Von null auf hundert! Anders kann man kaum beschreiben was der erst 19-jährige Jonas Mattisseck derzeit bei ALBA BERLIN durchmacht. Angesichts der großen Verletzungssorgen auf ALBAs kleinen Positionen muss der Youngster, der im Sommer bei ALBA gerade erst seinen ersten Profi-Vertrag (über vier Jahre) unterschrieben hat, gleich in den ersten Saisonspielen richtig viel Verantwortung übernehmen. Das macht der Juniorennationalspieler aber so gut und abgeklärt, dass man beim Zusehen regelrecht vergisst, dass er ja eigentlich noch ein „Rookie“ ist.

Jonas, das geht ja Schlag auf Schlag für dich. Schon in deinem zweiten EuroLeague-Spiel standst du in ALBAs erster Fünf?

JM: Das war schon ein sehr besonderer Moment für mich. Ich war überglücklich, dass der Coach mir das Vertrauen gegeben hat. Sicher hat der Ausfall von Marcus Eriksson das auch begünstigt, aber ich bin trotzdem sehr stolz darauf, dass ich meine Sache wohl ganz gut gemacht habe. Das hat sehr viel Spaß gemacht. So lange auf dem Feld zu stehen und in der EuroLeague zu starten, ist natürlich etwas Besonderes.

Das wird ja in der EuroLeague mit der Liga-Hymne vor dem Spiel ganz feierlich zelebriert. Gibt das den Spielern die Gelegenheit, im Kopf noch mal den Gameplan durchzugehen?

JM: Ja genau, da gehe da noch mal im Kopf die Sachen durch, die wir spielen wollen, auf wen ich aufpassen muss. Da bin ich schon sehr auf das Spiel fokussiert. Vorher beim Warm Up ist das noch entspannter. Aber wenn du dann auf dem Spielfeld stehst, konzentriert man sich nur noch auf das Spiel

Wie weit hat das fehlende Happy End dir den Spaß am Spiel verdorben?

JM: Am Ende hatten wir natürlich gehofft, das Spiel auch zu gewinnen. Aber ich glaube, dass wir gegen solche Topteams noch viel lernen können und müssen. Gegen solche Teams, die in der EuroLeague ganz oben spielen, vierzig Minuten mitzuhalten und das Spiel auswärts bis zum Ende spannend zu halten, ist aber auch etwas wert. Im Nachhinein müssen wir die positiven Dinge aus dem Spiel mitnehmen, auch wenn wir es in der Schlussphase verloren haben.
 

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Wie war es, gegen das vielleicht sogar beste Guard-Duo der EuroLeague zu spielen?

JM: Da sind schon zwei exzellente und unfassbar gute Basketballer, die das Spiel ja letztlich auch zugunsten von Efes entschieden haben. Beide sind dabei sehr unterschiedlich. Shane Larkin kommt extrem über seine Schnelligkeit und war sehr schwer im eins-gegen-eins zu stoppen. Micic kommt mehr über seine Ruhe und seine Spielintelligenz. Der hat ja über 40 Minuten souverän sein Pick&Roll gespielt. Da kann man sich bei beiden sicher eine ganze Menge abgucken.

Vasilije Micic hat sich vor fünf Jahren Bayern München angeschlossen, wo es für ihn aber zunächst gar nicht so gut lief. Sein Weg zu einem der besten Point Guards Europas umfasste sogar viele Aufs und Abs diversen Clubs?

JM: Ich glaube, bei jedem Spieler gibt es Phasen, wo es mal nicht so gut läuft. Mal spielt man besser, mal schlechter und mal spielt man mehr und mal weniger. Natürlich weiß ich, dass es auch für mich von nun an nicht immer nur aufwärts gehen wird. Aber ich weiß aus der Erfahrung der letzten beiden Jahre, dass ich hier bei ALBA immer wieder meine Chancen kriegen werde und dass man mir vertraut. Das war für mich auch der Hauptgrund, gleich für vier Jahre hier zu unterschreiben.

Nicht nur du, sondern auch fast alle anderen ALBA-Akteure spielen zum ersten Mal in der EuroLeague. Trotzdem sieht es über weite Phasen so abgeklärt aus, als ob ihr schon viele Jahre in der Königsklasse zu Hause seid. Wie macht ihr das?

JM: Ich glaube, das liegt daran, dass wir als Team sehr spielfreudig sind. Wir haben großen Spaß an unserem Zusammenspiel und du denkst dann gar nicht so viel darüber nach, gegen wen du da eigentlich spielst und gibst einfach gegen jeden Gegner alles. Natürlich spielt Coach Aito da auch eine große Rolle mit der Ruhe, die er an der Seitenlinie ausstrahlt.

Könnt ihr nach diesem Auftakt noch selbstbewusster in die nächsten Spiele gehen?

JM: Wir hatten uns ja schon vor Saisonbeginn zugetraut, in der EuroLeague mithalten zu können und jetzt haben wir in den ersten beiden Spielen gesehen, dass wir uns das nicht nur eingebildet haben, sondern dass wir wirklich gegen jedes Team mitspielen können. Es wird weiter Spiele geben, die wir verlieren, aber auch welche, die wir gewinnen. Aber wir können unseren Weg in der EuroLeague jetzt schon mit einem gesunden Selbstvertrauen weiter gehen.

Jetzt haben wir soviel über die EuroLeague gesprochen. Bevor ihr am Freitag in Barcelona spielt, kommt am Dienstag Frankfurt in der Bundesliga nach Berlin. Wie schwer ist es, diese beiden Wettbewerbe unter einen Hut zu bekommen?

JM: Das ist ziemlich schwer. Abwechselnd in der EuroLeague aus einer Außenseiterposition heraus zu agieren und dann in der Bundesliga plötzlich auf der anderen Seite zu stehen und der Gejagte zu sein, ist eine große Herausforderung, die wir in dieser Saison lernen müssen zu meistern. Am Dienstag gegen Frankfurt werden wir nur gewinnen, wenn es uns gelingt, mit dem gleichen Fokus ins Spiel zu gehen wie in ein EuroLeague-Spiel.