Diese Dramaturgie hätte man sich nicht besser ausdenken können: Am letzten Spieltag der EuroCup-Vorrunde spielen unsere Albatrosse zuhause im direkten Duell gegen Lokomotiv Kuban um den Gruppensieg. Den zweiten Platz in Gruppe B hat unser Team bereits sicher, kann Krasnodar mit einem Sieg in der Mercedes-Benz Arena am Mittwoch (19.12., 20:15 Uhr) aber noch überholen. Bei einem ALBA-Sieg stünden beide Teams bei 8:2 und Coach Aito und seine Mannschaft hätten dank zwei Erfolgen gegen die Russen im direkten Vergleich die Nase vorn.

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Die Situation um unseren eigenen Tabellenplatz ist damit geklärt und einfach zu verstehen. Sieg gleich Platz eins, Niederlage gleich Platz zwei. Aber welche Gegner erwarten uns dann im TOP16, das in der ersten Januarwoche beginnt? Da die TOP16-Gruppen nach einem vorab definierten Schlüssel vergeben werden, zeichnet sich schon jetzt ab, mit wem wir es im TOP16 als Gruppensieger und mit wem als Zweiter zu tun bekommen würde.

Als Erster gegen ASVEL, Frankfurt und ?

Als Gruppensieger würde ALBA dann die Gruppe F anführen, in der ASVEL Villeurbanne (Zweiter der Gruppe C) und die Skyliners Frankfurt (Dritter der Gruppe D) bereits als Gegner feststehen. Abgerundet wird die Top16-Gruppe F vom Vierten der Gruppe A. Je nach dem Ausgang der letzten Spiele können das Brescia aus Italien (zu 50 %), Ratiopharm Ulm (zu 35 %), Roter Stern Belgrad (zu 10 %) oder MoraBanc Andorra (zu 5 %) werden. Die Prozentwerte sind natürlich nur eine grobe Einordnung anhand bisheriger Ergebnisse und Faktoren wie Heimrecht oder benötigter Schützenhilfe.

Als Zweiter gegen Monaco, Vilnius und ?

Als Gruppenzweiter würde ALBA dann in der Gruppe E landen, für die bereits AS Monaco (als Erster der Gruppe A) und Rytas Vilnius (als Vierter der Gruppe D) qualifiziert sind. Abgerundet wird die Top16-Gruppe E vom Dritten der Gruppe C. Je nach dem Ausgang der letzten Spiele können das Zenit St. Petersburg (zu 50 %), Türk Telekom Ankara (zu 30 %) oder Partizan Belgrad (zu 20 %) werden. 

Gegner-Vorstellung: Lokomotiv Kuban Krasnodar

Vor zehn Jahren stellte die russische Eisenbahn im Basketball die Weichen auf Erfolg, indem sie den von ihr finanzierten Klub nach Krasnodar umsiedelte, wo – im Gegensatz zum vorherigen Standort Rostov am Don – eine Europaliga-taugliche Halle zur Verfügung stand. Seit 2011 spielt Lokomotiv Kuban Krasnodar mit großem Erfolg regelmäßig im EuroCup, den die Russen 2013 gewannen, oder in der EuroLeague, wo sie 2016 das damals in Berlin ausgetragene Final Four erreichten.

Neuer Trainer hat mit Loko noch kein EuroCup-Spiel verloren

2015 scheiterte „Loko“ im EuroCup nach 19:0 Siegen erst im in Bilbao ausgetragenen Finale an Unics Kazan. Auch im Vorjahr marschierten die Russen mit 20:0 Siegen durch den EuroCup, um dann erst im Finale sensationell Darüssafaka Istanbul zu unterliegen. Dass die erfolgsverwöhnten Eisenbahner in dieser Saison schon in der Vorrunde am 31. Oktober gegen ALBA ihre erste Niederlage hinnehmen mussten, sorgte in Krasnodar für das sofortige Ziehen der Notbremse. Trainer Sasa Obradovic – im Vorjahr mit Loko noch „Trainer des Jahres“ im 7DAYS EuroCup – wurde vom Assistenztrainer Vladimir Jovanovic abgelöst.

Unter dem Serben, der seine Trainerkarriere bei Partizan Belgrad begann und in den vergangenen beiden Jahren die Nachwuchsarbeit in Krasnodar geleitet hatte, hat Loko mit Siegen über Gdynia und Zagreb sowie in Limoges und Bursa im EuroCup kein weiteres Spiel verloren – obwohl zuletzt nach dem französischen Center-Hünen Moustapha Fall auch US-Guard Isaiah Whitehead verletzt ausgefallen ist. Auch beim Endspiel um den Gruppensieg in Berlin kann Trainer Jovanovic nicht auf diese beiden Spieler zurückgreifen, die im Hinspiel gegen ALBA vor sieben Wochen mit 14 bzw. 16 Punkten zu den Topscorern zählten.

Jamel McLean und JaJuan Johnson: Ein athletisches Innen-Duo

Aber auch ohne Fall und Whitehead bleiben Trainer Jovanovic noch sechs hochkarätige Ausländer und vier russische Nationalspieler, womit Loko auch „ohne zwei“ ein Favorit auf den EuroCup-Gewinn bleibt. Für den verletzten französischen Center Fall startet jetzt Vladimir Ivlev, aber letztlich spielt Jamel McLean die meisten Minuten auf der Centerposition. Damit ist Loko zwar deutlich kleiner als im Hinspiel aufgestellt, aber nicht ungefährlicher. Mit dem genauso athletischen 2,08 Meter großen US-Power JaJuan Johnson bildet der Ex-Albatros nämlich ein sehr athletisches Innen-Duo, das auf viele verschiedene Weisen zum Korberfolg kommt und damit für Unruhe in der gegnerischen Zone sorgt.

Auf dem Flügel strahlt der im Sommer aus Bamberg nach Krasnodar gewechselte athletische US-Forward Dorell Wright mit seinen 2,06 Metern vor allem aus der Distanz die größte Korbgefahr aus. Der aktuell wohl beste polnische Nationalspieler Mateuzs Ponitka ist acht Zentimeter kleiner und nicht so athletisch, ist aber ebenfalls ein exzellenter Schütze, guter Rebounder und vielseitiger Verteidiger auch gegen größere und kleinere Gegenspieler. Am vorigen Spieltag war der Pole mit 17 Punkten und acht Rebounds der Matchwinner beim 80:76 über Cedevita Zagreb.

Kapitän Dmitry Kulagin ist Lokos Go-to-Guy im Backcourt

Im Backcourt ist Kapitän Dmitry Kulagin, der 2016 an der Seite von Milos Teodosic mit ZSKA Moskau beim Final Four in Berlin EuroLeague-Champion wurde, der Anführer des Loko-Teams. Der für seine 26 Jahre mit gutem Ballhandling schon sehr erfahren und abgeklärt wirkende Combo Guard ist – erst recht in Abwesenheit von Isaiah Whitehead – bei Lokomotiv Kuban mit einem guten Wurf aus der Halb- und Dreierdistanz der Go-to-Guy für die kritischen Würfe. Wie ein Spielmacher liest er aber auch sehr gut die gegnerische Verteidigung und übersieht nur selten den noch besser postierten Mitspieler.

Auch der im Sommer nach Krasnodar gewechselte Vitaly Fridzon war 2016 bei ZSKAs EuroLeague-Triumph in Berlin dabei. Der mittlerweile 33-jährige Nationalspieler ist ein gefährlicher Dreierschütze, der sich zudem durch ein exzellentes Spiel ohne Ball auszeichnet. An seiner Seite startet gewöhnlich Dmitry Khvostov, der als Spielmacher der russischen Nationalmannschaft neben den vielen Combo Guards der einzige auf die Spielmacherrolle festgelegte Guard bei Lokomotiv Kuban ist. Abgerundet wird der Backcourt vom US-amerikanischen Combo Guard Trevor Lacey, einem abgezockten und exzellenten Pick&Roll-Spieler.