Franz Wagner ist erst 17 Jahre alt und hat doch schon am Sonntag gegen Würzburg sein 50. Saisonspiel im ALBA-Trikot gemacht – eine Zahl, die dokumentiert, dass der junge Forward in dieser Saison zu einem verlässlichen Faktor im ALBA-Team geworden ist. Insgesamt hat Franz – mit zwei kurzen Bundesliga-Auftritten im Vorjahr – sogar schon 52 Spiele in ALBAs Profimannschaft absolviert und dabei 203 Punkte erzielt.

Franz, was vier spielfreie Tage doch ausmachen können. Gemessen am klaren 108:69-Sieg über Würzburg haben euch diese vier Tage sehr gut getan?

FW: Wir haben uns schon darüber gefreut, nach langer Zeit mal wieder eine kleine Pause zu haben. Jeder hat, glaube ich, bei den letzten Spielen gesehen, dass wir ein wenig müde waren. Wenn Leute jeden zweiten Tag 25 bis 30 Minuten spielen, ist das schon extrem anstrengend. Deswegen tut es jedem Team gut, wenn man ausgeruhter ist. Dann kann man auch 40 Minuten lang so spielen wie wir am Sonntag gegen Würzburg gespielt haben.

Würzburg kam aber wohl auch ein wenig mit der weißen Fahne in der Hand nach Berlin …

FW: Klar, bei denen fehlten mehrere wichtige Leistungsträger verletzt, wodurch es uns leichter gefallen ist, gleich mit einem guten Lauf ins Spiel zu starten. Da hat man gemerkt, dass sie durch ihre Spiele im FIBA Europe Cup auch ein hohes Pensum in den Knochen hatten. Wir hatten solche Phasen ja auch schon in dieser Saison, wo drei oder vier Leistungsträger gleichzeitig ausgefallen sind. Dann schlaucht es doppelt, wenn du in zwei Wettbewerben spielst.

Du hast übrigens gegen Würzburg deinen 200. Karrierepunkt für ALBA erzielt. Aber das Punktemachen scheint dir gar nicht so wichtig zu sein. Steht für dich in dieser Saison die Verteidigung um Vordergrund?

FW: Ich glaube, jeder der mich spielen sieht, erkennt mein Talent, offensiv Akzente setzen zu können. Aber ich glaube, wenn man auf hohem Niveau spielen will, dann zählt das gar nicht so viel, weil es da in der Mannschaft so viele Leute gibt, die den Ball in den Korb werfen können. Gerade für junge Spieler wie mich ist es deshalb wichtig, defensiv gut zu sein. ich denke, dass ich mich in dieser Saison in der Hinsicht schon deutlich verbessert habe und hoffe natürlich, dass es so weiter geht.

Den hundertsten Punkt gegen Würzburg und die damit fällige Runde Donuts haben deine Mitspieler dir aber trotzdem zugeschoben – nicht zum erste Mal. Machen die das eigentlich absichtlich?

FW: Ein bisschen schon. Wenn ALBA bei 98 oder 99 Punkten steht, dann spürt man, dass die erfahrenen Spieler nicht gleich den ersten drauf werfen. Aber wenn Peyton mich so gut unter dem Korb anspielt, muss ich den freien Korbleger natürlich machen.
 

image.alternative


Bereitet die große Belastung der letzten Wochen auch einem jungen Spieler Probleme?

FW: Sicher habe ich den Vorteil, dass sich mein junger Körper schneller regeneriert. Aber gerade in den Wochen, wo wir drei, vier Spiele kurz hintereinander gespielt haben, war ich auch müde und habe gemerkt, dass es schwer ist, sich immer neu zu motivieren. Das war aber auch eine gute Erfahrung zu lernen, wie man sich da durchkämpft.

Du hast nebenbei auch noch für Bernau gespielt. Hat dich diese Doppelrolle weitergebracht?

FW: Auf jeden Fall. Bei den Profis im Training kann man eigentlich alles machen. Da kann man auch Sachen ausprobieren und wenn die funktionieren, dann macht man die auch im Spiel. Aber bei Bernau weißt du, dass du 30 Minuten spielst und dass die Coaches auch von einem erwarten, Verantwortung zu übernehmen. Mir hat diese Doppelrolle in dieser Saison bei meiner Entwicklung sehr geholfen.

In den Playoffs geht es jetzt wahrscheinlich gegen Ulm – mit den Ex-Albatrossen Ismet und Bogdan …

FW: Ja, danach sieht es aus. Ismet kenne ich noch ein bisschen, weil er mit meinem Bruder in der NBBL zusammengespielt hat – aber eigentlich nur vom Sehen.  

Moritz war jetzt ein paar Wochen in Berlin. Wird dein Bruder dich auch in den Playoffs unterstützen?

FW: Leider nein, der fährt jetzt in dieser Woche zurück in sein neues Zuhause nach L.A. Er wird die Spiele natürlich auch von dort verfolgen, was aber wegen der Zeitverschiebung manchmal schwer ist.

Gibt er dir viele Tipps?

FW: Er spielt auf einer anderen Position als ich, aber man kann ja auch generell Ratschläge geben. Zum Mindset oder wie man im Kopf an Sachen rangeht. Da kann er mir schon gute Tipps geben, weil er die Situationen kennt.

Wer gibt dir bei ALBA die meisten Tipps?

FW: Niels gibt mir extrem viele Tipps und Luke auch. Was mir aber bei ALBA generell sehr gut gefällt, ist dass alle sehr offen sind und geradezu erwarten, dass man Fragen stellt. Gerade als junger Spieler ist es wichtig, nachzufragen, wenn einem mal irgendetwas nicht so klar ist. Nur so wird man als Spieler besser. Das gefällt mir sehr gut bei diesem Team.