Seit mittlerweile dreieinhalb Wochen steckt unsere Mannschaft mitten in der Vorbereitung für die neue Spielzeit. Neben zahlreichen bekannten Gesichtern aus der letzten Saison sind auch unsere Neuzugänge Kenneth Ogbe, Johannes Thiemann, Martin Hermannsson und Rokas Giedraitis mit dabei. Wir stellen euch die vier ausführlich vor. Diesmal: Forward Rokas Giedraitis.


Seit mittlerweile dreieinhalb Wochen steckt unsere Mannschaft mitten in der Vorbereitung für die neue Spielzeit. Neben zahlreichen bekannten Gesichtern aus der letzten Saison sind auch unsere Neuzugänge Kenneth Ogbe, Johannes Thiemann, Martin Hermannsson und Rokas Giedraitis mit dabei. Wir stellen euch die vier ausführlich vor. Diesmal: Forward Rokas Giedraitis.


Zielstrebig und mit langen Schritten überquert Rokas Giedraitis die Markgrafenstraße in Berlin Mitte. Er kommt gerade vom Training, hat Hunger und weiß, wo das Problem gelöst werden kann. „Wir gehen Burritos essen“, sagt er und ergänzt: „Stefan Peno hat mir das Restaurant gezeigt.“ Noch ist Rokas Giedraitis auf Tipps wie den von unserem jungen Point Guard angewiesen. Erst seit einem knappen Monat weilt der Litauer in Berlin. Dass da noch vieles neu ist, versteht sich von selbst. Hinzukommt, dass der Orientierungsprozess von Rokas Giedraitis mehr ist, als nur der eines viel herumgekommenen Basketballers.

So ist das gerade begonnene Engagement hier bei ALBA BERLIN das erste im Ausland für Rokas Giedraitis. Sowohl in der Jugend als auch zu Beginn seiner Profikarriere spielte der Forward ausschließlich in der litauischen Heimat – bis er im Sommer seinen Dreijahresvertrag bei ALBA unterschrieb. Hier will der 26-Jährige jetzt seine internationale Karriere starten und auch abseits des Basketballs neues erleben. Dass er dies ausgerechnet in Berlin tut, hängt dabei auch mit einem ebenfalls litauischen Ex-Albatros zusammen.
 

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Um den Ursprung der Basketballleidenschaft unseres neuen Flügelspielers zu finden, muss man weit zurückschauen. Eine ganze Generation weit, um genau zu sein. „Mein Vater war ein sehr guter Spieler“, erzählt Rokas Giedraitis über Vater Robertas Giedraitis. „20 Jahre hat er in Litauen für den gleichen Klub gespielt und jetzt ist er Trainer dort“, sagt er und ergänzt: „Basketball war allgegenwärtig als ich klein war.“ Nicht mehr einfach nur immer da, sondern eine wirkliche Leidenschaft wurde der Sport für unsere Sommerverpflichtung spätestens irgendwann um dessen siebten Geburtstag herum. Damals, habe sein Vater ihn gefragt, ob er denn nicht auch selber spielen und sich im Basketball ausprobieren wollte. Der kleine Rokas wollte, probierte und machte sich gut.

Knapp zwanzig Jahre später stand diesen Sommer bereits beschriebener, erster Wechsel ins Ausland auf dem Plan. Dass dieser nach einem erfolgreichen Karrierestart beim Heimatklub in Siauliai und zwei starken Jahren bei Rytas Vilnius kein Zufall ist, erklärt Giedraitis wie folgt: „Ich wollte wirklich gerne woanders spielen und meine Karriere außerhalb Litauens starten. Ich wollte eine neue Situation inklusive Herausforderung. Deswegen bin ich sehr froh hier zu sein.“

Entscheidungshilfe bezüglich der Frage, welche Stadt das neue Hier werden würde, bekam unser neuer Flügelspieler von einem unserer alten Flügelspieler: Marius Grigonis. Durch die Nationalmannschaft kennen sich die beiden litauischen Landsleute schon länger und als das beidseitige Interesse ALBAs und Giedraitis aneinander ernster wurde, holte sich der eine Nationalspieler Rat beim anderen. „Ich habe Marius über alles ausgefragt. Wie ist der Coach? Wie ist die Stadt? Wie ist das Team?“, erinnert sich Rokas und ergänzt: „Er hat mir dann gesagt, dass ich hier glücklich werde. Bis jetzt hatte er recht.“
 

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Und doch gesteht der 2,00 Meter-Mann, dass der erste Wechsel ins Ausland mit einiger Spannung verbunden war und noch immer ist. Ein großer Schritt sei der Wechsel für ihn, betont er das Offensichtliche und fügt an: „Klar spielen wir hier immer noch Basketball, aber sonst ist natürlich einiges anders.“ Sei es die Tatsache, dass die 100.000 Menschen, die in Giedraitis Heimatstadt Siauliai wohnen in Berlin rund 35-mal unterkämen oder die neue Entfernung zur Familie. Umstände, an die man sich zweifelsfrei erst einmal gewöhnen muss. Davon, dass ihm dies jedoch eher früher als später gelingt, ist Rokas überzeugt.

Hilfreich dürften dabei auch die vergangenen zwei Jahre bei Rytas Vilinus sein, die sowohl sportlich als auch abseits des Parketts als eine Phase des Übergangs gedient haben. Während Rokas sich basketballerisch von einem talentierten Jungspieler zu einem auch international etablierten Akteur und Nationalspieler entwickelte, konnte er sich ganz nebenbei auch lebensraumtechnisch an Größeres gewöhnen. Glaubt man unserem Neuzugang, unterscheiden sich Vilnius und Berlin sogar weitaus weniger als man zunächst annehmen könnte. „Nur Fahrräder gibt es hier mehr", sagt er und fügt kopfschüttelnd und mit hochgezogenen Augenbrauen an: „Die fahren hier wirklich überall.“

Noch nicht überall, aber zumindest an so manch einem Ort in Berlin war auch Giedraitis mitsamt seiner Frau Aušra schon unterwegs. Die wenigen freien Vor- oder Nachtmittage würden sie nicht selten nutzen, um durch die Stadt zu laufen und ebendiese zu erkunden, sagt der Rechtshänder und begründet: „Wir wollen hier ja was sehen und nicht den ganzen Tag nur auf der Couch sitzen.“ Ganz so, wie es sich für ein erstes Auslandsengagement gehört. Insgesamt scheinen es die ersten Wochen in Berlin unserer Nummer 31 jedenfalls durchaus angetan zu haben. Einzig eine Sache fehlt laut dessen eigener Auskunft noch zur vollsten Zufriedenheit: „Jetzt muss nur noch die Saison so richtig losgehen.“