Nachdem unsere Albatrosse EuroLeague, Hauptrunde und Pokal hinter sich gelassen haben, beginnt nun die wichtigste und spannendste Phase der Saison: Am Donnerstag starten Coach Aito und seine Mannschaft in der 31. Saison der ALBA-Geschichte zum 31. Mal in die Playoffs um die Deutsche Meisterschaft.

Im Viertelfinale treffen sie dabei auf die Hamburg Towers. Das erste Spiel der Serie am Donnerstag wird live im Free-TV bei Sport1 und wie gewohnt auch bei MagentaSport übertragen.

Titelverteidiger ALBA trifft als Zweiter der Punktrunde im Viertelfinale mit Heimvorteil auf den Siebten Hamburg Towers, aber die Ausgangslage in der Serie ist nicht so deutlich wie die Tabellensituation: In der Punktrunde haben die Towers die Berliner als einzige Mannschaft zweimal geschlagen hat und werden entsprechend selbstbewusst ins Viertelfinale gehen.

Die Viertelfinalserie im Überblick:
Spiel 1 (20. Mai, Donnerstag, 19:00 Uhr): ALBA – Hamburg
Spiel 2 (22. Mai, Samstag, 20:30 Uhr): ALBA – Hamburg
Spiel 3 (24. Mai, Montag, 18:00 Uhr): Hamburg – ALBA
evtl. Spiel 4 (26. Mai, Mittwoch, 20:30 Uhr): Hamburg – ALBA
evtl. Spiel 5 (28. Mai, Freitag, 19:00 Uhr) ALBA - Hamburg

MagentaSport zeigt alle Spiele live. Das Auftaktspiel am Donnerstag wird aus der Mercedes-Benz Arena auch im Free-TV von Sport1 übertragen.

Alle Serien von Vierteflinale bis Finale werden wie gewohnt im Modus "Best-of-Five" gespielt, bei dem die Mannschaft die Serie für sich entscheidet, die zuerst drei Partien gewonnen hat. Anders ist in dieser Saison, dass das Heimrecht nicht nach jedem Spiel wechselt, sondern nach dem Schema "Heim-Heim-Auswärts-Auswärts-Heim" gespielt wird. Da für die Playoffs weniger Zeit zur Verfügung steht als sonst, soll damit dem staffen Zeitplan Rechnung getragen werden. In den anderen Serien treffen Ludwigsburg (1.) auf Bamberg (2.), Oldenburg (3.) auf Ulm (6.) und Bayern (4.) auf Crailsheim (5.). 

Hamburger Defense setzt gegnerischen Ballführer unter Druck

Markenzeichen der Hamburger ist ihre enorm intensive und physische Verteidigung, die den gegnerischen Ballführer so früh wie möglich – also spätestens an der Mittellinie – unter Druck setzt. Je mehr der Gegner so in die Enge getriebenen wird, desto leichter fällt es den Hamburgern, ihm den Ball mit flinken Fingern zu stehlen. Kein anderes Team in der easyCredit BBL verzeichnet mehr Steals (8,9 Steals pro Spiel) bzw. forciert beim Gegner mehr Ballverluste als die Hamburger (16,7 pro Spiel). Auch ALBA ließ sich z.B. bei der 68:75-Niederlage in Berlin am 10. April zu 21 Ballverlusten verleiten.

Diese Hamburger Spielweise erinnert nicht nur zufällig daran, wie Vechta während der vergangenen Jahre die Liga aufgemischt hat. Vechtas damaliger Headcoach, der 2019 als Trainer des Jahres ausgezeichnete Pedro Calles, ist nämlich im letzten Sommer nach Hamburg gewechselt, wo seine Defensive jetzt genauso erfolgreich funktioniert. Mit Spielmacher Max Di Leo hat Calles dabei praktischerweise gleich seinen defensiven Anführer aus Vechta nach Hamburg mitgebracht, der sich mit der unerbittlichen Defense, mit der er die gegnerischen Spielmacher über das gesamte Spilefeld unter Druck setzt, einen Namen als einer der besten Verteidiger in der Liga gemacht hat.

Kleiner US-Guard T.J. Shorts dribbelt die Gegner schwindelig

Wenn der gewöhnlich für die Towers das Spiel eröffnende Di Leo den gegnerischen Spielmacher schon etwas zermürbt hat, kommt T. J. Shorts von der Bank, der mit seinen 1,75 Metern der kleinste Spieler der Liga ist, dieses Handicap aber mit der enormen Schnelligkeit kompensiert, mit der er die gegnerischen Verteidigungsreihen schwindelig dribbelt. Trotz seiner geringen Körpergröße sucht und findet T.J. Shorts bevorzugt den direkten Weg in die Zone, wo er trickreich an den Big Men vorbei zum Korberfolg kommt oder Fouls zieht. Auch in der Defensive ist er als zweitbester Balldieb der Liga (1,8 Steals pro Spiel) oft schneller als seine Gegner. 

Zum dritten Schlüsselspieler im Hamburger Backcourt hat sich in dieser Saison der bei den Towers aufgewachsene 20-jährige Justus Hollatz gemausert, der mit seinen starken Leistungen sogar schon Interessenten in der NBA auf sich aufmerksam gemacht hat und seine Chancen beim nächsten Draft in der US-Profiliga auslotet. Der junge Spielmacher, der mit guter Ballbewegung und einem guten Auge für die Mitspieler im Februar als eines der größten deutschen Talente schon sein Debüt im Nationalteam feierte, ist schnell, mit 1,91 Metern aber deutlich größer als Di Leo und Shorts und ergänzt den Backcourt damit perfekt. 

US-Forward Kameron Taylor ist der  „Go-to-Guy“ der Towers

Ihren besten Spieler haben die Towers im versierten US-Forward Kameron Taylor gefunden, der im vergangenen Sommer zusammen mit Ex-Albatros Bryce Taylor aus Bamberg nach Hamburg gewechselt ist. Hatte der Musterathlet in Bamberg vor allem als 40-prozentiger Dreierschütze überzeugt, glänzt er nun in Hamburg schon über die gesamte Saison als kompletter Allrounder nicht nur mit starker Verteidigung (1,7 Steals pro Spiel), sondern fungiert auch in der Offensive als Hamburgs Go-to-Guy. Sein bisher bestes Saisonspiel machte er vor sechs Wochen mit 23 Punkten (4/6 Dreier), acht Steals, fünf Rebounds und vier Assists beim 75:69-Sieg in Berlin. 

Bester Dreierschütze im Hamburger Team ist mit 46 Prozent Bryce Taylor. Da der mittlerweile 34-jährige Ex-Albatros verletzungsbedingt aber elf Saisonspiele verpasst hat, brachte US-Forward Jordan Swing mit seiner 40-prozentigen Dreierquote für die Towers unter dem Strich in der Punktrunde die meisten Hamburger Distanztreffer ins Ziel. Für den routinierten Linkshänder, der mit 30 Jahren der zweitälteste Spieler im jungen Towers-Team ist, ist Hamburg nach Gastspielen in Australien, Spanien, Belgien und Israel schon die zehnte Station in seiner Profikarriere und überall stand sein Name für eiskalte Treffsicherheit von außen.

Der Este Maik Kotsar ist Hamburgs „Turm in der Schlacht“

Ein im Catch & Shoot zuweilen gefährlicher Dreierschütze ist auch Terry Allen, der die Towers vor acht Wochen in Hamburg mit 6/8 Dreiern zum 90:75-Sieg über ALBA warf, auch wenn er über die gesamte Saison gesehen für die Hansestädter nicht ganz so hochprozentig trifft wie im Vorjahr mit damals 41 Prozent für Göttingen. Mit seiner Athletik setzt sich der US-Power Forward aber auch in der Zone effektiv durch. Entlastet wird Terry Allen vom drahtigen Zac Cuthbertson, den die Hamburger aus der schwedischen Liga importiert haben und der sich auf der Position vier vor allem der Defensive widmet. 

Mit einem die Zone dominierenden kräftigen Center wie Maik Kotsar ist die Hamburger Offensive aber weniger auf Dreier angewiesen als viele andere Bundesligisten. Vielmehr nehmen die Towers sogar in der easyCredit BBL die meisten Zweier (40 pro Spiel). Der 123 Kilogramm schwere, aber recht bewegliche estnische Koloss ist dabei als Hamburgs Topscorer und bester Rebounder in dieser Saison der „Turm in der Schlacht“, der schon bei vielen Siegen den Unterschied ausmachte. Unterstützt wird Kotsar vom von den Bayern ausgeliehenen Marvin Ogunsipe und von Johannes Richter, die beide auch Erfahrung auf der Position vier aufweisen.

Hamburgs schillernder Joker: US-Guard Patrick Spencer 

Kurz vor dem Ende der Wechselfrist Ende März verpflichteten die Hamburger den US-Guard Patrick Spencer, der in den USA ein berühmter Lacrosse-Spieler war, sich nach dem College aber doch für eine Basketball-Karriere entschied. Der mit großer Vielseitigkeit und starker Physis auf den Positionen eins bis drei einsetzbare US-Amerikaner sprang in den letzten fünf Punktspielen für den verletzten Kameron Taylor stark in die Bresche und ist auch für die Playoffs – gerade bei diesem engen Terminplan - durchaus eine interessante Option, auch wenn Trainer Pedro Calles für ihn dann einen anderen Ausländer aus dem Team nehmen müsste. 

In der Punktrunde spielten die Towers überwiegend in folgender Aufstellung (in Klammern gerundete Saison-Stats/Spiel):

PG: Max Di Leo (17 min, 3 p), T. J. Shorts (27 min, 14p, 5 as, 2 st)
SG: Justus Hollatz (21 min, 6 p, 3 as), Bryce Taylor (16 min, 6 p), Osaro Rich (6 min)
SF: Kameron Taylor (29 min, 14 p, 5 rb, 3 as, 2 st), Jordan Swing (19 min, 10 p)
PF: Terry Allen (27 min, 11 p, 4 rb), Zac Cuthbertson (15 min, 5 p)
C: Maik Kotsar (29 min, 15 p, 7 rb), Marvin Ogunsipe (9 min), Johannes Richter (10 min, 4 p)

Stimmen zum Spiel:

Aito Garcia Reneses (ALBA-Headcoach): "Wir haben nur wenig Zeit, um uns auf die schwierige Serie gegen Hamburg vorzubereiten. Die Towers hatten dafür mehr Vorlauf und schon bei ihren beiden Siegen gegen uns in der Punktrunde waren sie sehr gut auf uns vorbereitet. Aber: Diesmal handelt es sich um eine Playoffserie und nicht nur um ein Spiel. Wir freuen uns sehr auf die Playoffs und vermissen gerade jetzt unsere Fans mehr denn je."

Louis Olinde (ALBA-Forward): "Wir haben natürlich noch im Hinterkopf, dass Hamburg uns in der Punkterunde zweimal schlagen konnte. Diese Niederlagen wollen wir in den Playoffs wieder gut machen. Die Niederlage im Pokalfinale motiviert uns als Team, uns in den Playoffs umso mehr reinzuhauen. Wir alle sind uns bewusst, dass wir in jedem Spiel alles geben müssen, um diese schwere Serie zu gewinnen."

Gut zu wissen: 

Ausgerechnet die beiden Ex-Albatrosse im Hamburger Team hatten in dieser Saison großes Verletzungspech. Hendrik Drescher, der 2016 als Nachwuchsspieler zusammen mit Jonas Mattisseck zu ALBA kam, erlitt in der Preaseason einen Kreuzbandriss und verpasst damit die gesamte Saison. Bryce Taylor, der von 2010 bis 2012 zwei Jahre lang das ALBA-Trikot trug und 2017/18 zusammen mit Maodo Lô für Bamberg spielte, musste in dieser Saison mit Beschwerden an der Achillessehne oft aussetzen, scheint aber pünktlich zu den Playoffs fit zu sein.

Auch die beiden Back-ups für den Towers-Center Maik Kotsar treffen im Viertelfinale gegen ALBA auf alte Bekannte. So spielte Marvin Ogunsipe 2018/19 bei Bayern München zusammen mit Maodo Lô. Johannes Richter lernte sein Center-Einmal-Eins bis 2014 zusammen mit Johannes Thiemann in Bamberg bzw. bei den angeschlossenen Kooperationspartnern Breitengüßbach und Baunach. Während „J.T.“ über Ludwigsburg zu ALBA kam, spielte „J.R.“ für Frankfurt, Bonn, Gotha, Würzburg und Gießen, bevor er im Januar nach Hamburg wechselte.

Hamburg Towers (Ø Stats easyCredit BBL 2020/21) 

Nr.NamePos.AltercmNat.BBLPktRbAs
0T.J. Shorts123175USA---14,32,85,2
2Jordan Swing2/330198USA---102,52
3Max DiLeo128181D/US2 J.3,31,21,1
6Osaro Rich122190GER---2,10,60,1
7Kameron Taylor2/326198USA2 J.14,35,33,4
11Maik Kotsar524211EST---15,36,51,8
12Johannes Richter527205GER9 J.3,72,50,3
21Justus Hollatz1/219191GER1 J.5,92,42,9
25Terry Allen427203USA1 J.11,34,31,6
26Marvin Ogunsipe4/525204D/AT4 J.2,41,90,3
30Hans Brase (verletzt)427205GER/US2 J.300
40Zac Cuthbertson3/424201USA---4,72,70,7
41Hendrik Drescher (verletzt)421204GER1 J.   
44Bryce Taylor234195D/US11 J.5,91,10,4
61Patrick Spencer1/224191USA---9,23,61,4

Head Coach: Pedro Calles (37 Jahre, ESP, dritte BBL-Saison, die erste mit Hamburg)

Hamburg Towers: Resultate der letzten drei Wochen:
29.4. Bayreuth – Hamburg (easyCredit BBL) 90:83 (N) Kotsar 23
02.5. Crailsheim - Hamburg (easyCredit BBL) 85:79 (N) Kotsar 26
04.5. Hamburg – Göttingen (easyCredit BBL) 93:91 (S) Shorts 24
09.5. Frankfurt – Hamburg (easyCredit BBL) 96:89 (N) Shorts 17

ALBA BERLIN: Resultate der letzten drei Wochen:
30.4. Vechta – ALBA (easyCredit BBL) 81:82 (S) Schneider 18
02.5. Würzburg – ALBA (easyCredit BBL) 79:99 (S) Eriksson 21
04.5. ALBA – Ludwigsburg (easyCredit BBL) 79:78 (S) Giffey 16
09.5. Chemnitz – ALBA (easyCredit BBL) 81:01 (S) Eriksson 17
15.5. Göttingen – ALBA (BBL Pokal TOP4) 96:102 (S) Thiemann 24
16.5. München - ALBA (BBL Pokalfinale) 85:79 (N) Granger 17

ALBA-Bilanz gegen die HH Towers: 1:2
100:75 am 22. Dezember 2019 in Hamburg
75:90 am 23. März 2021 in Hamburg
68:75 am 10. April 2021 in Berlin