Tim Schneider ist der dienstälteste ALBA-Spieler im Kader – aus der Jugend zu den Profis. Mit dem Gamewinner gegen Würzburg und Karrierebestwerten gegen Frankfurt läuft’s bei ihm gerade richtig gut. Wir haben mit dem Berliner über das Pokal-Top-Four in vier Wochen und seine prägenden Erfahrungen im Verein gesprochen.

Fotos: Viktor Meshko & Tilo Wiedensohler

Tim Schneiders Spielerprofil

Tim, in einem Monat spielt Ihr im Halbfinale um den BBL-Pokal gegen München. Wie blickst Du auf das Top-Four-Wochenende in Oldenburg und die erste Partie gegen Bayern?

Tim Schneider: Jeder von uns freut sich riesig drauf. Der Top-Four-Charakter hat uns in den vergangenen Jahren schon gefehlt. Wegen der Pandemie konnten nicht so viele Leute zum Spiel kommen und es kam in der Halle nie das Gefühl auf, dass es pro Team einen Fanblock gibt. Vor Corona war es krass, zum Beispiel beim Top Four 2018 in Ulm. Die Fans der anderen Teams haben so eine geile Stimmung gemacht …

Gegen München wird’s natürlich gleich ein Topspiel. Wir haben den letzten Test gut gemeistert, aber das hat auch nicht so viel zu bedeuten. Wir werden uns jedenfalls auf etwas Neues einstellen und sind sehr gespannt.

Man merkt, Du hast schon viel mit ALBA erlebt. Im letzten Sommer hast Du Deinen Vertrag bis 2024/25 verlängert. Wie lange bist Du jetzt hier und was hält Dich fest?

Tim: Ich bin seit meinem ersten JBBL-Jahr bei ALBA. Wir haben hier einfach eine tolle familiäre Atmosphäre. Klar, es verlassen immer wieder Leute den Verein und andere kommen dazu. Trotzdem finden wir eigentlich immer einen gemeinsamen Nenner, sodass alle gut miteinander auskommen und auch off-court Spaß miteinander haben. Das ist schon echt gut.

Gleichzeitig hat man hier super Trainingsbedingungen. Wenn du als Spieler besser werden möchtest, nehmen sich die Trainer, auch die Physios, immer Zeit für dich. Du kannst quasi 24 Stunden in der Halle sein und wirst fast immer jemanden treffen, der dir helfen kann.

Wie kommt so ein familiärer Zusammenhalt zustande?

Tim: Es liegt am Zusammenspiel der Charaktere, aber bestimmt auch an unserem Erfolg. Wenn du nur ein paar tolle Charaktere zusammenbringst, dann aber nicht erfolgreich bist, wird das immer irgendwann bröckeln. In den letzten drei Jahren waren wir hier sehr erfolgreich und sind toll zusammengewachsen.

Du bist mit 25 Jahren ja auch der dienstälteste ALBA-Akteur, oder?

Tim: Ich glaube schon. Obwohl Malte auch schon sehr lange bei ALBA ist …

Viele Leute sehen Dich als Shooter, gegen Würzburg hast du es ein weiteres Mal mit deinem Gamewinner bewiesen. Welche Deiner Skills würdest du gern mehr in den Vordergrund rücken?

Tim: Shooter trifft es schon echt gut. Ich versuche, an vielen Sachen weiterzuarbeiten. Zum Beispiel: Wenn ich auf der Drei spiele, will ich auch meine Größenvorteile nutzen und körperlich spielen. Passen wird wohl nie meine große Stärke sein, aber auch daran arbeite ich. Vor allem aber versuche ich, physisch präsenter zu sein, Rebounds zu holen und defensiv meine Länge zu nutzen.

Was willst Du im Sommer verbessern?

Tim: Letzten Sommer habe ich viel am Post-Up gearbeitet. Das werde ich im kommenden Sommer vertiefen. Auch Entscheidungen am Ball zu treffen: Wenn ich frei bin, werfe ich natürlich. Aber was ist, wenn einer rauskommt und dir die linke Seite aufmacht? Dann gehst du über links, aber wann musst du den Pass spielen? Wann ziehst du durch zum Korb, wann wirfst du? Sowas steht im Sommer wieder auf dem Programm. Und in den Weight-Room werde ich wieder gehen.

Wer sind Deine Undercover-Athleten in der BBL oder auch bei ALBA? Spieler, die auf den ersten Blick nicht hervorstechen aber doch ziemlich athletisch sind …

Tim: Das ist schwer zu sagen … Ben [Lammers] hüpft immer aus den gestreckten Beinen, aus dem Sprunggelenk so unglaublich hoch und hat ein super Timing beim Block. Zählt Luke noch als Undercover-Athlet? JT bei einigen Drives. Ich glaube jedes Team hat Undercover-Athleten, wenn du sie nur in die richtige Situation bringst …

Im Rahmen der U20-Nationalmannschaft hast du mal gegen Tamir Blatt gespielt, 2017 in Finnland. Was ist Dir davon im Kopf geblieben?

Tim: Ich habe darüber neulich erst mit Tamir gesprochen. Ich war mir sehr sicher, dass wir gegeneinander gespielt hatten, er konnte sich aber nicht so ganz erinnern. Mir ist sein Nachname [wegen seines Vaters] hängen geblieben, damals war er auch die führende Kraft in der Natio, aber an wirklich viel kann ich mich nicht erinnern.

Du hast in Deinen Jahren bei ALBA schon mit vielen hochkarätigen Spielern gespielt. Welche waren oder sind prägend für Dich?

Tim: Von Peyton [Siva] konnte man sehr viel lernen. Vor allem seine Arbeitseinstellung war beeindruckend. Das hat unseren jungen Guards, Jonas [Mattisseck], Malte [Delow] oder Franz [Wagner], sehr imponiert, und das haben sie sich abgeguckt. Peyton war einfach immer in der Halle und hat an seinem Game gearbeitet. Auch wenn er verletzt war, hat er immer alles getan, was ihm in der Situation möglich war.

Luke darf natürlich in der Reihe nicht fehlen, allein, was er alles auf dem Feld macht! Sein Basketball-IQ ist unglaublich.

Wurftechniken kann man sich nicht wirklich abgucken, aber was Marcus [Eriksson] reinwirft, ist schon beeindruckend. Das motiviert, mehr an sich selbst zu arbeiten und gleichzeitig den Ball auch mal fliegen zu lassen.

Elmedin Kikanović war damals eine Macht im Post und körperlich sehr stark. Er hat immer seinen Weg gefunden. Auch wenn es immer der gleiche Move war, hat er es geschafft zu scoren. Das waren die Spieler, die mir so im Kopf geblieben sind.

Seit fünf Jahren spielst Du oben in Europa mit. Hattest Du damals einen Welcome-to-the-EuroLeague-Moment?

Tim: Das war gegen Nikola Milutinov, der hat damals bei Olympiakos gespielt, zuletzt war er bei ZSKA. Der hat einfach den Ball im Post gekriegt, macht zwei Dribblings – ich meine, ich war noch nie der schmächtige Spielertyp – und ich hab echt alles gemacht, damit er nicht weiterkommt. Aber er dribbelt einfach durch mich durch, dreht sich um und dunkt mir dann ins Gesicht. Da dachte ich nur: „Holy Shit!“ Das war so ein Moment.

Unterstrichen und „Weight-Room“ drangeschrieben …

Tim: … so ungefähr. (lacht)
 

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