Leyla Öztürk von ALBAs Frauenmannschaft wird gerade vor eine ganze Reihe an Herausforderungen gestellt. Nicht nur, dass die Saison in der 2. Damen Basketball Bundesliga seit dem 12. März beendet ist. Uni-Vorlesungen unter ganz neuen Voraussetzungen, geschlossene Hallen, kein tägliches Training mit den Mitspielerinnen - der Tagesablauf der 18-Jährigen hat sich schlagartig verändert. Wie sie letzten Wochen verbracht hat, hat sie uns am Telefon erzählt.

Das mit dem frühen Aufstehen hatte doch eigentlich so gut geklappt. Als die Berliner Unis vor ein paar Wochen noch ganz normal geöffnet hatten, die Vorlesungen um 10 Uhr begannen, musste sich auch Leyla Öztürk rechtzeitig aus dem Bett pellen. Und das hatte für die bekennende Langschläferin ja auch Vorteile: „8.30 Uhr aufstehen, sich fertigmachen, etwas essen, losfahren und man ist dann gleich etwas fitter“, sagt die Flügelspielerin unseres Frauenteams. Mit Beginn ihres zweiten Semesters in Medieninformatik aber hat sich das geändert. Aufgrund der Corona-Pandemie studiert sie von zuhause und muss sich erst reinfuchsen. „Ich stehe manchmal erst 20 Minuten vorher auf und bin zu Beginn der Vorlesung noch etwas müde. Trotzdem denke ich, dass ich auch das ganz gut hinbekommen werde.“

Mit ihren 18 Jahren wird Leyla gerade vor eine große Herausforderung in ihrem Leben gestellt. Nicht nur an der Uni, wo ihr Studiengang an der FU und TU läuft und sie sich gerade an unterschiedliche Lehrmethoden gewöhnen muss, viele Hausaufgaben und Abgabetermine bekommt und durch den Ausfall aller Prüfungen des ersten Semesters noch viel nachzuholen haben wird. Sondern vor allem im sportlichen Bereich. „Egal, ob ich verletzt, krank oder im Urlaub war - zwei Monate am Stück war ich noch nie nicht in der Halle“, erzählt sie am Telefon, „das ist für mich der größte Negativpunkt in dieser Situation, weil das Leben ja sonst weitergeht.“ Einen großen Unterschied zu ihrem sonstigen Leben, außerhalb der Berliner Sporthallen und der Uni, hat sie nicht gespürt. In den Supermärkten konnte sie ganz normal einkaufen und das, was es nicht gab, weil diese Läden geschlossen waren, konnte sie online bestellen.

Gerade die Anfangszeit des Lockdowns war allerdings nicht so einfach. Sie kann sich noch ganz genau an den Tag, ein Donnerstag, erinnern, der plötzlich alles veränderte. Gerade hatte sie die Uni-Bibliothek verlassen wollen, da bekam sie noch die Info, dass diese ab Freitag auf unbestimmte Zeit geschlossen wird. An diesem Tag, dem 12. März, hätte sie eigentlich ein Spiel haben sollen, genau wie am Sonntag. Doch dazu sollte es nicht kommen. „Ich hatte nach der Uni schon ein mulmiges Gefühl und als ich nachhause gekommen bin, habe ich die Nachricht gelesen, dass die Saison vorbei ist. Das war ein erschreckender Moment“, sagt sie im Rückblick.

Erst jetzt aber, mit etwas zeitlichem Abstand nach dem ersten Schock, wird ihr die Tragweite des vorzeitigen Saisonendes so richtig bewusst. „Gerade dann, wenn man etwas nicht machen darf, fehlt es einem noch mehr“, sagt sie. Natürlich haben sie und ihre Teamkolleginnen auch nach einem regulären Saisonende eine lange Pause. Aber: „Es ist ein ganz anderes Gefühl als in der Sommerpause, wo man ja auch noch ein bisschen was macht. Da ist es mal ganz schön, wenn man zwei, drei Wochen mal eine Auszeit hat. Jetzt will man nur noch in die Halle und das Gefühl haben, auf einen Korb zu werfen.“

Noch bis Anfang März hatte sie relativ oft Training und die Mitspielerinnen so ziemlich jeden Tag gesehen. Manchmal sei man da ein bisschen genervt, dass man jeden Tag alle sehe und jeden Tag trainiere. „Jetzt merkt man aber, was für ein Glück man hatte, so viele nette Menschen um sich zu haben und jeden Tag in so einer Gemeinschaft glücklich zu sein“, erzählt Leyla. Auch ohne Trainings- und Spielbetrieb, ohne ihr Team hat sie die Intensität in ihren individuellen Trainingseinheiten nicht automatisch runtergefahren, dafür aber gemerkt, dass es ist deutlich schwieriger ist, sich mit geschlossenen Freiplätzen und Sporthallen lediglich zuhause alleine fit zu halten. „Ich brauche aber Training, sonst fällt mir die Decke auf den Kopf“, sagt sie. Vier-, fünfmal in der Woche hat sie deshalb auch etwas gemacht. Mal war sie joggen, mal hat sie Dinge aus dem Programm, das alle Spielerinnen von ihren Coaches bekommen haben, absolviert.

Dabei sei sie ganz schön kreativ geworden und hatte auch Gegenden entdeckt, in denen sie schon viele Jahre nicht mehr gewesen ist. Vor allem im Grunewald. „Am Anfang, als ich da zum ersten Mal gelaufen bin und mich dort nicht auskannte, habe ich aber den großen Fehler gemacht, zur Mittagszeit joggen zu gehen und das war kein Spaß“, erzählt sie, „da bin ich dann mehr Slalom gelaufen und man musste sich nur darum kümmern, dass man keinem zu nah kommt.“ Deshalb ist sie bei ihren weiteren Einheiten entweder vormittags oder abends laufen gegangen und hat die vielen Wege erkundet.

Die Ruhe und schöne Umgebung im Wald haben es ihr ganz besonders angetan, weshalb sie wahrscheinlich auch nach dem Ende der Pandemie auch noch öfter in den Grunewald gehen wird. Und auch das mit dem frühen Aufstehen dürfte sich bessern, so bald die Unis wieder normal öffnen und Leyla einen längeren Weg zur Vorlesung hat.