Luke Sikma legte in der vergangenen Saison als EuroCup-MVP im Schnitt 11,3 Punkte (mit einer Dreierquote von 40 Prozent) sowie 6,6 Rebounds und 4,2 Assists auf. Mancher fragte sich: Kann der Power Forward diese Vielseitigkeit auch eine Stufe höher in der EuroLeague aufs Parkett bringen? Mit Blick auf die Statistiken aus der EuroLeague-Hinrunde kann man diese Frage mit "Ja" beantworten: Im Schnitt 9,8 Punkte (mit einer Dreierquote von 40 Prozent) sowie 6,0 Rebounds und 4,2 Assists. Wie auch in den beiden ALBA-Saisons davor (bis auf ein Spiel vor den letzten Playoffs, wo ihm eine Ruhepause gegönnt wurde) hat Luke auch in dieser Spielzeit noch keine Partie verpasst. Im Interview zur EuroLeague-Halbzeit sprechen wir mit dem US-Amerikaner, der auch in dieser Saison wieder die große Konstante im ALBA-Team ist.

Spielerprofil Luke Sikma

Luke, ihr habt am Sonntag in Göttingen so viele Chancen zum Sieg liegen gelassen. Waren die vielen Göttinger Offensivrebounds auch eine Folge eurer Müdigkeit?

LS: Da kamen einfach viele Dinge zusammen, die nicht gut für uns gelaufen sind und sicher hat da auch eine Rolle gespielt, dass die Göttinger ausgeruhter waren. Da hat uns in der Schlussphase einfach die Extra-Frische gefehlt, die Göttingen gerade in eigener Halle hatte. Rebound hat tatsächlich viel mit dem Willen zu tun, den Ball auf Biegen und Brechen irgendwie in die Finger zu kriegen. Wir müssen in dieser Hinsicht immer noch besser werden, denn solche Konstellationen werden wir in den nächsten Wochen noch öfter haben und dann hoffentlich besser meistern.  

Am Donnerstag kommt Maccabi Tel Aviv nach Berlin, gegen die ihr vor neun Wochen in Israel die höchste Saisonniederlage kassiert habt. Was macht die Israelis so stark?

LS: Die haben einfach sehr viele gute Spieler. Sie haben Guards, die alle kreieren können. Sie haben Spieler, die alle ihre Rollen kennen. Ihre Innenspieler können alle den Korb attackieren und es an den Brettern krachen lassen. Sie sind gut gecoacht und haben im Hinspiel gegen uns ihren Heimvorteil sehr gut genutzt. Ich bin sicher, dass unsere Fans uns im Rückspiel am Donnerstag genauso gut unterstützen. Hoffentlich hilft uns das, unser bestes Spiel zu spielen. Das wird nämlich nötig sein, um diesen Gegner zu schlagen.

Maccabi war schon immer die „amerikanischste“ Mannschaft in der EuroLeague und scheint gerade für US-Spieler sehr attraktiv zu sein.

LS: Ich kann das schon nachvollziehen. Sie haben dort tolles Wetter und den Strand direkt vor der Haustür. Das hat schon was.

Aber du hast für gleich vier Jahre bei ALBA unterschrieben, obwohl wir hier in Berlin keinen Strand haben und die Sonne scheint hier auch weniger.

LS: Sonnenschein wird allgemein überbewertet und wenn ich schwimmen will, kann ich hier zum Badeschiff gehen. In Berlin herrscht einfach das beste Basketballwetter. Das Trainingszentrum ist der wärmste Ort in der Stadt (lacht). Spaß beiseite: Ich mag die Stadt, ich mag das ALBA-Programm und ich mag auch die ALBA-Fans. Das waren die Gründe für meine Entscheidung, die ich noch nie bereut habe.

Und du lernst jetzt auch Deutsch.

LS: Ja, einmal pro Woche – wenn es sich einrichten lässt – nehme ich an einem Sprachunterricht teil. Ich traue mich noch nicht, das Erlernte auch öffentlich anzuwenden. Bis zum ersten Interview auf Deutsch müsst ihr noch etwas warten. Aber ich arbeite daran, indem ich alle deutschen Mitspieler auffordere, Deutsch mit mir zu sprechen. Generell wird man in Berlin ja nicht so gezwungen, Deutsch zu lernen. In Spanien war das ganz anders. Da musste ich zwangläufig Spanisch lernen, um dort zurechtzukommen.
 

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Zurück zum Basketball. Ihr habt jetzt gegen alle Teams in der Europaliga einmal gespielt. Welches Team ist das stärkste?

LS: Ich glaube ZSKA. Wie souverän die hier in Berlin aufgetreten sind, fand ich schon sehr beeindruckend. Vor dem Spiel habe ich mir gesagt: Ja, die sind EuroLeague-Champion, aber dieser Kyle Hines ist doch eigentlich ziemlich klein? Doch auf dem Parkett merkst du erst, wie viel Klasse er hat. Und von dieser Sorte hat ZSKA mehrere Spieler im Team. Die wissen einfach, wie man Spiele gewinnt. Sicher sind da noch andere Mannschaften, die den Titel gewinnen können. Aber mein Favorit ist ZSKA.

Guckst du dir auch andere Spiele an?

LS: Wenn ich Zeit habe, gucke ich mir gerne EuroLeague-Spiele an und freue mich dann darüber, dass ich in dieser Saison selbst gegen all diese Mannschaften spielen darf.

Am Wochenende steht ja mit dem Pokalspiel in Bamberg noch ein anderes Highlight auf dem Programm. Welchen Stellenwert hat das?

LS: Das ist jetzt bereits das Halbfinale und da fängt es schon an, in den Fingern zu kribbeln. Natürlich wollen wir jetzt ins Finale und auch den Pokal gewinnen. Dass das Halbfinale jetzt ausgerechnet in Bamberg stattfindet, wo wir das letztjährige Finale so knapp verloren haben, verstärkt das Kribbeln noch. Ich brenne darauf, gerade dort den Spieß umzudrehen.

Das ist aber eine der schwierigsten Hallen in Deutschland.

LS: Natürlich ist in Bamberg immer ordentlich Alarm. Aber ich mag es, in einer so feindlichen Atmosphäre zu spielen. Wenn man da trotzdem gewinnt und nach dem Schlusspfiff so richtig die Luft aus der Halle geht und es ganz still wird ... das sind für mich die schönsten Momente im Basketball.

Tyler und J.T. sind zurück, vielleicht auch Peyton. Erhöht das eure Chancen?

LS: Leider werden sie nicht sofort wieder bei hundert Prozent sein. Aber alleine, dass sie wieder da sind, hilft uns schon. Daran zu arbeiten, alle wieder ins Team zu integrieren, ist erst einmal eine große Herausforderung. Aber bald wieder fast alle Mann an Bord zu haben, gibt uns für die zweite Saisonhälfte auch neue Motivation. Wir haben in der EuroLeague noch 17 Spiele vor uns, in denen wir viel lernen, aber auch noch viele Siege holen können. Noch vor kurzer Zeit hast du in einer ganzen Saison nicht so viele EuroLeague-Spiele gehabt.