Nach einer ungewohnt langen (und unfreiwilligen) Spielpause von einer Woche freuen sich unsere Albatrosse am Donnerstag wieder aufs Basketballparkett der Mercedes-Benz Arena zurückzukehren. Im Nachholspiel gegen die Basketball Löwen Braunschweig geht es für das Team von Coach Aito weiterhin darum, sich im Endspurt der Hauptrunde eine möglichst gute Ausgangsposition für die Playoffs zu sichern. Tipoff ist um 19 Uhr.

Mit nur drei Ausländern problemlos zum Klassenerhalt

Die Braunschweiger haben keine Chance mehr, noch die Playoffs zu erreichen, aber das war ohnehin nie das erklärte Saisonziel der Basketball Löwen. Der aus der Braunschweiger Jugend hervorgegangene NBA-Star Dennis Schröder, der bei seinem Jugendclub als Hauptgesellschafter fungiert, und US-Trainer Pete Strobl hatten vielmehr vom ersten Spieltag an die Entwicklung junger Talente ganz oben auf ihre Tagesordnung gestellt und dafür statt der erlaubten sechs nur drei Ausländerpositionen im Team besetzt.

Nicht wenige Beobachter waren zu Saisionbeginn skeptisch, ob die Niedersachsen den Klassenerhalt mit dieser freiwilligen Limitierung schaffen könnten, aber die junge Mannschaft strafte sie alle Lügen. Schon jetzt sind die Basketball Löwen unbeeindruckt von diversen Corona-Rückschlägen so weit vom Tabellenende entfernt, dass sie trotz einer Verletzung von Nationalspieler Lukas Meisner relativ sorglos dem Saisonende entgegensteuern und das Geld für eine Nachverpflichtung stecken lassen können.

Litauer Arnas Velicka erweist sich als perfekte Verstärkung

US-Guard James Robinson ist mit 27 Jahren der erfahrenste Spieler im Team. Der Point Guard, der bereits 2017/18 und 2019/20 in Bayreuth durch seine uneigennützige Spielweise aufgefallen war, geht vor allem mit seiner Defensivstärke und Ballsicherheit voran, glänzt darüber hinaus aber mit einer Dreierquote von 40 Prozent auch als Scorer. Für den verletzten Bazoumana Kone ist in den letzten Wochen der 24-jährige Garai Zeeb in die Spielmacher-Rotation aufgerückt, der ebenfalls seine größten Stärken in der Defensive hat.

Während der ebenfalls erst 24-jährige Shooting Guard Lukas Wank mit starker Physis auch auf die Positionen drei und vier aufrücken kann, ist der Litauer Arnas Velicka, den Braunschweig im Februar als Ersatz für entlassenen US-Guard Bryon Allen engagierte, trotz erst 21Jahren schnell in eine Spielmacher-Rolle hineingewachsen. Der litauische Nationalspieler bedient seine Mitspieler mit präzisen Pässen, schreckt kaltschnäuzig auch vor schwierigen Dreiern nicht zurück und erweist sich damit als eine perfekte Verstärkung.

Karim Jallow ist das Gesicht des Braunschweiger Programms

Die Galionsfigur des Braunschweiger Programms ist in seiner zweiten Saison für die Basketball Löwen indes der gerade 24 Jahre alt gewordene Karim Jallow. Der gebürtige Münchener spielte für die Bayern jahrelang in der NBBL und mit der zweiten Mannschaft in der ProB, wartete aber unter den Trainern Aleksandar Djordjevic und Dejan Radonjic vergeblich auf eine Chance im ganz auf die EuroLeague zugeschnittenen Münchener Profiteam und wurde von den Bayern 2018/19 in seinem letzten Vertragsjahr nach Ludwigsburg ausgeliehen.

Vor diesem Hintergrund ließ sich der talentierte Forward im Sommer 2019 schnell für das Projekt von Dennis Schröder begeistern, in Braunschweig eine Mannschaft zu bauen, die vor allem jungen Talenten eine Chance bietet. Mit seinem kaum zu stoppenden Zug zum Korb, einem immer präziser werdenden Distanzwurf und seiner Bereitschaft, seine Athletik in den Dienst der Mannschaft zu stellen, ist der vielseitige Nationalspieler als der statistisch effektivste deutsche Akteur in der easyCredit BBL der Motor der Braunschweiger.

Center Peterka trifft Dreier, Center Schilling holt Rebounds

Auf der Position vier hat der Ausfall von Lukas Meisner, der im Februar beim Nationalteam eine schwere Schulterverletzung erlitten hatte, eine große Lücke ins Braunschweiger Teamgefüge gerissen. Neben dem im Februar nachverpflichteten athletischen Center Benedikt Turudic ist auf dieser Position jetzt auch der von der Position drei hochrückende 19-jährige Luc van Slooten verstärkt gefordert. Der U16- und U18-Nationalspieler, der zu den vielversprechendsten deutschen Talenten zählt, sammelte schon in den Vorjahren in Vechta wertvolle Erstligaerfahrung.

Auf der Centerposition bieten die Braunschweiger zwei ganz unterschiedlich agierende Big Men auf. Während der aus Ulm zu den Löwen gewechselte athletische und kantige Gavin Schilling mit starker Physis unter dem Korb als starker Rebounder Präsenz zeigt, macht der technisch versiertere Martin Peterka in den letzten Wochen zunehmend mit seiner großen Reichweite als Werfer auf sich aufmerksam. Vor zwei Wochen hatte der tschechische Nationalcenter mit 4/6 Dreiern großen Anteil am Braunschweiger Überraschungssieg in München.

Dem 85:83 in München folgte ein 71:107 gegen „Lubu“

Die Braunschweiger hatten am vergangenen, für das Pokal-TOP4 reservierten Wochenende spielfrei. Seinen Trip nach München hatte Braunschweig schon eine Woche zuvor mit einem 85:83 bei den Bayern ausgesprochen erfolgreich absolviert. 48 Stunden nach diesem Kraftakt hatten die Löwen um Center Gavin Schilling (15 Punkte und sieben Rebounds) aber in Braunschweig bei der 71:107-Niederlage im Nachholspiel gegen den Tabellenführer Ludwigsburg keine Energie mehr übrig.

In den letzten Wochen spielte Braunschweig (ohne die verletzten Bazou Kone und Lukas Meisner) in folgender Aufstellung (in Klammern gerundete Saison-Stats/Spiel):
PG: James Robinson (32 min, 12 p, 4 rb, 5 as), Garai Zeeb (9 min. 2 p)
SG: Lukas Wank (18 min, 5 p), Arnas Velicka (28 min, 13 p, 6 as)
SF: Karim Jallow (30 min, 16 p, 5 rb)
PF: Benedikt Turudic (17 min, 7 p, 4 rb), Luc van Slooten (17 min, 5 p)
C: Martin Peterka (17 min, 7 p), Gavin Schilling (23 min, 12 p, 7 rb)

Stimmen zum Spiel:
 

Israel Gonzalez (ALBA Associate Headcoach): „Wir hatten uns für das vergangene TOP4-Wochende natürlich viel vorgenommen. Wir haben den Blick nach der Absetzung aber sofort nach vorne gerichtet und konnten so einige Tage am Stück trainieren. Wir konnten an unseren defensiven und offensiven Strukturen arbeiten und ihnen sogar neue Aspekte hinzufügen. Jetzt ist das ganze Team heiß darauf, am Donnerstag endlich wieder zu spielen.“

Luke Sikma (ALBA-Forward): „Es ist ein wichtiges Spiel für uns. Nach der Absetzung des TOP4 war es wichtig, den Fokus nicht zu verlieren. Wir hatten jetzt die Möglichkeit, ein paar Tage in Folge gut zu trainieren. Braunschweig ist ein gutes Team, sie haben in München gewonnen und sind sehr athletisch. Wir müssen bereit sein, mit viel Intensität aufzutreten, um sie schlagen zu können.“

Gut zu wissen:
 

Benedikt Turudic wurde in der Saison 2015/16 zusammen mit Tim Schneider mit ALBAs U19 beim NBBL-TOP4 Deutscher Vizemeister. Beide spielten in jener Saison auch für ALBA-2 in der Regionalliga. Anschließend spielte der als Sohn kroatischer Eltern in Gießen aufgewachsene junge Center vier Jahre für den MBC und den Kooperationspartner BSW Sixers in Bundesliga und ProB. In der aktuellen Saison ist Braunschweig seit Februar bereits seine dritte Station. Begonnen hatte er die Saison mit einem Zeitvertrag in Göttingen und im Januar half er beim MBC aus.

Ausgerechnet die beiden Braunschweiger, die in früheren Saisons Teamkameraden heutiger ALBA-Spieler waren, werden wohl das Wiedersehen in der Mercedes-Banz Arena verpassen. Neben Lukas Meisner, der in der Saison 2015/16 zusammen mit Maodo Lô in New York für die Columbia University spielte, fehlte den Löwen in den letzten Wochen mit einer Hüftprellung auch Bazoumane Kone. Der wie Louis Olinde in Hamburg aufgewachsene Guard spielte 2016 eine halbe Saison zusammen mit Johannes Thiemann für Ludwigsburg.

Basketball Löwen Braunschweig (Stats easyCredit BBL 2020/21)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

BBL

Ø Pkt

Ø Rb

Ø As

0

Lukas Wank

2/3

24

198

GER

2 J.

5,1

2,7

1,2

1

Bazoumana Kone

1/2

27

193

GER

5 J.

7,8

1,4

1,2

2

Anthony Watkins

1/2

20

194

GER

---

0,6

0,2

0,0

3

Garai Zeeb

1

24

187

GER

6 J.

1,6

0,5

0,8

4

Luc van Slooten

3

19

203

GER

2 J.

5,2

1,6

0,9

7

Lukas Meisner (verletzt)

3/4

25

205

GER

2 J.

14,4

4,5

1,5

8

James Robinson

1

27

191

USA

2 J.

10,9

2,3

5,1

10

Sananda Fru

3/4

17

205

GER

---

0,0

2,0

0,0

11

Kostja Mushidi (krank)

2/3

22

195

GER

1 J.

11,7

2,0

1,3

12

Jannik Göttsche

5

20

208

GER

1 J.

0,6

0,8

0,2

15

Martin Peterka

4/5

26

205

CZE

---

6,9

2,7

1,0

21

Simon Roosch

2/3

20

198

GER

---

0,5

0,3

0,0

24

Arnas Velicka

1/2

21

195

LTU

---

13,4

3,3

5,9

34

Gavin Schilling

5

25

206

GER

2 J.

11,9

7,4

1,1

35

Karim Jallow

2/3

24

198

GER

5 J.

15,5

5,0

2,1

44

Benedikt Turudic

4/5

24

207

GER

3 J.

7,1

4,1

1,1

Head Coach: Pete Strobl (43, US/AUT, zweite BBL-Saison als Hedcoach, seit 2019 in Braunschweig)

Braunschweig: Resultate der letzten drei Wochen:
31.3. Braunschweig – Bonn (easyCredit BBL) 93:94 (N) Robinson 21
05.4. Ulm – Braunschweig (easyCredit BBL) 91:57 (N) Jallow 23
11.4. München – Braunschweig (easyCredit BBL) 83:85 (S) Jallow 24
13.4. Braunschweig – Ludwigsburg (easyCredit BBL) 71:107 (N) Schilling 15

ALBA BERLIN: Resultate der letzten drei Wochen:
02.4. ALBA – Valencia (EuroLeague) 86:90 (N) Eriksson 17
04.4. Bonn – ALBA (easyCredit BBL) 75:80 (S) Sikma 17
08.4. ALBA – RS Belgrad (EuroLeague) 81:58 (S) Siva 17
10.4. ALBA – Hamburg (easyCredit BBL) 68:75 (N) Sikma 14
13.4. Gießen – ALBA (easyCredit BBL) 96:102 (S) Eriksson 20

ALBA-Bilanz gegen Braunschweig: 64:12
64 Siege – 12 Niederlagen (in Berlin 35 - 3)
BBL: 51-9 / Playoff: 7-2 / Pokal 5-1
Höchster Sieg: 103:63 am 20. Januar 2021 in Berlin (Pokal)
Höchste Niederlage: 66:76 am 29. Oktober 2004 in Br’schweig (Bundesliga)