Nur vier Tage nach dem Pokalsieg gegen Braunschweig und 48 Stunden nach dem EuroLeague-Sieg in Vitoria stehen unsere Albatrosse am Sonntag um 20:30 Uhr schon wieder in der easyCredit BBL auf dem Parkett der Mercedes-Benz Arena. Der Gegner s.Oliver Würzburg kommt mit einer beeindruckenden Auswärtsbilanz nach Berlin. Das Team aus Unterfranken hat fünf seiner bisherigen sieben Auswärtsspiele gewonnen, beklagt aber großes Verletzungspech. Dafür sind die Würzburger gut ausgeruht: Die ALBA-Mannschaft hat in den letzten drei Wochen dreimal so viele Spiele bestritten (9:3). MagentaSport überträgt ab 20:15 Uhr live.

Verletzungspech zwingt Trainer Wucherer zum Neustart

US-Center Zach Smith musste Ende Dezember seine ausgekugelte Schulter operieren lassen und fällt für ein Vierteljahr aus. Für Center Justin Sears ist die Saison sogar schon zu Ende, denn der britische Nationalspieler erlitt beim Sieg in Bonn einen Kreuzbandriss. In der vergangenen Woche verletzte sich zu allem Überfluss auch noch Power Forward Brekkott Chapman an der Achillessehne und fällt voraussichtlich für mehrere Monate aus. Da man sich vor drei Wochen von US-Guard Taylor Persons getrennt hat, stehen jetzt nur noch zwei Ausländer im Würzburger Aufgebot.

Auch wenn die verbliebenen Leistungsträger und die nachrückenden Jugendspieler in den letzten Spielen mit starken Leistungen über sich hinausgewachsen sind, muss sich Trainer Dennis Wucherer wohl oder übel auf die Suche nach neuen Ausländern begeben, um die Saisonziele im Auge zu behalten. Womöglich bekommt ALBA am Sonntag schon die ersten Neulinge zu sehen, denn ein Spiel beim Meister, bei dem man nichts zu verlieren hat, wäre aus Würzburger Sicht natürlich eine gute Gelegenheit, um neue Spieler zur Integration ins kalte Wasser zu werfen.

Topscorer Cameron Hunt letzte Saison noch in der ProB

Ansonsten muss ALBA aber auch Würzburgs junge Spieler auf dem Zettel haben. Der 21-jährige Niels Haßfurther, der die deutsche U20-Auswahl 2018 im Duett mit Bennet Hundt und 2019 mit Jonas Mattisseck jeweils zur Bronzemedaille dirigierte, agiert auch in der easyCredit BBL schon erstaunlich abgeklärt. Der 20-jährige Linkshänder Joshua Obiesie, der 2019 als MVP der NBBL ausgezeichnet wurde und im selben Jahr ebenfalls an der Seite von Mattisseck und Lorenz Brenneke mit der U20 EM-Bronze gewann, steht sogar schon in den Notizbüchern einiger NBA-Scouts.

Neben diesen Talenten wirkt Cameron Hunt mit seinen auch erst 23 Jahren in seiner ersten BBL-Saison fast schon wie ein alter Hase. Der Texaner spielte bereits 2019/20 in Würzburg, allerdings im Farmteam. Da er dort als Topscorer in der ProB einen guten Job machte, entschloss sich Dennis Wucherer, den mit seiner Schnelligkeit schwer zu verteidigenden Guard zur neuen Saison in die erste Mannschaft zu holen, wo der Topscorer den eigentlich als ersten Point Guard vorgesehenen Taylor Persons (siehe oben) schnell in den Schatten stellte.

Tyson Ward: Vielseitiger US-Linkshänder auf dem Flügel

Der gebürtige Würzburger Felix Hoffmann stand nie in einem Notizbuch von NBA-Scouts, ist aber in seiner fünften Saison kaum aus dem Team wegzudenken. Der mittlerweile 31-Jährige rückte erst 2016 aus der zweiten Mannschaft in den Bundesligakader auf, wo er sich mit seiner kämpferischen Einstellung bei den Fans den Spitznamen „Würzburg Warrior“ verdiente. Auch abseits des Parketts hat der kräftige Guard/Forward als Kapitän maßgeblichen Anteil daran, dass die Würzburger allen Rückschlägen zum Trotz als Mannschaft zusammenstehen.

Eine Schlüsselrolle spielt auf dem Flügel der frisch vom College (North Dakota State) in die easyCredit BBL gekommene Tyson Ward, der die Vielseitigkeit, die ihn in der NCCA auszeichnete, auch in der Bundesliga zeigt. Der korbgefährliche Ward, der als Linkshänder mit einem schnellen ersten Schritt den direkten Weg zum Korb genauso gut findet wie den Dreier, ist auch ein feiner Passgeber, hat einen guten Riecher für die Rebounds und ist mit seinen langen Armen und guter Physis zudem ein überdurchschnittlicher Verteidiger.

Jonas Weitzel ist mit 2,04 Metern jetzt der Größte im Team

Im Frontcourt haben die Ausfälle von Zach Smith (2,03 Meter), Justin Sears (2,03 Meter) und Brekkott Chapman (2,03 Meter) für eine Ausnahmesituation gesorgt, die Nachverpflichtungen sicher unausweichlich machen. Schließlich ist der im Sommer nach guten Leistungen in der ProB aus der zweiten Mannschaft in den festen Bundesliga-Kader hochgeholte 22-jährige Jonas Weitzel mit seinen 2,04 Metern jetzt der einzige Center im Team. Würzburg wird jetzt doppelt froh sein, dass sie sich im Dezember Alex King für den Rest der Saison bei den Bayern ausgeliehen haben.

Der 2,01 Meter große Ex-Albatros, der im Laufe seiner Karriere immer mehr von der Position drei auf die Position vier hochgerückt ist, muss mit seinen mittlerweile 35 Jahren zumindest in den kommenden Wochen in Würzburg wohl auch als Center aushelfen. Für die Position vier bleibt dann noch Florian Koch, dessen Karriere in den letzten beiden Jahren in Würzburg ihren Durchbruch erlebt hat. Der gebürtige Bonner zieht auf der Position vier - ähnlich wie Alex King – mit seiner Treffsicherheit aus der Distanz die gegnerische Verteidigung auseinander.

Letzter Spieltag: Mit nur drei Ausländern 80:72 in Frankfurt!

Auch wenn Würzburg am vergangenen Wochenende nach den Ausfällen von Zach Smith und Justin Smith immerhin noch auf Brekkott Chapman zählen konnte, war der 80:72-Sieg in Frankfurt – wohlgemerkt mit nur drei Ausländern im Aufgebot – eine große Überraschung. Angeführt von Cameron Hunt (23 Punkte und sieben Assists) und mit beherztem Spiel der Youngster Jonas Weitzel und Joshua Obiesie kämpften die Würzburger Frankfurt im Schlussviertel 22:13 nieder und holten mit 80:72 ihren fünften Auswärtssieg. Brekkott Chapman (18) und Florian Koch (14) glänzten nicht nur mit Punkten sondern vereinigten auch 17 Rebounds auf sich.

Seit den Ausfällen der Center Zach Smith und Justin Sears spielte Würzburg in den letzten Wochen mit folgender Aufstellung (in Klammern gerundete Saison-Stats/Spiel):
PG: Nils Haßfurther (12 min, 5 p), Cameron Hunt (20 min, 12 p, 3 as)
SG: Felix Hoffmann (20 min, 4 p, 5 rb, 2 as), Joshua Obiesie (13 min, 4 p, 2 as)
SF: Tyson Ward (25 min, 9 p, 4 rb, 3 as), Julian Albus (8 min, 6 p)
PF: Alex King (22 min, 9 p), Florian Koch (20 min, 5 p, 3 rb)
C: Brekkott Chapman (22 min, 10 p, 3 rb, 2 as), Jonas Weitzel (6 min)

Stimmen zum Spiel:
 

Israel Gonzalez (ALBA Associate Headcoach): „Würzburg befindet sich in einer schwierigen Situation. Mehrere Schlüsselspieler auf den großen Positionen haben sich verletzt. Sie sind trotzdem eine sehr gefährliche Mannschaft mit gutem Charakter, wie die zwei Siege in ihren letzten beiden Spielen beweisen. Ihre bisherigen fünf Siege konnten die Würzburger dabei alle auswärts holen. Uns erwartet daher eine schwere Aufgabe nach der langen Rückreise aus Vitoria-Gasteiz.“

Maodo Lô (ALBA-Guard): „Nach den anstrengenden Reisen rund um das Baskonia-Spiel treffen wir mit Würzburg auf einen Gegner, der derzeit gut drauf ist. Es wird dementsprechend ein schweres Spiel, in dem es darauf ankommen wird, dass wir unsere Energie auf das Feld bringen. Außerdem freue ich mich darauf, gegen meinen ehemaligen Mitspieler Alex King anzutreten.“

Gut zu wissen:
 

Alex King kam 2013 aus Würzburg nach Berlin und spielte drei erfolgreiche Saisons mit den Albatrossen, die letzten beiden als Kapitän. 2014 und 2016 wurde er mit ALBA Pokalsieger, 2014 stand er mit ALBA im BBL-Finale und 2015 verpasste er unter Trainer Sasa Obradovic mit ALBA nur knapp die EuroLeague-Playoffs. Auch beim legendären Sieg über die San Antonio Spurs im Oktober 2014 war Alex dabei.

2016 wechselte Alex King nach München, wo er in den letzten beiden Jahren zusammen mit Maodo Lô für die Bayern spielte. Der in Bonn bei den Telekom Baskets aufgewachsene Florian Koch spielte in der Saison 2017/18 zusammen mit Johannes Thiemann für Ludwigsburg, bevor er nach Würzburg wechselte.

s.Oliver Würzburg (Stats easyCredit BBL 2020/21)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

BBL

Ø Pkt

Ø Rb

Ø As

0

Brekkott Chapman (verletzt)

4/5

24

206

USA

1 J.

9,8

2,9

1,8

3

Tyson Ward

3

23

198

USA

---

9,3

3,5

2,6

4

Julius Böhmer

1

19

193

GER

---

0,0

0,0

0,7

5

Justin Sears (verletzt)

5

26

203

US/GB

4 J.

12,0

4,6

1,9

6

Joshua Obiesie

1/2

20

198

GER

2 J.

4,3

1,8

1,5

7

Nils Haßfurther

1

21

187

GER

1 J.

4,8

0,0

1,2

9

Nils Leonhardt

2/3

20

196

GER

---

 

 

 

11

Zach Smith (verletzt)

4/5

25

203

USA

---

5,6

2,3

0,1

12

Elijah Ndi

1/2

16

193

GER

---

 

 

 

20

Julian Albus

2/3

28

192

GER

7 J.

1,4

0,6

0,6

21

Florian Koch

3/4

28

198

GER

9 J.

5,3

2,8

1,2

24

Cameron Hunt

1

23

193

USA

---

11,9

1,8

2,7

27

Jonas Weitzel

5

22

204

GER

1 J.

2,4

1,9

0,4

34

Felix Hoffmann

2/3

31

195

GER

4 J.

3,8

5,2

1,5

77

Alex King

4

35

201

GER

18 J.

8,8

2,4

0,9

Head Coach: Dennis Wucherer (47, GER, 5. BBL-Saison, die dritte mit Würzburg)

s.Oliver Würzburg: Resultate der letzten drei Wochen:
03.1. Würzburg – Crailsheim (easyCredit BBL) 80:86 (N) Hunt 21
09.1. Bonn – Würzburg (easyCredit BBL) 77:89 (S) King 18
17.1. Frankfurt – Würzburg (easyCredit BBL) 72:80 (S) Hunt 23

ALBA BERLIN: Resultate der letzten drei Wochen:
03.1. ALBA – München (easyCredit BBL) 85:72 (S) Olinde 17
05.1. ALBA – Baskonia Vitoria (EuroLeague) 95:91 (S) Granger 21
07.1. ALBA – Maccabi Tel Aviv (EuroLeague)73:85 (N) Fontecchio 15
10.1. ALBA – Gießen (easyCredit BBL) 92:82 (S) Fontecchio 18
12.1. Efes Istanbul – ALBA (EuroLeague) 84:76 (N) Granger 17
14.1. ALBA – Armani Mailand (EuroLeague) 70:84 (N) Lammers 18
17.1. Braunschweig – ALBA (easyCredit BBL) 76:82 (S) Fontecchio 16
20.1. ALBA – Braunschweig (BBL Pokal) 103:63 (S) Schneider 16
22.1. Baskonia Vitoria – ALBA (EuroLeague) 77:84 (S) Siva 14

ALBA-Bilanz gegen s.Oliver Würzburg: 15:6
14 Siege – 6 Niederlagen (in Berlin 9-2)
BBL: 12-3 / Playoff: 1-3 / Pokal: 2-0
Höchster Sieg: 108:69 am 5. Mai 2019 in Berlin (Bundesliga)
Höchste Niederlage: 65:84 am 2. Januar 2012 in Würzburg (Bundesliga)