Wie wichtig Luke Sikma mit seiner Spielübersicht und Vielseitigkeit als Anführer der Mannschaft ist, wurde in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich. Als verletzungsbedingt gleich mehrere Guards ausfielen, sprang der MVP verstärkt auch im erweiterten Spielaufbau in die Bresche, was ihn mit vielen Assists schon mehrfach in die Nähe eines „Triple Doubles“ (zweistellige Werte in drei statistischen Kategorien) gebracht hat. Ein Triple Double ist in der BBL im Gegensatz zur NBA äußerst selten, weil in Deutschland acht Minuten weniger gespielt werden und die Assist-Auslegung deutlich strenger ist.

Spielerprofil Luke Sikma

Luke, das war am vergangenen Dienstag ja noch ein unerwartet spektakulärer Schlusspunkt unter das EuroCup TOP16.

LS: Ja, zuerst dachten wir, dass das ein ziemlich bedeutungsloses Spiel sein würde, aber am Ende könnte dieser Sieg, den Niels mit seinem Buzzer-Dreier noch auf die genau benötigte Höhe geschraubt hat, noch einmal sehr wertvoll werden, wenn wir das Halbfinale erreichen. Malaga ist natürlich jetzt erst einmal ein sehr schwerer Gegner im Viertelfinale. Aber mit der Aussicht, auch im Halbfinale Heimvorteil zu haben, müssen wir alles versuchen, dieses nun auch zu erreichen.

Wenn man sich den Playoff-Baum des EuroCups so anschaut, stehen die größeren Namen alle auf der anderen Seite …

LS: Ja, es sieht so aus, als ob die großen Namen alle auf der anderen Seite stehen. Das interessiert uns aber erst einmal gar nicht. Alle acht Mannschaften haben sich den Einzug ins Viertelfinale redlich verdient. Ich sehe uns da nicht auf einer leichteren Seite.

Für das erste Spiel gegen Malaga müsst ihr in die Max-Schmeling-Halle ausweichen. Ist das problematisch?

LS: Wir haben dort ja auch schon im Pokal gegen Bayreuth gespielt. Ich fand die Atmosphäre gar nicht so schlecht. Natürlich spielen wir am liebsten in der Mercedes-Benz Arena, aber auch in der Max-Schmeling-Halle haben wir einen entscheidenden Vorteil: Das unsere Fans geballt hinter uns stehen.

Vorher steht noch das Pokalfinale an. In München habt ihr mit den Bayern den großen Favoriten rausgeworfen. Aber das Finale auswärts in Bamberg ist auch nicht ohne.

LS: Das ist jetzt schon unser drittes Auswärtsspiel im Pokal. Wenn wir den Cup trotzdem holen, wäre der sportliche Wert noch größer. Aber diese letzte Hürde ist wirklich sehr hoch. Die Bamberger sind seit dem Trainerwechsel immer besser in Fahrt gekommen. Das ist – gerade auswärts - eine sehr schwere Aufgabe für uns. Wir müssen uns gut darauf vorbereiten und haben ab Mittwoch zum Glück auch etwas Luft, um das zu tun.
 

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Wie wichtig ist die Rückkehr von Peyton Siva nach der Verletzung von Stefan Peno?

LS: Wenn wir im Pokalfinale wohl wieder auf Peyton zählen können, hilft uns das riesig. Sicher wird er nicht sofort wieder bei hundert Prozent sein, aber auch wenn er nur mit halber Geschwindigkeit spielt, ist er immer noch schneller als wir anderen (lacht). Er bringt soviel Energie in unser Spiel.

Bis Peyton wieder bei hundert Prozent ist, kannst du ja weiter im Aufbau aushelfen.

LS: Vor allem in der Zeit, als so viele Guards gleichzeitig verletzt waren, musste ich zwangsläufig ein bisschen die Rolle des Spielmachers übernehmen. Dass das ganz gut funktioniert hat und ich so viele Assists auf dem Zettel hatte, lag aber auch daran, dass die anderen gut mitgemacht haben und besonders darauf geachtet haben, anspielbar zu sein. Das hat es mir einfacher gemacht.

Trotzdem habt ihr euch in der Bundesliga einige vielleicht vermeidbare Niederlagen geleistet. Gibt es Lehren aus den Spielen in Braunschweig und Göttingen?

LS: Ich glaube, gerade diese beiden Niederlagen haben uns gezeigt, dass wir nicht jedes Spiel über unsere Offensive gewinnen können. Wenn wir ein richtig gutes Team sein wollen, müssen wir auch in der Lage sein, den Gegner über die Verteidigung zu besiegen. Gerade in dieser Hinsicht haben wir in diesen Spielen nicht die nötige Intensität aufs Parkett gebracht.

Kritisch waren oft vor allem die Spiele, in denen ihr nur 48 Stunden nach dem einen Spiel schon das nächste spielen musstet.

LS: Da sind deine Beine schon etwas müde. Hinzu kommt, dass du ohne vorheriges Training einfach nicht so gut vorbereitet bist. Das dürfen eigentlich keine Entschuldigungen sein und es gibt auch Wege, besser mit diesen Situationen umzugehen. Unser Team ist eigentlich tief genug besetzt, um die Belastung auf viele Schultern zu verteilen. Gute Teams meistern das und das muss auch unser Anspruch sein.

In Braunschweig habt ihr nur 48 Stunden nach dem Spiel gegen Monaco verloren und auch 48 Stunden vor dem Rückspiel am Dienstag spielt ihr am Sonntag noch in Bonn.

LS: Das wird genau wieder solch ein Härtetest, den wir jetzt aber in eigener Halle bestehen wollen. Braunschweig hat das Hinspiel wirklich gut gespielt. Dabei sind sie von Anfang an mit mehr Intensität aufgetreten als wir. Genau an diesem Punkt müssen wir ansetzen, wenn wir im Rückspiel besser aussehen wollen. Wir müssen mehr Energie in die Verteidigung investieren als im Hinspiel.