Nur 48 Stunden nach der knappen Niederlage gegen ZSKA Moskau empfangen die Albatrosse am Freitag um 20 Uhr mit Real Madrid den nächsten EuroLeague-Titelkandidaten. Die Madrilenen, die mit 35 Meisterschaften, zehn Titeln im höchsten europäischen Wettbewerb (zuletzt 2015 und 2018) und sechs in anderen europäischen Wettbewerben wie dem Korac Cup oder dem ULEB Cup der erfolgreichste Klub des Kontinents sind, haben auch in dieser Saison das Final Four im Visier. MagentaSport überträgt wie immer live.

Trainer Pablo Laso steht für Real seit 2011 an der Seitenlinie

Die größte Stärke der Madrilenen, deren Budget in Europa nur noch vom Erzrivalen FC Barcelona übertroffen wird, war seit jeher die große Kontinuität im Team. Für Trainer Pablo Laso, der mittlerweile schon in der zehnten Saison für die „Königlichen“ an der Seitenlinie steht, war es auch im vergangenen Sommer eine Selbstverständlichkeit, bis auf Center Jordan Mickey (ging zu Khimki) alle Spieler aus der letzten in die neue Saison mitzunehmen. Als einzige Neulinge kamen die jungen Nationalspieler Alberto Abalde und Carlos Alocen hinzu, die Real im Vorjahr an die Erstligisten Valencia bzw. Zaragoza ausgeliehen hatte.

Spielmacher Facundo Campazzo, der Real vor einem Jahr in einer denkwürdigen Offensivschlacht in der Mercedes-Benz Arena mit dem EuroLeague-Rekord von 19 Assists zum 103:97-Sieg gegen ALBA geführt hatte, hatte allerdings schon im Sommer angekündigt, dass er bei einem Angebot aus der NBA nicht „Nein“ sagen würde und genauso kam es. Der Verlust von Campazzo (spielt jetzt für die Denver Nuggets) blieb nicht der einzige Rückschlag, den Real in dieser Saison verkraften musste. Kurz vor Weihnachten verletzte sich Power Forward Anthony Randolph so schwer an der Achillessehne, dass er für den Rest der Saison ausfällt.

Sergio Llull führte Real schon zweimal zum EuroLeague-Titel

Nachdem klar wurde, dass Vereins-Ikone Felipe Reyes (40) etwas zu alt und Usman Garuba (18) noch etwas zu jung war, um die von Randolph hinterlassene Lücke zu stopfen, verstärkte Real zum Jahreswechsel seinen Frontcourt mit Alex Tyus. Auf der Spielmacherposition wähnte Trainer Pablo Laso sein Team mit dem Argentinier Nicolas Laprovittola, dem spanischen Nationalspieler Sergio Llull und der neuen spanischen Aufbauhoffnung Carlos Alocen auch ohne Campazzo tief genug aufgestellt, musste zuletzt aber doch mehr als erwartet improvisieren, weil Llull sich am Knie verletzte und Laprovittola positiv auf Corona getestet wurde.

Am letzten Wochenende war plötzlich der 20-jährige Carlos Alocen, der in der vergangenen Saison als bester Nachwuchsspieler der spanischen Liga ausgezeichnet wurde, der einzige verfügbare echte Spielmacher im Team. Entsprechend groß war die Erleichterung bei Trainer Pablo Laso, als Sergio Llull am Dienstag ins Mannschaftstraining zurückkehrte und damit wieder zur Verfügung steht. Der kreative und physisch starke Combo Guard, dessen Markenzeichen es ist, in der Crunchtime auch aus fast unmöglichen Situationen zu scoren, führte Real in den letzten 13 Jahren siebenmal ins Final Four und zweimal zum Gewinn der EuroLeague.

Forward Alberto Abalde kann notfalls sogar den Ball bringen

Groß ist die Kontinuität bei Real auch auf den Außenpositionen. Neben der mittlerweile 35-jährigen lebenden Legende Rudy Fernandez (der mit allen Wassern gewaschene und ballsichere Kapitän spielt seine neunte Saison im Real-Trikot), verstehen sich hier auch der Franzose Fabien Causeur (33, vierte Saison) und der US-Amerikaner Jaycee Carroll (37, zehnte Saison) fast blind mit ihren Mitspielern. Alle sind gefährliche Schützen, die man nie aus den Augen verlieren darf. Vor allem Jaycee „Boom Boom“ Carroll hat mit seinen gefürchteten Dreier-Serien auch in dieser Saison schon viele Speile für Real entschieden.

Auf dem Flügel ist der 25-jährige Alberto Abalde mit großer Vielseitigkeit physisch stark genug, um sich unter dem Korb zu behaupten, kann bei Bedarf aber auch wie ein Guard den Ball vortragen. Der athletische Schwede Jeffery Taylor (in der sechsten Saison bei Real) hat sich bereits in seinen drei NBA-Jahren (Charlotte) einen Namen als Verteidigungsspezialist gemacht und seine Skills diesbezüglich seit der Rückkehr nach Europa noch weiter verfeinert. Den Argentinier Gabriel Deck, der 2018 als MVP der Amerika-Liga nach Madrid kam, zeichnet hingegen mehr die Aggressivität aus, mit der er die gegnerische Defense attackiert.

Center Walter „Edy“ Tavares spielt seine bisher beste Saison

Auf Position vier steht seit dem Ausfall von Anthony Randolph verstärkt Trey Thompkins im Rampenlicht, der mit 2,08 Metern nicht ganz so groß ist wie Randolph, aber genauso bis hinter die Dreierlinie korbgefährlich ist. Mit seiner Dreierquote von 42 Prozent muss sich der US-Power Forward nicht einmal hinter Jaycee Carroll verstecken. Der 18-jährige Usman Garuba, bei dem die Experten nicht fragen ob, sondern wann er in die NBA geht, erhält jetzt natürlich auch mehr Spielzeit, die der talentierte Big Man ausgerechnet im Hinspiel gegen ALBA zu seiner bisherigen Karrierebestleistung von 15 Punkten (3/3 Dreier) und sechs Rebounds nutzte.

Der große Star von Real Madrid ist in dieser Saison noch mehr als in der vergangenen Saison der kapverdische Center Walter „Edy“ Tavares, der seine Gegner mit der imposanten Statur 2,20 Metern und langen Armen unter dem Korb in dieser Saison nicht nur als bester Verteidiger der EuroLeague einschüchtert. Auch in der Offensive hat sich der versierte Riese, der schneller ist, als man es auf den ersten Blick vermutet, enorm verbessert. Erst vor zwei Wochen stellte er in München mit 26 Punkten eine neue Karrierebestleistung auf. Der Routinier Alex Tyus ist kleiner, nutzt in der Defensive aber ebenfalls seine langen Arme.

Tavares am Sonntag mit erstem Dreier in seiner Karriere

Am Sonntag musste Real in der spanischen Liga seine Tabellenführung (17:1 Siege) nach dem positiven Corona-Test von Nico Laprovittola mit dem 20-jährigen Carlos Alocen als einzigem etatmäßigen Spielmacher gegen Andorra verteidigen, gewann aber trotzdem 86:79. Als zweiter Spielmacher rückte dabei Forward Alberto Abalde auf die Position eins. Matchwinner war einmal mehr Walter Tavares (16 Punkte und 13 Rebounds), der sogar den ersten Dreier seiner Karriere traf. Im EuroLeague-Spiel am Mittwoch gegen Panathinaikos war Sergio Llull nach vierwöchiger Verletzungspause wieder dabei, aber Carlos Alocen stahl dem Routinier auf der Position eins mit 13 Punkten und vier Assists sogar ein wenig die Show. Gabriel Deck war der Topscorer beim 76:66-Sieg.

Real spielte in den letzten Wochen in folgender Aufstellung (in Klammern gerundete Saison-Stats/Spiel):
PG: C. Alocen (11 min, 3 p), N. Laprovittola (18 min, 6 p, 4 as), S. Llull (19 min, 10 p, 3 as)
SG: Fabien Causeur (11 min, 6 p), Rudy Fernandez (15 min, 5 p), Jaycee Carroll (14 min, 9 p)
SF: Jeff Taylor (17 min, 5 p), A. Abalde (21 min, 8 p, 3 as), Gabriel Deck (20 min, 7 p, 3 rb)
PF: Trey Thompkins (22 min, 11 p, 4 rb), Usman Garuba (13 min, 3 p, 4 rb)
C: Walter Tavares (26 min, 12 p, 8 rb), Alex Tyus (10 min, 3 p)

Stimmen zum Spiel:
 

Aito Garcia Reneses (ALBA-Headcoach): „Real Madrid ist eines der besten Teams Europas, sie verfügen über viele sehr gute Spieler. Tavares ist ihr Anker in der Defensive und in der Offense haben sie viele verschiedene und gefährliche Optionen. Es wird somit das nächste schwierige Spiel für uns. Wir wollen gerade in diesen Partien gegen gute Teams wie Real Madrid lernen, uns weiter verbessern und natürlich unser Bestes geben.“

Luke Sikma (ALBA-Forward): „In der EuroLeague gibt es nur gute Gegner, das zeigt unsere aktuelle Woche mit dem Spiel gegen Moskau und jetzt mit dem gegen Real Madrid. Wir werden diese Herausforderung aber annehmen und wollen uns bis zum Spiel bestmöglich regenerieren und vorbereiten. Es wird wichtig sein, dass wir in unserem Tempo spielen und genügend Energie auf das Parkett bringen.“

Gut zu wissen:
 

Walter Tavares wurde auf einem Basketball-Camp auf den Kapverden von ALBA-Sportdirektor Himar Ojeda entdeckt und spielte in der Saison 2010/11 unter Trainer Carlos Frade und 2011/12 zusammen mit Luke Sikma für den Zweitligisten UB La Palma. Anschließend holte Himar Ojeda, der 2009 auch schon Jaycee Carroll nach Gran Canaria gelotst hatte, Tavares vom Kooperationspartner nach Las Palmas und förderte ihn dort weiter bis hin zum NBA-Draft 2014 durch die Atlanta Hawks.

Fabien Causeur spielte 2016/17 zusammen mit Maodo Lo für Bamberg und führte die Franken in jener Saison als als Finals-MVP zur Deutschen Meisterschaft. Alex Tyus spielte 2015/16 zusammen mit Jayson Granger für Efes Istanbul. Rudy Fernandez startete seine Karriere von 2003 bis 2008 unter Coach Aito bei Joventut Badalona.

Real Madrid (Stats Turkish Airlines EuroLeague 2020/21)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

EL

Ø Pkt

Ø Rb

Ø As

0

Matteo Spagnolo

1

18

193

ITA

---

 

 

 

1

Fabien Causeur

2/3

33

195

FRA

9 J.

5,8

0,6

0,9

3

Anthony Randolph (verletzt)

4

31

211

USA

5 J.

9,3

3,6

0,8

5

Rudy Fernandez

2/3

35

196

ESP

10 J.

5,1

0,9

1,4

6

Alberto Abalde

3

25

202

ESP

2 J.

7,8

2,4

2,6

7

Alex Tyus

5

32

204

US/ISR

7 J.

2,8

2,4

0,6

8

Nicolas Laprovittola (krank)

1

30

190

ARG

2 J.

6,1

1,6

4,1

9

Felipe Reyes

4

40

204

ESP

16 J.

0,0

0,0

0,0

12

Carlos Alocen

1

20

194

ESP

---

2,7

1,1

1,6

14

Gabriel Deck

3

25

198

ARG

2 J.

6,7

3,1

0,9

16

Usman Garuba

5

18

203

ESP

1 J.

2,8

3,5

0,6

20

Jaycee Carroll

2

37

188

USA

9 J.

9,2

1,0

0,5

22

Walter Tavares

5

28

220

CPV

3 J,

11,9

7,7

0,7

23

Sergio Llull

1/2

33

190

ESP

13 J.

9,6

1,7

3,1

33

Trey Thompkins

4

30

208

USA

6 J.

10,7

4,4

1,5

35

Boris Tisma

4

19

205

CRO

 

 

 

 

44

Jeffery Taylor

3

31

201

SWE

5 J.

4,6

1,4

0,5

Head Coach: Pablo Laso (53, zehnte Europaliga-Saison mit Real Madrid)

Real Madrid: Resultate der letzten drei Wochen:
08.1. Real – Armani Mailand (EuroLeague) 76:80 (N) Carroll 20
15.1. Bayern München – Real (EuroLeague) 76:81 (S) Tavares 26
18.1. Real – Roter Stern Belgrad (EuroLeafue) 77:79 (N) Fernandez 11
21.1. Maccabi Tel Aviv – Real (EuroLeague) 86:84 (N) Thompkins 20
24.1. Real – MoraBanc Andorra (Liga endesa) 86:79 (S) Tavres 16
27.1. Real – Panathinaikos Athen (EuroLeague) 76:66 (S) Deck 20

ALBA BERLIN: Resultate der letzten drei Wochen:
07.1. ALBA – Maccabi Tel Aviv (EuroLeague)73:85 (N) Fontecchio 15
10.1. ALBA – Gießen (easyCredit BBL) 92:82 (S) Fontecchio 18
12.1. Efes Istanbul – ALBA (EuroLeague) 84:76 (N) Granger 17
14.1. ALBA – Armani Mailand (EuroLeague) 70:84 (N) Lammers 18
17.1. Braunschweig – ALBA (easyCredit BBL) 76:82 (S) Fontecchio 16
20.1. ALBA – Braunschweig (BBL Pokal) 103:63 (S) Schneider 16
22.1. Baskonia Vitoria – ALBA (EuroLeague) 77:84 (S) Siva 14
24.1. ALBA – Würzburg (easyCredit BBL) 99:85 (S) Sikma 16
27.1. ALBA – ZSKA Moskau (EuroLeague) 68:71 (N) Siva 15

ALBA-Bilanz gegen Real Madrid: 2:13 Siege
2 Siege – 13 Niederlagen (in Berlin 2-5)
FIBA-Europaliga 2-2 / ULEB Cup 0-2 / EuroLeague 0-9
Höchster Sieg: 79:64 am 11. Februar 1999 in Berlin (Europaliga)
Höchste Niederlage: 62:93 am 12. März 2015 in Madrid (EuroLeague)