil nach Bamberg zu übertragen, bei Brose auf offene Ohren und es war in dem Zusammenhang nur logisch, dass Roijakkers mit Bennet Hundt und Dominic Lockhart seine beiden jungen deutschen Spielmacher gleich aus der Universitätsstadt mitbrachte.

Letzteres zahlt sich gerade aktuell aus, wo US-Spielmacher Tyler Larsen mit einer verletzten Achillessehne ausfällt. Sowohl Bennet Hundt als auch Dominic Lockhart springen jetzt mit starken Leistungen in die Bresche und profitieren dabei davon, dass sie das Konzept des Trainers schon auswendig kennen und sich zudem wie in Göttingen perfekt ergänzen. Während der kleine Ex-Berliner von seiner Schnelligkeit und seinen überraschenden Pässen lebt, ist Lockhart mit fast zwei Metern ein Guard, der größere Gegner verteidigen und bis auf die Position drei aufrücken kann.

US-Allrounder Devon Hall soll übernehmen, wenn es eng wird

Als letztes Puzzleteil verpflichtete Bamberg Ende Oktober den vielseitigen Devon Hall, der auf den Positionen eins bis drei spielen kann. Der US-amerikanische Combo Guard, der in der vergangenen Saison in der NBA für Oklahoma City spielte, soll die Rolle des Anführers übernehmen, der dem Team in kritischen Situationen den nötigen Rückhalt gibt und das Spiel an sich reißt, wenn es mal nicht so gut läuft. Seine größte Stärke ist dabei sein sehr stabiler Wurf, den er gleich in seinen ersten BBL-Spielen mit im Schnitt 17 Punkten unter Beweis stellte.

Ähnlich vielseitig ist der italienische Nationalspieler Michele Vitali, der vorrangig auf den Positionen zwei und drei spielt, bei Bedarf (also z.B. jetzt nach dem Ausfall von Larsen) aber auch den Ball bringen kann. ALBA-Fans kennen den Italiener noch aus dem EuroCup-Halbfinale 2019, wo er für Andorra gegen ALBA acht bzw. elf Punkte markierte. Der athletische und defensivstarke Kenneth Ogbe, der vor sechs Monaten beim Finalturnier in München im ALBA-Trikot auf dem Weg zum Titel den Bambergern drei Dreier einschenkte, komplettiert den Backcourt der Franken.

Erfahrener Turm in der Schlacht: US-Center David Kravish

Christian Sengfelder geht als einziger aus dem letztjährigen Team übernommener Leistungsträger in seine zweite Saison mit Bamberg. Der mit viel Kämpferherz agierende und sowohl am Brett wie von außen korbgefährliche Power Forward hat auf der Position vier in der neuen Saison mit Chase Fieler einen vielseitigen und athletischen Mitstreiter an der Seite, der trotz seiner kräftigen Statur sehr schnell ist, ebenfalls den Dreier trifft und nach Stationen in Spanien, Holland, Dänemark und Griechenland viel internationale Erfahrung mitbringt.

Erfahrung ist auch das Stichwort für Bambergs neuen US-Center David Kravish, der in der vergangen Saison mit besonderer Stärke am offensiven Brett zu den besten Reboundern der spanischen Liga zählte. Auch in der Bundesliga hat sich der kräftige Center, der mit rechts und links abschließen kann und auch aus der Halbdistanz trifft, gleich an der Spitze der Rebound-Statistik etabliert und ist zudem mit im Schnitt 19,8 Punkten Zweiter der Korbjägerliste. Ersatzcenter Norense Odiase muss hinter diesem Klasse-Center um jede Minute Einsatzzeit kämpfen.

In Champions League schon mit einem Bein in den Playoffs

Auf europäischer Ebene steht Bamberg in der Champions League nach Siegen über Fortitudo Bologna, Bilbao und Karsiyaka Izmir schon mit einem Bein in den Playoffs. In der Rückrunde fehlt Brose in seiner Vierergruppe jetzt nur noch ein Sieg. Am Dienstag bezwangen die Bamberger mit Karsiyaka den stärksten Gegner in ihrer Gruppe 83:82. In der dramatischen Crunch-time war Bennet Hundt mit einem wichtigen Offensivrebound und zwei nervenstark zum 83:80 verwandelten Freiwürfen der Matchwinner. Neben Michele Vitali, Chase Fieler und David Kravish (alle je 14 Punkte) war der Ex-Albatros mit elf Punkten und sieben Assists auch über die gesamte Partie gesehen der beste Bamberger.

Seit der Verletzung von Tyler Larson spielt Bamberg in folgender Aufstellung (in Klammern gerundete BBL-Stats/Spiel):
PG: Bennet Hundt (23 min, 7 p, 6 as), Dominic Lockhart (25 min, 11 p, 3 as)
SG: Devon Hall (28 min, 17 p, 5 rb, 3 as), Joanic Grüttner-Bacoul
SF: Michele Vitali (25 min, 13 p, 3 as), Kenneth Ogbe (15 min, 8 p, 4 rb)
PF: Chase Fieler (22 min, 10 p, 4 rb), Christian Sengfelder (20 min, 5 p, 3 rb)
C: David Kravish (27 min, 20 p, 9 rb), Norense Odiase (10 min, 5 p)

Gut zu wissen:
 

Bennet Hundt ist nicht der einzige gebürtige Berliner im Bamberger Team. Auch Joanic Grüttner-Bacoul erblickte an der Spree das Licht der Welt und lernte sein Basketball-Einmaleins beim TuS Lichterfelde. Über Jena, Stahnsdorf und Würzburg kam der Guard 2016 nach Göttingen, dessen damaliger Trainer Johan Roijakkers ihn jetzt im Sommer aus Bayreuth nach Bamberg geholt hat.

Louis Olinde, der in den letzten vier Jahren für Bamberg spielte, muss beim Wiedersehen mit dem Ex-Club nur noch wenige Hände schütteln. Aus dem letztjährigen Team tragen nur noch Christian Sengfelder sowie die Nachwuchsspieler Moritz Plescher und Mateo Seric auch heute noch das Bamberger Trikot. Seric spielte von 2016 bis 2018 in Ludwigsburg auch zusammen mit Johannes Thiemann.

Brose Bamberg (Stats easyCredit BBL 2020/21)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

BBL

Pkt

Rb

As

2

Elias Baggette

1

18

181

GER

---

 

 

 

3

Dominic Lockhart

2

26

199

HER

7 J.

10,8

3,8

2,5

12

Moritz Plescher

2

20

195

GER

1 J.

 

 

 

17

Mateo Seric

4

21

204

GER

3 J.

 

 

 

20

Chase Fieler

4

28

203

USA

---

9,8

3,5

2,3

22

Devon Hall

1/2

25

196

USA

---

17,0

4,8

3,3

25

Kenneth Ogbe

3

26

198

GER

2 J.

7,7

4,0

1,0

31

Michele Vitali

2/3

29

196

ITA

---

12,5

1,8

2,5

32

Norense Odiase

5

25

203

USA

---

4,8

2,0

0,3

33

Bennet Hundt

1

22

178

GER

3 J.

7,0

0,8

5,8

43

Christian Sengfelder

4

25

203

GER

2 J.

5,0

2,8

0,8

45

David Kravish

5

28

208

USA

---

19,8

9,3

1,5

50

Joanic Grüttner-Bacoul

2

25

197

GER

4 J.

0,0

0,0

0,5

55

Tyler Larson (verletzt)

1

29

191

USA

2 J.

0,0

1,0

2,5

Head Coach: Johan Roijakkers (40, NED, siebte Saison in der BBL, die erste mit Bamberg)

ALBA-Bilanz gegen Bamberg: 60:35
60 Siege – 35 Niederlagen (in Berlin 36:8)
BBL: 36:24 / Playoff: 17-7 / Pokal: 4-4 / ChampsCup 1-0 / Euroleague: 2-0
Höchster Sieg: 95:51 am 17. September 1999 in Berlin (BBL)
Höchste Niederlage: 52:103 am 18. Dezember 2010 in Bamberg (BBL)

Stimmen zum Spiel
 

Israel Gonzalez (ALBA-Associate-Headcoach): „Gegen Bamberg stellt sich die gleiche Frage wie gegen Bayreuth und Ludwigsburg: Schaffen wir es, nach einer sehr guten Leistung in der EuroLeague in den wenigen Tagen bis zum Spiel unsere Akkus wieder aufzuladen und mit Energie und Konzentration über 40 Minuten zu agieren? Sollte uns das gelingen, werden wir ein gutes Spiel machen, das uns in unserer Entwicklung weiterhelfen wird.“

Niels Giffey (ALBA-Forward): "Nach der kleinen Pause von zwei spielfreien Tagen hoffen wir, mit viel Energie in das Spiel gehen zu können. Wir müssen Bamberg dabei extrem ernst nehmen, denn es ist nicht einfach, zwischen den Spielstilen von EuroLeague und Bundesliga zu wechseln, aber damit müssen und werden wir umgehen. Für uns ist es wichtig, gerade die Heimspiele zu gewinnen. Außerdem freue ich mich darauf, mal wieder gegen Bennet Hundt zu spielen."