Peyton Siva ist zum dritten Mal in dieser Saison zum Zuschauen gezwungen. Zu Beginn der Saison hatte er lange mit einer Corona-Infektion zu kämpfen, im Dezember setzte ihn sein Oberschenkel außer Gefecht und nun hat er sich am Sprunggelenk verletzt. Wir haben mit unserem Point Guard, der aktuell seine fünfte ALBA-Saison spielt, über seine Arbeit am Comeback, die besonderen Schwierigkeiten des Teams in dieser Saison und den NFL Super Bowl unterhalten.

Peyton, wie geht es dir gerade? Wie verläuft die Reha nach deiner Sprunggelenksverletzung?

Es wird immer besser. Der Knöchel erholt sich gut und mit der Bandage unseres Partners Bauerfeind konnte ich schnell wieder die ersten Übungen auf dem Court machen. So verliere ich hoffentlich nicht so viel von meiner Form. Ich habe mit Ballhandling-Übungen im Sitzen oder Würfen im Stehen begonnen, mittlerweile bewege ich mich immer mehr. Dazu steht natürlich viel Krafttraining an, ich arbeite dabei vor allem an der Stärke meiner Beine, sitze viel auf dem Ergometer und lasse mich physiotherapeutisch behandeln.

Leider bist du in Sachen Verletzungen ja mittlerweile ziemlich erfahren. Gehst du mittlerweile anders damit um?

Es ist immer noch nicht einfach. Ich tue natürlich viel dafür, um mich bestmöglich vor Verletzungen zu schützen. Aber leider gehören Verletzungen zu diesem Job dazu. Zum Glück hatte ich bislang noch keine richtig schwere Verletzung, dafür aber viele kleine. Umso wichtiger ist es, immer wieder alles dafür zu tun, so schnell wie möglich wieder auf dem Court stehen zu können.

Wie wichtig ist es auch mental fit und bereit zu bleiben? Gerade in diesen Zeiten, in denen auf Grund der Pandemie nicht viel los ist.

Das ist super wichtig – und schwer. Denn es kann schnell passieren, dass man sich zu sehr isoliert und in einen Trott gerät. Meine Frau und unsere Kinder sind derzeit in den USA, dementsprechend bin ich alleine zuhause und vertreibe mir die Zeit. Ich schaue natürlich unsere eigenen Spiele, dazu viel NBA und EuroLeague. Außerdem spiele ich sehr gerne Call of Duty mit ein paar Freunden. Wir sprechen dabei über unsere Headsets miteinander und es tut einfach gut, sich mit ihnen zu unterhalten und gemeinsam Spaß zu haben. Was nicht heißt, dass ich nicht auch jedes CoD-Spiel unbedingt gewinnen möchte (lacht).
 

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Vielleicht hat deine aktuelle Verletzung zumindest diese eine gute Seite: Du konntest den NFL Super Bowl live schauen. Wie lange hast du durchgehalten?

Bis zum Ende. Hey, das ist der Super Bowl! Das passiert nur einmal im Jahr. Außerdem bin ich ein großer Fan von The Weeknd. Seine Halbzeitshow hat mir sehr gut gefallen. Dazu finde ich all die Werbungen, die extra für das Spiel produziert werden, immer sehr unterhaltsam.

Die NFL-Saison ist beendet. Wie lief die Saison für dein Fantasy-Football-Team?

Ganz gut! In zwei Ligen habe ich es immerhin bis ins Halbfinale geschafft. Meine Jungs hatten mit vielen Verletzungen und Corona-Infektionen zu kämpfen, aber es hat sehr viel Spaß gemacht. Die Fantasy-Saison endet zwar immer nach der Regular Season, aber mit Mike Evans, Chris Godwin und Rob Gronkowski von den Tampa Bay Buccaneers hatte ich dennoch drei spätere Super-Bowl-Gewinner in meinem Team (lacht).

Wie bewertest du die turbulente ALBA-Spielzeit bislang?

Ich bin sehr stolz darauf, wie wir all den Schwierigkeiten bislang entgegentreten. Bei uns haben sich während der Saison insgesamt elf Spieler verletzt und viele Spiele verpasst. Viele von uns, darunter Coach Aito, mussten eine Corona-Infektion durchmachen und dennoch haben wir nie aufgegeben und immer weitergemacht. Wir hoffen, dass uns das Verletzungspech zum Ende der Saison endlich verschont. Es ist natürlich toll zu sehen, wie wir füreinander in die Bresche springen und wie auch die jüngeren Spieler immer größere Aufgaben meistern. Aber wir hatten bislang kaum die Möglichkeit, als komplettes Team zu trainieren oder zu spielen. Hoffentlich bekommen wir diese Chance bald.
 

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Du sprichst die jüngeren Spieler an. Du bist mittlerweile seit fünf Jahren hier und konntest hautnah miterleben, wie Spieler wie Jonas Mattisseck, Malte Delow oder Tim Schneider sich immer weiterentwickelt haben und mittlerweile auch auf EuroLeague-Niveau tolle Leistungen zeigen.

Das ist richtig cool! Vor allem, weil ich weiß, wie hart die Jungs dafür arbeiten. Sie sind richtige „Gymrats“. Sie sind quasi immer in der Halle und trainieren oder haben einfach Spaß bei Wurfspielen. Es ist toll zu sehen, dass sich diese harte Arbeit mittlerweile auch regelmäßig in guten Leistungen in Spielen auf höchstem Niveau auszahlt. Sie nutzen ihre Chancen und sind extrem wichtig für das Team.

Inwiefern konntest du ihnen als erfahrener Spieler dabei helfen?

Ich helfe natürlich, wo ich kann, und stehe ihnen immer mit Ratschlägen zur Verfügung. Mir ist es sehr wichtig, dass sie mit Selbstvertrauen spielen und die Würfe nehmen, wenn sie offen sind. Die Jungs sind außerdem sehr wissbegierig und saugen alles auf, was die erfahrenen Spieler ihnen mitgeben.

Von welchen Spielern konntest du dir zu Beginn deiner Profizeit etwas abgucken?

Ich hatte glücklicherweise bei vielen Stationen die Möglichkeit, von erfahrenen Spielern zu lernen. Auf dem College waren es meine Mitspieler Edgar Sosa oder Jerry Smith, in der NBA hatte ich bei den Detroit Pistons Teamkollegen wie den NBA-Champion Chauncey Billups oder Rudney Stuckey, die mir sehr geholfen haben. Aber auch Spieler wie Jayson Terry oder Jamal Crawford, die so wie ich aus Seattle kommen, haben mir sehr geholfen. Darum geht es im Endeffekt auch beim Basketball: Das eigene Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. Das ist mir sehr wichtig.

Zurück in die Zukunft: Was sind die Ziele des Teams für den weiteren Saisonverlauf?

Wir wollen in der EuroLeague weiter wertvolle Erfahrungen sammeln und es jedem Gegner 40 Minuten lang richtig schwer machen. In diesem Wettbewerb wird auf einem extrem hohen Niveau gespielt, dort können wir als Team viel lernen. In der Bundesliga und im Pokal sind die Ziele natürlich klar: Wir wollen unsere Titel verteidigen!

Und wenn du zurück auf dem Court stehst, machst Du es zum Einstand nochmal wie mit Buzzerbeater gegen ASVEL?

(lacht) Ich hoffe, dass es gar nicht erst soweit kommen muss. Mir wäre es lieber, wenn wir höher führen und das Spiel früh entscheiden könnten.