Hapoel Jerusalem sorgte in der letzten Saison mit der Ankündigung für Schlagzeilen, man wolle in Israel den Serienmeister Maccabi Tel Aviv vom Thron stoßen. Tatsächlich schickten die Jerusalemer ein hochkarätig verstärktes Team ins Rennen, das sich jedoch am Ende Maccabi im Pokalfinale sowie im Finale um den nationalen Titel beugen musste. Im ULEB Cup im Halbfinale am späteren Cupsieger Dynamo Moskau gescheitert, nimmt Hapoel, der ULEB Cup-Gewinner 2004, in dieser Saison einen neuen Anlauf auf seine hohen Ziele. Nach zwei unerwarteten Niederlagen gegen Oostende am letzten Spieltag des ULEB Cups und bei Bnei HaSharon am Wochenende in der israelischen Liga kommt Jerusalem jedoch etwas angeschlagen in die Max-Schmeling-Halle. Trainer Dan Shamir, bis zur letzten Saison Assistenztrainer bei Maccabi Tel Aviv und mit 31 Jahren der jüngste Head Coach in der israelischen Liga, steht unter dem Zwang, das Steuer möglichst schnell wieder herumzureißen.

Auf Spielerseite in die Kritik geraten ist bei Hapoel in den letzten Wochen vor allem Ed Cota. Der US-Guard, einer der berühmtesten US-Guards in der Geschichte des US-College-Basketballs (er führte die Tar Heels der Universität North Carolina Ende der Neunziger dreimal ins Final Four der NCAA) kam am Sonntag in der israelischen Liga nur noch fünf Minuten zum Einsatz. Stattdessen haben die beiden Aufbauspieler der israelischen Nationalmannschaft, Meir Tapiro und Dror Hajaj, die Führungsrolle auf dem Parkett übernommen. An ihrer Seite fungiert in einem sehr schnellen Team, in dem bis auf den Backup-Center Erez Markovich jeder Akteur aus der Dreierdistanz gefährlich ist, der in der letzten Saison zum besten Spieler der israelischen Liga gekürte US-Shooting Guard Timmy Bowers als korbgefährlichster Außenspieler.

Auf dem Flügel kommt Hapoel wahrscheinlich ohne den am Sonntag in der israelischen Liga offenbar schwerer verletzten Starter Matan Naor nach Berlin. Trainer Dan Shamir kann hier aber auf dem US-Forward Tamar Slay, der Erfahrung aus 66 Spielen in der NBA (2002 bis 2005 für New Jersey Nets und Charlotte Bobcats) mitbringt, sowie auf den vielversprechenden Ex-Juniorennationalspieler Guy Pnini zählen.

Unter den Brettern ist Hapoels Spiel ganz auf den bärenstarken Mario Austin zugeschnitten, den viele Experten für den derzeit besten US-Center außerhalb der NBA halten. In der letzten Saison MVP und Top-Rebounder des ULEB Cups, bekam der in Korbnähe nur schwer zu stoppende Center im Sommer einige Europaliga-Angebote, hielt Hapoel aber die Treue. An der Seite dieses technisch versierten wie kräftigen Centers hat Jurica Golemac leichtes Spiel: Räumt Austin ihm nicht den Weg zum Korb frei, kann der aus seiner Heimat Kroatien ins slowenische Nationalteam ausgewanderte Forward mit seinen 2,09 m über fast jeden Verteidiger hinweg auch von weit draußen punkten.