Wie wertvoll Kontinuität im Mannschaftssport ist, kann man sehr schön am Beispiel von Tim Schneider sehen. Wirkte der gebürtige Berliner vor zwei Jahren als 20-jähriger "Rookie" im ALBA-Team zuweilen noch etwas nervös, so ist Tim in seiner dritten Saison schon ein verlässlicher Leistungsträger, der mit der ihm eigenen Unaufgeregtheit ein wichtiger Faktor in ALBAs Verteidigung ist und in der Offensive als moderner Power Forward das Feld mit seinen Dreiern auseinanderzieht. Dabei ist er mit seinen 22 Jahren immer noch der zweitjüngste ALBA-Profi.

Tim, wie habt ihr die Niederlage gegen Mailand weggesteckt? War das die ärgerlichste Niederlage der bisherigen Saison?

TS: Die Niederlage hat uns auf jeden Fall sehr wehgetan, aber eine unserer größten Stärken ist es, nach solch einem Tiefschlag wieder aufzustehen. Schon am Mittwochabend haben wir alle schon wieder mit erhobenen Köpfen trainiert und sehr fokussiert die Vorbereitung auf das Spiel in Madrid begonnen.

Das ist ja in dieser Woche mit gleich zwei EuroLeague-Spielen ein echter Härtetest, bei dem es mit drei Spielen innerhalb von sechs Tagen Schlag auf Schlag geht. Bleibt da überhaupt Zeit, sich vorher auf die nächsten Gegenspieler vorzubereiten?

TS: Das kriegen wir eigentlich immer irgendwie hin. Jetzt im Fall von Real Madrid war es sogar optimal, weil die Spanier am Mittwoch in München gespielt haben. Da haben wir allein schon beim Gucken dieses Spieles im TV schon einen guten Eindruck davon bekommen, was da in Madrid auf uns zukommt.

Und die Bayern haben freundlicherweise auch gleich vorgemacht, wie man Real schlägt.

TS: Ja, die haben da einen echt guten Job gemacht. Sie haben vor allem auf den großen Positionen sehr gut gespielt. Sie haben auf der einen Seite das Feld weit gemacht, indem die großen Spieler nicht nur unter den Korb gegangen sind, sondern auch von draußen geworfen haben. Sie waren aber auch sehr stark und aktiv beim Rebound. Dem langen Tavares haben sie schnell Fouls angehängt, so dass er nie richtig ins Spiel kam. Das war eine sehr gute Teamleistung, die wir uns durchaus für Freitag zum Vorbild nehmen können.
 

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Das Feld weit machen zählt ja auch zu deinen Spezialitäten. Worauf führst du zurück, dass du so gut in die neue Saison gekommen bist und jetzt deinen besten Basketball spielst?

TS: Ich denke, dass mir sehr geholfen hat, dass ich die Saisonvorbereitung komplett mitgemacht habe. Da habe ich mir gleich sehr viele Minuten erarbeitet und konnte den darüber gefundenen Rhythmus sehr gut mit in die Saison nehmen – nicht nur ich, sondern das gesamte Team. Ich denke, dass wir trotz der Niederlagen in der EuroLeague auch als Mannschaft einen sehr guten Basketball spielen.

Aber ihr müsst noch lernen, enge Spiele in der EuroLeague zu gewinnen. Gibt es so etwas wie „Angst vorm Gewinnen“, wenn man gegen einen großen Gegner plötzlich in Führung liegt?

TS: Ich glaube nicht, dass man das so nennen kann. Wir sind aber immer noch und gerade nach EuroLeague-Maßstäben ein sehr junges Team, in dem mit Marcus und Niels nur zwei Spieler überhaupt schon einmal wenigstens eine Saison in dieser Liga gespielt haben. Als Neuling bist du dann gegen Mannschaften wie Efes oder Barcelona schon ein bisschen beeindruckt. Man muss ja auch zugeben, dass wir in dieser Liga gerade wegen unserer Unerfahrenheit Underdogs sind. Abgezockte erfahrene Spieler wie Nedovic oder Rodriguez bei Mailand packen eben noch kaltschnäuziger zu, wenn sie spüren, dass da noch was geht. Das müssen wir uns erst noch hart erarbeiten. Bei so vielen Spielen geht das hoffentlich etwas schneller.

Ihr habt gegen Mailand – leider nicht zum ersten Mal in der EuroLeague – das dritte Viertel verschlafen.

TS: Das ist wirklich ein Problem, das wir dringend lösen müssen. Wir kommen eigentlich immer mit viel Energie ins Spiel, holen gleich in den ersten Minuten viele Rebounds und Steals. Wir müssen Wege finden, das in die zweite Halbzeit zu übertragen und genauso intensiv und konzentriert auch in die zweite Halbzeit zu gehen.

Gleich nach der Rückkehr aus Spanien spielt ihr am Sonntag nach drei EuroLeague-Spielen in Folge wieder in der Bundesliga. Da sind eure Gegner in der Regel die Außenseiter. Spielt es sich dadurch leichter?

TS: „Leichter“ ist, glaube ich, nicht das richtige Wort. Wir machen da auch keinen Unterschied, sondern gehen in alle Spiele – egal ob EuroLeague oder Bundesliga – mit der gleichen Einstellung. Wir versuchen genauso, unser Spiel zu machen und den Ball gut laufen zu lassen und uns nicht das Spiel des Gegners aufzwingen zu lassen. Der Unterschied ist, dass wir uns in der EuroLeague von den Gegnern noch zu oft unser Spiel wegnehmen lassen.

Die Ulmer kommen allerdings mit einigen Niederlagen im Gepäck nach Berlin.

TS: Das ist jetzt erst das übernächste Spiel und als solches noch sehr weit weg. Ich habe in dieser Saison erst ein Spiel von den Ulmern gesehen. Das ist eine sehr junge und dynamische Mannschaft, die viele Dreier nimmt, die aber wohl noch nicht so richtig in Wurfrhythmus gekommen ist. Aber darauf dürfen wir uns natürlich nicht verlassen. Spannend wird auch, ob es uns gelingt, so schnell den Fokus auf dieses Spiel zu richten, denn uns bleiben ja wirklich nur ein paar Stunden zwischen den Spielen. Wir kommen erst am Samstag aus Madrid zurück und spielen schon am Sonntag gegen die Ulmer.