Zum ersten Mal seit der Saison 2014/2015 sind wir zurück in der EuroLeague. Am Freitag (4.10., 20 Uhr, Mercedes-Benz Arena) starten die Albatrosse mit einem Heimspiel gegen den russischen Top-Klub Zenit St. Petersburg in die zweitbeste Basketballliga der Welt. Mit St. Petersburg kommt gleich ein ziemlich schwerer Brocken auf das Team von Coach Aito Garcia Reneses zu. Die Russen sind zwar wie ALBA dieses Jahr neu in der EuroLeague, haben sich aber von allen Neulingen eindeutig am hochkarätigsten verstärkt.

Tickets ALBA - St. Petersburg (Fr. 2.10. 20 Uhr)

Am Freitag kehrt ALBA in der Mercedes-Benz Arena nach vier Jahren zurück in die Turkish Airlines EuroLeague. Die höchste Liga des Kontinents hat ihr Gesicht in den vergangenen Jahren enorm verändert. Nicht nur, dass sie jetzt eine eingleisige Liga ist, in der 18 Clubs „jeder gegen jeden“ spielen. Die hinter der NBA zweitstärkste Liga der Welt ist noch schillernder geworden, so dass wir uns auf viele große Namen in der Mercedes-Benz Arena freuen können. Den Anfang macht am Freitag das russische Topteam Zenit St. Petersburg, das zum allerersten Mal gegen ALBA spielt.

Zenit geht mit hohen Zielen in sein EuroLeague-Debüt

Als Triumph Ljubertsy (ehemals Dynamo Moskau) 2014 aus Moskau nach St. Petersburg unter die Fittiche des dortigen Fußballclubs umzog, hatte das von Anfang an das Ziel, die alte Basketballhochburg zu einem EuroLeague-Standort zu machen. Aber obwohl GazProm als Hauptsponsor von Jahr zu Jahr größere Summen in die Basketballabteilung investierte (die russische Liga beziffert Zenits Budget auf 26 Millionen Euro), kam Zenit in der russischen Liga nie an Khimki (33 Millionen) und schon gar nicht an ZSKA Moskau (40 Millionen) vorbei und im EuroCup war spätestens im Viertelfinale regelmäßig Endstation.

Dank einer Wild Card darf Zenit St. Petersburg nun aber doch sein Debüt in der EuroLeague geben und die Russen lassen sich dort nicht lumpen, haben ihr Team mit zehn Neuzugängen auf allen Positionen verstärkt und geben gleich ganz forsch das Erreichen der Playoffs als Saisonziel aus. Die große Frage ist lediglich, wie schnell es dem Headcoach Joan Plaza gelingt, sein Starensemble auf die aggressive und defensivorientierte Spielweise einzustellen, für die der spanische Trainer, der auch schon mit Real Madrid, Sevilla, Zalgiris Kaunas und Malaga gegen ALBA gespielt hat, bekannt ist.

Ex-Albatros Renfroe und Andrew Albicy machen Tempo

Plaza löste im Dezember den langhährigen Zenit-Trainer Vasili Karasev ab. Der Ex-Albatros hatte als gebürtiger St. Petersburger den Umzug in die Zarenstadt einst maßgeblich mitinitiiert, agierte zuletzt aber mit einem vorwiegend auf russische Spieler basierenden Konzept zunehmend erfolglos. Unter Plaza sieht Zenit St. Petersburg jetzt mit fünf US-Amerikanern, dem französischen Nationalspieler Andrew Albicy, dem polnischen Nationalspieler Mateusz Ponitka und dem mexikanischen Star-Center Gustavo Ayon, der die EuroLeague mit Real Madrid schon zweimal gewonnen hat, viel internationaler aus.

Im Spielaufbau garantieren der ehemalige Albatros Alex Renfroe, den wir nicht nur als guten Ballhandler und wagemutigen Passgeber, sondern auch als einen für seine Position sensationellen Rebounder in Erinnerung haben, und der nur 1,78 Meter große Franzose Andrew Albicy ein hohes Tempo. Der flinke Albicy lieferte sich nicht nur im letztjährigen EuroCup-Halbfinale (damals noch mit Andorra) packende Duelle mit Peyton Siva, sondern machte bei der WM in China, wo er großen Anteil an Frankreichs Gewinn der Bronzemedaille hatte, auch Deutschlands NBA-Star Dennis Schröder das Leben mehr als schwer.

Polens Mateusz Ponitka kann auch Zenits neuer Star werden

Auch auf den kleinen Außenpositionen spielen in dieser Saison mit Austin Hollins und Mateusz Ponitka zwei Basketballer, die in der vergangenen Saison noch mit anderen Teams gegen ALBA gespielt haben. Für Austin Hollins, der im Vorjahr RASTA Vechta mit 16,1 Punkten/Spiel und einer fast 40-prozentigen Dreierquote anführte, ist der Sprung aus der finnischen Liga über Gießen und Vechta in die EuroLeague natürlich ein riesengroßer. Aber wenn der athletische US-Amerikaner für Zenit auch nur annähernd so punktet und Bälle klaut wie in der easyCredit BBL (2,3 Steals/Spiel), dann werden ihm die Fans in St. Petersburg zu Füßen liegen wie in Vechta.

Mateusz Ponitka, der im Vorjahr bei Lokomotiv Kuban Krasnodar sichtlich darunter litt, dass im Team auch nach der Trennung von Trainer Sasa Obradovic vorne und hinten nichts zusammenpasste, erlebte seinen großen Durchbruch bei der WM in China, wo er mit im Schnitt 13,5 Punkten und 6,8 Rebounds der effektivste Spieler des Überraschungs-Achten Polen war. Mit seiner Spielintelligenz, seiner Aggressivität  und seiner Entschlossenheit kann der erst 26-jährige athletische Linkshänder auch für Zenit zum Schlüsselspieler werden. Mit Anton Ponkrashov und Evgeni Voronov runden zwei Ex-Nationalspieler (beide 33) Zenits Backcourt mit viel Routine ab.

Imposante lange Garde um Will Thomas und Gustvo Ayon

Im russischen WM-Team war Zenit nur durch Andrej Zubkov vertreten, der im Sommer aus Khimki nach St. Petersburg kam. Der athletische und technisch versierte Power Forward findet aber in Tim Abromaitis und Will Thomas auf Position vier große Konkurrenz – zumal beide US-Forwards ausgesprochen defensivstark sind, was Trainer Joan Plaza bekanntlich gut gefällt. Will Thomas hatte mit seiner Verteidigung als „Finals-MVP“ im letztjährigen EuroCup-Finale großen Anteil daran, dass nicht ALBA, sondern Valencia den EuroCup gewann, und Abromaitis ist durchaus aus ähnlichem Holz geschnitzt.

Als Abromaitis im Juli auch noch den physischen und 2,13 Meter langen US-Center Colton Iverson aus Teneriffa mit nach St. Petersburg brachte, wurde das dort bereits als große Verstärkung gefeiert. Aber die Fans an der Newa ahnten da noch gar nicht, was für einen Kracher sich Zenit für die Krönung seiner langen Garde aufgehoben hatte. Spätestens mit der Verpflichtung des NBA-erfahrenen Nationalcenters und zweifachen EuroLeague-Gewinners Gustavo Ayon hat sich Zenit endgültig aus dem Kreis der fünf diesjährigen EuroLeague-Neulinge herausgehoben und darf von den EuroLeague-Playoffs träumen, ohne dafür belächelt zu werden.

Gut zu wissen:

Alex Renfroe gehörte 2014/15 der ALBA-Mannschaft an, der in der EuroLeague nur ein Sieg zum Erreichen der Playoffs fehlte. ALBAs neunter Rang 2015 ist die bis heute beste Platzierung einer deutschen Mannschaft in der EuroLeague. Renfroe verließ ALBA am Ende der Saison, schaut aber seitdem fast regelmäßig immer wieder mit neuen Teams in der Mercedes-Benz Arena vorbei. 2015 verlor er hier mit den Bayern 74:90, 2018 mit Galatasaray 62:95 und im Februar 74:97 mit Partizan Belgrad. Das letzte Spiel, das Alex Renfroe hier in Berlin gewonnen hat, war somit tatsächlich ALBAs 101:88 über die Bayern im dritten Finale um die Meisterschaft 2015 – bevor die Münchener die Serie dann doch noch zu ihren Gunsten drehten.

US-Forward Will Thomas spielte in der Saison 2016/17 zusammen mit Luke Sikma für Valencia, das in jener legendären Saison im Pokalfinale Real Madrid 95:97 unterlag, anschließend im EuroCup-Finale mit 1:2 an Malaga scheiterte, um dann im Finale um die Spanische Meisterschaft mit 3:1 gegen Real Madrid doch noch einen großartigen und entsprechend gefeierten Schlusspunkt unter die Saison zu setzen. Während Luke anschließend nach Berlin wechselte, blieb Will Thomas noch zwei Jahre in Valencia, so dass beide sich im EuroCup-Finale 2019 als Gegner wiedertrafen – bekanntlich mit dem besseren Ende für Will Thomas, der Valencia als Finals-MVP zum 2:1-Triumph über ALBA führte.

Aufstellung Zenit St. Petersburg (Stats 2018/19 in EuroLeague & EuroCup)

Nr.

Name

Pos

Alter

cm

Nat.

Min/Sp

Pkt/Sp

Rb/Sp

As/Sp

4

Colton Iverson

5

30

213

USA

 

 

 

 

6

Andrew Albicy

1

29

178

FRA

20,5

12,1

1,6

5,9

7

Anton Ponkrashov

2

33

200

RUS

14,3

4,7

2,3

1,3

9

Austin Hollins

2

27

193

USA

 

 

 

 

10

Will Thomas

4

33

203

USA

23,5

11,8

3,7

1,7

12

Alex Renfroe

1/2

33

191

USA

26,9

8,0

4,3

7,3

13

Dmitri Khvostov

1

30

190

RUS

22,5

5,9

2,2

3,3

15

Vladislav Trushkin

3

26

201

RUS

21,5

8,2

2,8

0,8

18

Evgeny Voronov

2

33

194

RUS

24,7

7,7

2,4

1,8

20

Andrey Zubkov

4

28

205

EUS

15,7

4,5

2,2

1,0

21

Tim Abromaitis

4

30

203

USA

 

 

 

 

25

Mateusz Ponitka

3

26

198

POL

25,1

9,6

4,8

1,7

34

Gustavo Ayon

5

34

208

MEX

19,7

8,3

6,0

2,9

Head Coach: Joan Plaza (55, ESP, achte EuroLeague-Saison, die erste mit Zenit St. Petersburg)

Zenit St. Petersburg: Resultate der letzten drei Wochen
01.10. Zielona Gora – Zenit (VTB League) 67:92 (S) Hollins 19
19.09. Obras – Zenit (Test in Madrid) 61:81 (S) Abromaitis 19
12.09. Sevilla – Zenit  (Test in Sevilla) 80:82 (S) Ayon 16

ALBA-Bilanz gegen Zenit
ALBA spielt zum ersten Mal gegen Zenit St. Petersburg