Yovel Zoosman ist einer der wenigen Neuzugänge im ALBA-Team 2021/22. Wie geht es ihm in der Hauptstadt, wie verliefen seine ersten Tage und welche Bücher liest er am liebsten? Hier erzählt der 23-jährige Small Forward, der als MVP der U20-EM und als bester Verteidiger der israelischen Liga ausgezeichnet wurde.

Alle Infos zur Verpflichtung

Hallo Yovel, herzlich willkommen bei ALBA! Wie ist Dein erster Eindruck von Berlin?

Für mich ist natürlich alles neu, aber bis jetzt gefällt es mir sehr gut. Ich habe nur nette Menschen getroffen. Ans Autofahren muss ich mich aber noch gewöhnen. Die Verkehrsregeln in Israel sind ein wenig anders und es gibt hier überall Radfahrer, auf die man achten muss.

Hat Dich ein Teil Deiner Familie mit nach Deutschland begleitet?

Ich bin allein hergekommen, aber meine Familie wird mich im Laufe der Zeit immer mal wieder besuchen. Meine Mutter kommt schon in ein paar Tagen, mein Vater und meine Schwestern werden auch immer mal wieder hier sein. Ich stehe aber schon auf eigenen Beinen, seit ich 18 bin.

Was hat Dich als Kind zum Basketball gebracht?

Ich habe mit sechs Jahren angefangen, Basketball zu spielen. Zu Beginn war es noch mein Vater, der mich dazu animiert hat, auch weil ich eins der größten Kinder in meiner Familie und in der Schule war. Dass ich bei meinem ersten Training fünf Mal den Korb getroffen habe, war dann die Initialzündung. Da habe ich mich in den Sport verliebt. Von da an wollte ich immer der Beste auf dem Platz sein.
 

Wie ging Deine Basketballkarriere dann weiter?

Ich komme aus Netanya, einer Stadt, die eine halbe Stunde Autofahrt von Tel Aviv entfernt liegt. Dort habe ich von der ersten bis zur neunten Klasse gespielt. Anschließend wurde ich in das Wingate-Sportinstitut aufgenommen, an dem ich anderthalb Jahre war. Da wurde Maccabi Tel Aviv auf mich aufmerksam und ich konnte ab der 12. Klasse parallel im Jugend- und Profiteam von Maccabi spielen. Ein Jahr später wurde ich an einen Club aus der zweiten israelischen Liga, Maccabi Ra'anana, ausgeliehen. Nach einer Saison in Ra'anana kam ich zurück nach Tel Aviv und habe die vergangenen vier Jahre dort gespielt.

Was bedeutet Maccabi Tel Aviv für den Basketball in Israel?

Maccabi Tel Aviv ist die größte Marke, die mit Sport in Israel assoziiert wird - viel mehr als bloß ein Basketballteam. Alle auf der Straße kennen den Verein und der Club hat einen sehr guten Ruf und tolle Fans überall im Land.

Was hat Dich dazu bewogen, einen Vertrag bei ALBA BERLIN zu unterschreiben?

ALBA entwickelt viele Spieler, vor allem auf meiner Small-Forward-Position. Spieler wie Rokas Giedraitis, Simone Fontecchio oder Martin Hermansson sind bei ALBA zu wesentlich besseren Spielern gereift. Als ich hörte, dass ALBA mich verpflichten möchte, war für mich sofort klar, dass ich nach Berlin will. Ich hatte gleich das Gefühl, dass das der Ort ist, an dem ich meine Fähigkeiten unter Beweis stellen und mich außerdem weiterentwickeln kann.

Fiel es Dir schwer, Deine gewohnte Umgebung zu verlassen und den Schritt in ein fremdes Land zu wagen?

Ich habe Israel und meine Familie vorher noch nie für lange Zeit verlassen und natürlich wage ich mich damit aus meiner Komfortzone heraus. Aber meine Familie stand schon immer hinter mir und meinen Entscheidungen. Das macht es natürlich bedeutend leichter, solche Entschlüsse zu treffen. Aus sportlicher Sicht ist es die beste Entscheidung, zu ALBA zu gehen und ich bin gerade sehr glücklich, diesen Schritt gewagt zu haben.
 

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Wie hast Du die spielfreie Zeit verbracht?

Was die Ernährung in der Offseason angeht, habe ich manchmal gesündigt, aber ich habe auch in der freien Zeit an mir gearbeitet. Ich habe mit ALBA-Individualtrainer Carlos Frade für zwei Wochen in Fuenlabrada und auf Gran Canaria trainiert. Er ist ein unglaublicher Trainer und ich habe das Gefühl, dass ich mein Spiel allein in diesen 14 Tagen schon deutlich verbessern konnte. Er sieht Dinge in mir, die ich bis jetzt noch nicht auf dem Parkett zeigen konnte.

Was möchtest Du mit ALBA BERLIN erreichen?

Ich will Großes vollbringen. Ich will mit der Mannschaft den Pokal und die Meisterschaft holen. Außerdem will ich mich für die Top8 der EuroLeague qualifizieren. Ich weiß, dass das eine gewagte Aussage ist, aber man sollte sich immer hohe Ziele stecken. Das habe ich aus meiner Zeit bei Maccabi gelernt. Man spielt dafür, um am Ende die Eins zu sein. Wir haben eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern und wir müssen einen Schritt nach dem anderen gehen. Aber ich denke, dass in diesem Team großes Potential steckt.

Was sind die größten Stärken in Deinem Spiel?

Ich kann das Spiel sehr gut lesen. Für meine Position bin ich außerdem recht groß. In der der Verteidigung bin ich stark, deshalb wurde ich bei Maccabi vor allem mit Defensivaufgaben betraut. Aber auch in der Offensive habe ich einiges zu bieten und das werde ich in Zukunft zeigen.

Gibt es Bereiche, in denen Du Dich besonders verbessern möchtest?

Grundsätzlich will ich in jedem Bereich Fortschritte machen. Ich habe mit Carlos vor allem mein Dribbling und den Wurf aus dem Dribbling trainiert. Auch an meinem Dreier, an Freiwürfen und Floatern arbeite ich gerade viel.

Welche Deiner neuen Teamkollegen kennst Du bereits?

Louis Olinde habe ich 2016 im Top100-Camp getroffen. Das ist eine Art Trainingslager in den USA, wo vor allem High-School-Talente zusammenkommen. Aber auch einige wenige internationale Spieler werden jedes Jahr dort hin eingeladen. Wir haben diesen Sommer auch zusammen in Gran Canaria trainiert und uns noch besser kennengelernt. Auch Christ Koumadje kenne ich vom Training in Gran Canaria und Fuenlabrada. Und dann ist da natürlich noch Tamir Blatt. Wir kommen beide aus Israel und kennen uns schon so lange, dass er fast wie ein Bruder für mich ist. Wir verstehen uns blind. Gegen viele andere Spieler aus dem ALBA-Kader habe ich in der Vergangenheit schon mit Maccabi gespielt, sodass ich fast das ganze Team ein bisschen kenne.

In den vergangenen anderthalb Jahren mussten fast alle Spiele ohne Publikum stattfinden. Wie sehr wünschst Du Dir die Fans zurück?

Für mich sind die Fans ein wichtiger Teil von Basketball und Sportkultur. Sie bringen die Emotionen mit hinein. In der EuroLeague-Saison vor Corona hatten wir mit Tel Aviv eine Heimspielbilanz von 16-1. Während der Pandemie hatten wir plötzlich gleich viele Siege wie Niederlagen zuhause. Das sagt so viel über die Rolle der Fans aus, die zwar nicht auf dem Statistikbogen auftauchen, aber einem Team so sehr den Rücken stärken und die Spieler nach vorn peitschen können. Ich sehne mir die Fans wirklich herbei und habe nur Gutes über die ALBA-Fans gehört.

Was sind Deine Hobbies, wenn Du gerade nicht auf dem Basketballplatz stehst?

Ich bin kein verrückter Typ, der häufig in Clubs oder Bars geht, aber ich trinke ab und zu mal ein Bier. Ich entspanne gern in meiner Wohnung und habe Zeit für mich. Am liebsten lese ich, Bücher über Persönlichkeitsentwicklung und Psychologie finde ich sehr interessant. Zum Beispiel The 5 AM Club von Robin Sharma, The Secret of Success von Eric Thomas oder Mamba Mentality über Kobe Bryant. Für mich ist ein Mensch nicht nur ein Körper. Es geht darum, was sich im Geist und Gehirn abspielt. Ansonsten brauche ich tatsächlich ziemlich viel Schlaf, um mich zu erholen.