Nach immerhin drei spielfreien Tagen betreten die Albatrosse am Donnerstag um 20 Uhr wieder das Parkett der in der Mercedes-Benz Arena. Gegner ist dort am 11. EuroLeague-Spieltag das mit sieben ehemaligen NBA-Akteuren gespickte Team von Khimki Moskau, das allerdings wie ALBA im Oktober von einer Corona-Infektionswelle aus der Bahn geworfen wurde. Wegen der weiter geltenden Corona-Schutzmaßnahmen sind zu diesem Spiel keine Zuschauer erlaubt. MagentaSport überträgt ab 19:45 Uhr live.

Seit über zwanzig Jahren auf den Fersen von ZSKA Moskau

Seit 1997 jagen die Basketballer aus der Moskauer Vorstadt Khimki den russischen Serienmeister ZSKA Moskau – bislang ohne Erfolg, aber der Vorsprung des mächtigen Armeesportclubs wird von Jahr zu Jahr kleiner. In der vergangenen Saison war Khimki bis zum Corona-bedingten Saisonabbruch in der russischen Liga vor ZSKA Tabellenführer und auch in der EuroLeague rangierte der EuroCup-Gewinner von 2012 und 2015 auf dem siebten Platz nur drei Ränge hinter dem Erzrivalen. Nachdem das Team im Sommer noch einmal maßgeblich verstärkt werden konnte, trauen die ersten Experten Khimki in dieser Saison zu, ZSKA endlich zu stürzen.

Der Start in die neue Saison war aber von großem Verletzungspech überschattet, wobei vor allem der Ausfall gleich beider Spielmacher Alexey Shved und Stefan Jovic schwer wog. Als sich zusätzlich auch noch fünf Spieler mit Covid-19 infizierten, musste Trainer Rimas Kurtinaitis Nachwuchsspieler ins Team holen, um überhaupt das von der EuroLeague geforderte Mindestkontingent von acht Spielern aufbieten zu können. Khimki verlor die ersten fünf Spiele. Allmählich schließen sich die Reihen aber wieder. Gegen Roter Stern und Zenit gelangen die ersten Siege und in Berlin hofft Khimki zum ersten Mal in dieser Saison wieder komplett antreten zu können.

Alexey Shved im November bester Passgeber der EuroLeague

Der Ende Oktober von einer Verletzung zurückgekehrte Alexey Shved ist auch in dieser Saison Khimkis großer Star. Der bei ZSKA aufgewachsene Nationalspieler, der 2015 nach drei Jahren in der NBA von Khimki in die Heimat zurückgelockt wurde, um die Aufholjagd gegen ZSKA anzuführen, ist ein extrem versierter und korbgefährlicher Scorer, der die Gegner mit seinen unberechenbaren Würfen zur Verzweiflung treiben kann. Manchmal – wenn er an einem schwächeren Tag immer weiter wirft – lässt der geniale Combo Guard allerdings auch seine Mitspieler verzweifeln.

Genau deshalb hat Trainer Rimas Kurtinaitis sein Team vor einem Jahr um den Ex-Münchener Stefan Jovic ergänzt, der als Pass-First-Spielmacher das genaue Gegenteil zu Shved verkörpert. In Abwesenheit des Serben, dessen Einsatz in Berlin nach langer Verletzung der erste in dieser Saison wäre, hat sich aber auch Shved in den letzten Wochen als Spielmacher gesteigert, in dem er neben im Schnitt 17 Punkten auch den EuroLeague-Spitzenwert von 8,6 Assists pro Spiel auflegte. Effektiv entlastet wurde er im Aufbau von Khimkis Eigengewächs Vyacheslav Zaytsev.

EuroCup-MVP 2016 McCollum und lettische Scharfschützen

Errick McCollum, der Anfang Oktober als letzte Verstärkung zum Team stieß, steht hingegen wie Shved für nur schwer zu bändigende Offensivkraft. Der EuroCup-MVP und –Topscorer von 2016 (mit Galatasaray) warf Khimki gleich bei seinem Debüt am sechsten Spieltag mit 23 Punkten (4/5 Dreier) gegen Roter Stern Belgrad zum ersten Saisonsieg in der EuroLeague. In der vergangenen Saison war McCollum für Kazan mit im Schnitt 18 Punkten der zweitbeste Scorer der russischen Liga (hinter Shved). Aber damit ist es nicht genug: Hinter Shved und McCollum lauern noch drei weitere mit allen Wassern gewaschene Scharfschützen auf ihre Chancen.

In der vergangenen Saison war Janis Timma mit im Schnitt zwölf Punkten und drei Dreiern pro Spiel der hinter Shved gefährlichste Scorer von Khimki. Auch in dieser Saison ist der kräftige lettische Forward mit seinem nahezu ansatzlosen Wurf für im Schnitt neun Punkte gut. Sein Landsmann Dairis Bertans ist ein älterer (aber 16 Zentimeter kleinerer) Bruder des NBA-Stars Davis Bertans (Washington Wizzards) und spielte 2019 selbst kurz für die New Orleans Pelicans in der NBA, wo er aber nicht Fuß fassen konnte und sich Khimki anschloss. Den ebenfalls NBA-erfahrenen Linkshänder Sergey Karasev zeichnet gutes Ballhandling und starke Verteidigung aus.

Monroe und Jerebko führen NBA-gestählten Frontcourt an

Vor allem mit seinem vier ehemalige NBA-Big Men umfassenden Frontcourt muss sich Khimki in der EuroLeague selbst vor den Topteams nicht verstecken – besonders, wenn der 2019 von Bayern München zu Khimki weitergezogene Devin Booker wieder dabei ist. Bis zu seiner Verletzung glänzte der auch sehr defensivstarke US-Center für Khimki mit im Schnitt 16 Punkten und acht Rebounds. Für ihn rückte in den letzten Spielen Greg Monroe in Khimkis erste Fünf, der 2019 nach neun NBA-Jahren 2019 überraschend zu den Münchener Bayern wechselte. Im Sommer lockte Monroe ein noch höheres Angebot nach Khimki.

Genauso prominent sind die Moskauer Vorstädter auf der Position vier mit dem athletischen US-Amerikaner Jordan Mickey (kehrte nach einer Saison für Real Madrid zu Khimki zurück, das ihn 2018 aus der NBA nach Europa geholt hatte) und dem bis hinter die Dreierlinie gefährlichen Jonas Jerebko besetzt. Der Schwede kam 2019 nach neun NBA-Jahren zu Khimki, wo er aus dem Stand zum effektivsten Spieler im Team hinter Shved und Booker avancierte. Der vor 16 Jahren von Portland in der ersten Runde gedraftete Sergey Monia rundet als mittlerweile 37-jähriger Kapitän mit seiner riesigen Erfahrung Khimkis wirklich imposante lange Garde ab.

Am Sonntag ohne Glück bei den Dreiern: 76:83 in Kazan

Immer noch ohne die beiden verletzten früheren Bayern-Stars Devin Booker (Schulter) und Stefan Jovic (Sprunggelenk) erlitt Khimki am vergangenen Sonntag in der VTB United League eine bittere 75:83-Niederlage in Kazan und belegt mit nunmehr 3:5 Siegen in dieser offenen russischen Liga nur noch den achten Platz. Verantwortlich für die Niederlage war eine für Khimki selten schwache Dreierquote von nur 20 Prozent (6/30). Da konnte auch ein Double-Double von Alexey Shved (16 Punkte und elf Assists, aber 0/7 Dreier) sowie je 15 Punkte der Center Greg Monroe und Jordan Mickey Khimki nicht vor der Niederlage bewahren. Ebenfalls zweistellig punkteten noch Errick McCollum (10) und Jonas Jerebko (10).

Ohne die verletzten Stefan Jovic (Point Guard) und Devin Booker (Center) spielte Khimki zuletzt in folgender Aufstellung (in Klammern gerundete Saison-Stats/Spiel):
PG: Alexey Shved (34 min, 18 p, 9 as, 3 rb), Vyacheslav Zaytsev (20 min, 4 as, 3 rb)
SG: Errick McCollum (23 min, 12 p, 2 as), Dairis Bertans (17 min, 6 p)
SF: Janis Timma (30 min, 9 p, 3 rb, 2 as), Sergey Karasev (17 min, 4 p)
 PF: Jonas Jerebko (30 min, 12 p, 7 rb), Sergey Monia (26 min, 6 p, 3 rb, 2 as)
C: Greg Monroe (21 min, 11 p, 6 rb), Jordan Mickey (24 min, 12 p, 6 rb)

Gut zu wissen:
 

Die beiden Khimki-Center Greg Monroe und Jonas Jerebko spielten von 2010 bis 2015 zusammen in der NBA für die Detroit Pistons. In der Saison 2013/14 bekamen sie dort ihre Anspiele unter anderem vom Rookie-Point Guard Peyton Siva. Maodo Lo spielte in der vergangenen Saison in München zusammen mit Monroe und im Jahr davor mit Stefan Jovic und Devin Booker, die seit 2019 für Khimki spielen. Auch Khimkis lettische Scharfschützen feiern in Berlin ein Wiedersehen: Janis Timma spielte 2017/18 zusammen mit Jayson Granger für Baskonia Vitoria und Dairis Bertans in derselben Saison zusammen mit Simone Fontcecchio für Armani Mailand.

Khimki-Forward Sergey Karasev ist der Sohn von Ex-Albatros Vasili Karasev. Der 1993 in St. Petersburg geborene Forward startete seine Profi-Karriere 2010 bei Triumph Ljubertsy, wo sein Vater damals Trainer war, und spielte von 2013 bis 2016 in der NBA für die Cleveland Cavaliers und die Brooklyn Nets. 2016 kehrte der Nationalspieler zu seinem mittlerweile aus der Region Moskau nach St. Petersburg umgezogenen Jugendclub zurück, der in der Zarenstadt jetzt „Zenit“ hieß, aber immer noch von seinem Vater trainiert wurde. Nach der Entlassung seines Vaters schloss sich Sergey 2019 Khimki Moskau an.

Khimki Region Moskau (Stats Turkish Airlines EuroLeague 2020/21)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

EL

Pkt

Rb

As

1

Alexey Shved

1/2

31

198

RUS

10 J.

18,0

3,0

8,6

3

Errick McCollum

1/2

32

188

USA

1 J.

12,3

1,8

1,8

6

Janis Timma

3

28

201

LAT

3 J.

8,8

3,3

1,8

7

Sergey Karasev

3

27

201

RUS

1 J.

3,6

1,3

1,1

8

Vyacheslav Zaytsev

1

31

190

RUS

5 J.

7,4

2,6

3,6

9

Egor Vialtsev

2/3

35

193

RUS

6 J.

5,3

1,0

3,0

12

Sergey Monia

3/4

37

202

RUS

10 J.

6,2

2,6

1,8

13

Vladislav Sharapov

3/4

21

203

RUS

---

0,0

0,0

0,0

15

Greg Monroe

5

30

211

USA

1 J.

11,2

6,2

1,4

17

Vladislav Odinokov

3

20

202

RUS

---

7,3

0,7

0,3

18

Evgeny Voronov

2

34

194

RUS

6 J.

1,0

0,6

0,2

24

Stefan Jovic

1

30

198

SRB

5 J.

 

 

 

31

Devin Booker

5

29

205

USA

2 J.

16,2

8,4

1,6

33

Jonas Jerebko

4/5

33

208

SWE

1 J.

11,5

6,6

2,0

45

Dairis Bertans

2

31

192

LAT

4 J.

5,6

1,6

0,9

55

Jordan Mickey

4/5

26

203

USA

2 J.

11,5

6,0

0,3

Head Coach: Rimas Kurtinaitis (60, LTU, sechste Europaliga-Saison, die fünfte mit Khimki)

ALBA-Bilanz gegen Khimki: 1:4
1 Siege – 4 Niederlagen (in Berlin 1:1)
ULEB/Euro Cup 1:3 / EuroLeague 0:1
Einziger Sieg: 90:93 n.V. am 9. Januar 2007 in Berlin (ULEB Cup)
Höchste Niederlage: 72:102 am 26. Oktober 2016 in Berlin (Eurocup)

Stimmen zum Spiel:
 

Israel Gonzalez (ALBA Associate Headcoach): „Khimki hat viele gute Spieler. Sie sind vor allem offensiv sehr gefährlich, speziell mit Alexey Shved. Sie hatten keinen allzu guten Saisonstart, weil auch sie Probleme mit Corona-Infektionen hatten und viele Spiele mit einem sehr kleinen Kader bestreiten mussten. Gegen uns könnten sie erstmals wieder das gesamte Team zusammen haben. Sie verbessern sich zurzeit mit jedem Spiel und nähern sich ihrem echten spielerischen Level.“

Luke Sikma (ALBA-Forward): „Khimki hat sehr viele gute Scorer im Kader, sie haben sich während der Saisonpause gut verstärkt. Auch sie müssen sich derzeit erst wieder finden, sind aber ein gefährliches Team mit vielen erfahrenen Spielern. Das wird eine schwierige Aufgabe. Wie immer fokussieren wir uns aber vor allem darauf, dass wir uns im Vergleich zum letzten Spiel verbessern.“