Aufgrund der vielen Ausfälle holte Coach Aito in den vergangenen Wochen junge Spieler in die erste Mannschaft hoch, die in dieser Saison eigentlich in erster Linie Erfahrungen bei Partner Bernau in der ProB sammeln sollen. Vor allem der erst 20-jährige Kresimir „Kreso“ Nikic stand so bei bisher neun Einsätzen in EuroLeague und Bundesliga schon hundert Minuten auf dem Parkett und sammelte dabei 32 Punkte und 19 Rebounds.

Kreso, wie hast du den Sieg über Baskonia erlebt, der ja doch leichter war als erwartet?

KN: Nach den letzten Niederlagen in der EuroLeague tat es sehr gut, in eigener Halle einen so klaren Sieg zu erreichen. Da haben wir den Fans und auch uns selbst ein schönes Weihnachtsgeschenk gemacht. Wir wussten natürlich, dass es bei Baskonia gerade nicht so gut läuft, aber wir haben uns nicht so sehr mit ihren Problemen beschäftigt, sondern haben uns darauf konzentriert, unser Spiel so gut wie möglich zu spielen. Wir haben bewiesen, dass wir momentan das bessere Team sind.

ALBA hatte zuletzt auch viele Verletzungssorgen, die dir aber zu unverhoffter Spielzeit sogar in der EuroLeague verholfen haben.

KN: Ja, das war so nicht geplant. Da in der ProB zu Weihnachten nicht gespielt wird, habe ich meine Familie eingeladen, weil ich dachte: Da hast du Zeit und kannst ihnen Berlin zeigen. Doch jetzt habe ich gar nicht soviel Zeit für sie. Aber natürlich beklage ich mich nicht, sondern freue mich über jede Minute, die er Coach mir in der EuroLeague oder in der Bundesliga gibt. Dafür bin ich schließlich nach Berlin gekommen. Ich spiele auch gerne in Bernau. Dort als Leistungsträger viele Minuten zu spielen, hilft mir bei meiner Entwicklung sehr. Darüber hinaus jetzt auch schon EuroLeague-Erfahrungen zu sammeln, ist ein toller Bonus.

Welche Erfahrungen nimmst du aus den EuroLeague-Spielen mit?

KN: Durch das Training mit den ALBA-Profis hatte ich ja schon einen Eindruck davon, dass es auf diesem Niveau gerade auf der Centerposition physisch viel härter zugeht als in der ProB. Aber das dann in einem richtigen Spiel zu erleben, ist eine ganz andere Sache. Das ist schon Wahnsinn, mit wie viel Kraft da in der Zone geschoben und gedrückt wird und wie oft du da einen Ellbogen in die Rippen bekommst. Ich denke ja, dass ich schon ziemlich groß bin, aber als ich dann die drei Riesen von Vitoria gesehen habe, war ich im ersten Moment schon etwas erschrocken. Das war eine gute Erfahrung, dass es im Spiel selbst dann gar nicht so schlimm kam.
 

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Aber du spielst doch im Training auch oft gegen Landry Nnoko?

KN: Ja, Landry ist auch sehr stark und kräftig, aber nach der Erfahrung aus den Spielen weiß ich jetzt, wie viel Rücksicht er im Training auf mich nimmt.

Du bist bei Cibona Zagreb groß geworden …

KN: Ich habe sehr früh, schon mit neun Jahren, bei Cibona mit dem Basketball angefangen und habe dort bis zu meinem 18. Lebensjahr gespielt. Cibona hat mir dann auch einen Profivertrag angeboten, aber ich hatte auch schon Angebote aus dem Ausland und hatte das Gefühl, dass das besser für mich war. Wenn ich mir meine Situation jetzt anschaue, war es die richtige Entscheidung.

Warum hast du dich damals für ALBA entschieden?

KN: Himar Ojeda hat mich auf einen Junioren-Turnier der EuroLeague angesprochen und hat mir von seinen Plänen mit Coach Aito erzählt, was mich natürlich schon gereizt hat, weil der einen so guten Ruf bezüglich seiner Arbeit mit jungen Spielern hat. Schließlich hat er auch mein großes Idol, Pau Gasol, groß herausgebracht. Unter Coach Aito zu spielen, war für mich deshalb sehr verlockend, auch wenn Himar mir von Anfang an klar gesagt hat, dass ich physisch noch viel tun muss, um in der ersten Mannschaft zu spielen. Aber ich werde hier von den ALBA-Trainern gut betreut und aufgebaut und denke, dass ich bei meinen Kurzeinsätzen auch beweisen habe, dass ich auf einem guten Weg bin.

Du sprichst auch schon gut Deutsch, konntest du das vor drei Jahren auch schon?

KN: Ein bisschen, denn in der Schule hatte ich Englisch und Deutsch als Fremdsprache. Aber da wurden wirklich nur die Grundlagen vermittelt. Richtig Deutsch zu sprechen, lerne ich erst jetzt in Berlin. Englisch kann ich aber immer noch besser.

Dass so viele junge Spieler bei ALBA sind, ist für einen Zwanzigjährigen doch sicher auch angenehm?

KN: Ja, gerade in Bernau ist die Kameradschaft mit den anderen jungen Spielern großartig. Wir sind schließlich alle in derselben Situation und helfen uns gegenseitig. Auch bei ALBA sind Jonas, Tim und Stefan noch grob in meinem Alter. Wir haben dieselben Interessen und sprechen über dieselben Dinge. Das macht alles einfacher. Auch die anderen im Club behandeln mich mit viel Respekt. Ich bin jetzt im dritten Jahr hier, aber es fühlt sich an, als ob ich schon sieben Jahre in Berlin lebe. Ich fühle mich hier wie zu Hause.

Wir hoffen ja alle, dass schon bald in der Saison auch die verletzten ALBA-Spieler endlich alle gesund werden. Für dich würde das allerdings bedeuten, dass du wieder aus der Rotation herausfällst.  

KN: Wenn alle wieder gesund sind, gehe ich gerne wieder zurück nach Bernau, wo es mir auch viel Spaß macht. Wie ich bereits sagte, kann ich mich dort auch sehr gut weiterentwickeln und ich werde ja auf jeden Fall auch weiter bei ALBA trainieren. Nach den jetzt gemachten Erfahrungen weiß ich jetzt noch mehr, worauf es ankommt.

An Silvester gegen den MBC bist du aber noch einmal dabei?

KN: Das entscheidet der Coach, aber so wie es jetzt aussieht, werde ich da noch einmal mitspielen und das wäre für mich natürlich ein toller Jahresausklang, zumal der MBC mit Joey Dorsey jetzt auch einen sehr erfahrenen Center hat, von dem man viel lernen kann. Das kroatische Duell mit Benedikt Turudic wäre für mich natürlich auch sehr reizvoll.