Die wilde Fahrt geht weiter: Zwei Tage nach dem Heimspiel gegen Roter Stern Belgrad steht am Donnerstag (21.11., 20 Uhr) schon der nächste EuroLeague-Gegner vor der Tür der Mercedes-Benz Arena. Das Gastspiel von Olympiakos Piräus am zehnten Spieltag der Turkish Airlines EuroLeague ruft dabei in Berlin Erinnerungen an die ersten Schritte der Albatrosse in der europäischen Königsklasse wach.

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Rivalität mit Panathinaikos erreichte unrühmlichen Höhepunkt

Sein allererstes Spiel in der damals noch von der FIBA organisierten Europaliga gewann ALBA BERLIN nämlich vor 23 Jahren am 19. September 1996 in Piräus 67:64. Noch denkwürdiger war aber das Rückspiel gegen Olympiakos sieben Wochen später am 6. November. Da lag ALBA 20 Sekunden vor Schluss schon 56:61 zurück, gewann das Spiel aber nach einer legendären Aufholjagd noch 62:61. Olympiakos warf das nicht aus der Bahn. Die Griechen gewannen am Ende die Europaliga und ALBA konnte sich als das einzige Team rühmen, das in jener Saison den Champion zweimal geschlagen hat.

Auch in der neuen, von den großen Clubs selbstverwalteten EuroLeague hat Olympiakos den Titel 2012 und 2013 gewonen und kommt somit als dreifacher Europaliga-Champion in die Mercedes-Benz Arena. Daheim in Griechenland ist die Geschichte des zwölffachen Meisters von der Rivalität mit dem Lokalrivalen Panathinaikos geprägt. Die erreichte am Ende der vergangenen Saison einen unrühmlichen Höhepunkt, als Olympiakos aus Protest gegen Benachteiligungen durch die Schiedsrichter das Pokalhalbfinale gegen Panathinaqikos verließ und einige Wochen später gar nicht erst zum Ligaspiel gegen den Erzrivalen antrat.

37-jähriger Vassilis Spanoulis ist der unbestrittene Anführer

Kaum hatte der griechische Verband Olympiakos daraufhin aus der Liga geworfen, ereilte den Club im Sommer die nächste Hiobsbotschaft, als Trainer David Blatt öffentlich machte, dass er an fortschreitender multipler Sklerose erkrankt ist. Der zunächst gefasste Plan, trotzdem das Traineramt weiter auszuüben, ließ sich nicht durchhalten. Schon nach dem ersten Spieltag einigte sich der beliebte Headcoach mit der Vereinsführung auf eine Auflösung des Vertrags. Seitdem führt der bisherige Assistenztrainer Kestutis Kemzura die Mannschaft, die ohne Spiele in Griechenland als einzige in der diesjährigen EuroLeague keine Doppelbelastung schultern muss.

Der unbestrittene Anführer in seiner zehnten Saison für Olympiakos ist der 37-jährige Vassilis Spanoulis, einer der besten Guards in der Geschichte der EuroLeague. Der Nationalspieler (Europameister 2005) gewann 2009 (noch mit Panathinaikos) sowie 2013 und 2014 (mit Olympiakos) die EuroLeague, wurde 2013 sogar MVP der EuroLeague und gilt als der Prototyp eines Combo Guards, also eines Spielers, der sein Team nicht nur mit Pässen füttert, sondern auch korbgefährlich ist und exzellent verteidigt. An seiner Seite steht mit dem 22-jährigen Antonis Koniaris ein vielversprechendes Talent bereit, um in Spanoulis’ Fußstapfen zu treten.

Kostas Papanikolaou der Schlüsselspieler auf dem Flügel

Hinter diesem griechischen Duo drängeln sich vier US-Guards um Einsatzzeiten auf den Positionen eins und zwei, darunter die Ex-Albatrosse Will Cherry und Taylor Rochestie. Will Cherry wurde im April noch von David Blatt engagiert, um den Backcourt für die griechischen Playoffs zu verstärken. Taylor Rochestie kam Anfang November bereits auf Wunsch von Kestutis Kemzura nach Piräus. Die anderen beiden Backup-Guards sind Wade Baldwin, der in den letzten drei Jahren in der NBA nur sporadisch zum Einsatz kam, und Kevin Punter, der mit seiner Korbgefährlichkeit 2018 AEK Athen und 2019 Bologna zum Gewinn der Champions League führte.

Auf dem Flügel ist der Nationalspieler Kostas Papanikolaou nach seiner Rückkehr aus der NBA schon in der fünften Saison in Folge (und insgesamt neunten) für Olympiakos ein Schlüsselspieler. Mit seinen 2,04 Metern und langen Armen ist der Linkshänder in der Verteidigung ein großer Faktor, aber mit seinen Dreiern und Dunkings hat er auch immer das Zeug zum Topscorer. Mit dem nur 1,93 Meter messenden US-Amerikaner Brandon Paul auf dem Flügel wird Olympiakos schneller und überhaupt nicht weniger korbgefährlich. In der Defense gleicht der athletische und explosive US-Amerikaner die fehlende Größe auch durch seine große Spannweite aus.

Georgios Printezis und Nikola Milutinov dominieren in der Zone

Wenn man irgendwann in Piräus Spanoulis ein Denkmal errichten wird, dann wird gleich daneben eines von Georgios Printezis stehen, der großen Anteil an den EuroLeague-Titeln 2013 und 2014 hatte und trotz eines dreijährigen Ausflugs in die spanische Liga schon seine 15. Saison für die „Roten“ spielt. Seine kaum zu verteidigenden Bewegungen in der Zone und sein geniales Zusammenspiel mit Spanoulis waren in dieser Dekade das Markenzeichen von Olympiakos Piräus. Neben diesem Power Forward der Extraklasse bleibt selbst der im Sommer aus Bamberg nach Piräus gewechselte Augustine Rubit nur ein Nebendarsteller.

Acht Jahre lang hieß bis 2018 der Topscorer von Olympiakos immer Spanoulis oder Printezis. Erst in der vergangenen Saison erzielte mit Center Nikola Milutinov ein anderer Spieler die meisten Punkte. Dabei hat der serbische Nationalcenter, der natürlich auch der beste Rebounder im Team ist, mit erst 25 Jahren die besten Jahre seiner Center-Karriere noch vor sich und deutete in den letzten Spielen an, dass er in dieser Saison in der Zone noch dominanter agieren wird als im Vorjahr. Der Ende Oktober als Backup-Center verpflichtete US-Amerikaner Willie Reed spielt seine erste EuroLeague-Saison, hat mit 29 aber schon mehr Erfahrung als Milutinov.

Olympiakos verliert in München nach deutlicher Führung noch 82:85


Olympiakos war am Dienstag zu Gast bei Bayern München und sah dort zu Beginn des Schlussviertels mit 67:55 bereits wie der Sieger aus. Aber die Bayern drehten das Spiel mit starker Verteidigung und Dreiern von Maodo Lo in den letzten sieben Minuten noch zum 85:82-Sieg. Olympiakos startete mit dem Guard-Duo Spanoulis und Koniaris, doch in Führung gingen die Griechen erst mit Taylor Rochestie (9 Punkte und 6 Assists) und Wade Baldwin (19 Punkte) im Aufbau. Will Cherry blieb als 13. Spieler draußen. Auf den großen Positionen waren Kostas Papanikolaou (10), Georgios Printezis (12) und Nikola Milutov (14) die gewohnten Topscorer.

Olympiakos ist mit folgendem 13er Kader zu den beiden Spielen nach Deutschland gekommen (in Klammern die gerundeten EuroLeague-Stats 2019/20):
PG: Vasilis Spanoulis (23 min, 9 p, 4 as), Taylor Rochestie (15 min, 6 p 3 as), Cherry (19 min)
SG: Antonios Koniaris (12 min, 2 p),  Wade Baldwin (15 min, 4 p). Kevin Punter (22 min, 9 p)
SF: Kostas Papanikolaou (19 min, 5 p, 2 rb), Brandon Paul (21 min, 10 p, 3 rb)
PF: Georgios Printezis (27 min, 12 p, 4 rb), Augustine Rubit (14 min, 5 p), Vezenkov (5 min)
C: Nikola Milutinov (27 min, 11 p, 10 rb), Willie Reed (9 min, 4 p, 2 rb)

Gut zu wissen:


Mit Will Cherry und Taylor Rochestie kehren – wenn sie denn eingesetzt werden – zwei ehemalige Albatrosse im Olympiakos-Trikot zurück in die Mercedes-Benz Arena. Will Cherry, der 2016 mit ALBA Pokalsieger wurde, spielte in den folgenden Jahren für Gaziantep (Türkei) und Cedevita Zagreb (Kroatien), bevor er sich 2018 den Golden State Warriors anschloss, die ihn aber nur in der G-League für Santa Cruz spielen ließen. Taylor Rochestie, der mit ALBA 2011 deutscher Vizemeister wurde, kam weiter herum: Le Mans (Frankreich), Vitoria (Spanien), Biella und Siena (Italien), Nizhny Novgorod (Russland), Maccabi Tel Aviv (Israel) und Lokomotiv Kuban (Russland), Roter Stern Belgrad sowie die Fujian Sturgeons, die Tianjin Gold Lions und Anhui Wenyi in China waren die Stationen des Texaners in den letzten acht Jahren.

Georgios Printezis spielte von 2009 bis 2011 in Spanien unter Coach Aito für Unicaja Malaga. Willie Reed spielte in der vergangenen Saison zusammen mit Tyler Cavanaugh in der G-League für Salt Lake City. Der Greko-Bulgare Alexander Vezenkov spielte von 2015 bis 2017 zusammen mit Stefan Peno und Marcus Eriksson für den FC Barcelona. Während Stefan in diesen Jahren zumeist noch für Barcelonas zweite Mannschaft spielte, waren Vezenkov und Marcus feste Mitglieder der ersten Mannschaft, die 2016 im spanischen Finale Real Madrid unterlag und 2017 schon im Viertelfinale am späteren Überraschungsmeister Valencia (mit Luke Sikma) scheiterte.

Olympiakos Piräus (Statistik Turkish Airlines EuroLeague 2019/2020)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

EL

Pkt/Sp

Rb/Sp

As/Sp

0

Kevin Punter

2

26

193

USA

---

8,5

2,1

0,9

1

Taylor Rochestie

1

34

186

USA

5 J.

6,3

1,0

2,5

2

Wade Baldwin

1/2

23

193

USA

---

4,3

1,8

1,0

3

Brandon Paul

2/3

28

193

USA

1 J.

9,8

3,4

1,1

6

Antonios Koniaris

1/2

22

196

GRE

1 J.

2,0

0,7

1,1

7

Vassilis Spanoulis

1/2

37

193

GRE

13 J.

9,4

1,4

3,8

10

Will Cherry

1

28

185

USA

1 J.

4,5

1,7

1,8

11

Nikola Milutinov

5

25

213

SRB

6 J.

10,6

10,1

1,1

14

Sasha Vezenkov

4

24

206

GRE

4 J.

0,9

0,4

0,3

15

Georgios Printezis

4

34

205

GRE

16 J.

11,8

3,6

1,1

16

Kostas Papanikolaou

3

29

204

GRE

9 J.

4,9

2,4

1,1

20

Aleksej Pokusevski

4/5

18

211

SRB

1 J.

 

 

 

21

Augustine Rubit

4/5

30

203

USA

1 J.

4,7

2,9

0,2

33

Willie Reed

5

29

211

USA

---

4,0

2,3

0,0

Head Coach: Kestutis Kemzura (49, LTU, zweite EuroLeague-Saison, die erste mit Olympiakos)
Assistenztrainer: Giorgos Dedas (GRE), Michalis Kalavros (GRE)

ALBA-Bilanz gegen Olympiakos: 2:6
2 Siege – 6 Niederlagen (FIBA-Europaliga 2:2 / EuroLeague 0:4)
Höchster Sieg: 67:64 am 19. September 1996 in Piräus (Europaliga)
Höchste Niederlage: 65:94 am 12. November 1998 in Piräus(Europaliga)

Stimme vor dem Spiel


Landry Nnoko: „Ich haben den Eindruck, dass wir als Mannschaft über bessere Wurfquoten langsam ein wenig in unseren Rhythmus gekommen sind. Das gibt den Spielern Selbstvertrauen und in dieser guten Atmosphäre freuen wir uns jetzt auf das zweite Spiel in dieser Woche. Gegen Olympiakos zu spielen wird ein echter Härtetest, weil sie viele erfahrene Spieler im Team haben. Aber nach so vielen Auswärtsspielen ist es wirklich schön, wieder vor unseren Fans zu spielen.“