Direkt nach dem EuroLeague-Derby in München geht es für die Albatrosse Schlag auf Schlag weiter. Weniger als zwei Tage bleiben Coach Aito und seinem verletzungsgeschwächten Team, um sich für den nächsten Gegner bereit zu machen. In diesem bereits 40. ALBA-Spiel in der laufenden Saison 2020/2021 kommt es am Sonntag um 15 Uhr in der Mercedes-Benz Arena zu einer Premiere: Zum ersten Mal in unserer Geschichte treffen wir auf die NINERS Chemnitz, die im Sommer in die easyCredit BBL aufgestiegen sind. MagentaSport überträgt wie gewohnt ab 14:45 Uhr live.

Corona vermieste Chemnitz das Debüt in der Bundesliga

Eigentlich waren die unter dem argentinischen Trainer Rodrigo Pastore seit 2015 kontinuierlich aufgebauten Chemnitzer nach einer überragenden ProA-Saison schon 2019 reif für den Aufstieg in die easyCredit BBL. Aber in den Playoffs machten die Hamburg Towers den Sachsen einen Strich durch die Rechnung und schnappten den NINERS den Aufstieg in einer dramatischen Serie vor der Nase weg. Aber Chemnitz blieb dran, dominierte auch 2019/20 die ProA und wurde nach dem von der Pandemie erzwungenen vorzeitigen Saisonende der „Corona-Aufsteiger“.

Die fünf Verstärkungen, die den Aufsteiger konkurrenzfähig machen sollten, hatte Trainer Rodrigo Pastore früh zusammen. Aber mehrere Spieler infizierten sich schon in der Saisonvorbereitung mit dem Corona-Virus und zwei aufeinander folgende Quarantäne-Maßnahmen warfen nicht nur viele geplante Testspiele über den Haufen, sondern verzögerten auch das Debüt in der ersten Liga um zwei Wochen. Das erste Spiel in Bamberg musste Chemnitz noch ohne vier noch nicht wieder frei getestete Spieler bestreiten und die NINERS verloren ihre ersten sechs Spiele in der BBL.

Die lange Suche nach dem richtigen Spielmacher

Die NINERS erstligatauglich zu machen gestaltete sich vor allem auf der Spielmacherposition schwierig. Shannon Bogues wurde schon Anfang November durch Wes Clark ersetzt, der aber Ende Dezember einem attraktiven Angebot aus Venedig folgte. Gegen ALBA präsentiert Chemnitz mit John Gillon nun zum ersten Mal den nächsten US-Point Guard, der in der vergangenen Saison als korbgefährlicher Spielmacher in Litauen sehr erfolgreich war, in dieser Saison aber bei Darüssafaka Istanbul nicht daran anknüpfen konnte und jetzt sein Glück in der BBL versucht.

Als erster Spielmacher hat sich unterdessen in den letzten Wochen – entlastet vom schon seit 2014 für Chemnitz spielenden und mittlerweile 37-jährigen Virgil Matthews – der flinke und korbgefährliche US-Combo Guard Marcus Thornton etabliert, der mit Stationen in Australien, Italien, China, der G-League sowie in der Türkei und Frankreich bereits viel von der Welt gesehen hat. Unterstützt wird er vom aus allen Lagen korbgefährlichen Shooting Guard Terrell Harris, der schon im Vorjahr in der ProA Topscorer der NINERS war und nebenbei viel für seine Mitspieler kreierte.

Jan Niklas Wimberg: Über die zweite Liga ins Nationalteam

Der prominenteste Neuzugang war im Sommer der 2018 von den Phoenix Suns gedraftete US-Forward George King, der den Aufsteiger nicht nur als bester Dreierschütze im Team (56 Prozent!), sondern auch mit seiner Athletik und Vielseitigkeit, die er an beiden Enden des Spielfelds effektiv einsetzt, enorm verstärkt. Mit dem vor allem als Schütze gefährlichen Kapitän Malte Ziegenhagen, dem defensivstarken Luis Figge und dem kräftigen Dominique Johnson sorgen drei Chemnitzer Aufstiegshelden für eine solide Tiefe auf dem Flügel.

Zu einem Schlüsselspieler der NINERS hat sich der mittlerweile 24-jährige Jan Niklas Wimberg gemausert, der – nachdem er sich als „ewiges Talent“ bei seinem Heimatverein in Oldenburg und später auch in Bremerhaven nicht durchsetzen konnte - 2019 mit dem Wechsel zum Zweitligisten einen vermeintlichen Rückschritt unternahm, der sich aber zu einem Schritt nach vorne entpuppte. Der für seine 2,06 Meter sehr bewegliche Forward, der mittlerweile zum erweiterten Kreis des Nationalteams gehört, macht die NINERS auf der Position drei größer und stärker.

Kanadischer Combo Forward Isiaha Mike setzt die Highlights

Dabei harmoniert Wimberg sehr gut mit Isiaha Mike, dem es ebenfalls egal ist, ob er auf der Position drei oder vier spielt. Der mit 23 Jahren noch junge kanadische Combo Forward, für den Chemnitz und die BBL nach dem College in den USA die erste Profistation ist, trifft den Dreier, attackiert aber auch den Korb, wo er dank seiner explosiven Athletik mit spektakulären Dunkings die Highlights setzt. Außerdem ist Mike der beste Rebounder im Team, verteidigt größere wie kleinere Gegenspieler und koordiniert im Frontcourt mit viel Spielübersicht seine Mitspieler.

Auf der Centerposition war klar, dass der gerade von Bundestrainer Henrik Rödl erstmals für das Nationalteam nominierte Jonas Richter trotz guter Leistungen in der ersten Liga Unterstützung benötigt. Entsprechend zogen die Chemnitzer nach einer Verletzung des im Sommer verpflichteten Filip Stanic sofort den Joker. Im Dezember holten sie den im Vorjahr sehr erfolgreich für Crailsheim spielenden Joseph Lawson nach Chemnitz, wo der US-Center schon von 2016 bis 2018 in der ProA spielte und die Spielweise und einige Mitspieler noch gut kennt.

Verletzungsdrama wirft Chemnitz gegen Bayreuth zurück

Am vergangenen Spieltag erlitt Chemnitz eine 61:83-Niederlage gegen Bayreuth. Das Spiel stand im Zeichen der Rückkehr von Filip Stanic, der sich gleich am ersten Spieltag verletzt hatte. Aber das Comeback stand unter keinem guten Stern, denn der Center verletzte sich beim Stand von 22:28 erneut schwer und fällt nun wieder für mehrere Wochen aus. Von diesem Schock erholte sich Chemnitz nicht mehr, zumal auch US-Center Joseph Lawson wegen Rückenbeschwerden nicht eingreifen konnte und die Niners von außen nur 5/25 Dreier trafen. Lediglich Isiaha Mike (12) und Jonas Richter (11) punkteten zweistellig.

Noch ohne den neuen Point Guard John Gillon spielte Chemnitz zuletzt in folgender Aufstellung (in Klammern gerundete Saison-Stats/Spiel):
PG: Marcus Thornton (27 min, 12 p, 4 as), Virgil Matthews (15 min, 2 p, 3 as)
SG: Terrell Harris (28 min, 10 p, 4 as, 3 rb), Malte Ziegenhagen (11 min, 6 p)
SF: Jan Niklas Wimberg (28 min, 10 p, 4 rb), D. Johnson (9 min), L. Figge (8 min)
PF: Isiaha Mike (28 min, 10 p, 5 rb), George King (20 min, 10 p, 4 rb)
C: Jonas Richter (19 min, 8 p, 3 rb), Joseph Lawson (20 min, 12 p, 4 rb)

Stimmen zum Spiel:
 

Israel Gonzalez (ALBA Associate Headcoach): „Das Spiel gegen Bayern war sowohl körperlich als auch mental sehr anspruchsvoll. Wir müssen jetzt alles dafür tun, uns in der kurzen Zeit gut zu erholen. Bei so einem Spiel fehlen uns natürlich auch die Fans. Sie könnten uns einen emotionalen Push geben und so die schweren Beine vergessen machen. Wir haben in dieser Saison aber schon viel Erfahrung mit Spielen nach kurzer Regenerationszeit gesammelt, sodass das Team am Sonntag bereit sein wird.“

Malte Delow (ALBA-Guard): „Nach der knappen Niederlage in München müssen wir jetzt die kurze Zeit nutzen, um uns zu erholen, um das Spiel gegen Chemnitz mit viel Energie bestreiten zu können. Die NINERS werden natürlich hochmotiviert nach Berlin kommen und mit viel Einsatz spielen. Deswegen müssen wir von Beginn an hochkonzentriert auftreten.“

Gut zu wissen:
 

Der in Berlin geborene Malte Ziegenhagen begann seine Basketball-Karriere bei Central Hoops, wo er am Ende der Saison 2008/09 in der NBBL kurz zusammen mit Maodo Lô spielte. Während Maodo bis zu seinem Wechsel in die USA weiter bei Central Hoops blieb, schloss sich Malte 2009 ALBA an, wo er mit der Generation um Niels Giffey und Andy Seiferth für ALBA-2 in der Regionalliga und in der ProB spielte, bevor auch er zum Studium in die USA ging. Zurück in Deutschland, debütierte er 2015/16 mit Bayreuth in der BBL. Seit 2016 spielt er für Chemnitz.

Auch (der aktuell leider verletzte) Filip Stanic ist ein gebürtiger Berliner und begann seine Karriere bei ALBA, wo er bis 2017 (unter anderem zusammen mit Jonas Mattisseck und Tim Schneider) in der JBBL, der NBBL und in der Regionalliga für ALBA spielte. 2017 wechselte der Center zum Aufsteiger Gotha, wo er sein BBL-Debüt gab. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille mit der deutschen U20-Auswahl bei der EM 2018 in Chemnitz spielte er in Serbien, bevor er über Oldenburg den Weg nach Chemnitz fand.

NINERS Chemnitz (Stats easyCredit BBL 2020/21)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

BBL

Ø Pkt

Ø Rb

Ø As

2

Terrell Harris

2

27

193

USA

---

10,0

3,4

4,3

3

Malte Ziegenhagen

2

29

193

GER

1 J.

5,9

0,7

0,7

4

Virgil Matthews

1

37

191

USA

---

2,4

2,0

3,3

5

John Gillon

1

26

183

USA

---

 

 

 

6

Luis Figge

3

23

197

GER

3 J.

0,8

0,4

0,4

7

Jonas Richter

4/5

23

207

GER

---

7,9

3,4

0,9

8

Jan Niklas Wimberg

4

24

206

GER

5 J.

9,5

4,4

1,4

9

Dominique Johnson

3

28

194

GER

6 J.

2,8

0,8

0,1

11

Isiaha Mike

3/4

23

203

CAN

---

10,2

5,0

1,3

12

Eduard Roschnafsky

4/5

17

210

GER

---

 

 

 

13

Leon Hoppe

3

21

197

GER

---

 

 

 

15

Marcus Thornton

1/2

27

193

USA

---

11,9

1,0

3,7

24

George King

3

27

198

USA

---

9,6

3,9

1,0

31

Joseph Lawson

4/5

29

201

USA

2 J.

11,8

3,5

0,8

65

Filip Stanic (verletzt)

5

23

208

GER

2 J.

2,0

2,5

0,0

Head Coach: Rodrigo Pastore (48, ARG, sechste Saison in Chemnitz, die erste in der BBL)

RASTA Vechta: Resultate der letzten drei Wochen:
15.1. Chemnitz – Bonn (easyCredit BBL) 93:92 (S) Thornton 25
24.1. Ulm – Chemnitz (easyCredit BBL) 102:63 (N) Richter 13
22.1. Chemnitz - Bayreuth (easyCredit BBL) 61:83 (N) Mike 12

ALBA BERLIN: Resultate der letzten drei Wochen:
17.1. Braunschweig – ALBA (easyCredit BBL) 76:82 (S) Fontecchio 16
20.1. ALBA – Braunschweig (BBL Pokal) 103:63 (S) Schneider 16
22.1. Baskonia Vitoria – ALBA (EuroLeague) 77:84 (S) Siva 14
24.1. ALBA – Würzburg (easyCredit BBL) 99:85 (S) Sikma 16
27.1. ALBA – ZSKA Moskau (EuroLeague) 68:71 (N) Siva 15
29.1. ALBA – Real Madrid (EuroLeague) 63:72 (N) Sikma 16
31.1. ALBA – Vechta (easyCredit BBL) 86:70 (S) Sikma 16
02.2. Göttingen – ALBA (easyCredit BBL) 75:86 (S) Lo 23
05.2. Bayern München – ALBA (EuroLeague) 95:101 n.V. (N) Fontecchio 21

ALBA-Bilanz gegen Chemnitz:
ALBA spielt zum ersten Mal gegen Chemnitz