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Trainer Perasovic wurde nach hohen Niederlagen entlassen

Für Baskonia, das in der Gründungssaison der EuroLeague 2000/01 das Finale bestritt und in den folgenden Jahren viermal das Final Four erreichte (zuletzt 2016 in Berlin), stand die neue Saison von Anfang an unter keinem guten Stern. Nicht nur, dass man im Sommer mit Center Vincent Poirier (in die NBA) sowie Johannes Voigtmann und Darrun Hilliard (beide zu ZSKA Moskau) drei mit ihrer großen Spielintelligenz nur schwer zu ersetzende Leistungsträger ziehen lassen musste. Eine Woche vor Saisonbeginn fiel auch noch US-Spielmacher Jayson Granger mit einer gerissenen Achillessehne für sechs Monate aus.

Zwar blieben die Basken mit 5:5 Siegen zunächst trotzdem auf Schlagdistanz zu den Playoff-Rängen, aber als Baskonia zuletzt in Athen (68:100), gegen Efes (77:102) und in Valencia (77:105) mächtig unter die Räder kam, wurde die Vereinsführung nervös. In der vergangenen Woche wurde Trainer Velimir Perasovic nach einer weiteren 55:77-Niederlage gegen Real Madrid entlassen. Auch der Hinweis auf die Tatsache, dass vor der jüngsten Niederlagenserie mit dem Argentinier Pat Garino ein weiterer wichtiger Spieler mit einem Kreuzbandriss ausgefallen war, konnte den Job des Kroaten nicht retten.

Luca Vildoza und Pierria Henry machen Vitorias Spiel schnell

Als Nachfolger engagierten die Basken mit dem Montenegriner Dusko Ivanovic einen Trainer, der Baskonia bereits von 2000 bis 2005 sowie von 2008 bis 2012 trainiert hat und für die Rückkehr nach Vitoria sofort seinen Job bei Besiktas Istanbul aufgab. Der für seine harte Hand berüchtigte Coach kennt somit die Gegebenheiten bei Baskonia gut und war auch bei allen bisherigen Spielen der Basken gegen ALBA Vitorias Headcoach. ALBA ist also gewarnt, denn so oder so gibt es in der Historie genügend Beispiele dafür, dass eine aus den Fugen geratene Mannschaft nach einem Trainerwechsel plötzlich ein ganz anderes Gesicht gezeigt hat.

Nach dem Ausfall von Jayson Granger sind bei Baskonia die beiden anderen Point Guards Luca Vildoza und Pierria Henry im Spielaufbau doppelt in der Pflicht. Luca Vildoza, der speziell in kritischen Situationen oft heiß läuft, setzt dabei schon in der vierten Saison die lange Tradition argentinischer Nationalspieler in Vitoria-Gasteiz fort. Der ebenfalls sehr schnelle ehemalige Ulmer Pierria Henry kam im Sommer aus Kazan in die Baskenmetropole. Der im Vorjahr zweitbeste Point Guard des EuroCups (er rangierte dort unter den zehn besten Passgebern und den zehn besten Balldieben) überzeugt als gleichermaßen offensiv- und defensivstarker Spieler.

Dreierkönig Stauskas und Allrounder Shields auf dem Flügel

Mit Matt Janning und Nik Stauskas komplettieren zwei begnadete Werfer Baskonias Backcourt. Während der US-Amerikaner Janning schon seit vielen Jahren für diverse europäische Topclubs mit Dreierquoten um die 40 Prozent glänzt (bei Baskonia sind es bislang allerdings nur 23 Prozent), spielt der 2014 von den Sacrameto Kings an Nr. 8 gedraftete Kanadier Stauskas nach fünf NBA-Jahren seine erste Saison in Europa und erfüllt dabei mit einer Dreierquote von 45 Prozent vollauf die in ihn gesetzten Erwartungen. Doppelt gefährlich ist Stauskas, weil er sich mit starkem Dribbling auch im 1-gegen-1 durchsetzt und sich seinen eigenen Wurf kreieren kann.

Sich den eigenen Wurf kreieren zu können, ist auch eine große Qualität von Shavon Shields, für den es seit dem Ausfall Pat Garino auf der Position drei bei den Basken wegen der großen Vielseitigkeit des US-Dänen auf der Position drei keine Alternative gibt. Shields ist mit starker Physis und Athletik ein kompletter Spieler, der in der Zone aufposten kann, der seine Würfe aber auch aus der Halbdistanz und von jenseits der Dreierlinie trifft. Darüber hinaus fungiert er als intelligenter Passgeber, aufmerksamer Rebounder und guter Balldieb. Seine Profikarriere begann Shields 2016 in Frankfurt, wo er aber schon nach einer Saison nicht mehr zu halten war.

Power Forward Tornike Shengelia ist Baskonias großer Star

Dass Tornike Shengelia sich 2012 bis 2014 nicht bei den Brooklyn Nets in der NBA durchsetzen konnte, hindert den mittlerweile 28-jährigen „Toko“ nicht daran, in seiner jetzt schon sechsten Saison bei Baskonia ganz groß aufzutrumpfen. Mit großer Beweglichkeit und Athletik, gutem Ballhandling sowie einer bis hinter die Dreierlinie reichenden Korbgefährlichkeit ist der Georgier mit im Schnitt 18 Punkten aktuell der fünftbeste Scorer der EuroLeague und als Kapitän der Vorzeigespieler in Vitoria-Gasteiz. Sein italienischer Backup Achille Polonara hat es schwer, auf der Position vier aus diesem großen Schatten herauszutreten.

Am Brett ist Baskonia mit drei sehr großen Centern riesig aufgestellt. Dabei hat sich im Saisonverlauf der 24-jährige senegalesische Gigant Youssoupha Fall (2,21 Meter) bezüglich der Einsatzzeit an dem ursprünglich wegen seiner Erfahrung als Starter gesetzten 31-jährigen Nigerianer Michael Eric (2,10 Meter) vorbeigeschoben, weil er in der Verteidigung quasi eine Mauer vor dem Baskonia-Korb errichtet. Mit dem ebenfalls erst 24-jährigen eingebürgerten Senegalesen Ilimane Diop (2,11 Meter) hat Baskonia noch einen dritten Riesen in Reserve, so dass Vitorias Big Men ihre Gegner ohne Angst vor Foulproblemen in der Zone in Schach halten können.

Krise auch in der ACB: Am Sonntag 74:82 gegen Burgos

12.000 Zuschauer hofften am Sonntag in Vitoria vergeblich auf einen positiven Effekt der Trainerentlassung, denn auch im ersten Spiel unter Assistenztrainer Josep Berrocal kassierte Baskonia ein 74:82-Niederlage gegen Burgos und fiel in der Tabelle der spanischen Liga mit nunmehr 7:7 Siegen auf den siebten Platz zurück, wo man jetzt sogar fürchten muss, sich nicht für das lukrative „Final 8“ um den Copa del Rey zu qualifizieren. Zwar legte Baskonia mit 7:1 los wie die Feuerwehr, aber Burgos blieb immer dran und nutzte in der Crunchtime die Fehler der nervös werdenden Gastgeber eiskalt aus. Nik Stauskas (20 Punkte mit 4/8 Dreiern) sowie Tornike Shengelia und Shavon Shields waren mit je 13 Punkten Baskonias Topscorer.

Unter Trainer Velimir Perasovic spielte Baskonia zuletzt in der EuroLeague in folgender Aufstellung (in Klammern die gerundeten EuroLeague-Stats 2019/20):
PG: Luca Vildoza (23 min, 7 p, 3 as), Sergi Garcia (5 min)
SG: Pierria Henry (24 min, 7 p, 4 as) Matt Janning (20 min, 5 p, 1 as)
SF: Shavon Shields (20 min, 8 p, 3 rb), Nik Stauskas (21 min, 10 p, 3 as)
PF: Tornike Shengelia (30 min, 18 p, 6 rb), Achille Polonara (10 min, 3 p, 3 rb)
C: Youssoupha Fall (17 min, 6 p, 6 rb), Michael Eric (14 min, 4 p, 3 rb), Ilimane Diop (9 min)

Gut zu wissen:
 

Vitorias junger Nationalspieler Sergi Garcia spielt in dieser Saison schon zum zweiten Mal in der Mercedes-Benz Arena. Der Point Guard war im Sommer von Valencia an RASTA Vechta ausgeliehen worden, mit dem er am 2. Oktober in Berlin 78:101 verlor. Garcia verzeichnete dabei acht Punkte und fünf Assists, wurde aber in den folgenden Spielen immer seltener von Trainer Pedro Calles eingesetzt und saß zuletzt sogar oft als siebter Ausländer auf der Tribüne. Es war deshalb keine Überraschung, dass der Agent des Spaniers sich um eine Rückkehr seines Schützlings nach Spanien bemühte, die Anfang Dezember vollzogen wurde. Garcia löste die Verträge mit Valencia und Vechta auf und schloss sich Baskonia an.

ALBA führt trotz der jüngsten Niederlagen weiter die EuroLeague-Statistik mit den meisten Assists/Spiel (19,9) an und das liegt nicht nur daran, dass ALBA wegen der vielen Verlängerungen mehr Minuten absolviert hat als die anderen Teams. Auch in der Statistik Assists/Minute ist ALBA mit 3,8 die Nummer eins – allerdings gleichauf mit Real Madrid. Dass das Zusammenspiel ALBAs größte Stärke ist, belegt auch die Statistik Assists/Turnover, welche die zum Korberfolg führenden Pässe in Relation zu den Ballverlusten stellt. Dort belegt ALBA mit 1,38 Assists pro Ballverlust einen guten sechsten Platz. Bei den Ballgewinnen (Steals) ist ALBA mit 7,0 pro Spiel das viertbeste Team in der EuroLeague.

Baskonia Vitoria-Gasteiz (Statistik Turkish Airlines EuroLeague 2019/2020)

Head Coach: Dusko Ivanovic (62, MNE, 16. EuroLeague-Saison, mit Unterbrechungen die elfte Saison mit Baskonia)
Assistenztrainer: Josep Maria Berrocal (ESP), David Gil (ESP), Xabier Aspe (ESP)

ALBA-Bilanz gegen Baskonia: 3:1
26.11.2003 (EuroLeague): ALBA – Baskonia 95:89
29.01.2004 (EuroLeague): Baskonia – ALBA 94:81
05.11.2008 (EuroLeague): Baskonia – ALBA 106:65
18.12.2008 (EuroLeague): ALBA – Baskonia 68:73

Stimmen zum Spiel:
 

Aito Garcia Reneses (ALBA-Cheftrainer): „Baskonia gehört seit so vielen Jahren zu den drei besten Teams in Spanien. Jetzt haben sie mehr Probleme als gewohnt, vor allem wegen der Verletzungen von Jayson Granger und Pat Garino. Wir haben ähnliche Probleme und verstehen nur zu gut, wie schwer es ist, solche Ausfälle auszugleichen, besonders in einem so harten Wettbewerb wie der EuroLegaue.“

Luke Sikma (ALBA-Forward): „Offensichtlich befindet sich Baskonia nach der Trainernentlassung in einem Umbruch. Aber vielleicht macht sie das für uns noch gefährlicher. Sie haben viele erfahrene Spieler, die schon lange in der EuroLeague spielen wie Toko Shengelia, der zu den Besten in der EuroLeague gehört. Wie Baskonia wollen auch wir nach mehreren Niederlagen endlich wieder gewinnen. Wir haben immer noch verletzte Spieler, aber nach der kurzen Weihnachtspause wird es schön sein, dieses Spiel wieder zu Hause spielen, nachdem wir in den eigenen Betten schlafen konnten.“