Der Verlängerungskrimi gegen Chimki hat noch einmal verdeutlicht, wie wichtig Wiliam Avery für die Albatrosse ist. In der kommenden Woche beim alles entscheidenden ULEB Cup-Gastspiel in Jerusalem wird die Erfahrung unseres Kapitäns noch wichtiger sein: William Avery war nämlich 2004/05 in Jerusalems berüchtigter Malha-Arena zu Hause und weiß, was ALBA dort erwartet.

William, ist das Spiel gegen Chimki so gelaufen, wie Du das erwartet hattest? Oder gab es da Überraschungen für Dich?

 

WA: Na ja, das Endergebnis entsprach schon ungefähr meinen Erwartungen. Aber auf dem Weg dahin gab es in der Tat einige Überraschungen. Zuerst war ich, ehrlich gesagt, ein wenig über unseren lockeren Start überrascht. Ich wusste, dass wir eine Siegchance hatten, aber ich hatte mich auf einen schwierigeren Beginn eingestellt. Später war ich dann genauso überrascht darüber, wie stark Chimki noch zurückgekommen ist, nachdem wir das Spiel schon so lange richtig gut kontrolliert hatten. Aber auf solch hohem Niveau muss man immer mit Überraschungen rechnen.

 

Nicht wenige waren sicher auch überrascht, Dich nach der Verletzung in der Startaufstellung zu sehen ...

 

WA: Ich habe am Dienstag alles getan, was möglich war, um mich fit zu machen. Ich bin früher als sonst in die Halle gekommen, um zu probieren, wie es sich auf dem Parkett anfühlte. Ungefähr um sechs Uhr war ich mir dann sicher, dass es gehen würde – natürlich nicht zu hundert Prozent, aber es hat ausgereicht, um ohne Beschwerden zu spielen und auch, um gleich in der Startaufstellung zu spielen.

 

Kannst du Dir im Nachhinein überhaupt vorstellen, dieses Spiel nur von der Bank aus zu erleben?

 

WA: Oh nein, das wäre schrecklich für mich geworden. Gerade bei einem solchen Spiel will natürlich jeder gerne dabei sein. Es war für mich schon schwer, am Samstag in Trier zuzuschauen. Das ist sehr schwer, da zu sitzen und Deinem Team nicht helfen zu können.

 

Rückblickend hat die Weihnachtspause offenbar dem ganzen Team gut getan?

 

WA: Auf jeden Fall, gerade nach unseren schwachen Spiel gegen Oostende war es gut, dass jeder noch einmal Zeit bekam, darüber nachzudenken, wo wir sind, wir hinwollen und was wir als Kollektiv zu tun haben, um unsere Ziele zu erreichen. Ich habe zudem die Zeit genutzt, um individuell an mir zu arbeiten und weiß, dass andere das auch getan haben.

 

Und jetzt habt ihr auf einmal sogar die Chance, in der Gruppe C noch Zweiter zu werden ...

 

WA: Ja, das ist doch verrückt, oder? Wenn wir das jetzt noch schaffen könnten, das wäre eine tolle Sache. Ich habe gestern mit Nenad zusammen gesessen und wir waren uns beide einig, dass viele Teams aus unserer Gruppe Europaliganiveau haben. In dieser schweren Gruppe Zweiter zu werden, wäre ein wirklich großer Erfolg. Ich mag gar nicht daran denken, wo wir jetzt schon stehen würden, wenn wir ein paar Fehler weniger gemacht hätten.

 

Du hast eine Saison für Hapoel gespielt. Was für eine Atmosphäre erwartet ALBA da am Dienstag in Jerusalem?

 

WA: Da erwartet uns eine sehr feindselige Atmosphäre. Da werden 3.000 total aufgedrehte Leute in einer bis unters Dach vollgestopften kleinen Halle einen Höllenlärm machen. Während des Spiels werden immer mal wieder Feuerwerkskörper gezündet, in der Halle wird dadurch viel Qualm sein. Die Fans sind wirklich sehr verrückt und da das auch für Hapoel ein ganz wichtiges Spiel ist, kann ich mir vorstellen, dass am Dienstag so richtig die Post abgeht.

 

Hast du beobachten können, dass das die gegnerischen Teams einschüchtert?

 

WA: Ja, in der Regel tut es das. Aber wir hatten auch Gegner, die sich durch diese Atmosphäre nicht beeindrucken ließen, sondern sich dadurch selber aufgeputscht haben. Mir geht das auch so. Ich liebe eine solche heiße Atmosphäre. Wir dürfen uns nur nicht verrückt machen lassen, sondern müssen diese Atmosphäre für uns nutzen. Diese verrückten Fans müssen nämlich nicht unbedingt ein Vorteil für Hapoel sein, die können auch den Gegner zusammenschweißen nach dem Motto: Wir gegen 3000. So müssen wir da reingehen.

 

Vorher kommt aber am Samstag das Spiel gegen Braunschweig, was ein "normales Punktspiel" ist. Besteht die Gefahr, dass man als Spieler da im Gedanken schon in Jerusalem ist?

 

WA: Ich glaube nicht, dass uns das passieren kann. Wir hatten doch die gleiche Situation in der letzten Woche in Trier und haben das auch gemeistert, sogar auswärts. Ich hoffe vielmehr, dass wir etwas von dem Schwung aus dem Spiel gegen Chimki in das Braunschweig-Spiel mitnehmen können.