Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. ALBAs Nachwuchshoffnung Nicolai Simon markierte am Dienstag im ULEB Cup bei ALBAs 89:69-Auswärtssieg in Oostende den ersten Europapokal-Dreier seiner noch jungen Karriere.

Nico, ging Dein erster Europapokal-Dreier aus einem angesagten Spielzug hervor?

 

NS: Nein, das hat sich einfach so im Spiel ergeben. Ruben hatte den Ball in der Zone, mein Mann ist abgesunken. Ruben hat gesehen, dass ich in der Ecke frei war hat und mir den Ball rausgepasst. Eigentlich war das nichts Besonderes.

 

Dein guter Wurf war schon immer Deine große Stärke und Du erfüllst damit gute Voraussetzungen für einen Shooting Guard. Du strebst aber offenbar mehr die Rolle des Spielmachers an?

 

NS: Die Rolle des Point Guards habe ich schon immer gerne gespielt. Das Spiel lesen und organisieren, für andere gute Wurfpositionen kreieren. Das mache ich einfach sehr gerne. Im Jugendbereich habe ich zunächst tatsächlich als Shooting Guard gespielt. Aber irgendwann wurde mir klar, dass die Position des Point Guards eigentlich mein Ding ist.

 

Wie bis Du überhaupt zum Basketball gekommen?

 

NS: Das ging relativ einfach: Ich habe einen großen Bruder, der Basketball spielt. Mein Vater hat einen eigenen Basketballverein. Da kam ich automatisch zum Basketball, war von klein auf an jedem Wochenende in der Halle immer am Ball.

 

In Ehingen warst Du zuletzt einer der Leistungsträger im Team. Jetzt fängst Du bei ALBA erst mal wieder klein an. Fällt diese Umstellung schwer?

 

NS: Das ist schon ein große Umstellung. Aber die Rolle, die ich in Ehingen hatte, spiele ich hier in Berlin ja auch weiter beim TuS Lichterfelde. Zusätzlich dazu kommt jetzt noch das, was ich bei ALBA mache.

 

Vor welchen Kulissen hast Du in Ehingen gespielt?

 

NS: Da waren immer so 600, 700 Zuschauer. Auswärts, zum Beispiel in Chemnitz, waren da auch schon mal 1.500 Zuschauer

 

Und wenn da jetzt 6.000 in der Max-Schmeling-Halle zuschauen, macht Dich das nervös?

 

NS: Ein bisschen Lampenfieber hat man da schon, aber das muss auch so sein. Schließlich muss man für ein Spiel wach sein. Aber wenn ich dann im Spiel drin bin, dann ist das schon vergessen. Dann gelingt es mir ganz gut, mich voll auf das Spiel zu konzentrieren.

 

Hast Du ein Basketball-Vorbild?

 

NS: Da habe ich mir den Besten rausgesucht, den es gibt: Steve Nash. Ich mag einfach sein Spiel, seine Kreativität. Das ist auf jeden Fall ein Vorbild für mich.

 

Nach der Schule steht jedes europäische Talent vor der Entscheidung: College oder Ausbildung daheim ...

 

NS: Natürlich habe auch ich mir lange überlegt, ob ich auf ein US-College oder in die erste Liga gehe. Letztlich habe ich mich für ALBA entschieden und habe das bisher nicht bereut. Gerade diese Möglichkeit, mit einer Doppellizenz gleichzeitig auch in der zweiten Liga viel Spielpraxis zu haben, ist eine sehr günstige Konstellation. Ich denke vor allem dadurch ist die Ausbildung in Deutschland eine gute Alternative zum College.

 

Du hast dann gleich für vier Jahre bei ALBA unterschrieben...

 

NS: Vier Jahre sind schon eine lange Zeit, das ist vielleicht auch ein wenig ungewöhnlich. Aber ich gebe dem Verein mein Vertrauen und er gibt mir sein Vertrauen. Ich finde, um seine Ziele zu erreichen, muss man Geduld haben und langfristig arbeiten. Man kann da nichts erzwingen oder forcieren. Deshalb habe ich mich so langfristig an ALBA gebunden, wo die Bedingungen für mich einfach optimal sind.

 

Bei TuSLi läuft es im Gegensatz zu ALBA noch nicht so rund. Erst am Sonntag gab es den ersten Sieg...

 

NS: Wir haben dort bisher kein richtiges Teamtraining gehabt, weil wir Doppellizenzspieler viel bei ALBA eingespannt sind. Und wenn Du dann ohne gemeinsames Training auf dem Spielfeld stehst, ist das nicht einfach, da fehlt noch die Teamchemie. Das ist schließlich die 2. Liga, in der ein sehr gutes Niveau gespielt wird. Umso schöner war es, als uns in Bremerhaven die SMS-Nachricht erreichte, dass der Knoten jetzt endlich geplatzt ist – sogar ohne Philip, Oskar und mich. Darüber habe ich mich sehr gefreut.