Am Samstag empfangen wir die BG Göttingen in der Mercedes-Benz Arena. Das Team aus der niedersächsischen Universitätsstadt ist nicht nur gut in die neue Saison gestartet, sondern kann sogar als das Überraschungsteam der ersten Wochen bezeichnet werden. Die Göttinger haben von ihren bisher sechs Saisonspielen nämlich erst eines verloren. Für Coach Aito und sein also alles anderen als eine leichte Aufgabe, auch im fünften easyCredit BBL-Spiel niederlagenfrei zu bleiben.

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Seit die BG Göttingen vor vier Jahren den Wiederaufstieg in die easyCredit BBL geschafft hat, kämpft das Team aus der Universitätsstadt um dem Klassenerhalt – zwar stets mit Erfolg, aber trotzdem steht allein schon aus Gewohnheit auch die neue Saison Göttingen wieder unter der Überschrift „Abstiegskampf“. Doch langsam muss man wohl über ein neues Motto nachdenken, denn die „Veilchen“ sind nach fünf Spieltagen mit 4:1 Siegen das Überraschungsteam der Liga und haben im Pokal Favorit Ludwigsburg rausgeworfen.

Michael Stockton ist die Schaltzentrale des Göttinger Spiels

Zum Göttinger Markenzeichen ist dabei eine 45-prozentige Dreierquote geworden. Nahezu jeder Göttinger Spieler ist bis hinter die Dreierlinie korbgefährlich, was die gegnerische Verteidigung enorm unter Druck setzt. Allein fünf Göttinger treffen ihre Würfe aus der Distanz zu mehr als 38 Prozent – Pendarvis Williams markiert sogar im Schnitt 2,6 Dreier mit einer 72-prozentigen Erfolgsquote. Dabei spielen die Göttinger schnell, aber keinen „Hurra-Basketball“. Vielmehr finden sie mit strukturiertem Spiel den freien Schützen und kommen aus einer gut eingestellten Verteidigung heraus auch zu einfachen Punkten am Brett.

Die Schaltzentrale für dieses gute Zusammenspiel ist Michael Stockton, der schon in der vergangenen Saison mit seiner Spielübersicht und daraus resultierenden klugen Pässen maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt hatte. In dieser Saison legt der mittlerweile 29-jährige Sohn der NBA-Legende John Stockton aber noch eine Schippe drauf und mausert sich zu einem der besten Point Guards in der Liga. Galt der Linkshänder in der vergangenen Saison noch als verlängerter Arm von Trainer Johan Roijakkers auf dem Spielfeld, so scheint er aktuell gar keine Impulse von der Seitenlinie mehr zu benötigen, um seine Mitspieler erfolgreich in Szene zu setzen.

„Penny“ Williams: Topscorer, Dreiergott und Backcourt-Joker

Als zweiter Spielmacher knüpft auch der mit 24 noch junge Nationalspieler Dominic Lockhart an seine schon zum Ende der vergangenen Saison nach oben weisende Formkurve an. Mit seinen 1,98 Metern schon in Oldenburg als vielversprechendes Talent gehegt, platzt jetzt in Göttingen der Knoten, wobei der mit seiner Größe in der Defensive vielseitig einsetzbare Guard mit im Schnitt fünf Assists auch in der Offensive zur treibenden Kraft wird. Als Alternative für das Göttinger Spielmacher-Duo steht jetzt auch wieder Combo Guard Tre Coggins zur Verfügung, der zuletzt mit einem verletzten Daumen zuschauen musste.

Mit dem nach einer Saison für Tübingen nach Göttingen zurückgekehrten Mathis Mönninghoff und dem oben bereits erwähnten „Penny“ Williams runden zwei begnadete Dreierschützen Göttingens Backcourt ab. Der drahtige Williams ist dabei noch viel mehr als Göttingens Topscorer und „Dreiergott“. Er ist mit großer Vielseitigkeit und Spielintelligenz ein echter „Joker“, den Trainer Roijakkers je nach Bedarf auf den Positionen eins bis drei einsetzen kann. Der ebenfalls recht vielseitige und an der Dreierlinie sehr treffsichere serbische Forward Mihajlo Andric kann hingegen auch auf die Position vier aufrücken.

Kraftpaket Darius Carter in Korbnähe kaum zu bremsen

Auf der Position vier steht der in der Zone wie bis hinter die Dreierlinie als „Energizer“ präsente Stephan Haukohl in seiner zweiten Göttinger Saison für die große Kontinuität, die auch ein Geheimnis des Göttinger Traumstarts in die Saison sind. Der junge US-Amerikaner Derek Willis, der nach einem Jahr in der G-League zum ersten Mal in Europa spielt, kann sich ebenfalls in der Zone durchsetzen, wo er ein guter Rebounder und exzellenter Wurfblocker ist, ist aber auch ein guter Distanzschütze, womit beide Göttinger Power Forwards die gegnerische Verteidigung auseinanderziehen.

Das schafft in der Zone nämlich die Räume für den mit nur 2,01 Metern relativ kleinen, aber sehr kräftigen und athletischen US-Center Darius Carter, der in Korbnähe kaum zu bremsen ist und gerne spektakulär und kraftvoll am Brett abschließt. Auch in seiner dritten Saison im lila Trikot der „Veilchen“ ist das Kraftpaket zudem Göttingens bester Rebounder. Dennis Kramer, der Sohn der früheren Bonner Centerlegende Arvid Kramer, rundet mit seinen 2,09 Metern, seiner 110 Kilo schwerer Physis und gelegentlich eingestreuten Dreiern den Göttinger Frontcourt stimmig ab.
 

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Bilanz vs. Göttingen

ALBA BERLIN – BG Göttingen 14:4
14 Siege – 4 Niederlagen  (in Berlin 8:1)
alle bisherigen Spiele in easyCredit BBL
Höchster Sieg: 91:54 am 22. April 2009 in Berlin
Höchste Niederlage: 65:80 am 13. April 2011 in Göttingen

Die vor elf Jahren erstmals in die easyCredit BBL aufgestiegene BG Göttingen erlebte 2009/10 eine Traumsaison, in der die Niedersachsen unter Trainer John Patrick mit einer einer unorthodoxen Spielweise nicht nur einen Europapokal (EuroChallenge) gewannen, sondern auch die Bundesliga ordentlich durcheinander wirbelten und Dritter der Punktrunde wurden. Wie stark die Göttinger in jener Saison waren, bekam auch ALBA BERLIN zu spüren, das in jener Saison beide Punktspiele gegen die „Veilchen“ aus der Universitätsstadt verlor. Besonders bitter war natürlich die 76:80-Heimniederlage im Weihnachtsspiel am 26. Dezember 2009, die der damalige Göttinger Point Guard Taylor Rochestie (spielte 2011 auch eine halbe Saison für ALBA) 34 Sekunden vor Schluss mit einem spektakulären „Parkplatz-Dreier“ besiegelte.

Das ist aber bis heute die einzige Heimniederlage ALBAs gegen Göttingen geblieben. In Göttingen hatten die Albatrosse naturgemäß mit schon drei Niederlagen einen schwereren Stand. Die letzte Niederlage erlitten die Berliner dort am 5. März 2017 mit 76:81. Obwohl die Göttinger kein Mittel fanden, um Elmedin Kikanovic (24 Punkte) zu stoppen, blieb das Spiel bis in die Schlussphase hinein spannend. Zwar brachte Dragan Milosavljevic ALBA 53 Sekunden vor Schluss mit einem Dreier 76:74 in Führung, aber die Göttinger glichen aus und Milosavljevics letzter Versuch am Brett wurde von Darius Carter abgeräumt. Im Gegenzug brachten die Göttinger ihren Sieg unter Dach und Fach. In der vergangenen Saison gewann ALBA 88:69 in Göttingen und 98:71 in Berlin.