ALBAs Denker und Lenker: Wie geht Himar Ojeda in die Playoffs? Im Interview spricht der ALBA-Sportdirektor über die Herausforderungen der Saison, was Viertelfinalgegner Ratiopharm Ulm so gefährlich macht und wie sich das Berliner Konzept auf die Do-or-Die-Zeit der Playoffs übertragen lässt. (Foto: Tilo Wiedensohler)

Himar, kurz vor den Playoffs ist es Zeit, eine Bilanz der Hauptrunde zu ziehen. Was waren ALBAs größte Herausforderungen in dieser Spielzeit?

Im Vergleich zur letzten Saison war vor allem die Niederlagenserie in der EuroLeague eine große Herausforderung für uns. Wir sind zwar gut in die Saison gestartet, dann haben sich jedoch bei Johannes Thiemann, Maodo Lô und Jaleen Smith die Belastungen der EuroBasket bemerkbar gemacht. Wir konnten das am Anfang noch gut kompensieren, die Belastung war aber dennoch spürbar. Zudem war die EuroLeague in dieser Saison extrem ausgeglichen und hart umkämpft.

Zeitgleich waren wir in der BBL aber sehr erfolgreich. Das hat uns mental sehr geholfen. Noch nie haben wir in einer Saison 31 Spiele in der Bundesliga gewonnen – das ist Vereinsrekord! Dass wir dennoch nur Zweiter geworden sind, ist sehr ungewöhnlich und verdeutlicht, was Bonn bis dato in dieser Saison geleistet hat. Trotzdem sind wir mit unserer Leistung in der BBL sehr zufrieden.

Vor dem Playoff-Start am 14. Mai habt ihr neun Tage Pause. Wie gut ausgeruht geht ihr in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft?

Wir hatten wirklich viele Spiele: Jeweils 34 Partien in der BBL und der EuroLeague, dazu kamen die Duelle im Pokal. Am Ende der Saison war der Spielplan dann nochmal etwas gestauchter, dafür hatten wir aber das letzte Wochenende spielfrei. Im Grunde ist die Saison genauso lang und kräftezehrend wie die letzte. Einige Nationalspieler hatten über 80 Spiele, dann Olympia, anschließend wieder 80 Spiele, im Sommer die EuroBasket – das ist einfach wahnsinnig intensiv. Wir probieren alles, um uns entsprechend anzupassen und vorzuplanen. Dabei hilft diese Verschnaufpause jetzt natürlich.

Im Viertelfinale trefft ihr auf die Ulmer, die ihr im letzten Heimspiel der Saison noch überzeugend schlagen konntet. Wie schätzt du euren Gegner ein?

Ulm hat auch in dieser Saison wieder ein sehr talentiertes Team. Und die Playoffs sind natürlich nochmal ganz anders als die Hauptrunde. Wir haben großen Respekt vor unserem Gegner: Die Ulmer sind seit Jahren erfolgreich und schneiden in den Playoffs regelmäßig gut ab. 2016 stand Ulm im Finale, vor zwei Jahren haben wir uns im Halbfinale einige spannende Playoff-Schlachten geliefert. Hinter dem Erfolg steckt eine beständige Club-Philosophie, die sich durchzieht, auch wenn mal ein Trainer wechselt oder sich der Kader verändert. Außerdem haben sie in dieser Serie als Siebter nichts zu verlieren. Aus deren Perspektive liegt der Druck bei uns – und das ist extrem gefährlich.

Nach den letzten Meisterschaften seid ihr auch in diesen Playoffs in der Favoritenrolle. Spürt ihr aufgrund des Erfolgs der vergangenen Jahre einen besonderen Erfolgsdruck? 

Wir versuchen, uns immer auf uns selbst zu konzentrieren und uns kontinuierlich zu verbessern. Aber in einer Serie über mehrere Spiele muss der Fokus natürlich auch auf dem Gegner liegen. Vor allem in den Playoffs ist unser Konzept deshalb ein Balanceakt, den wir in den vergangenen Jahren aber gut gemeistert haben. Dieses Gleichgewicht müssen wir beibehalten, denn unsere Philosophie hat in den letzten Jahren gefruchtet. Zu Beginn wurden wir noch belächelt. Viele waren der Meinung, dass unsere Ideen zwar spannend, aber nicht erfolgversprechend seien. Jetzt hat es mit dem Durchbruch doch geklappt und natürlich wollen wir weiter erfolgreich bleiben – aber nicht auf Kosten unseres Systems. Wir wollen uns nicht allzu großen Druck machen.

Die Playoff-Serien gehen über mindestens drei Partien, manchmal braucht es sogar fünf Spiele für eine Entscheidung. Wie kannst du als Sportdirektor dem Team und Coach Israel González helfen? Welchen Einfluss hast du in dieser nervenaufreibenden Zeit?

Natürlich treffen die Trainer die Entscheidungen auf dem Feld. Vor und nach den Spielen tauschen wir uns aber immer aus. Ansonsten versuche ich, Spielern und Trainern die besten Bedingungen für ihre Arbeit zu verschaffen. Mein Ziel ist es, dass sich alle mit vollem Fokus auf ihren Job konzentrieren können. Deshalb versuche ich, für alle da zu sein, Druck rauszunehmen und Aufgaben bestmöglich zu verteilen. Ich schwirre einfach überall herum (lacht).