In der Saisonpause gastieren immer wieder internationale Toptalente im ALBA-Programm. Eines dieser Talente ist Yan Man „Yannie“ Chan. Die 21-Jährige gilt als große chinesische Nachwuchshoffnung und ist die erste Absolventin einer staatlichen Highschool in Hongkong, die den Sprung an ein US-College in die NCAA geschafft hat. Im Interview berichtet sie über vier unvergessliche Wochen in Berlin.

Yannie, wie gefällt es dir in Berlin?

Es ist großartig! Vielen Dank für die Möglichkeit, in Deutschland sein zu dürfen. Meine Mitspielerinnen sind so freundlich, und ALBA ist wie eine große Familie. Alle kümmern sich umeinander. Wenn ich im Training Fragen habe, ist immer jemand da, der mir hilft. Die Coaches sind auch super nett und lassen mich jeden Tag ein Stückchen besser werden. Berlin ist eine so tolle Stadt, sehr entspannt, mit leckerem Essen. Mit meinen Mitbewohnerinnen in der ALBA-Wohnung haben wir zusammen gekocht, Kebab gegessen und auf einer Dachterrasse den Berliner Sonnenuntergang genossen. Das hat mein Herz gewonnen.

Warst du vorher schon einmal in Deutschland?

Es ist tatsächlich mein erstes Mal in Europa. Ich war schon etwas nervös, wie das Wetter sein wird und wie viel Englisch die Menschen hier sprechen. Ich bin so dankbar, dass mich ein ALBA-Kollege gleich vom Flughafen abgeholt und sich gekümmert hat. Meine ALBA-Mitspielerinnen haben mir sehr geholfen. Das öffentliche Nahverkehrsnetz in Berlin ist gut ausgebaut, sodass ich mich ebenfalls schnell zurechtgefunden habe.

Was war dein Highlight bis jetzt?

Das ALBA-Training. Natürlich sind auch die interkulturellen Erfahrungen, die ich hier machen darf, ungemein wertvoll.

Wie würdest du die verschiedenen Trainingsmethoden in Berlin und Hongkong vergleichen?

In Hongkong ist das Training meist noch traditionell, mit vielen Wiederholungen jeden Tag. Das ist keine schlechte Sache, aber bei ALBA wird noch mehr auf die Qualität des Trainings Wert gelegt. Statt um Wiederholungen geht es um kleine Details und um reale Spielsituationen. Solche Situationen zu lesen und darauf zu reagieren, ist bisher eine meiner Schwächen. Auch das Level ist in Berlin höher. Ich habe vorher noch nie mit einer Teamkollegin zusammengespielt, die 1,95 Meter groß ist. Am College bin ich durchschnittlich groß, in Hongkong eine der Längsten. Hier bin ich meist die Kleinste. (lacht)

Du hast mir vom PlaySight-System in der ALBA-Trainingshalle berichtet, mit dem ihr euch die Übungen am Monitor jederzeit anschauen könnt.

An meinem US-College haben wir das gleiche System, nutzen es aber nie, um das Training zu filmen und auszuwerten. In der ALBA-Trainingshalle ist es versteckt an der Wand angebracht. Mir ist es erst gar nicht aufgefallen. Mitten im Training sind plötzlich alle dorthin gesprintet und haben sich die Übung im Instant Replay angeschaut. Fantastisch, ich habe es gleich an meinen Coach in Hongkong geschickt.

Du trainierst einen Monat bei ALBA. Was sind deine nächsten Ziele?

Letztes Jahr bin ich am College ins All-Region-Team gewählt worden. In der nächsten Saison ist es mein Ziel, All-American zu werden und das Emmanuel College zu den National Championships zu führen. Ich hoffe, ich kann nächsten Sommer wieder nach Berlin kommen, um mich hier zu verbessern und das Gelernte an andere Spielerinnen in meiner Heimat weitergeben. Nach meinem Uni-Abschluss würde ich gerne für ALBA spielen – das ist definitiv mein Ziel. William, mein Coach in Hongkong, hat mir die Verbindung zum College ermöglicht und nun zu ALBA. Durch den Basketball die Welt kennenzulernen, ist wirklich unglaublich: Ein orangefarbener Ball eröffnet mir neue Kulturen, stellt mir neue Menschen vor und lässt mich unbekannte Sachen lernen. Mein langfristiges Ziel nach der Spielerkarriere ist es, Mentorin für andere chinesische Talente zu sein und ihnen auf ihrem Weg zu helfen.

Gibt es neben dem Basketball noch etwas, das dich fasziniert?

In Berlin ist mir die Architektur der Stadt sehr aufgefallen. Ich habe kaum noch nach unten auf mein Handy gestarrt, sondern nur, um Fotos für meine Familie und meinen Coach zu machen und ihnen zu schreiben: Ich muss euch unbedingt hierhin bringen. Durch Basketball kann ich so viele neue Dinge kennenlernen.

Können deine Berliner Mitspielerinnen und Coaches durch den Austausch auch etwas über Asien lernen?

Basketball verbindet. Es ist eine Gelegenheit, uns in den Kulturen auszutauschen. Ich lerne hier viel über die Kultur und Geschichte Deutschlands. Meine Mitspielerinnen interessieren sich sehr dafür, wie der Basketball in China und Hongkong aussieht und wie sich der Sport dort entwickelt. Wir kommen aus verschiedenen Ländern, aber Basketball verbindet uns und weckt in uns das Interesse, mehr über andere zu erfahren. Es lässt uns offen werden für Neues. Ich finde es großartig, dass ALBA so viele internationale Austausche pflegt und Menschen unterschiedlicher Kulturen in einen Dialog bringt.

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