Endlich wieder zu Hause! Nach einer Serie von drei Auswärtsspielen innerhalb von sechs Tagen (und zwei wichtigen Siegen gegen Bonn und Oldenburg) freuen sich die Albatrosse jetzt auf eine Serie von vier Heimspielen. Die Corona-Schutzmaßnahmen erlauben weiterhin keine Zuschauer in der Mercedes-Benz Arena, aber vier Spiele in Folge ohne Reisestrapazen geben dem ALBA-Team trotzdem etwas Entlastung. Den Auftakt zur Heimspielserie bildet am Mittwoch (18.11. 20 Uhr) das EuroLeague-Gastspiel von ASVEL Villeurbanne. Es folgen Duelle mit St. Petersburg (20.11.), Bonn (22.11.) und Khimki Moskau (26.11.). Alle Spiele werden live bei MagentaSport übertragen.

Auch ASVEL wurde von Corona aus der Bahn geworfen

Der 19-fache französische Meister hat sich nach einer längeren Durststrecke in den letzten Jahren unter seinem neuen Präsidenten, dem langjährigen NBA-Star Tony Parker, wieder zum klaren Topteam in Frankreich gemausert. Mit einem tiefen Kader von 14 Profis, darunter sieben französischen Nationalspielern, sucht das Team aus der Doppelstadt Lyon-Villeurbanne in Frankreich seinesgleichen und kann es sich erlauben, den Fokus vorrangig auf die EuroLeague zu richten. Dort sorgte ASVEL schon im Vorjahr für viel Furore, bevor man zum Jahreswechsel etwas aus dem Tritt kam und bis zum Saisonabbruch im März auf den 15. Tabellenplatz zurückfiel.

Mitte Juni beförderte Tony Parker seinen Bruder T.J. Parker vom Assistenztrainer zum Headcoach, den die Corona-Pandemie gleich Mitte Oktober vor eine schwere Aufgabe stellte. Sieben infizierte Spieler erzwangen – eine Woche, bevor ALBA dasselbe Schicksal ereilte – in Villeurbanne eine zweiwöchige Spielpause, von der sich ASVEL jetzt auch erst einmal erholen muss.

NBA-Champ Norris Cole führt Liste der Verstärkungen an

Auf dem Papier ist ASVEL dabei mit namhaften Verstärkungen eindeutig besser als im Vorjahr besetzt. Die spektakulärste Neuverpflichtung ist die von US-Spielmacher Norris Cole, der sieben Jahre in der NBA spielte und dort 2012 und 2013 mit Miami sogar Champion wurde. Einzig seine Verletzungsanfälligkeit beendete 2017 die NBA-Karriere des schnellen und korbgefährlichen Point Guards. Auch bei ASVEL musste er zuletzt zuschauen. Seine Verletzung brachte dem 18-jährigen Matthew Strazel unerwartet viel Spielzeit ein, der in dieser Saison den Platz des in die NBA wechselnden Theo Maledon als Frankreichs größte Nachwuchshoffnung einnimmt.

Der erste Stellvertreter Coles im Spielaufbau ist aber der langjährige Nationalspieler und Europameister von 2013, Antoine Diot, der mit seinem 1,93 Metern als umsichtiger und abgeklärter Spielmacher, der zuerst den Pass zum Mitspieler sucht, ganz anders gepolt ist als der US-Guard. Auch der physische Combo Guard Allerik Freeman (machte im Vorjahr in der Türkei im Schnitt 19 Punkte), der lettische Scharfschütze Rihards Lomazs (2019 MVP der estnisch-lettischen Liga) und der jnach sieben Jahren zu seinem Jugendclub zurückgekehrte, vielseitige Nationalspieler Paul Lacombe (1,98 Meter) können den Ball vortragen.

Athletik und Defensive: David Lighty & Charles Kahudi

ASVEL zählt zu den athletischsten Mannschaften in der EuroLeague und nutzt diese Athletik vor allem für eine physische Defensive, bei der auch die Forwards den Gegner sehr aggressiv schon am Perimeter angehen. Angeführt wird diese Defense vom Kapitän Charles Kahudi, der mit Frankreich 2013 Europameister und 2014 Vizeweltmeister und 2015 von Tony Parker zu ASVEL geholt wurde. Auch im Nationalteam stand der mittlerweile 34-Jährige stets dafür, dass er mit großer Intensität gegnerische Guards, Forwards und notfalls auch Power Forwards effektiv verteidigen kann.

Sein offensives Alter Ego auf dem Flügel ist der schnelle und versierte US-Forward David Lighty, der auch ein sehr guter Verteidiger ist, die Blicke der Beobachter aber vor allem mit seinen spektakulären Offensivaktionen und oft auch spielentscheidenden Big Points auf sich zieht. Für den noch jungen Amine Noua und dem nach einem kurzen NBA-Ausflug nach Frankreich zurückgekehrten Nationalspieler William Howard bleibt auf der Position drei hinter Kahudi und Lighty nicht viel Spielzeit übrig. Die bis hinter die Dreierlinie korbgefährlichen Forwards weichen bei ASVEL deshalb oft auf die Vier aus.

Naturgewalt unterm Korb: Moustapha Fall (218 cm, 124 kg)

Ein weiterer Franzose, der in die Heimat zurückgekehrt ist, nachdem er sich in der NBA (2017 bis 2019 bei den Boston Celtics) nicht durchsetzen konnte, ist Power Forward Guerschon Yabusele. Mit 25 Jahren startet der mit einer großen Spannweite ausgestattete Nationalspieler bei ASVEL nun in seine europäische Karriere. Noch zwei Jahre jünger, aber etwas größer ist der US-Amerikaner Kevarrius Hayes, der sich in der vergangenen Saison mit starken Leistungen in Italien (Cantu) einen Anruf von Tony Parker verdient hat.

Überragt werden alle Innenspieler indes vom Center-Hünen Moustapha Fall, der die Zone nicht nur mit seinen 2,18 Metern, sondern auch mit kräftigen 124 kg dominiert. Als „Mouss“ 2017 – damals noch für Chalon – als bester Verteidiger, bester Rebounder und bester Wurfblocker der französischen Liga ausgezeichnet wurde, war sein Weg zu türkischen und russischen Topclubs vorprogrammiert. Dass ASVEL diesen für seine Statur erstaunlich beweglichen Riesen nach Frankreich zurückholen konnte, sorgte im Sommer für Schlagzeilen. Auch Ersatzcenter Ismael Bako ist ein gefürchteter Shotblocker.

Nach Corona: Ein Sieg in Vitoria und drei Heimniederlagen

Da die französische Liga ihren Spielbetrieb (bis auf wenige ausgewählte TV-Spiele) wegen des landesweiten Corona-Lockdowns im November eingestellt hat, konnte sich ASVEL nach der Genesung seiner infizierten Spieler nahezu komplett auf die EuroLeague konzentrieren. Zum Wiedereinstieg am 29. Oktober gab es eine 74:83-Heimniederlage gegen Zalgiris Kaunas, der am 5. November ein überraschender 88:86-Sieg in Vitoria folge. Für Ernüchterung sorgten in der vergangenen Woche Heimniederlagen im Nachholspiel gegen Roter Stern Belgrad (69:89 am Mittwoch) und gegen Zenit St. Petersburg (53:66 am Freitag). In beiden Spielen fehlte ASVEL der am Oberschenkel verletzte US-Spielmacher Norris Cole.

Seit der Rückkehr in den Spielbetrieb am 29. Oktober spielte ASVEL in folgender Aufstellung (in Klammern gerundete Saison-Stats/Spiel):
PG: Norris Cole (26 min, 10 p, 5 as), Antoine Diot (19 min, 7 p, 4 as), M. Strazel (13 min)
SG: Allerik Freeman (19 min, 6 p), Paul Lacombe (18 min, 5 p, 3 as), R. Lomazs (12 min, 4 p)
SF: Charles Kahudi (27 min, 11 p, 4 rb), David Lighty (23 min, 8 p)
PF: Guerschon Yabusele (23 min, 10 o, 5 rb), A. Noua (18 min, 5 p), W. Howard (14 min, 4 p)
C: Moustapha Fall (24 min, 11 p, 6 rb), Ismael Bako (9 min), Kevarrius Hayes (8 min)

Gut zu wissen:
 

ASVEL-Center Moustapha Fall ist mit seinen 2,18 Metern der viertgrößte Spieler in der EuroLeague. Größer sind nur noch Tibor Pleiß (2,21 m / Efes Istanbul), Georgios Papagiannis (2,20 / Panathinaikos Athen) und Walter Tavares (2,20 / Real Madrid). Gegen ALBA spielte Fall bereits 2018 mit Lokomotiv Kuban im EuroCup, wo seine 14 Punkte und sechs Rebounds allerdings nicht den 83:75-Sieg der Albatrosse in Russland verhindern konnten.

ASVEL-Spielmacher Antoine Diot spielte schon 2009/10 (mit Le Mans in der EuroLeague-Quali und im Eurocup) und 2013/14 (mit Strasbourg im Eurocup) gegen ALBA. 2015 wechselte er nach Valencia, wo er in den ersten beiden Jahren an der Seite von Luke Sikma spielte und 2017 spanischer Meister wurde. Mit Valencia gelang Diot 2017 im EuroCup auch erstmals ein Sieg in Berlin. Beim EuroCup-Finale 2019 spielte der Franzose ebenfalls noch für Valencia.

LDLC ASVEL Villeurbanne (Stats Turkish Airlines EuroLeague 2020/21)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

EL

Pkt

Rb

As

2

Allerik Freeman

2

26

190

USA

---.

5,6

1,4

1,6

5

Charles Kahudi

3

34

196

FRA

1 J.

10,5

3,8

0,5

6

Paul Lacombe

2/3

30

198

FRA

3 J.

5,3

1,3

2,5

8

Antoine Diot

1

31

193

FRA

4 J.

6,6

2,4

4,4

9

Rihards Lomazs

2

24

187

LAT

1 J.

4,0

0,3

1,0

10

Moustapha Fall

5

28

218

FRA

---

11,2

6,3

1,8

11

Elwin Ndjock

3

19

193

FRA

---

1,0

1,0

0,0

12

Amine Noua

5

23

202

FRA

1 J.

5,4

3,4

0,8

13

Kevarrius Hayes

4/5

23

205

USA

---

3,3

1,3

0,3

17

Matt Marsh

5

18

211

GBR

---

 

 

 

21

Osmael Bako

4/5

25

208

BEL

1 J.

2,0

1,6

0,4

23

David Lighty

3

32

195

USA

3 J.

8,3

2,8

0,8

25

William Howard

3/4

27

203

FRA

---

3,8

2,5

0,5

28

Guerschon Yabusele

4

25

202

FRA

1 J.

9,5

4,8

1,5

30

Norris Cole

1

32

199

USA

2 J.

10,3

3,0

5,0

32

Matthew Strazel

1

18

182

FRA

1 J.

2,5

0,8

1,0

Head Coach: T.J. Parker (36, FRA, erste Europaliga-Saison als Headcoach)

ALBA-Bilanz gegen ASVEL: 5:4
5 Siege – 4 Niederlagen (in Berlin 4:0)
EuroLeague 1-2 / FIBA-Europaliga 3-1 / Korac Cup 1-1
Höchster Sieg: 80:73 am 7. Januar 2004 in Berlin (EuroLeague)
Höchste Niederlage: 81:93 am 20. Dezember 2018 Villeurbanne (EuroLeague)

Stimmen zum Spiel:
 

Aito Garcia Reneses (ALBA-Cheftrainer): „Nach einer schweren Woche mit Auswärtsspielen in der EuroLeague, im Pokal und in der Bundesliga ist es für uns nun sehr wichtig, dass wir uns bis zum Spiel gegen ASVEL bestmöglich erholen. Villeurbanne ist ein körperlich sehr starkes Team und hat einen breiten Kader, der viele Optionen bietet. Ihre unberechenbaren Ergebnisse sind ein Ergebnis der Infektionen innerhalb ihres Kaders. Darunter leiden wir auch noch und wissen nicht, wann wir wieder alle Spieler beisammen haben.“

Marcus Eriksson (ALBA-Guard): „Das Spiel gegen ASVEL wird schwierig und vor allem physisch sehr herausfordern. Wir finden unseren Rhythmus nach der Unterbrechung immer mehr und fühlen uns mit jedem Spiel wieder besser. Ich hoffe, dass uns die nun anstehende Phase mit vier Heimspielen in Folge guttun wird und dass wir einige dieser Spiele gewinnen können.“