Unser Center Landry Nnoko hat in dieser Saison schon zweimal gegen s.Oliver Würzburg gespielt. Mit dem türkischen Sakarya schlug er im FIBA Europe Cup die Würzburger im Oktober und November zweimal und glänzte dabei mit 16 Punkten und elf Rebounds im Hinspiel und im Rückspiel mit 18 Punkten und neun Rebounds. Wegen ausbleibender Gehaltszahlungen verließen aber wenige Wochen später alle Ausländer den türkischen Erstligisten und Landry kam damals zu ALBA.

Landry, das war am Dienstag ein schwer erkämpfter Sieg in Jena. Musste das Team dafür die letzten Reserven mobilisieren?

LN: Ja, wir müssen froh sein, dass am Ende einige Spieler in der Lage waren, dafür noch einmal alles aus sich rauszuholen. Es war nicht einfach. Wir müssen aber auch anerkennen, dass Jena sehr gut gespielt hat und uns mit seinen teilweise superkleinen Aufstellungen phasenweise richtig aus dem Rhythmus gebracht hat. In unserer jetzigen Verfassung  - mit einigen angeschlagenen oder sogar fehlenden Spielern - ist es gerade auswärts schwer, darauf zu antworten, was wir ja auch in Bayreuth erleben mussten.

Jetzt habt ihr vier Tage lang kein Spiel – ist das nicht langweilig?

LN: (lacht) Nein, man, das ist so schön und du wirst es kaum glauben, aber es ist auch schön, endlich auch mal wieder richtig trainieren zu können! Alle haben zum Schluss nämlich in den Spielen gemerkt, dass viele Dinge schlechter laufen, wenn du sie vorher nicht im Training einüben konntest. Da gibt es bestimmte Zuordnungen in der Verteidigung und Systeme in der Offensive, die man einfach immer wieder im Training einschleifen muss, damit das auch im Spiel funktioniert.

Wie hast du die schnelle Folge so vieler Spiele in den letzten Wochen erlebt?

LN: Der Spielplan der letzten Wochen war eine Herausforderung, aber es war eben auch ein Spielplan, den man als High-Level-Team annehmen muss. Wenn du auf höchstem Niveau spielen willst, musst du auch in der Lage sein, dich nach kurzem Videostudium auf den Gegner einzustellen. Wenn du in einer Top-Mannschaft spielst, lernst du auch, wie du dich in nur kurzen Ruhepausen wieder in eine gute Form bringst.

Die Reisen waren das Schlimmste?

LN: Auf jeden Fall. Das tatenlose Rumsitzen, das die Reiserei mit sich bringt, verbraucht wirklich viel Energie und es dauert lange, den Körper anschließend wieder auf Touren zu bringen. Wir sind wirklich froh, dass wir jetzt drei Heimspiele in Folge vor uns haben und mehr als eine Woche lang nicht in den Bus oder gar ins Flugzeug klettern müssen. Das wird uns helfen, wieder zu unserem Spiel zurückzufinden, das zuletzt etwas verloren gegangen ist.
 

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Hättet ihr das EuroCup-Finale mit Heimvorteil gewonnen?

LN: Das bleibt natürlich eine Spekulation. Valencia hatte sich den Heimvorteil verdient und wir haben uns im dritten Finale unter Wert verkauft. Man darf Valencias Sieg auch nicht auf den Heimvorteil reduzieren. Da waren schon ein paar Dinge, in denen die mit ihrer größeren Erfahrung einfach besser waren. Ich blicke deshalb auch positiv auf das EuroCup-Finale zurück. Für mich war es eine tolle Erfahrung, in einem so hohen Wettbewerb das Finale gespielt zu haben.

Hat das Team den Frust über die Niederlage schnell weggesteckt?

LN: Ja, das haben wir ganz gut hingekriegt. Dafür war es auch wichtig, dass wir nur drei Tage später gleich ein so wichtiges Spiel gegen Vechta hatten. Das hat uns geholfen, den Fokus schnell auf die Bundesliga zu richten und den EuroCup abzuhaken.

Gegen Würzburg hast du ja schon mit Sakarya gespielt und dabei ganz große Zahlen aufgelegt. Erinnerst du dich daran?

LN: Natürlich erinnere ich mich noch daran. Bei Sakarya hatte ich aber eine andere Rolle als jetzt bei ALBA. Da war vieles auf mich zugeschnitten. Wir haben Würzburg damals zweimal geschlagen, aber man hat trotzdem schon gesehen, dass in dem Team viel Potenzial steckt, das sie über die Saison offenbar auch noch besser zu nutzen gelernt haben. Die üben mit aggressiver Defense viel Druck auf den Ball aus und sind vorne sehr schnell und variabel. Ich bin froh, dass wir in der jetzigen Situation gegen diesen Gegner zu Hause spielen und nicht nach Würzburg müssen.

Deine Mutter ist gerade zu Besuch?

LN: Ja, ich kann ihr jetzt in dieser Woche vielleicht etwas von Berlin zeigen. Sie kocht dafür meine Lieblingsgerichte aus unserer Heimat Kamerun. Das schmeckt ganz wunderbar, wie zu Hause.

Ach, deshalb spielst du in den letzten Spielen so aufgeräumt?

LN: Ich würde sagen, dass das mehr daran liegt, dass ich zuletzt mehr Spielzeit bekommen habe. Ich brauche ein paar Minuten, um in den Spielrhythmus zu kommen. In ein Spiel hineinzukommen und sofort mit hoher Intensität zu agieren, ist etwas, was ich noch lernen muss.

Aber du sehnst dich nicht nach der dominanten Rolle zurück, die du in Sakarya hattest?

LN: Definitiv nicht. ALBA ist ein ganz anderes und auch besseres Team und jetzt hier zu spielen, ist für mich ein großer Schritt nach vorne. Es macht großen Spaß, ein Teil dieser Mannschaft zu sein.