Das Leben als Basketball-Profi bietet so manch einen Vorteil: Die meisten Profis haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und können ihrer Leidenschaft nachgehen, dazu werden unsere Albatrosse Woche für Woche von knapp 10.000 Zuschauern umjubelt. Und doch hat auch der Alltag als Profisportler seine Nachteile. Etwa ein voller Spielplan und das ständige Reisen zu meist ungünstigen Zeitpunkten – zum Beispiel an Weihnachten.

Während viele Menschen an den weihnachtlichen Feiertagen zu und mit ihren Familien in die Heimat fahren, hat unsere Mannschaft Training und Spiele. Erst am Morgen des Heiligabends kam Coach Aito mit seinen Schützlingen per Flieger vom grandiosen Sieg aus München zurück, an den Weihnachtstagen eins und zwei wird zumindest nachmittags trainiert und am 27. steht mit der Partie gegen Gießen schon das nächste Heimspiel auf dem Plan. Wie also feiern unsere Spieler da überhaupt Weihnachten?

Den Morgen des heiligen Abends verbrachten Giffey, Sikma und Co. erst in München und dann in der Luft. Weil es nach dem Sensationssieg beim FC Bayern keinen erreichbaren Zug oder Flieger mehr gab, kam das Team erst um kurz nach zehn Uhr in Berlin an.
 

Zwei Spieler waren dann nicht mit dabei: Kenneth Ogbe und Johannes Thiemann. Unsere beiden in Bayern aufgewachsenen sommerlichen Neuzugänge nutzten die anderthalb freien Tage für einen seltenen Familienbesuch. Während Ogbe dafür nur in seiner Geburtsstadt München bleiben musste, fuhr Thiemann in seine nur unweit entfernte Heimat. Während Letzterer sich damit brüstet in den Genuss von gleich zwei gut geschmückten Weihnachtsbäumen zu kommen – je einen in der eigenen Wohnung in Berlin und im bayrischen Elternhaus – ist Ogbe angesichts seines Heimatbesuches schon fast euphorisch und sagt: „Ich war das erste Mal seit Jahren an Weihnachten wieder zu Hause. Die letzten Weihnachtsfeste war ich ja immer alleine am College in den USA.“

Auch ohne Familie, weil eben nicht in den USA haben Luke Sikma und Dennis Clifford die Feste der letzten Jahre gefeiert. Kurzerhand wurde dann die Ersatzfamilie, sprich die Mitspieler zusammengetrommelt. „Wir haben letzte Saison zusammen ein bisschen gefeiert“, erinnert sich Clifford. ‚Wir‘ waren in dem Fall Clifford selbst mitsamt seiner Freundin, Sikma, Stefan Peno, Kresimir Nikic und Ex-Albatross Boggy Radosavljevic mitsamt Frau und Kind (Foto unten links).
 

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„Das war ziemlich cool“, sagt Clifford, ergänzt aber: „Trotzdem ist es natürlich schade, wenn man nicht mit der Familie feiern kann.“ Umso mehr freut er sich, dass er genau dies in diesem Jahr tun kann. So sind sowohl die Familie Clifford als auch die Sikmas in der letzten Woche in Berlin angekommen. „Es ist schön, die Familie an Weihnachten dazuhaben“, freut sich Sikma über den Besuch von seinen Eltern Jack und Shawn und den beiden Brüdern Lucas und Nate. Die waren schon beim letztwöchigen Spiel gegen Krasnodar zugegen (Foto oben rechts) und erfreuen sich auch über die Feiertage an der Gastfreundschaft Lukes. Genauso die Eltern und die beiden Schwestern Cliffords (Foto unten links).
 

Ebenfalls im Kreise ihrer Familien feiern unsere beiden Guards Peyton Siva und Martin Hermannsson. Während Sivas Frau Patience gemeinsam mit den beiden kleinen Töchtern pünktlich zu Weihnachten wie schon im letzten Jahr (Foto unten rechts) aus den heimischen USA zu Besuch kommt, gesellen sich zu Martin, dessen Frau Anna-Maria und Söhnchen Manuel auch der Rest der Hermannssonschen Familie (Foto unten). Weihnachten gefeiert wird dann auf traditionell isländische Art: Die beinhaltet unter anderem einen Kasslerbraten, einem großen Pott Pudding mitsamt versteckter und glücksbringender Mandel und dem letzten von 13 Weihnachtsmännern, die laut isländischer Tradition über die letzten 13 Tage der Adventszeit verteilt kommen und Geschenke bringen.

Nicht 13, aber zumindest einmal und dafür stressfrei und ohne viel Reisestrapazen für die Familien kam der Weihnachtsmann an Heiligabend bei unseren in Berlin aufgewachsenen Akteuren  Niels Giffey, Joshiko Saibou, Tim Schneider, Franz Wagner und Jonas Mattisseck. Während letzterer sich im Grunde schon am 23. durch seine sensationellen fünf Dreier beim Sieg in München sein erstes Weihnachtsgeschenk selbst bereitet hat, mussten zumindest seine US-Amerikanischen Teamkollegen bis zum ersten Weihnachtsfeiertag auf die Präsente warten. Die kommen dann laut US-Tradition stilecht in den überdimensionierten Socken.
 

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Zumindest dieser Tage gar keine Geschenke bekommt Stefan Peno. „Das klassische Weihnachten, das hier in Deutschland gefeiert wird, feiere ich eigentlich gar nicht“, sagt der und erklärt: „Wie viele Leute in Serbien ist meine Familie christlich orthodoxen Glaubens.“ Und weil orthodoxe Christen Weihnachten nicht im Dezember, sondern Anfang Januar feiern, ist Peno an ‚seinem Weihnachten‘ für gewöhnlich noch beschäftigter als seine Kollegen. Zu Hause sei er an Weihnachten schon lange gewesen, sagt er und ergänzt: „eigentlich habe ich immer ein Spiel oder zumindest Training.“

Und auch wenn diese Geschäftigkeit an Tagen, an denen andere Leute normalerweise freihaben, zu den Nachteilen am Profidasein gehört, dürfte sie dieser Tage vor allem durch eines erträglich gemacht machen: Die Aussicht auf auch sportliche Geschenke. Die bietet nämlich das Heimspiel gegen die Gießen 46ers am 27. Dezember. Ein Sieg dort wäre nach dem Auswärtssieg in München und der klassischen Bescherung am 24. bzw. 25. so etwas wie eine dritte weihnachtliche Bescherung. Eine, bei der auch Stefan Peno nicht leer ausgehen würde.