Kein anderer Spieler steht derzeit mehr im Rampenlicht als Luke Sikma. Erst wurde der vielseitige Power Forward als EuroCup-MVP ausgezeichnet, dann spielt er mit ALBA das Finale um den EuroCup, in dem die Berliner ausgerechnet auf Lukes früheres Team treffen. Obendrein ist ihm mit Valencia genau das passiert, was er nun mit seinen Albatrossen erreichen will: Nach einer 1:0-Führung in einem EuroCup-Finale mit Heimvorteil noch 1:2 zu verlieren. Da können auch wir nicht anders und sprechen mit Luke Sikma über eben diese Serie.

Luke, herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum EuroCup-MVP. Was bedeutet dir diese Auszeichnung?

LS: Den MVP-Award zu bekommen, ist natürlich eine wirklich große Ehre für mich. Vor allem ist er aber eine Auszeichnung für unsere gesamte Mannschaft. Schließlich kommt ein Spieler nicht für so eine Ehre in Frage, wenn sein Team schlecht spielt. Insofern steht die Auszeichnung symbolisch für den Finaleinzug, der für uns als Mannschaft ein großer Erfolg ist.

Vor der Finalserie gegen Valencia wurde gesagt, dass ihr am oberen Limit spielen müsst, um eine Chance zu haben. In Spiel eins ist euch das nur phasenweise gelungen ...

LS: Wir sind gleich schlecht in die Partie gekommen und mussten im zweiten Viertel einige schwierige Würfe treffen, um noch einmal auszugleichen. Aber nach dem Seitenwechsel konnten wir leider nicht daran anknüpfen, weil wir zu viele Rebounds abgegeben haben. Durch viele Offensivrebounds hatte Valencia immer wieder zweite und dritte Chancen, die sie clever ausgenutzt haben. Valencia hat dazu auch noch starke Dreier getroffen, aber das haben wir auch getan. Entscheidend war, dass die fehlenden Rebounds unser Spiel langsam gemacht haben. Wir brauchen Rebounds, um unsere Schnellangriffe laufen zu können, die ein wesentlicher Bestandteil unseres Spiels sind.

Es gab auch zu viele Situationen, in denen ihr euch zwar gute Wurfchancen erspielt, die dann aber nicht genutzt habt.

LS: Ja, wir haben zu viele leichte Chancen liegen gelassen, aber entscheidend waren die verpassten Rebounds. Am Freitag müssen wir besser rebounden. Dann wird das ein ganz anderes Spiel, das wir dann auf unsere Weise auch gewinnen können und dann sehen wir uns in Valencia wieder.

Dass Valencia mehr Erfahrung im Team hat, war auch nicht zu übersehen?

LS: Ja, die haben mehrere Spieler in der Mannschaft, die aus Erfahrung nicht nur wissen, worauf es in einem Finale ankommt, sondern die es auch verstehen, eine Topleistung gerade in einem solchen Spiel zu erbringen. Da darfst du nicht vor der Bedeutung des Spiels erschrecken.

Sind drei Tage genug, um das von Valencia zu lernen?

LS: Wir haben keine andere Wahl. So ein Finale zu spielen, ist eine spezielle Erfahrung, weil der Druck einfach größer ist – selbst, wenn du der Außenseiter bist. Aber so wie schon frühere Niederlagen uns nur noch mehr zusammengeschweißt haben, gehe ich davon aus, dass wir auch diese Erfahrung aus dem ersten Spiel positiv nutzen können. Die Serie ist mit dieser Niederlage noch nicht entschieden. Wir haben am Freitag die Gelegenheit zum Ausgleich und die wollen wir nutzen. 
 

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Hat die Atmosphäre in der Halle euch beeindruckt?

LS: So wie ich es aus meiner Zeit in Valencia kenne und wie ich es erwartet habe, war das am Dienstag ein richtiger Hexenkessel, der das eigene Team beflügelt und den Gegner einschüchtert. Am Freitag in Berlin werden aber wir die Kulisse hinter uns haben. Auch dadurch werden wir am Freitag eine größere Siegchance haben.

Du warst in Valencia ein gefragter Interview-Partner – nicht nur, weil du gerade als MVP ausgezeichnet wurdest, sondern weil du früher für Valencia gespielt hast. Lenkt so etwas vor einem so wichtigen Spiel ab?

LS: Nein, denn ich kenne das Profigeschäft ja nun schon etwas länger. Wenn du als junger Spieler so ins Rampenlicht gezerrt wirst, dann kann das vielleicht zum Problem werden, aber ich kann damit ganz gut umgehen. Ich habe mich gefreut, so viele bekannte Gesichter aus meiner Zeit in Valencia mal wiederzusehen.

Welche Erinnerungen hast du an Valencia?

LS: Auf jeden Fall, wie wir die spanische Liga gewonnen haben. Das war eine große Genugtuung am Ende einer schwierigen Saison, in der wir das Pokalfinale gegen Real Madrid verloren haben und dann auch noch das EuroCup-Finale gegen Malaga. Als wir dann das Finale um die Meisterschaft erreicht haben, waren wir gegen Real der Außenseiter, aber irgendwie haben wir sie überraschen können. Das war schon Wahnsinn, was da dann abging, denn das war der erste spanische Meistertitel für Valencia. Wie wir das mit der Mannschaft und den Fans gefeiert haben, werde ich nie vergessen.

Viele deiner Mitspieler aus jener Meistermannschaft spielen heute immer noch für Valencia. Stehst du noch in regelmäßigem Kontakt  zu ihnen?

LS: Ja, ich habe immer noch zu vielen gute Kontakte und mit einigen bin ich sogar noch heute befreundet. Das sind für mich in dieser Finalserie sehr vertraute „Feinde“, aber während der Finalserie ruht diese Freundschaft natürlich.

Das EuroCup-Finale gegen Malaga habt ihr damals trotz Heimvorteil verloren?

LS: Ja, und das war eine ganz bittere Erfahrung. Wir haben das erste Spiel zu Hause gewonnen, dann das zweite in Malaga verloren. Natürlich gingen alle davon aus, dass wir in Spiel drei zu Hause dann alles klar machen würden und wir lagen zu Beginn des vierten Viertels auch schon mit 14 Punkten vorne, aber in den letzten vier, fünf Minuten war der Korb für uns wie vernagelt und wir haben das Spiel und die Serie tatsächlich noch verloren. Das war eine der bittersten Niederlagen in meiner Karriere. Aber die hat mich auch gelehrt, dass ein Sieg im ersten Spiel einer Serie „best-of-three“ noch lange nicht die Entscheidung ist.